Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr. Für uns war es dieses Jahr besonders: Wir waren das erste Mal als Familie über Weihnachten und Neujahr in Deutschland.
Inzwischen sind wir wieder zuhause in Japan, aber ich möchte dennoch ein paar Zeilen über unsere Zeit in Europa schreiben.
Im Voraus: Es war schön. Mein Mann war das erste Mal seit 2018 in Berlin, mein Sohn hat seine Großeltern, einige Urgroßeltern, seine Tante und noch viel weitere Verwandtschaft sehen können. Weihnachten ist in Deutschland für mich auch schöner als in Japan, weil alles viel ausladender ist und es mehr Rituale gibt. Das deutsche Weihnachten ist wie das japanische Neujahr: Es dauert mehrere Tage und man ist eigentlich nur am Futtern.
Leider gab es einige Sachen, die während unseres Aufenthalts nicht so hervorragend waren.
Das Fieber, mit dem mein Sohn am 24. Dezember aufgewacht war, ging erst am morgen des 27. Dezember wirklich runter und ich durfte in der Zwischenzeit eine deutsche Kindernotaufnahme kennenlernen (war echt gut und kostete auch ohne Versicherung nur 45€).
Das berliner Wetter zeigte sich leider auch von seiner berlinerigsten Seite: Grau, nass, kalt. Als die Sonne dann rauskam, konnten wir die wunderschönen historischen Bauten wirklich schätzen. Apropos historische Bauten: Mein Mann und ich waren für drei Tage in Venedig und es war einfach magisch. Darüber werde ich vielleicht noch einmal gesondert schreiben.
Leider waren wir am 30. Dezember wieder zurück in Berlin, was natürlich ständige Lärmbelästigung durch Böller bedeutete. Mein Mann war schockiert, wie unglaublich laut es an Silvester ist. Ich hatte es in den letzten 14 Jahren auch komplett verdrängt. Natürlich gibt es eine Bevölkerungsgruppe, die Böllern für Kulturgut hält, aber meinetwegen kann man das gerne auf je zehn Minuten vor und nach dem Jahreswechsel beschränken. Aber immerhin wird mein Mann meine Entscheidung, Neujahr lieber in Japan zu verbringen, jetzt besser nachvollziehen können. 😀
Zurück zuhause haben wir Neujahr ein wenig nachgefeiert. Natürlich nicht mit Krach, der ist hier zum Jahreswechsel eh nicht üblich. Stattdessen gab es traditionelles Essen und wir besuchten unseren Nachbarschaftstempel um für Glück im neuen Jahr zu beten. Dieses Jahr ist das bei mir auch bitter nötig, denn ich habe großes Pech oder Hon’yaku (本厄).
In Japan glaubt man, das bestimmte Lebensjahre Unglücksjahre oder Yakudoshi (厄年) sind. Das sind die Jahre, in denen Frauen 18, 32, 36, Männer 23 und 41 und sowohl Männer als auch Frauen 60 werden, sowie jeweils das Jahr davor und das Jahr danach in geringerem Ausmaße.
In diesen Jahren kann es laut dem Aberglauben sein, dass man schwer erkrankt oder einen ein anderer Schicksalsschlag ereilt. Ich überlege mir noch, ob ich mir in einem Schrein oder Tempel das Pech vertreiben lasse, oder ob ich einfach ein Jahr mit dem unglaublich großen Risiko lebe.
In diesem Jahr bin ich übrigens Toshionna (年女), Jahresfrau! Es ist das Jahr der Schlange, in dem ich auch geboren bin. Als dadurch qualifizierte Sprecherin für das neue Jahr wünsche ich euch alles Gute!
Man muss aber auch sagen, dass Berlin dieses Jahr echt nicht lustig war. Was hier abgezogen wurde ist wirklich grenzwertig! Schade drum. Es hat eine Menge von der Magie gestört und ich kann gut verstehen, dass du das lieber bei euch zelebrierst.