Inzwischen ist der Oktober eingekehrt, auch wenn die hohen Temperaturen in Tokyo einen manchmal am Ende des Sommers zweifeln lassen. Anfang September nutzten wir unseren Sommerurlaub und fuhren mit den Schwiegereltern für drei Tage nach Isumi, an die Ostküste der Präfektur Chiba im Osten von Tokyo.
In dem Fischerort wollten wir einfach für ein paar Tage unsere Seele baumeln lassen.
Auf unserem Weg nach Isumi haben wir in den Kurkku Fields Halt gemacht, einem Ort, der sich für eine kurze Pause im Grünen anbietet. Hier trifft nachhaltige Landwirtschaft auf zeitgenössische Kunst, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Weitläufige Felder und Gärten sind mit beeindruckenden Kunstwerken durchsetzt, die wie zufällig in die Landschaft eingebettet scheinen. Neben Kunstwerken von Kusama Yayoi (草間弥生) hatte es uns dabei besonders eines von Sebastian Masuda (増田セバスチャン) angetan. In dem “Gaping Hole Secret” (ぽっかりあいた穴の秘密 Pokkari aita ana no himitsu) getauften Kunstwerk tritt man aus dem satten Grün der Anlage in eine Art Schatzkammer und sieht den Himmel über einem plötzlich in einem ganz anderen Licht.
Leider waren an dem Tag 34°C, weswegen wir uns nicht so viel von dem Projekt ansehen konnten, wie wir es uns gewünscht hätten. Es war auch ein wenig zu heiß, um die Spielplätze auf dem Gelände zu testen. Ein großes Augenmerk wird bei dem Projekt auf biologische nachhaltige Landwirtschaft gesetzt und vor allem Kinder können dabei viel erleben (allerdings nur am Wochenende). Die Restaurants und Geschäfte auf dem Gelände verwenden Zutaten entweder direkt aus den Kurkku Fields oder aus der Umgebung – Zwar nicht ganz günstig, aber wirklich gut. Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, das Projekt noch einmal zu besuchen, wenn es etwas kühler geworden ist.
Mein Schwiegervater ist ein großer Freund von japanischem Sake, weswegen wir an einer Sakebrauerei Halt machten. Diese Betriebe sind über das ganze Land verteilt und haben meist einen kleinen Verkaufsraum. Die Brauerei Iwase (岩瀬酒造 Iwase Shuzō) hatte sogar noch etwas Besseres: Eine Brauereikatze.
Nach diesem kleinen Abstecher ging es weiter nach Iwafune, wo wir bereits zum zweiten Mal ein Airbnb gebucht hatten. Es ist ein großes Haus auf einem Hügel in einem kleinen verschlafenen Fischerdorf, mit einem malerischen Blick übers Meer. Der Weg dorthin führt an Reisfeldern und Wäldern vorbei, die an das Dorf im Ghibli-Film Totoro erinnern. Die Idylle hat ihren Preis: Der nächste Supermarkt ist fast sechs Kilometer entfernt, der nächste Conbini (24-Stunden-Markt) sogar noch ein wenig weiter.
Ohne Auto wird es hier schwierig, aber nicht komplett unmöglich. Nach Isumi kommt man mit den Bahnen der JR, in Isumi selbst fährt die Isumi Railway (いすみ電鉄 Isumi Dentetsu). Der kleine Ort, in dem wir waren, ist zu Fuß aber über eine halbe Stunde vom nächsten Bahnhof entfernt.
Dort kann man tagsüber den Fischern dabei zusehen, wie sie ihre Netze reparieren, und wenn man Glück hat, bekommt man frische Meerestiere. Die Besitzerin des Airbnbs organisierte für uns Languste zu einem unschlagbar günstigen Preis.
Außerdem ist es für unseren Sohn einfach jedes Mal ein wunderschönes Erlebnis. Bei uns zuhause haben wir weder so viel Platz noch so viel Natur, und im Sommer ist im Airbnb ein großer Pool aufgebaut, der ausgiebig beplanscht wurde. Leider war es noch so heiß, dass wir nachts ohne Klimaanlage nicht schlafen konnten und während an dem Airbnb sonst wirklich nichts auszusetzen ist, befinden sich die Klimaanlagen auf einer Skala irgendwo zwischen sehr laut und ineffektiv.
Dennoch war es für unseren Sohn so schön, dass er gar nicht mehr nach Hause wollte. Ich lasse euch zum Ausklang ein paar Fotos da, die euch das vielleicht nachvollziehen lassen. 😉
Was soll man sagen? Wunderschön!