Ihr wisst, die einzige wirklich Konstante in meinem Leben sind Abschiede. Das ist natürlich etwas melodramatisch formuliert, denn in Wirklichkeit habe ich auch seit sechs Jahren dieselbe Handynummer und einen Mann und seit bald 28 Jahren eine Familie (7,75 Jahre Abzug für meine Schwester). Aber ihr wisst, was ich meine. 😉
Heute war es wieder soweit. Eine liebe Mitarbeiterin hört nach fast fünf Jahren auf. Sie hat eine ähnliche Position wie ich, Executive Assistant (oder halt: Vorstandsassistentin), nur, dass sie das viel besser kann als ich. Vieles habe ich von ihr und anderen Assistentinnen gelernt, wir waren zusammen mit anderen Mitarbeiterinnen, die inzwischen auch nicht mehr hier sind, im Disneyland. Wir haben zusammen bei Charity Events mitgeholfen. Letztendlich gipfelte all das in einem schönen Mittagessen bei einem teuren Restaurant in der Nähe der Firma.
Zu fünft hatten wir einen Tisch reserviert, es gab Rind und Geschichten. 🙂
Sie: “Letztens hat $V1 sich bei mir bedankt!”
Chefsassistentin: “Der kann sich bedanken?”
Sie: “Ja, ich fand das auch ganz gruselig. Seine Mundwinkel zogen sich ganz gequält nach oben.”
(Großes Gegacker)
So weiter ging es über unsere jetzigen Chefs, alte Chefs, was sich verändert hat. Sie hatte vor einiger Zeit ihren alten Chef im asiatischen Ausland besucht.
“Er war noch viel energiegeladener, als ohnehin schon. Entweder hat das koreanische Essen ihm noch mehr Energie gegeben, oder ich war es schon gar nicht mehr gewohnt. Diese Positivität hat mich wie ein Schlag getroffen.”
Sie hatte einen unglaublich guten Draht zu ihrem alten Chef, auch wenn sie sich immer mal beschwerte. Man arbeitet halt zusammen, da läuft nicht immer alles rund. 🙂
Bei uns Assistentinnen ist es oft so, dass wir eine Sonderstellung in einer Abteilung einnehmen. Wir haben nicht wirklich unsere eigenen Aufgaben, sondern unterstützen nur nach Bedarf. Viele Dinge können die übrigen Mitarbeiter gar nicht, ob es darum geht Dienstreisen, Meetings außerhalb des Büros oder Übersetzer zu organisieren. Diese Leute können einem also nicht wirklich helfen, weswegen man sich in haarigen Situationen an die anderen Assistentinnen wendet.
Das sind unsere Verbindungen zu den anderen Abteilungen, und mit einigen Assistentinnen hat man wirklich viel zu tun. Wenn in der Abteilung etwas einfach nicht läuft, hat man diese kleine Gemeinschaft von Leidensgenossinnen, die einen verstehen und Tipps geben können.
Es ist schade, wenn dieser Kreis kleiner wird, aber diese Mitarbeiterin kommt uns nicht wirklich abhanden, denn ihr neues Büro ist ganz in der Nähe. 🙂
Diese kleinen Gemeinschaften von Leidensgenossinnen sind meist das Rückgrat des Unternehmens.
Nur den Augenblick kann man festhalten, alles andere ist in Bewegung. Menschen kommen und gehen, Abschiede sind traurig aber Erinnerung kann einem keiner nehmen! Und am Ende hinterlässt doch jeder Mensch der einem Nahe stand egal wie lang oder kurz, eine Spur im Herzen. Und viele weitere werden folgen wenn man es zulässt. Manche für sehr lang andere nur kurz…
Aber das unerschütterliche Grundgerüst auf dem Weg durchs Leben bleibt die Familie 🙂