Letztes Jahr, als mein Mann zwischen zwei Jobs war, fing er an, wieder ernsthaft Deutsch zu lernen. Leider hielt das nur für kurze Zeit an, denn im neuen Job gab es viel zu tun und dann lernte er auch wieder so schrecklich viel für seinen Architektentest.
Letztens haben wir wieder angefangen. Natürlich hat das nicht allzu viel System, ich bin schließlich keine Deutschlehrerin, aber irgendwie klappt es. Über ganz alltägliche Sachen können wir ein bisschen reden: Was willst du heute essen? Was müssen wir einkaufen? Wirklich tiefgründig ist das natürlich nicht, aber das muss es auch noch gar nicht sein. Ich versuche wirklich sehr, meinen Mann nicht mit dreißig Millionen Grammatikregeln zu vergraulen. 😀
Tatsächlich wird mein Mann schon seit Ewigkeiten immer wieder gefragt, ob er Deutsch spricht. Und tatsächlich hat er etwa genauso lang beklagt, dass er die Sprache nicht spricht, obwohl er sie so cool findet. Ich persönlich fand es immer super gut, dass wir auf Japanisch reden, denn erstens wurde mein Japanisch so besser und zweitens sprach ich in meinem alten Job den ganzen Tag Englisch. Da wollte ich nicht auch noch in meiner Freizeit kein Japanisch sprechen.
Inzwischen fände ich es aber ziemlich gut, wenn mein Mann Deutsch spräche. Es würde die Kommunikation, wenn meine Eltern da sind, einfacher machen. Wenn wir ein Kind haben, ist es auch nur von Vorteil – denn schließlich spricht ganz Japan Japanisch, Deutsch sprechen aber nur wenige. 🙂 Ich will übrigens nicht unbedingt, dass mein Mann unserem Kind Deutsch beibringt – es geht mir vordergründig darum, dass mein Mann versteht, worüber ich mit unserem Kind rede.
Damit wir zumindest etwas Orientierung haben, waren wir letztes Wochenende bei einem großen Buchladen und kauften ein Lehrbuch und ein Arbeitsbuch für Deutsch als Fremdsprache. Die Reihe “Menschen” von Hueber hatte mir eine Freundin empfohlen, und im Buchladen machte sie einen guten Eindruck auf mich. Die japanischen Lehrbücher sind natürlich auch nicht schlecht, aber da wird meist sehr viel erklärt, was durchaus in Verwirrung mündet, und, was viel schlimmer ist, die Lesung wird in Katakana angegeben. Das ist meiner Meinung nach sowieso der größte Grund, warum Japaner so eigenartiges Englisch sprechen: Wenn im Lehrbuch über “Skirt” die Aussprache als スカート (Sukaato) angegeben wird, kann das ja gar nicht gut gehen. Im Deutschen ist es ähnlich: “Auf Wiedersehen” wird dann zu アウフ ウィダーゼーヘン (Aufu Widaazeehen), was zwar ähnlich klingt, aber eben auch nicht richtig. Jetzt muss mein Mann sich an das, was im Alphabet dort steht, halten, und es geht tatsächlich ziemlich gut. Auch wenn er “weiter” wie “wejter” ausspricht. 😉
Wir werden uns also durch Menschen A1.1 arbeiten, und dann weitersehen. 🙂 Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich, dass das produktiv weitergeht.
Habt ihr irgendwelche Tipps zum Deutschlernen? Was hat euch, eurer Familie oder euren Freunden geholfen?
Nebenbei deutsche Radiostationen hören um sich an den Klang zu gewöhnen…und ab und an ein Wort aufschnappen, welches man kennt. Synchronizität: In dem Moment wo ich das Wort aufschnappen schrieb sagt jemand im Radio: “Es kann niemand verhindern, dass sich jemand ein Messer schnappt.” Das Wort “schnappt” als ich schreibe “aufschnappen”. London 🙁
Eine App namens Duolingo ist relativ kurzweilig, aber meiner Meinung nach gut um Basisvokabular zu lernen und ein paar einfache Sätze und um sich einfach etwas an die Sprache zu “gewöhnen”
Für Japaner gibt es bei Duolingo leider nur Englisch. 🙁
babbel.com ist zumindets für meine französischen “Enkel”, die als 2. Fremdpsrache Deutsch lernen, ganz amüsant – weiß nicht, ob es eine japanisch-deutsche Variante gibt ?!
