Wir ihr wisst, schreibe ich diesen Blog sehr stark aus meiner Sicht: Ende 20, verheiratet, weiblich, lebt in Japan. Manchmal ist es aber auch ganz spannend von Leuten zu hören, die Japan im Urlaub erlebt haben, aber nicht nur dafür einen Blog einrichten wollen. 🙂 Mein Leser Alex hat mir angeboten, einen Gastbeitrag über seine Reise zu schreiben. Für ihn ging es über Korea mit der Fähre nach Fukuoka und dann weiter in den Norden.
Alex hat nach seinem Studium in Berlin, Oslo und Rotterdam das digitale Verbrauchermagazin Kaufberater.io mitgegründet. Seine Leidenschaft ist das Reisen und digitale Geschäftsmodelle. Neben den USA reist er sehr gerne im asiatischen Raum. Dabei haben es ihm besonders Japan und Südkorea angetan.
Nach einem strapaziösen ersten Halbjahr 2017 war es wieder soweit: Die Reiselust überkam mich! Denn die Monate davor waren anstrengend: Gemeinsam mit ein paar Freunden aus der Uni haben wir das Online-Magazin Kaufberater.io gegründet. Ich merkte so langsam wie mir immer mehr Energie fehlte, denn wenn man non-stop arbeitet verliert der Kopf seine Kreativität. Dem wollte ich entgegenwirken und habe relativ spontan nach Flugtickets für Japan gesucht.
Letztlich habe ich mich dann entschieden auch gleich noch nach Südkorea zu fliegen. Los ging mein Trip in Seoul über Busan, dann mit der Fähre nach Japan in die Hafenstadt Fukuoka und dann mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Hiroshima, Osaka, Kyoto und schließlich Tokio. Da unser Magazin ausschließlich digital verfügbar ist, habe wir unsere Organisation dezentral aufgebaut. D.h. jeder Mitarbeiter arbeitet von einem anderen Standpunkt aus und so war es auch ein leichtes für mich neben dem Reisen meine täglichen Aufgaben zu erfüllen.
Südkorea
Meine Reise ging in Seoul, Südkorea los und ich merkte schnell, dass hier alles ein bisschen anders ist: Die Menschen, das Essen und vor allem die Kommunikation ist für einen Europäer erstmal ein bisschen befremdlich. Denn für mich war es das erste Mal, dass ich in einem Land bin indem ich niemanden verstehe und in dem auch mich niemand versteht. Ich brauchte also erstmal 1-2 Tage um richtig anzukommen. Rückblickend muss ich aber sagen, dass zumindest Teile von Seoul sehr westlich sind, denn von großen Einkaufsstraßen bis hin zu europäischen Essen gibt es eigentlich alles, wenn man nur sucht. Persönlich hat mir das Universitätsviertel am besten Gefallen, denn von der Architektur der Häuser bis hin zu den Coffee Shops hat mich vieles an Venice Beach ins Los Angeles erinnert: Ein Skater neben dem anderen, viele kleine Restaurants und Bars und überall junge Leute.
Man unterschätzt als Europäer schnell die Größe von asiatischen Städten und da ich gerne vieles zu Fuß erkunde, bin ich schnell an meine Grenzen gestoßen. Ich kann hier aber definitiv Taxis empfehlen, denn für nur 4 Euro kommt man zu jeder Zeit quer durch die Stadt. Nach Mitternacht fahren nämlich keine U-Bahnen mehr, was ich ein bisschen komisch fand. Was man aber auf jeden Fall zu Fuß erkunden sollte, ist eine der vielen Aussichtsplattformen der Stadt. Rund um Seoul sind nämlich Hügel von denen man einen klasse Ausblick auf die Stadt hat. Besonders hat mir hier der Namsan-Park gefallen. Nach einem kleinen Aufstieg (ca. 1 Stunde) kann man über die ganze Stadt sehen.
Tipp: Unbedingt auf einem der Street Food Märkte essen. Oftmals gibt es zwar das gleiche Essen, aber es ist eine Freude die verschiedenen Geschmäcke zu erkunden.
