Mein liebstes Firefox-Add-on: Rikaichan.

スクリーンショット 0027-08-08 13.54.49Letztens stellte ich fest, dass nicht alle Japaninteressierten das beste, aber kostenlose, Add-on aller Zeiten kennen! Ihr sprecht ein bisschen Japanisch und wollt am japanischen Internet teilhaben, aber ständig Worte nachzuschlagen stört euren Lesefluss? Dann ist Rikaichan das perfekte Add-on für euren Browser. 🙂

Derzeit ist es für Firefox, Thunderbird und Seamonkey zu haben. Man lädt einfach das Add-on und die zugehörigen Wörterbuchdateien (Japanisch zu Englisch, Deutsch, Niederländisch, Französisch oder Russisch) herunter, aktiviert die App entweder per Rechtsklick oder Button in der Menüleiste und schwupps wird alles, worüber man mit dem Zeiger fährt, übersetzt.

Es wird nicht nur übersetzt, man bekommt die Lesungen dazu, und bei deklinierten oder konjugierten Wörtern wird einem die Grundform plus wie sie verändert wurde, angezeigt. Mit einem Druck auf die Enter-Taste bekommt man auch zusätzliche Informationen über Kanji.

スクリーンショット 0027-08-08 14.03.16Ich ärgere mich manchmal, wenn ich eine Lesung nicht kenne, Rikaichan hilft da sehr gut aus. 🙂 Selbst wenn man eigentlich kein Japanisch spricht: Fürs Shoppen oder um Rezepte zu übersetzen, sollte Rikaichan allemal reichen.

Der Name Rikaichan besteht übrigens aus 理解 (Rikai; Verständnis) und dem verniedlichenden Namenssuffix ちゃん (-chan). 🙂

P.S.: Wir sind ab heute im Kurzurlaub in 長野県 (Nagano-ken; Präfektur Nagano). Ein paar Eindrücke werdet ihr sicher auf meinem Instagram finden. 🙂

Feuerwerk aus einem anderen Blickwinkel.

Fotos von meinem Schwiegervater, weil er das einfach besser drauf hat. Wie viele Sehenswürdigkeiten erkennt ihr? 😉

In den letzten Jahren war ich bei einigen Feuerwerken. Natürlich sehe ich mir jedes Jahr das Feuerwerk unseres Heimatortes* an, ich war auch schon im Regen beim Feuerwerk in 足立区 (Adachi-ku; Bezirk Adachi), und sonst habe ich mir einfach vom Fluss aus die Feuerwerke in 墨田区 (Sumida-ku; Bezirk Sumida) angesehen. Zu einem Feuerwerk zu gehen ist allerdings ziemlich viel Arbeit, wenn man einen guten Platz bekommen will. Da wird in der Hitze stundenlang ausgeharrt, um Abends gute Sicht zu haben.

* Übrigens das meistbesuchte Feuerwerksfest Japans. Nicht das beliebteste, aber das meistbesuchte.

Am Samstag sah ich um drei beim Einkaufen schon Frauen in 浴衣 (Yukata; Baumwollkimono), die sich auf den Weg zu ihren Feuerwerken machten – es fanden so einige statt. Das größte und beliebteste war aber sicher das 東京湾花火大会 (Tôkyô-wan Hanabi-Taikai; Tokyo-Bucht Feuerwerkstreffen). Wie der Name schon sagt, findet es in der Bucht Tokyos statt und ratet mal wessen Büro einen wunderbaren Ausblick auf eben diese hat. 😉

DSC_6602のコピーUnter dem Namen Family Day veranstaltet meine Firma immer wieder Events, zu denen man seine Familie mitnehmen kann. Weil mein Mann kein Interesse hatte, habe ich meine Schwiegereltern mitgenommen, um vom 47. Stock aus das Feuerwerk zu sehen.

