Während die Temperaturen in Deutschland langsam wieder sinken, haben wir in Tokyo noch immer durchschnittliche Höchsttemperaturen von 30°C. Deswegen habe ich auch gar nicht das Gefühl, mit Sommerferien-Content irgendwie spät dran zu sein. 😉
Wir waren Ende Juli für drei Tage im südlichsten Chiba, das ist die Präfektur direkt östlich von Tokyo und unsere Heimatpräfektur, unterwegs. Die Schwiegereltern wollten mit Bocchan verreisen und gegen ein paar Tage am Meer habe ich auch nichts einzuwenden.
Nur sieben von 47 japanischen Präfekturen haben keinen direkten Zugang zum Meer, aber die Qualität des Wassers schwankt natürlich enorm. Im Meer in Tokyo will eigentlich niemand schwimmen – das war auch bei den olympischen Spielen ein Problem.
Es gibt aber zum Glück viel mehr schönes Wasser! Wir waren in Tateyama, im südlichsten Zipfel Chibas. Dort hatten wir für drei Tage ein Haus direkt am Strand gemietet und versuchten uns einfach mal zu entspannen – soweit das mit einem Zweijährigen im Gepäck halt geht.
Die Abstände zwischen den Streben des Treppengeländers des Hauses hatten genau den richtigen Abstand, um unser Kind ohne Probleme ins Erdgeschoss plumpsen zu lassen. Als ersten Akt kauften wir also Absperrband und wickelten das gesamte Geländer damit ein. Schön war das zwar nicht, es ersparte uns aber einige graue Haare.
Tateyama hat meine Familie seit mein Mann ein kleiner Junge war so oft besucht, dass wir wirklich gar keinen Plan hatten. Keine Sehenswürdigkeit musste noch besucht, keine lokale Spezialität gegessen werden. Wir konnten einfach drei Tage nichts machen.
Hier also die eher unspektakulären Highlights:
Ich bin das erste Mal seit unserem Okinawa-Urlaub vor einigen Jahren wieder im Meer geschwommen. In der Nähe meines Elternhauses ist der Müggelsee, an und in dem ich als Jugendliche jeden Sommer viel Zeit verbracht habe. Auch wenn ich im Sommer bei meiner Großmutter war, war ich eigentlich jeden Tag am See dort. Was das Meer viel besser macht: Man treibt wegen des hohen Salzgehalts ohne viel Anstrengung an der Wasseroberfläche. Was das Meer viel schlechter macht: Wenn man den hohen Salzgehalt vergisst und nicht aufpasst, brennt es in den Augen. Und im Mund. Bäh. Bocchan fand das Meer übrigens ziemlich unheimlich, wahrscheinlich auch wegen der Wellen.
Außerdem ist das Meer in Tateyama ziemlich fischreich, weswegen am Wochenende ab vier Uhr morgens Angler am Strand standen. Neben denen wollte ich nicht unbedingt im Bikini ins Meer rennen.
Apropos Fische: Wir waren auch bei einem Fischmarkt. Der verkauft hauptsächlich an Restaurants, wir wollten aber nur etwas für den Grill am Abend. Bocchan war vor allem vom Gabelstapler fasziniert. Ich bin ganz froh, dass ich nach vielen Jahren, in denen ich Fisch wirklich kaum essen konnte, auf den Geschmack gekommen bin. Jede Woche oder gar jeden Tag muss ich es auch nicht haben, aber manchmal ist so ein Fisch doch ganz lecker.
Am Abend des zweiten Tages veranstalteten wir Bocchans erstes kleines Feuerwerk. In Japan gehören Feuerwerke in den Sommer, Neujahr ist eine feuerwerkfreie Angelegenheit. Als es langsam dunkel wurde gingen wir zum Strand und brannten ein Handfeuerwerk nach dem anderen ab, bis der Kleine keine Lust mehr hatte.
Durch die besondere Lage Tateyamas konnten wir am ersten Abend eine Unmenge an Gewittern bestaunen – bei uns war es zwar ruhig, in Kanagawa auf der anderen Seite der Tokyoter Bucht wollte das Blitzen aber gar nicht mehr aufhören.
Insgesamt hat mir das Fehlen von großen Ereignissen es erleichtert, den Blick auch auf die kleinen Dinge zu lenken. So richtig entspannend war es natürlich trotzdem nicht, aber eine schöne Sommererinnerung auf jeden Fall. 🙂