Vergessene Zeichen: Alte Hiragana

Ob man in einer App, mit einem Buch oder ganz klassisch in einer Sprachschule Japanisch lernt: Früher oder später trifft man auf so eine Silbentafel.

Die Silbenschriften Hiragana und Katakana sind ein Grundstein des Spracherwerbs. Im Japanischen heißen diese Tabellen Gojūonzu (五十音図), 50-Laute-Tafeln. Klar: fünf Vokale und je neun Konsonanten plus eine Reihe für die Vokale ohne vorangehenden Konsonanten, ergibt fünfzig Töne.

Aber Moment, da sind ja Lücken!

Im modernen Japanisch werden die Hiragana und Katakana für “yi”, “ye”, “wi”, “we” und “wu” nicht verwendet. Sie sind einer Rechtschreibreform zum Opfer gefallen.

Damals sollte die japanische Orthographie mehr an die tatsächliche Aussprache angeglichen werden. Beispielsweise wurde きょう (kyō, heute) けふ (kefu) geschrieben. Kleine Hiragana gibt es auch erst seit dieser Reform, davor waren sowohl atta als auch atsuta あつた. Dank der Reform sind あった (atta) und あつた (atsuta) voneinander unterscheidbar. Lediglich, dass die Partikel wa, o und e, die bestimmte Satzteile anzeigen, は (ha), を (wo) und へ (he) geschrieben werden, ist ein Überbleibsel aus alten Zeiten.

Heutzutage sieht man die alten Hiragana eigentlich nur in Eigennamen, und auch dort nur we (ゑ bzw. ヱ) und wi (ゐ bzw. ヰ). Auf das Thema bin ich durch eine Nikka Whisky (ニッカウスキー) gekommen. Das Yebisu-Bier wird Ebisu gesprochen, aber Webisu (ビス) geschrieben. Das Ypsilon kommt von einer alten Umschrift vom Japanischen ins lateinische Alphabet.

Manchmal verwenden Leute diese Hiragana und Katakana auch einfach für Namen, um cooler oder irgendwie alt und nostalgisch zu wirken. Yi, ye und wu wurden in Computern nie regulär genutzt und sind erst seit kurzem im Unicode-Standard enthalten. Daher können viele Schriftarten diese Zeichen nicht korrekt darstellen.

Auch wenn die alten Hiragana heute kaum noch auftauchen, sie zu kennen ist praktisches Hintergrundwissen, dass einem an unerwarteten Stellen weiterhilft – und wenn nicht, könnt ihr Japaner mit eurem Wissen beeindrucken. 😉

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