DSC03430sEtwa 200 Leute waren da, und die Stimmung war wunderbar – kein Wunder, wer möchte sich schon in der Firma eines Familienagenhörigen danebenbenehmen. 🙂 Es waren auch super viele Kinder da, in ihren 甚平 (Jinbei; zweiteilige traditionelle Sommerkleidung) und voller Energie. 🙂 So süß! Zum Glück bin ich gar nicht auf einem Baby-Trip.

Das Feuerwerk selbst war natürlich großartig! Weil wir in Japan sind, gab es sogar Pokémon-Feuerwerk. Erst scherzte ich noch, “Oh, ein Pokéball!”** und dann sahen wir plötzlich Pikachu im Nachthimmel.

** Pokébälle heißen auf Japanisch モンスターボール (Monsutâ Bôru; Monster Ball), weswegen keiner wusste, was ich will…

Japanische Feuerwerke sind super lang, nach 30 Minuten setzte Ermüdung ein… Trotzdem war es einfach dank der Perspektive schon spannender als normalerweise. In unserem Firmencafé gab es Eistee, Eiskaffee und Alkohol, und die Stimmung war zwar ausgelassen, aber nicht chaotisch. Wie eine große Familie halt – hach, ich mag meine neue Firma.

Leider wird dieses Feuerwerk in den nächsten sechs Jahren nicht stattfinden – die Olympischen Spiele sind Schuld. Die Gegend um die Bucht herum wird ausgebaut, und die Bauarbeiten könnten durch das Feuerwerk bedroht werden. Unglaublich schade, aber da kann man nichts machen. Immerhin habe ich es noch einmal von einem wunderbaren Ort aus sehen können. 🙂

Alle anschnallen bitte.

(c) JAF

(c) JAF / In etwa “Wir schnallen uns auch auf den Rücksitzen an”

Japan. Ein fortschrittliches Land. Manche Dinge sind anders als zuhause, und das ist okay. Es gibt nur ein Thema, über das ich mich regelmäßig aufrege: Anschnallen.

Aus irgendeinem Grund ist das Anschnallen auf den Rücksitzen nämlich erst seit Mitte 2008 Pflicht*, was natürlich heißt, dass viele es gar nicht als nötig erachten. Nun ist mir das bei Erwachsenen recht egal, wenn sie in einen Unfall verwickelt werden und sterben, ist das allein ihre Verantwortung.

* 後部座席シートベルト着用義務 (Kôbu Zaseki Shîtoberuto Chakuyô Gimu; Sitzgurt-Anlege-Pflicht auf den Rücksitzen)

Die ganzen unangeschnallten Kinder bereiten mir viel größere Kopfschmerzen.

Bei meiner alten Arbeit bot mir eine Mama an, mich bis zum Bahnhof im Auto mitzunehmen. Neben mir saß ihr 4-jähriger Sohn – bzw. hüpfte er im Auto herum. Die Anschnallgurte waren unter die Sitze gestopft. Auf meine Bitten sich doch zumindest hinzusetzen, stimmte seine Mutter mir zu “Hörst du Yûto, du sollst dich hinsetzen” – Wenn du das willst, setze ihn auf einen Kindersitz und schnalle ihn an. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich unangeschnallte Kinder auf Hinter- und Vordersitzen oder dazwischen gesehen habe. Das gleiche gilt fürs Fahren mit Baby auf dem Schoß.

Wenn wir auf der 高速道路 (Kôsokudôro; unsere japanischen Autobahn) fahren, sehe ich öfter in den Autos um uns herum mehere Gestalten auf den Rücksitzen herumturnen – unangeschnallte Kinder, bei 100 km/h. In Deutschland undenkbar.

スクリーンショット 0027-08-07 7.14.54Erst diese Woche gab es in 名古屋 (Nagoya) einen Unfall. Ein Sportwagen fuhr in einen Familienwagen, die zwei unangeschnallten Kinder wurden aus dem Auto geschleudert. Die 8-jährige Tochter verstarb daraufhin im Krankenhaus, der 6-jährige Sohn wurde schwer verletzt. Mama, auf dem Fahrersitz, kam mit leichten Verletzungen davon. War ja schließlich angeschnallt.