Mein Mann, der so gut wie kein Deutsch spricht, aber das eine oder andere versteht, schwört auf Radio hören – das hat er in seiner Jugend gemacht und alles, was er heute kann, stammt aus dieser Zeit – “Österreich 3” war sein Lieblingssender 😉
“Fremdsprache” und “zumindest” muss es natürlich heißen –
Babbel kenne ich auch, aber leider unterstützt das kein Japanisch. 🙁 Sonst wären wir da schon längst dran.
Beim Radio müssen wir mal schauen, sollte übers Internet ja gehen.
Post-Its and ale Gegenstände kleben. XD So lernt man die Begriffe in der Wohnung. Weil man eben immer wieder drauf guckt. Und kennst du diese Schlüsselanhänger mit den kleinen Zettelchen? Damit kann man auch lernen 🙂 1. du musst es schreiben und 2. kann man auch mit in die Ubahn nehmen 😀
Das mit den Post-Its finde ich gut, weil man nebenbei lernt. Vokabelnpauken wollen wir eigentlich vermeiden. 🙂
Ich benutze gerne Anki, das ist (bis auf die App bei Apple) kostenlos. Man muss seine Vokabeln selber eintragen, bekommt dann aber auch genau die Vokabelkarten, die man braucht.
Ansonsten wünsche ich deinem Mann ganz viel Erfolg!! Ich finde es sehr cool, dass er Deutsch lernt. 🙂
Danke für den Tipp! 🙂
Stimme zu, Anki ist klasse! (Ich benutze es umgekehrt von Deutsch nach Japanisch.)
Wo ich nicht zustimme: Man “muss” seine Vokabeln nicht selbst machen, man “kann” sie selbst schreiben. Es gibt eine Webseite, auf der zahlreiche Decks von Usern hochgeladen werden: https://ankiweb.net/shared/decks/
einfach mal durchsuchen.
Mit einem Plugin kann man sich auch ganz leicht die Aussprache dazu in die Karten integrieren: https://ospalh.github.io/anki-addons/Download_audio.html
(Seit ich Audio habe, brauche ich nur noch halb so lang um mir neue Wörter zu merken)
Sich an einem Lehrbuch zu orientieren finde ich eine gute Idee. Ich habe zwar noch niemandem deutsch beigebracht, aber ich habe mal versucht kroatisch zu lernen. Mein Freund brachte mir das ein oder andere bei, aber da er selbst nicht sicher in der Grammatik ist, konnte er meine Rückfragen nur selten beantworten, was uns beide dann frustrierte. Am Ende machte ich einen Kurs an der VHS, der war super, allerdings hilft auch das nur wenn man es im Alltag übt und wirklich miteinander auch in der Sprache spricht. Diese Kleinigkeiten die ihr euch schon unterhalten könnt sind doch super, das sind doch genau die Dinge die ihm mit deinen Eltern schon mal Sicherheit geben, bevor dann tiefgründige Gespräche auf deutsch irgendwann folgen 🙂
Man fängt halt klein an. 🙂 Im Moment ist er noch mit Elan dabei, ich hoffe, dass das lange anhält.
Also als wir vor 7Jahren nach Deutschland gezogen sind konnte ich gar kein deutsch und musste es mir so zu sagen selber beibringen. Bei mir wurde es dann in der Schule besser da ich es ja jeden Tag sprach und auch verstehen wollte was die anderen sagen. Das dürfte jetzt natürlich bei deinem Mann schwer sein, aber was mir noch geholfen hat außer täglich zu reden war Fernsehen gucken, Radio hören und als ich schon etwas besser war Bücher lesen, meistens Bücher die ich schon auf Ungarisch (meine Muttersprache) gelesen hatte. Das hat mir sehr geholfen da ich bei Büchern dann gleich nachgucken konnte was ich nicht verstehe und ich mir auch ziemlich gut die Wörter merken konnte. 🙂 Ich wünsche deinem Mann natürlich viel Erfolg, er wird das schon schaffen! 😉
Ich muss zugeben, dass ich das immer super beeindruckend finde, wenn jemand sich selbst eine Sprache beigebracht hat – dabei habe ich das auch gemacht. 😀 Danke für die Tipps, bis mein Mann Bücher lesen kann, dauert es sicher noch ein wenig.