Nach ein paar Tagen ging es dann weiter nach Busan, um mit der Fähre nach Japan weiterzureisen. Ehrlicherweise habe ich nur eine Nacht in Busan verbracht, aber mit hat ein Einheimischer erzählt, dass ich unbedingt den Fischmarkt besuchen soll. Deswegen bin ich früh ins Bett, um pünktlich um 5 Uhr morgens am Fischmarkt zu sein: Ein Spektakel! Denn Busan ist der größte Hafen in Südkorea und es ist spannend zu sehen, wie die Fischer ihren Fang an Land bringen. Ansonsten gibt es in Busan auch eine “Altstadt” die sehr schön ist. Leider fehlte mir die Zeit die Stadt noch etwas mehr zu erkunden.
Fukuoka
Meine erste Begegnung mit Japan in Fukuoka wird mir definitiv im Gedächtnis bleiben: Ich stellte schnell fest, dass das der ungewöhnlichste Ort ist an den ich jemals gereist bin. Die Menschen schienen zuerst wie von einem anderen Stern: In sich gekehrt, leise, keine Emotionen. Ich habe mich zum ersten mal wirklich “fremd” gefühlt. Aber nicht, dass man sich eingeschüchtert fühlte, sondern eher “erdrückt” von den neuen Eindrücken. Vor allem die Einwohner sind mir im Gedächtnis geblieben, denn ich hatte noch nie zuvor so zuvorkommende, hilfsbereite und liebenswürdige Menschen getroffen. Ich hatte genau was ich wollte: Komplett neue Impressionen in einem Land, das einfach “anders” ist.
In Fukuoka an sich gibt es auch einige Dinge zu entdecken: Mit dem Sky Garden und dem Ohori-Park gibt es wunderschöne Grünflächen in der Stadt, die man entweder für einen Spaziergang oder ein Workout nutzen kann. Auch architektonisch hat die Stadt mit dem Fukuoka Tower, dem Fukuoka Dome (Sportstadion und Heimstätte der Fukuoka Hawks Baseball-Mannschaft) und dem Bahnhof Hakata einiges zu bieten. Aber auch traditionsbewusste Menschen kommen auf ihre Kosten: Die Burg von Fukuoka versetzt einen mehrere Jahrhunderte zurück in der Zeit und man bekommt einen Eindruck wie die Menschen im frühen Japan gelebt haben.
Hiroshima
Nach meinen ersten aufregenden Eindrücken in Fukuoka, ging es dann mit dem Hochgeschwindigkeitszug dank Japan Rail Pass nach Hiroshima. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass sich die Hochgeschwindigkeitszüge allein schon den Aufwand der langen Reise wert sind. Ein absolut einmaliges Erlebnis. In Hiroshima habe ich dann erstmal das Atombomben-Denkmal besucht und mir einen Tag genommen, um das dazugehörige Museum er erkunden. Es ist super spannend den Verlauf des Weltkrieges aus japanischer Sicht zu verfolgen, wobei ich sagen muss, dass das Museum nichts für Leute mit schwachem Magen ist. Den Schmerz und das Leid der Menschen ist unvorstellbar.
Nach diesen tiefen Eindrücken habe ich mich auf die Suche nach einem Platz zum Arbeiten gemacht und habe den Shake-Hands Co-Working Space gefunden. Dieser ist eher simpel gehalten, hat aber ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Dort habe ich einen jungen Japaner getroffen, der als Freelancer (Grafiker & Mediendesign) tätig ist und aufgrund eines längeren Aufenthalts in London sehr gut Englisch konnte. Wir haben uns etwas über das Arbeiten an sich in Japan unterhalten und ich habe erfahren, dass die meisten Menschen sehr lange Arbeitszeiten haben und eher weniger Raum für Kreativität herrscht.
Mein bester Tipp für Hiroshima: Unbedingt die Insel Miyajima mit dem ikonischen großen Torii Tor, sowie der dazugehörigen Altstadt besuchen. Mit dem Japan Rail Pass bekommt man das Ticket für die Fähre umsonst, man zahlt also nicht mal etwas für die Transport drauf.
Leider bin ich an dem einen Tag zu spät hingefahren, und hatte keine Zeit mehr um den Mount Misen von Einbruch der Dunkelheit zu besteigen, sodass ich am nächsten Tag nochmal hingefahren bin. Und es hat sich gelohnt! Der Aufstieg zieht sich etwas, aber die Ruhe und der Ausblick den man oben findet, sind die Reise wert. In der Altstadt gibt es viele traditionsreiche japanische Köstlichkeiten, sowie Souvenirs. Viele Japaner kommen hier auch zum Entspannen für mehrere Tage her und so gibt es viele Hotels mit Spa-Bereichen.
