Als ich letztens in der Badewanne saß und mir das Wasser noch einmal aufwärmen ließ, dachte ich, dass es eigentlich mal an der Zeit wäre, hier von japanischen Bädern zu schwärmen.
Über Onsen, heiße Quellen, findet man im Internet viel, aber die Badekultur der Japaner ist nicht nur auf sie beschränkt. Bei weitem nicht.
Japaner baden gern. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2018 gaben über die Hälfte der Befragten an, jeden Tag oder an den meisten Tagen zu baden. Nur etwa 20% duschten vorwiegend ausschließlich. Japanische Babys werden ganz selbstverständlich jeden Tag gebadet. In Japan ist eine Wohnung ohne Badewanne schwer vorstellbar. Wer würde so etwas denn mieten?
Dementsprechend sind die Bäder an sich auch aufs Baden ausgelegt.
Der Aufbau
Moderne japanische Bäder bestehen aus zwei Räumen: Dem Entkleidungs- oder Gesichtwaschraum (Datsuijo 脱衣所 bzw. Senmenjo 洗面所), in dem das Waschbecken und oft auch die Waschmaschine stehen, und dem eigentlichen Bad (Yokushitsu 浴室). Die Toilette ist in einigermaßen modernen Häusern immer getrennt in einem eigenen Raum untergebracht.
Das Bad an sich
Das japanische “Unit Bath” ist an sich immer gleich aufgebaut. Die eine Hälfte nimmt die Badewanne ein, die andere Hälfte ist zum Duschen gedacht. Mittig befinden sich auf beiden Seiten jeweils ein Abfluss. Man kann es sich wie eine riesige Duschkabine mit integrierter Badewanne vorstellen. Oder ein Bad, in dem alles nass werden darf. Einerseits heißt das, dass man sich nie Gedanken darum machen muss, dass der Boden nass werden könnte, andererseits ist der relativ kleine Raum dank integrierter Lüftung auch ohne Zutun bald wieder trocken.
Die Technik
Das Herzstück eines jeden Bads ist das Kontroll-Panel für das Heißwassergerät. Dort kann man direkt die Höchsttemperatur des Wassers einstellen und läuft nicht Gefahr, sich zu verbrühen. Aber die viel bessere Funktion: Man kann mit einem Knopfdruck vollautomatisch das Badewannenwasser einlaufen lassen. Ein weiteres Kontroll-Panel befindet sich in der Küche und meldet sich, wenn die Badewanne den voreingestellten Wasserpegel mit der gewünschten Temperatur erreicht hat.
Sollte es trotzdem zu warm oder zu kalt sein, kann man eine vordefinierte Menge heißen oder kalten Wassers hinzufügen und falls das Wasser abgekühlt sein sollte, in Japan baden Familien hintereinander im selben Wasser, was das vorangehende Duschen so wichtig macht, kann man es noch einmal aufwärmen lassen. Ich bade auf jeden Fall wie eine Königin!
Übrigens haben japanische Waschmaschinen alle einen Modus, in dem sie das warme Wasser aus der Badewanne absaugen und damit waschen können, aber das ist hygienetechnisch wohl nicht ganz ideal.
Der Duschstuhl
Wer hat sich eigentlich ausgedacht, dass man im Stehen duschen muss? In unserem Bad steht ein Hocker. Einfach der Bequemlichkeit halber. Ich gehe davon aus, dass diese Duschstühle ein Erbe der Badekultur in öffentlichen Bädern (Sentō 銭湯) sind. Dort und auch in den heißen Quellen (Onsen 温泉) baden alle, nach Geschlechtern getrennt, im selben Wasser. Deswegen ist es wichtig, sich vorher gründlich zu waschen. Das geschieht immer auf Hockern, wahrscheinlich um Platz zu sparen.
Japanreisende werden oft nur in den Genuss nur kommen, wenn sie in einem Airbnb übernachten. Einige neuere Hotels verfügen auch über Unit Baths, die meisten aus Platzspargründen aber nicht.
Ich liebe mein japanisches Bad und würde es auf keinen Fall für ein deutsches eintauschen. Tatsächlich habe ich mich schon einmal nur wegen des Bads für ein Hotel entschieden. 😀
Auf der Entwicklungsskala der Bäder steht das deutsche Bad bei 65, das japapanische bei 99 und das Bad auf Raumschiff Enterprise bei 100 Punkten. Einen Punkt Abzug für das japanische Bad weil man keinen Schwerelosigkeitsmodus einstellen kann 😉
Interessant. 🙂
Also ich hab ja auch in mehreren Wohnungen in Japan gelebt, aber keine meiner Wohnungen hatte ein modernes Bad mit Kontrol-Panel. 😉
Die Badewannen waren auch alle extrem klein so dass ich zuhause eigentlich nie ein Bad genommen habe, sondern immer nur geduscht habe. 😉