Natürlich haben wir in Niigata nicht nur in einem Haus übernachtet und sind wieder nach Hause gefahren.
Wir haben uns auch die nähere Umgebung von Tōkamachi (十日町) etwas genauer angesehen und haben uns möglicherweise sogar ein bisschen in die Region verliebt. Wenn da nur nicht dieser tiefe Schnee im Winter wäre…
Im letzten Beitrag zu unserer Reise nach Niigata (新潟県 Niigata-ken) hatte ich es bereits erwähnt, aber Niigata ist vor allem für seinen Reis bekannt. Vor allem Koshihikari, das ist eine Reissorte, aus Uonuma (魚沼) findet man in vielen Supermarktregalen.
Aber Uonuma bietet noch viel mehr als nur Reis, und um uns das beweisen zu lassen, war unsere erste Anlaufstelle in Niigata “Uonuma no Sato” (魚沼の里), eine von der Firma Hakkaisan (八海山) betriebene Ansammlung von Geschäften, Cafés, Restaurants und Sake-Brennereien. Denn, was kann man aus Reis machen? Klar, Reiswein.
Die Brauerei und Brennerei Hakkaisan produziert seit fast 100 Jahren Sake und Shōchū, japanischen Schnapps und hat im “Uonuma no Sato” gleich mehrere Gebäude. Wir waren im “Hakkaisan Yukimuro” (八海山雪室).
Übrigens, kurz zum Begriff “Sake”: Das Wort “Sake” (酒) bezeichnet in Japan jede Form von Alkohol. Deswegen sagt man zu Sake “Nihonshu” (日本酒) oder “japanischer Alkohol”. Ich werde aber weiter von Sake schreiben.
In dieser speziellen Brauerei wird neben Shōchū-Schnapps (das ist das oben in den Fässern) auch ein ganz besonderer Sake gebraut. Dafür nutzt man eine jahrhundertealte Form der Kühlung, die simpler kaum sein könnte: Im März wird die eine Hälfte eines großen Raums bis unter die Decke mit Schnee gefüllt. Der kühlt dann während er langsam schmilzt den Rest des Raums auf stetige 5°C herunter.
Der Sake reift dann über drei Jahre bei dieser besonderen Kühlung und erhält einen sehr milden Geschmack. Ich trinke keinen Sake, aber mein Schwiegervater hat ihn für gut befunden und sich gleich eine Flasche gekauft.
Außerdem gibt es im angeschlossenen Laden die verschiedensten Lebensmittel aus der Region, sowie viele Sachen mit Kōji (麹) zu kaufen. Kōji ist ein Schimmelpilz, der in der Herstellung von Sake, aber auch wenn man Miso-Paste oder Sojasauce herstellen will, ist er unabdingbar. Wir fanden besonders das in Kōji eingelegte Fleisch unglaublich lecker.
Im Laden selbst gibt es auch einen mehr oder minder abgeriegelten Bereich, der mit Schneekälte gekühlt wird.
Während man in diesem Gebäude lediglich den Laden und das Kühlhaus betreten kann, gibt es in einem anderen Gebäude die Möglichkeit, den gesamten Herstellungsprozess zu sehen. Dafür muss man sich vorher anmelden, aber leider sind Besichtigungen wegen Corona bis auf weiteres nicht möglich.
Wenn man statt Sake lieber Bier trinkt kommt man im “Uonuma no Sato” auch auf seine Kosten. Auf dem Gelände befindet sich auch die Craftbierbrauerei Sarukurasan (猿倉山). Diese braut mit Quellwasser aus der Region wirklich schmackhaftes Bier – nur ist es, wie für Craftbier typisch, nicht ganz günstig.
Die Brauerei hat sich als Logo einen japanischen Schneeaffen ausgesucht, weil diese um den Berg in der Nähe der Brauerei leben. Ich fand das Design sehr ansprechend. 🙂
Mehr: Nagano, Teil 1: Bahnfahrt, Affen und Onsen.
Eine Eisdiele gab es auch und ich habe mich trotz des teuren Preises aufgeopfert und zwei Kugeln gegessen. Einfach nur lecker!
Apropos lecker, Mittag haben wir im Soba-Restaurant auf dem Gelände gegessen. Soba sind immer eine hervorragende schnelle Mahlzeit. Diese hier sind interessanterweise so, wie man sie auch in Tokyo essen würde.
Insgesamt hat mir das “Uonuma no Sato” unglaublich gut gefallen. Was im Internet ziemlich komprimiert aussah, ist in Wirklichkeit ein ziemlich großes Areal mit viel Grün und Aussicht auf die Reisfelder.
Als wir da waren blühte viel und die Luft war voller Libellen und Schmetterlinge. Wenn man ein bisschen Zeit mitbringt, kann man es sich auch einfach auf einer der Wiesen bequem machen und entspannen.
Manchmal wünsche ich mir so etwas in unserer Ecke Japans, aber dann fällt mir wieder ein: Niigata hat nur 183 Einwohner pro Quadratkilometer. Tokyo hat knapp 6,170. Selbst wenn es so etwas bei uns gäbe, wäre es absolut überrant und würde damit sofort seinen Charme verlieren. Schade, aber auch nur ein weiterer Grund um weiterhin die eher gering besiedelten Präfekturen Japans zu besuchen.