Osaka
Mit diesen tollen Erlebnissen ging es dann nach Osaka weiter. Ich habe schon zuvor gehört, dass das Nachtleben in Osaka rund um den Dōtonbori-Kanal einzigartig ist und wurde definitiv nicht enttäuscht. Die Gegend rund um den Kanal wirkt wie eine Mischung aus dem New York Time Square, einer riesigen Einkaufsmall und einem Food Court. Es ist bunt, laut und schrill. Aber auch genau das macht den Charme der Stadt aus, wobei ich definitiv gemerkt habe, dass Osaka eine Ecke größer ist als Fukuoka oder Hiroshima.
Am Dōtonbori-Kanal selbst kann man super Ramen und andere japanische Köstlichkeiten genießen. Es folgte ein mehr als guter Abend mit vielen abwechslungsreichen Aktivitäten und dem ein oder anderen Drink. Neben den Standardhotels und Unterkünften gibt es in Osaka auch einige Ryokans. Das sind Hotels, die den traditionellen japanischen Lifestyle abbilden. D.h. geschlafen wird auf dem Boden und auch gegessen wird an einem Tisch der nur bis kurz über den Boden ragt, dass die Beine Platz finden. Ich kann einen Aufenthalt in einem Ryokan definitiv empfehlen.
Kyoto
Anschließend folgte mein kulturelles Highlight in Kyoto. Die Stadt hat einfach etwas wunderbares an sich, gefüllt mit einer Menge Historie. Vor allem der Stadtteil Gion sticht hier hervor, denn dieses Viertel ist berühmt für deine Geisha-Tradition. Die Künstlerinnen verzaubern Touristen sowie Einheimische gleichermaßen und sind eine wundervolle Erscheinung. Mädchen gehen auf sogenannte Geisha Schulen und bekommen die jahrhundertealte Tradition der niveauvollen Unterhaltung beigebracht. Da die Präsenz einer echten Geisha sehr teuer ist, gibt es leider auch sehr viele Trittbrettfahrer. Man sollte also genau auf Herkunft (die Schule) der Geisha achten, sollte man sich darauf einlassen wollen.
Auf jedenfall sollte man jedoch eines der traditionellen Restaurants aufsuchen, denn hier wird gerne direkt vor dem Gast gekocht. Ich habe in Kyoto ehrlich gesagt nicht gearbeitet und habe mich von den vielen Eindrücken überwältigen lassen.
Tokyo
Mein letzter Stopp war dann Tokio und ich wurde schier erdrückt von neuen Impressionen. Tokio war wohl die “westlichste” Stadt auf meiner Reise, aber dennoch einfach ikonisch für Japan. Der Palast und die königlichen Gärten sind wunderschön und das Nachtleben ist vielleicht nur mit New York oder London zu vergleichen. Dennoch gibt es hier und da viele kleine japanische Einzelunternehmer, die schöne Läden mit typisch japanischen Prdukten betreiben. Besonders kann man hier natürlich den Fischmarkt empfehlen. Man sollte jedoch schon sehr früh da sein um das Spektakel zu erleben. Ich selbst war um fünf Uhr morgens da, aber man hätte wohl auch schon um vier Uhr da sein können. Es lohnt sich auch besonders den Daiba Seaside Park zu besuchen. Leider muss man hier ein extra U-Bahn-Ticket kaufen, da dies nicht im Japan Rail Pass enthalten ist. Aber der Aufpreis lohnt sich definitiv, da man einen tollen Blick vom Wasser aus auf Tokio bekommt.
Da ich 7 Tage in Tokio war, habe ich mir nochmal für 2 Tage einen Platz zum arbeiten gesucht und habe mich letztlich für das Ginza Hub entschieden. Dort trifft man vor allem eine englischsprachige Community vor mit Menschen aus allen Ecken der Erde. Auch hier muss ich sagen: Ein tolles Erlebnis. Man kann sich ideal austauschen und gegenseitig neue Ideen einbringen. Von kleineren Start-Ups, Solopreneuren bis hin zu Menschen die neben Ihrem regulären Job versuchen ein Side-Business aufzubauen trifft man hier viele verschiedene Menschen an.
Schlussendlich muss ich sagen, dass die Reise mit genau das gegeben hat, was ich gesucht habe: Ein einmaliges Erlebnis, viel neue Eindrücke und Freundschaften und vor allem einen neuen Blickwinkel auf viele Dinge. Ich kann jedem einem Reise nach Japan nur empfehlen!
Gastbeitrag – klasse Idee!