Was den Deutschen ihr Fußball ist den Japanern in Baseball. Als eine Freundin mich also fragte, ob ich nicht mit ihr Baseball gucken gehen wolle, sie habe Tickets, sagte ich sofort zu.
Baseball ist eine dieser Sportarten, von denen man auch in Deutschland schon einmal gehört hat, deren Regeln man aber nicht unbedingt kennt. Ein wenig wie Cricket. 😀 Eine vereinfachte Version von Baseball haben viele von uns in der Schule gespielt: Brennball.
Als ich meine Entdeckung meiner japanischen Begleitung mitteilte, wurde ich aber sofort berichtigt. Baseball ist natürlich gar nicht wie Brennball. (Aber ein bisschen schon. 😉 )
Der Pitcher (Mannschaft A) spielt dem Batter (Mannschaft B) einen Ball zu, den dieser nach Möglichkeit nicht oder nur schlecht mit seinem Schläger treffen soll. Wenn er den Ball getroffen und nicht aus dem Spielfeld gespielt hat, rennt er so schnell wie möglich um das Spielfeld herum. Währenddessen versucht Mannschaft A den Ball einzufangen. Gelingt es ihnen, den Ball zu einer der Bases, die um das Spielfeld herum verteilt sind, zu bringen, muss der Batter an einer der Bases stehenbleiben und kann in der nächsten Runde weiterlaufen. Sollte er sich zwischen zwei Bases befinden, ist er raus. Sobald er es ums Feld geschafft hat, bekommt sein Team Punkte.
Wir hatten sehr gute Plätze, nur acht Reihen vom Spielfeldrand entfernt und direkt hinter dem Batter. Vor uns hing zum Schutz vor Bällen ein Netz.
Es spielten unsere Tokyoter Heimmannschaft, die Yomiuri Giants, gegen eine der beliebtesten Mannschaften Japans, die Hiroshima Tōyō Carp. Die Liebe, die die Leute aus Hiroshima und anderen Gegenden Japans den Carp entgegenbringen, ist wirklich erstaunlich. Auch mitten in der Woche waren die Ränge gut gefüllt und zumindest ich hatte das Gefühl, dass mehr Leute Carp-Trikots als Giants-Trikots trugen. Auch vor und im Stadion waren einige Stände mit Carp-Fanartikeln aufgebaut.
Baseball ist kein so schneller Sport wie Fußball, wo sich die ganze Zeit etwas bewegt. Während Bälle nicht getroffen oder in die Zuschauerränge gespielt werden hat man viel Zeit um über alles mögliche zu quatschen ohne viel zu verpassen. Für mich war das Zugucken auf jeden Fall ziemlich zäh, aber wenn sich dann mal etwas tat, war die Stimmung im Stadion hervorragend. Fangesänge, Cheerleader, die Team-Maskottchen und sogar Hello Kitty gab es zu bestaunen.
Weil wir nicht in den absolut wahnsinnigen Verkehr, der nach einem solchen Großereignis zu erwarten ist, zwängen wollten, gingen wir schon etwas früher nach Hause und verpassten so, wie Carp das Spiel gewannen. Schade, aber ich freue mich für die Mannschaft, für mich sind sie viel mehr Sympathieträger als die Giants.
Insgesamt ist Baseball aber nicht mein Sport. Man sitzt zu viel herum, auf dem Spielfeld geschieht zu wenig. Aber so ist das halt, verschiedene Leute mögen verschiedene Sportarten.
“Während Bälle nicht getroffen oder in die Zuschauerränge gespielt werden ” – gibt es manchmal Verletzte?
Möglicherweise, es gab auf jeden Fall eine vorgefertigte “Bitte geben Sie auf fallende Bälle acht”-Ansage inklusive Grafik.
Unser jüngste Sohn sieht Baseball sehr gerne.
Ich und mein Mann haben auch dafür Interesse also wir sehen einige Male pro Jahr Baseball im Stadion 🙂
Nach dem Foto finde ich den Sitzplatz super ist.
Total neidisch 🙂
Ich bin seit einigen Jahren Bundesliga-Schiedsrichter im deutschen Baseball. Und ich muss klar sagen, dass selbst auf dem Feld zu stehen definitiv mehr Spaß macht als zuschauen, auch wenn in Japan viel unternommen wird, dass den Zuschauern nicht langweilig wird. Wofür sich so ein Baseballspiel aber hervorragend eignet, ist japanische Konversation zu üben. Bei jedem Besuch im Stadion wollten sich immer zahlreiche Menschen mit mir unterhalten. Und es bieten sich immer zahlreiche Möglichkeiten dazu, ohne viel zu verpassen. Vor allem auch, wenn das eigene Team in der Verteidigung ist (beide Teams wechseln sich ähnlich wie beim Football mit Schlagen und Verteidigen ab). Diese Zeiten werden von vielen Besuchern dann gerne zum Essen (holen) und quatschen genutzt.