DVDs mit deutschen und japanischen Untertiteln ansehen. Erst auf japanisch ansehen, dann auf Deutsch mit deutschen Untertiteln. Bei Unklarem dann japanische Untertitel wieder ansehen.
Wir haben tatsächlich die deutschen DVDs von japanischen Filmen da. 😀 Jetzt muss ich ihn nur noch überreden, sich das anzusehen, derzeit weigert er sich noch standhaft.
Das ist die schnellste Methode. Und fehlerfrei wird es dann auch noch. Wenn ihr langweilige DVDs habt, kauft euch halt ein paar interessantere.
Als kleine Motivationshilfe für deinen Mann, Kinder lernen bei mehrsprachigen Eltern die Sprachen am besten, wenn jeder konsequent nur eine spricht, auch untereinander. Also du nur Deutsch und er nur Japanisch. Von daher wäre es gut, wenn er dich dann so gut versteht, dass du nach Möglichkeit nur Deutsch mit ihm reden kannst.
Liebe Grüße
Genau deswegen lernt er jetzt auch wieder. Mir ist es sehr wichtig, dass unser Kind Deutsch lernt, auch wenn ich natürlich Japanisch spreche.
Meine Empfehlung: Serien oder Filme auf Deutsch gucken. Vielleicht auch einfache Sachen lesen? Mangas oder so. Klar, in Japan kommt man da schwer ran.
Mein Mann lernt meine Muttersprache bei Babbel und anhand von Post-it’s, die ich überall in der Wohnung verteilt habe. Filme mit Untertiteln zu gucken ist auch eine gute Idee, so bekommt man ein Gefühl für den Klang der Sprache. Was auch noch gut klappt: den anderen in der Fremdsprache über Dinge erzählen zu lassen, die er gerne mag (bei meinem Mann ist das, hallo Klischee, Fußball). 🙂 Als Germanistin mit Liebe zur Literatur empfehle ich zum Schluß noch Comics und Märchen für den Anfang. Liebe Grüße!
Das mit dem Hören müssen wir noch irgendwie verstärken, da sind wir im Moment noch etwas hinterher. Bei Babbel gibt es leider kein Japanisch, dabei mag ich die Seite eigentlich sehr gern. 🙂
Amazon Deutschland sendet viel auch nach Japan. 🙂 Manga liest mein Mann aber schon auf Japanisch nicht, das wird also eher nichts.
Finde ich super, dass er Deutsch lernen möchte! Allein schon eurer zukünftigen Kinder halber ist das eine gute Idee 🙂
Je nachdem auf welchem Level er sich sprachlich befindet, könnt ihr Übungen etc. ja anpassen. Ganz am Anfang hilft noch ganz gut, wenn man viel mit Bildern und Vokabularaufbau arbeitet. Wenn du aber sagst, dass ihr einfache Sätze schon formen könnt, dann würde ich da, wie einige vor mir schon geraten haben, schon zu einfachen Filmchen / Serien greifen? Vielleicht Kinderserien auf Deutsch? Das hilft mir beim Japanisch lernen auch nach 4 Jahren noch super gut 🙂 Oder Lieder – über Songtexte lassen Sprachen sich auch super aufnehmen.
Und ansonsten kommt das glaube ich ganz automatisch, wenn ihr im Alltag ab und zu mal auf Deutsch miteinander sprecht.
頑張って!!
Haha, das “Aufu Widaazeehen” klingt wirklich ziemlich genau so wie Asiaten Deutsch sprechen 😀 . Tipps zum Deutsch lernen habe ich leider nicht wirklich, da mein Freund schon fließend Deutsch spricht… nur den Akzent, den bekomme ich wohl nicht mehr raus 😀 . Mich haben beim Sprachenlernen immer Lehrwerke mit “charismatischen Hauptpersonen”, welche sich durch das gesamte Lehrwerk ziehen, extrem motiviert. Z.B. gibt es für Finnisch so einen leicht ironischen Videokurs mit absolut witzigen Hauptdarstellen, die ich einfach gleich so ins Herz geschlossen habe, so dass es für mich nichts Lustigeres gab, als dieselben Videos immer wieder durchzugehen… dabei habe ich mir ganz automatisch viele nützliche Redewendungen gemerkt ganz ohne Grammatik. Vielleicht gibt es so witzige Videokurse ja auch für Deutsch?
