Vor den Umbauarbeiten war das Bad im Erdgeschoss ein ziemliches Loch. Schon seit Jahren hatte es niemand mehr verwendet, und auch davor war es nie renoviert worden. Nach der Renovierung ist von dem alten Loch zum Glück nichts mehr zu erkennen!
Moderne japanische Bäder bestehen aus drei Räumen: Toilette, Gesichtswaschraum (洗面所) bzw. Ausziehraum (脱衣所), und Bad. Dass nicht, wie in Deutschland, alles in einem Raum ist, hängt damit zusammen, dass in einem japanischen Bad, also dort, wo man duscht und badet, alles nass wird. Alles.
Im Ausziehraum stehen deswegen z.B. die Waschmaschine und das Waschbecken, und auch Handtücher etc. sind dort untergebracht. Unser neues Waschbecken ist ziemlich groß, und wir haben endlich genug Platz, als dass sowohl der Rasierapparat meines Mannes (das Schwarze rechts) und meine Cleansingbürste (Panasonic EH-SC63, links und weiß) nicht ständig herunterfallen. In dem simplen Regal von Muji sind neben den großen Handtüchern auch unsere Wäschebeutel. 🙂 Ein Handtuchaufhänggestell haben wir auch schon bestellt.
Einige haben es sicher bereits auf Facebook gesehen, aber trotzdem noch einmal für alle: Am Eingang zu unserem Bad hängt ein Noren (のれん), ein typisch japanischer Vorhang, wie man ihn in alten Geschäften und Restaurants findet.
Das ゆ (Yu) auf ihm steht für “heißes Wasser” (湯) und ist so auch in Badehäusern zu finden. Wir haben ihn gekauft, weil wir große Fans von “Chihiros Reise ins Zauberland” sind. Am Eingang zu dem dort vorkommenen Badehaus hängt auch ein solcher Vorhang. 😀
Eigentlich wollten wir ihn im Internet bestellen, nur leider waren wir uns dort wegen der Qualität nicht ganz sicher. Also fuhren wir stattdessen nach Asakusa, wo es alles mögliche an Ladenausstattung zu kaufen gibt, und bezahlten viel mehr, als wir uns vorgenommen hatten. Egal, dafür ist er hübsch.
Das Bad-Bad, also der Ort mit der Dusche und der Badewanne, ist von der Größe her wie unser altes. Wir mussten uns also nicht einmal groß umstellen. 🙂 Nur die Badewanne ist etwas breiter, was beim gemeinsamen Baden nur von Vorteil ist. Meine Lieblingsfunktion bei der Badewanne ist, dass man auf Knopfdruck die Wanne volllaufen lassen kann, ohne dass Überschwemmungsgefahr besteht. Ist der vorher festgelegte Wasserpegel erreicht, kommt kein Wasser mehr nach. Das ist in Japan nicht sonderlich revolutionär, erleichtert mir den Alltag aber ungemein.
Normalerweise hat man bei japanischen Bädern einen Höhenunterschied, weil der gesamte Raum (Unit) in den Raum eingepasst wird. Etwas schwer zu erklären, aber durch diese Bauweise braucht man normalerweise extra Platz für den Abfluss, wodurch eine Stufe entsteht. Wir hatten Glück, denn der Boden war früher im Bad selbst tiefer als im Ausziehraum, weswegen beide Räume jetzt auf der gleichen Höhe sind.
Bei unserer Toilette haben wir uns gegen viele Zusatzfunktionen entschieden. Ich persönlich brauche keine Funktion, die mir den Hintern abwäscht. 😉 Dafür ist der beheizte Toilettensitz, über den ich anfangs spottete, tatsächlich ganz nett.
Die Holzplatte hinter der Toilette ist nicht etwa da, um Blumen hinzustellen, sondern lässt sich öffnen.Dort drin ist alles, was man plötzlich brauchen könnte – Toilettenpapier, Tampons, Kloreiniger.
Sowohl in der Küche als auch am Waschbecken verwenden wir kleine Handtücher, für die Toilette setzen wir aber ganz auf 手ぬぐい (Tenugui). Das sind sehr dünne Baumwollhandtücher mit Druck, die an den langen Seiten Webkanten haben, an den kurzen aber einfach nur abgeschnitten sind. Dadurch, dass sie so dünn sind, trocknen sie auch in der hohen Luftfeuchtigkeit, die hier im Sommer herrscht, sehr schnell. Das Tenugui, dass auf dem Foto dort hängt, ist aus 大分 Ôita. Wir haben auch welche mit Star Wars, Katzen, Fischen, Ghibli-Charakteren und eins von der Lufthansa. Haben wir bei einem Deutschlandfest gewonnen. 😀
Hiermit endet der Rundgang erst einmal. Was ihr bisher nicht gesehen habt, sind drei Bereiche: Flur, Abstellkammer und Kinderzimmer. Wobei, das Kinderzimmer ist derzeit auch mehr eine Abstellkammer. 😉 Der Flur ist, weil das Haus eben alt ist, sehr schmal. Wir haben versucht, dass zumindest ein wenig auszugleichen, indem wir die Türen zu Toilette, Bad und Kinderzimmer in Schiebetüren umgewandelt haben. Dann bekommt man immerhin nicht plötzlich eine Tür ins Gesicht geschlagen. Das Kinderzimmer ist für meine persönliche Vorstellung von einem Kinderzimmer winzig, laut meinem Mann aber japanischer Standard. Und die Abstellkammer ist… eine Abstellkammer. Schmal, mit Regalbrettern an einer Seite.
Ich hoffe, ihr konntet einen kleinen Einblick in die neue Wohnung gewinnen! 🙂