Neuseeland hat kein so hervorragend ausgebautes Bahnsystem wie Deutschland oder Japan. Deswegen hatte sich mein Mann bereits im Vorfeld einen internationalen Führerschein besorgt und bei einem Autoverleih einen Mazda 6 reserviert.
Der Autoverleih war ziemlich überrannt, weil natürlich jeder zur gleichen Zeit sein Auto abholen möchte. Statt eines Mazdas bekamen wir mit Fingerzeig auf die Klausel “Oder gleichwertiges Auto” einen Kia und unsere Bestellung eines Navis war scheinbar auch nicht durchgegangen. Stattdessen ließen wir uns während unserer gesamten Reise von Google Maps leiten, was erstaunlich problemlos funktionierte. GPS funktioniert auch im Ausland ohne zusätzliche Kosten zu verursachen, wie man eine Karte herunterlädt, könnt ihr hier nachlesen.
Für uns fahren die Menschen in Neuseeland auf der richtigen, also der linken, Straßenseite und auch sonst waren die Schilder sehr eindeutig und die Straßenführung recht einfach zu verstehen. Man hatte mich vorher gewarnt, dass das Tempolimit sehr ernst genommen werden würde, aber angesichts einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf fast allen Landstraßen, hatten wir keinerlei Motivation schneller zu fahren.
Was die Straßen angeht, gibt es in Neuseeland genau zwei Arten von ihnen: Die über lange Strecken geraden Landstraßen, die man mit 100 Sachen entlangbrettern kann, auf den Ebenen und Serpentinen, die sich über lange Strecken hinwegziehen und mir Übelkeit verursacht haben, in den Bergen.
Wir wollten nach Hahei ans Meer fahren und trafen nach langen geraden Straßen auf nicht enden wollende Bergstraßen, bevor wir plötzlich in einen Stau gerieten. Aus unerfindlichen Gründen sind viele der Brücken, die über die schmalen Flüsse und Bäche führen, nur einspurig. Die Autofahrer auf beiden Spuren müssen sich also abwechseln, was besonders im Sommer mit seinem hohen Touristenaufkommen eine Tortur ist. Nach etwa drei statt der veranschlagten zwei Stunden sahen wir dann aber das offene Meer und ich wies meinen Mann an, so schnell wie möglich zu parken, weil meine Beine vor lauter Vorfreude schon kribbelten.
Leider hatten wir bei so gut wie sämtlichen Bademöglichkeiten keine Handtücher dabei (perfekt geplant), aber Beine trocknen schließlich schnell und so zog ich mir Socken und Schuhe aus und lief ins hellblaue Meer. Ich liebe auch die Berge, aber nichts bereitet mir so viel kindliche Freude wie das blaue Meer und ein Strand. Mein Mann ist leider eher wasserscheu.
Nachdem ich meine Beine mit einem T-Shirt abgetrocknet und entsandet hatte, fuhren wir weiter in Richtung Cathedral Cove. Direkt in der Nähe dieser Bucht gibt es keine Parkplätze, wir parkten also etwas weiter weg und bezahlten 10$ für einen Bus dorthin. Fun Fact: Der Bus war eindeutig ein ausrangierter japanischer, denn auf den Türen stand auf Japanisch “automatische Tür” und über dem Fahrersitz stand “Lasst uns diesen Bus sauberhalten”. 😀
An der Bushaltestelle angekommen knallte die Sonne schon ziemlich, wir liefen den Wanderweg am Te Whanganui-A-Hei Marine Reserve entlang, schnauften vor uns hin, und liefen statt bis zur berühmten Cathedral Cove (45 Minuten) lieber zum Stingray Bay (15 Minuten). Wir wollen schließlich nicht in unserem Winterurlaub an Sonnenstich sterben.
Mit schroffen weißen Felswänden, türkisblauem Meer und Treibholz ist der Strand wirklich idyllisch und lädt zum Baden oder Bootfahren ein. Natürlich waren wir auch hier nicht alleine, aber als Touristen waren wir eben an Touristenorten und es war nirgends unerträglich voll. Das nächste Mal, wenn wir auch nur in der Nähe von so schönem Meer Urlaub machen, nehme ich mir ein Handtuch mit! Oder zwei! 😉
Unsere Basis für die restlichen Tage war übrigens nicht in Auckland, sondern in Matamata, einem sehr ländlichen Städtchen. Über Airbnb hatten wir uns eine kleine Cottage inmitten von Feldern gemietet, die ich hiermit auch absolut weiterempfehlen möchte.
Unsere einzigen direkten Nachbarn waren Kühe, Vögel und Hasen. Ein absolutes Kontrastprogramm zu unserem Zuhause in Tokyo. Für ca. 110€ pro Nacht können dort höchstens sechs Personen (zwei Doppelbetten, zwei Semi-Doppelbetten) übernachten. Dank des Herds und des Backofens konnten wir uns für die Zeit, die wir dort waren, auch relativ kostengünstig selbst versorgen.
Ich hatte auch schon lange nicht mehr so gut geschlafen, wie dort. Ob es an der Dunkelheit nachts, der Stille oder der urlaubsbedingten Entspannung lag, kann ich euch nicht sagen, aber es war absolut fantastisch.
Außerdem bedeutet eine Unterkunft außerhalb Aucklands natürlich auch kürzere Fahrtwege. In Neuseeland ist alles ein wenig weiter von einander entfernt, sich da jeden Tag etwa 300 km zu sparen macht einen riesigen Unterschied. Zumal wir am nächsten Morgen um neun eine Verabredung hatten, auf die ich mich schon seit Wochen gefreut hatte.
Von welch immenser Bedutung ein Handtuch ist , steht bereits im weitverbreiteten Reiseführer: “Per Anhalter durch die Galaxis” 😉