Letztens hatten mein Mann und ich einen fetten Streit. Wahrscheinlich einen der größten in unseren inzwischen 13 Jahren zusammen. Das verflixte 14. Jahr? Wer weiß. Glücklicherweise haben wir uns ziemlich schnell ausgesprochen und wieder vertragen. Am Tag nach all dem hatten wir beide frei und beschlossen einfach mal wieder zu Zweit etwas zu unternehmen.
Viel näher als erwartet gab es einen Touristenort, den wir noch nie zusammen besucht hatten. Auch ich war das letzte Mal 2008 dort gewesen: Enoshima (江ノ島)!
Enoshima liegt in der Nähe von Kamakura, welches sich wiederum in der Nähe von Yokohama befindet. Von uns aus ein ganzes Stück, aber: Eine Insel! Im Sommer!!
Mehr: Kurz raus: Kamakura.
Unser erstes Highlight war bereits die Fahrt. Die Enoden (江ノ電) ist eine Art Straßenbahn, die die halbstündige Strecke zwischen Kamakura und Fujisawa zurücklegt. Viele der Wagen sehen noch sehr retro aus und die Strecke führt wechselnd gefährlich nah an Wohnhäusern oder ganz nah am Meer vorbei. Irgendwie erinnerte mich die Fahrt an die in Hiroshima vor vielen Jahren, und allein der Anblick des Meeres versetzte mich in Urlaubsstimmung. 🙂
Vom Bahnhof Enoshima aus muss man dann aber noch laufen. Die Insel ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden und der Weg ist kurz genug als dass es auch einen breiten Fußgängerweg gibt.
Als typische japanische Insel ist Enoshima natürlich sehr hügelig. Es geht eigentlich immer Treppen hoch oder runter – Meine von monatelanger Heimarbeit gestählten Waden taten danach noch zwei Tage weh.
Am Hügel befinden sich verschiedene Schreine, ich habe am Hetsumiya (辺津宮), der der Göttin Tagitsuhime gewidmet ist, gebetet. Was man eben so macht, wenn man an einem Schrein vorbeikommt. 🙂 Einen Eintrag in mein Schreinstempelheft (Goshuinchō ご朱印帳) habe ich auch mitgenommen.
Wem die Treppen zu viel sind, der kann ein Ticket für den Enoshima Escar (江ノ島エスカー) kaufen. Auf der Rolltreppe kann man bis auf den höchsten Punkt der Insel fahren. Diese Rolltreppe war auch der eigentliche Grund für unseren Besuch. Die Band Asian Kung-Fu Generation hat ein Lied namens Enoshima Escar (Enoshima Escar auf YouTube) und mein Mann wollte endlich mal mit der Rolltreppe fahren.
Auf Enoshima steht die Sea Candle, eine Aussichtsplattform, von der man einen wunderbaren Ausblick über die ganze Insel und aufs Festland hat. Überall wird vor Milanen gewarnt, die einem das Essen aus der Hand stehlen, und tatsächlich sieht man auf Enoshima eigentlich die ganze Zeit die Vögel kreisen.
Nach einer kleinen Verschnaufpause beschlossen wir noch bis zu den Höhlen am anderen Zipfel der Insel zu laufen. Beim Gedanken, dass die ganzen Treppen, die wir hinunterliefen, auch wieder erklimmern werden müssten, wurde mir ganz anders…
In den Höhlen wurden damals die Götter verehrt. Warum einfach, wenn man es sich auch schwer machen kann? Ich persönlich fand die Küste aber um einiges eindrucksvoller als die Höhlen. Als wir da waren, stand das Wasser gerade hoch, aber ich meine mich erinnern zu können, dass man bei Ebbe auf den Steinen herumbalancieren konnte. So vor 14 Jahren auf jeden Fall.
Da Enoshima ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für jüngere Leute ist, haben sich auch einige stylische Läden angesammelt. Die Kombination dieser Läden mit denen, die sicher auch vor 40 Jahren genau so aussahen, ist ganz spannend. In einem dieser modernen Läden aßen wir einen Happen und ließen unsere Füße ein wenig Ruhen, bevor es wieder über viele Treppen und die lange Brücke nach Hause ging.
So ganz nah ist Enoshima für uns leider nicht, aber dafür hat der Besuch sich richtig nach einem kleinen Urlaub angefühlt. Wir waren sogar ein ganz klein wenig sauer auf uns, dass wir die Insel irgendwie immer ignoriert hatten.
Ach so, mein Wunsch an die Götter im Schrein: Dass mein Mann und ich auch weiterhin harmonisch zusammen sind. ❤️
Leider ist die Warnung für Nichtjapaner recht klein. Und so habe ich unten auf dem Felsen sitzend meine Salatpackung aufgemacht. Dann habe ich eine Luftzug gespürt und zack war ein Ei weg und Salat verstreut. Es hat echt ne Weile gedauert zu realisieren das ich von eine Raubvogel überfallen wurde.