Das Problembewusstsein fehlt. Was soll denn schon passieren, ich fahre schließlich vernünftig. Da gibt es dann eben Fragen im Internet wie “Ist es jetzt gegen das Gesetz, wenn ich mein Kinder nicht anschnalle? Wie hoch ist die Strafe?” – Man sollte Kinder nicht aus Angst vor Strafzahlungen anschnallen, sondern weil sonst eine reelle Gefahr für ihr Leben besteht. Mir ist klar, wie nervig Kinder Anschnallgurte finden, und wie anstrengend das sein kann. Zähneputzen finden die meisten Kinder viel schlimmer, tun müssen sie es trotzdem.

Immerhin ist das erste Suchergebnis wenn man im japanischen Google nach シートベルト (Shîtoberuto; von “Seatbelt”) sucht, diese Seite von der japanischen Polizei. Leider ist die Seite super alt, und selbst die Informationsvideos muss man sich erst herunterladen um sie sehen zu können.

Ich werde also wahrscheinlich noch einige Male schockiert den Kopf schütteln…

Auf Japanisch fluchen.

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Baka – Idiot.

Wegen großer Nachfrage, und weil es sicher hilft meinen Blog als so familienfreundlich darzustellen, wie er ist: Schimpfwörter. Kurz vorweg: Ich habe vier Jahre lang ich einem Kindergarten gearbeitet. Ich arbeite jetzt in einer großen Firma. Ich fluche im Alltag nicht wirklich. Aber ich kann zumindest versuchen ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Also, wie flucht man auf Japanisch?

Das ist natürlich eine Frage, die man ganz einfach googlen kann, es gibt haufenweise Listen. Aber wie exakt die sind und ob nun wirklich so geflucht wird – naja.

Arschloch, Motherfucker und co.

In japanischen Beleidigungen haben Mütter und Arschlöcher wenig zu suchen. 貴様 (Kisama) und 手前 (Temê) sind sehr sehr unhöfliche Arten “Du” zu sagen. Das lässt sich natürlich nicht ins Englische übertragen.

Es gibt in Japan etwa fünfzig Millionen Versionen von “Du”, die alle in ihrem Höflichkeitsgrad unterschiedlich sind. Während man Kisama und Temê eigentlich zu niemandem ungestraft sagen kann, sind andere “Du”s davon abhängig, wer man ist und mit wem man spricht. Ich werde kaum zu jemandem お前 (omae) sagen ohne ihn zu beleidigen, aber wenn mein Schwiegervater mit meinem Mann redet ist es komplett normal – und oft auch wenn ein Mann mit seiner Frau redet. Omae ist bei uns zuhause übrigens verboten. 😉

アホか?! (Aho ka?!), was oft als “What the fuck?” aufgeführt heißt einfach nur “Bist du ein Idiot/bescheuert?!”.

Der Ton macht die Musik

しつけーんだよ (Shitsukên da yo), in einigen Listen als “Leave me the fuck alone” übersetzt, ist letztendlich nur eine unfreundliche Art um “du bist aufdringlich” zu sagen. Die “ei”, “ai”, “oi” und “ui”-Laute eines Wortes werden vor allem von jungen Männern oft mit “ee” ersetzt. Das klingt super unhöflich, aber die Worte selbst sind letztendlich absolut harmlos. しつけー (Shitsukê) ist しつこい (Shitsukoi; aufdringlich)), うっせんだよ (Ussen da yo; als “Shut the fuck up” übersetzt) kommt von うるさい (urusai; laut). Es ist jedem selbst überlassen, wie krass man es übersetzt. Man kann es von “Du bist laut.” bis “Halt deine verfickte Fresse.” als alles übersetzen, weil es eben so unspezifisch ist. So kann man alles ganz einfach unhöflich klingen lassen. イチゴケーキ食べたい!(Ichigo-kêki tabetai!; Ich will Erdbeerkuchen essen!) klingt gleich ganz anders, wenn man イチゴケーキ食べてーんだよ!(Ichigo-kêki tabetên da yo!) sagt. “Shitsukên da yo” und Konsorten sind tatsächlich beleidigend, aber nicht wegen bestimmter Worte sondern wegen des Tons.

