Seit ich 16 Jahre alt bin, höre ich Asian Kung-Fu Generation. Letztes Jahr habe ich sie sogar live sehen können. Genau so lange kenne ich die Illustrationen von Nakamura Yusuke (中村佑介), denn er zeichnet seit jeher so gut wie alle Alben-, Single- und DVD-Cover für die Band.
Wer noch den ganz alten Blog kennt, kennt ihn auch: Seine Werke hatte ich im Blog-Design und als Avatar.
Er ist einer von diesen Künstlern, den die meisten nicht beim Namen kennen, dessen Werke den meisten Japanern aber irgendwie bekannt vorkommen.
1978 in Takaratsuka geboren besuchte er die Kunsthochschule in Osaka, eigentlich um Videospiele zu designen. Inzwischen ist er damit beauftragt, die Plakate der Universität zu zeichnen. Seit 20 Jahren arbeitet er bereits als Illustrator, zur Feier dessen gab es erst in Osaka und dann in Tokyo eine Ausstellung mit seinen Werken.
Und diesmal gab es, was ich bei der Yazawa Ai-Ausstellung so vermisst hatte: Skizzen und Erklärungen zu seinen Arbeiten! In einem Begleittext wurde auch klar, dass das eine bewusste Entscheidung war:
“Ihr wollt doch alle nicht nur die fertigen Werke sehen.”
Genau, Yusuke!
Die Ausstellung begann mit den Alben-Covern für Asian Kung-Fu Generation und andere Künstler. Ein jüngerer Mitstudent Nakamuras hatte der Band eine Postkarte mit einer von Nakamuras Illustrationen überreicht, woraufhin die Band Nakamura mit dem Cover-Design ihres ersten Albums beauftragte.
Im zweiten Teil ging es um die Anime und Filme, für deren Charakter-Design er zuständig war. Falls ihr “The Tatami Galaxy” (四畳半神話体系 Yojōhan Shinwa Taikei) nicht kennen sollte, kann ich euch die Serie nur ans Herz legen. Eine Nachbildung der Zeitmaschine aus dem Folgewerk “Yojōhan Time Machine Blues” (四畳半タイムマシーンブルース), das letztes Jahr auf Disney+ erschien, gab es auch.
Beide Werke stammen ursprünglich aus der Feder von Morimi Tomihiko (森見登美彦), der auch für die Romane verantwortlich ist, auf denen die Anime “Yoru wa Mijikashi Aruke yo Otome” (夜は短し歩けよ乙女)(auch hier ist das Charakterdesign von Nakamura), “Uchōten Kazoku” (有頂天家族) und “Penguin Highway” (ペンギン・ハイウェイ) basieren.
Im Rest der Ausstellung wurden Buch- und Magazincover, Illustrationen und Kollaborationen gezeigt. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass er eine Kollaboration mit Sanrio (u.a. Hello Kitty und Little Twin Stars) hatte!
Nakamuras Stil ist sehr erkennbar: Meist zeichnet er junge Frauen entweder im Profil und nach links in die Zukunft schauend (“Zukunft” weil Japanisch von rechts nach links gelesen wird) oder frontal, mit komplett weißer Haut und oft in Schuluniform (obwohl das abgenommen hat). Farbabstufungen gibt es nicht, Schatten auch nicht. Das Ergebnis sind klare Bilder, die zeitlich nicht ganz einfach einzurodnen sind.
Für mich war es eine gelungene Ausstellung, einfach schon, weil ich mir vorher gar nicht der gesamten Bandbreite seines Schaffens bewusst war. Persönlich hätte ich mir noch mehr Skizzen und noch mehr Hintergrundinformationen gewünscht, aber ich gucke ja auch fast lieber Making Ofs als die Filme dazu.
Die Ausstellung ist leider vorbei und es ist auch unklar, ob sie noch einmal woanders im Land ausgestellt werden wird, aber wer Nakamura Yusukes Werke sehen will, hat im Alltag sowieso genug Möglichkeit, über sie zu stolpern.
Das ist jetzt ein mega random Kommentar, aber die Gestaltung des 新 auf dem letzten Foto begeistert mich gerade total. Danke fürs Zeigen!
Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber wenn du näher guckst, findest du noch viel mehr Kanji!