Fäkalien

Im Deutschen ist man den Fäkalien zugeneigt, wenn’s ums Fluchen geht. Alles Scheiße. くそくらえ (Kuso Kurae; Friss Scheiße) habe ich noch nie in echt gehört. Dafür höre ich くそ (kuso; scheiße) manchmal, aber meist eher zu sich selbst geflüstert. “あっ、くそ!” (Ah, kuso!; Ach scheiße!)

Aber wie fluchen Japaner (= mein Mann) denn nun wirklich?

Generell höre ich im Alltag viel weniger Schimpfworte als in Deutschland. Mein Mann hat natürlich trotzdem Frustrationen. Was macht er dann? Er wünscht Leuten den Tod. 死ね (shine; stirb) ist auf der Liste, die ich mir für diesen Beitrag angesehen habe, als “Go to hell” aufgeführt. ああいう人、死んだほうがいい (Â iu hito, shinda hô ga ii; Es wäre besser wenn solche Leute sterben würden) oder auch das handliche 死ねばいいのに (Shineba ii no ni; Dabei wäre es gut, wenn er/sie/es sterben würde), oder noch handlicher 死んじまえ (Shinjimae; Stirb), sind die Standardsprüche meines liebevollen Ehemanns. Wenn alle Leute, denen er den Tod wünscht, sterben würden, hätte Japan ein noch weitaus größeres Bevölkerungsschwundproblem als sowieso.

Ansonsten gibt es natürlich noch den やろう (oder 野郎 Yarô; Kerl). Wobei “Kerl” zu nett ist, Yarô ist der Catch-All-Begriff für Arschlöcher, Bastarde und Hurensöhne. くそやろう (Kusoyarô; Scheißkerl), バカやろう (Bakayarô; Idiot-Kerl bzw. Volltrottel) oder auch einfach こんなやろう (konna Yarô; so ein Bastard). Nur die Implikatonen, die man im Deutschen oder Englischen hat, fallen weg.

Aber ganz ehrlich: Wie oft höre ich jemanden fluchen? Unglaublich selten. Ich habe noch nie jemandem im echten Leben 貴様 (Kisama) oder くそ食らえ (Kuso kurae) sagen gehört. Es gibt wirklich nur unglaublich wenige öffentliche lautstarke Auseinandersetzungen*, und es wird einen auch niemand im Alltag mit Schimpfworten bewerfen. Das machen die Japaner alles ganz fein in ihren Köpfen. 😉 Wenn ich im Deutschen einen Satz mit Schimpfworten sprenkeln würde, lasse ich das im Japanischen. Es würde einfach bescheuert klingen. Außerdem: Ohne Schimpfworte zu beleidigen ist eh eine viel höhere Kunst. 😀

* Tagsüber. Vielleicht ist das nachts anders.

Zusammenfassend: Insgesamt hat die japanisch Sprache selbst viel weniger designierte Schimpfworte als die deutsche Sprache. Es werden oft an sich recht harmlose Worte, die man durchaus auch vor kleinen Kindern sagen könnte, einfach unhöflich ausgesprochen. Ansonsten wünscht zumindest mein Mann anderen gern den Tod. Anime und Filme stellen mal wieder nicht die ganze Realität dar. 😉

(Übrigens ist generell ist es ziemlich uncool mit Schimpfworten um sich zu schmeißen, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Wirklich.)

Für die Blogleser in Japan: Fallen euch sonst noch Ausdrücke ein, die im Alltag tatsächlich verwendet werden?