Was mir sonst auch geholfen hat, ist Bücher, die ich schon kannte, in der Fremdsprache lesen. Da man schon weiß, was passieren wird muss man nicht ständig Worte nachschlagen und erfasst schneller den Sinn von Sätzen.
Rosetta Stone sollte japanisch-deutsch unterstützen gibt zumindest eine japanische Website. Ist ähnlich wie Babbel.
Hi,
erstmal muss ich mich als stiller Leser deines Blogs outen. Ich bin hier über den Blog-Radar von Tabibitos Japan-Blog gelandet und schon seit über einem Jahr treuer Leser deines wirklich tollen Blogs.
Aber zum Thema: Genau NHK auf Japanisch (http://www3.nhk.or.jp/news/index.html), bietet der Deutschlandfunk eines Website mit Nachrichten in einfachem Deutsch an: http://www.nachrichtenleicht.de/. Ich hab das schon öfter mit meiner Freundin gemacht und es ist zwar nicht so toll wie vom NHK (wo es für bestimmte Vokabeln noch optionale Umschreibungen gibt), aber durchaus brauchbar, um ein bisschen Lesen und Vokablen zu üben.
Sorry, der NHK-Link war nicht vollständig: http://www3.nhk.or.jp/news/easy/
Oh, das klingt gut. Auf dem Level sind wir noch nicht (also ich schon, aber du weißt was ich meine), aber ich behalte es im Hinterkopf. Danke für den Tipp!
Unser Mitbewohner lernt gerade auch deutsch und vor ihm hatte wir eine Mitbewohnerin aus Taiwan, die allerdings eher sprachfaul war. Was beiden trotzdem geholfen hat, war das deutsch sprechen. Rosetta Stone kann ich zumindest für die Aussprache sehr empfehlen….leider ist es aber recht teuer 🙁
Mit Rosetta habe ich einen Crashkurs Japanisch gemacht und fand es wirklich gut.
Sonst ist die Idee Filme oder Serien anzusehen auch gut, das macht unser Mitbewohner auch gerade. Was ganz wichtig ist, ist aber auch sich selbst zu zwingen wirklich deutsch zu sprechen, vielleicht auch erst mal etwas langsamer und Dinge, die derjenige nicht kennt zunächst versuchen auf deutsch zu beschreiben, anstatt sofort das Wort in die bekannte Sprache zu übersetzen. Aber ich weiß selbst, dass das im Alltag manchmal schwierig ist und ertappe mich immer wieder, wie ich im Fall unseres Mitbewohners manchmal aus bequemlichkeit ins englische wechsel.
Übrigens finde ich es sehr gut, dass du dein(e) Kind(er) bilingual erziehen möchtest. Ich finde es schade, wenn man die Möglichkeit hat und sie nicht umsetzt. Ich habe mal bei einem deutschen Professor in Japan ein Praktikum gemacht und der hatte auch zwei Kinder die beide kein deutsch sprechen konnten. Wenn sie in Deutschland waren, konnten sich die Kinder gar nicht mit ihren Großeltern und anderen Verwandten unterhalten.
Ich persönlich beneide auch immer Leute, die das Glück hatten bilingual aufzuwachsen 😉
Liebe Grüße
habe jetzt keine extra tipps zum fremdsprachenlernen. das übliche hilft halt: sich die sprache in vielen kleinen dosen möglichst oft in den unterschiedlichen situationen zu geben. bücher, zeitschriften, sprechen, hören, film, spiele, reisen..
zur mehrsprachigen erziehung der kinder:
wenn dein partner sich für deine sprache interessiert hast du schon halb gewonnen! oft lernt der partner ab der geburt des babys dann ganz automatisch und kinderleicht die sprache mit.. auch wenn es davor jahrelang zäh ging!
wenn du anfangs mit dem baby alles immer wiederholst (ja, das ist der löffel. lööffeeel. wir essen nit dem löffel. wo ist der löffel?… ) kommt das dem sprachlerbenden papa natürlich auch zugute! 😉
einfache bilderbücher sind auch prima für beide! 😉 dann die fingerspiele, abzählreime, lieder.. wenn papa auch mitmacht geht es plötzlich kinderleicht mit dem lernen. es ist dann nämlich praxisnahe, kontinuierlich, positiv und zielorientiert. perfekt!
Ich denke, auch dass er mit Fernseh gucken z.B. viel über die Aussprache lernen kann. Sich da einfach im Hintergrund berieseln lassen, auch wenn man was anderes nebenbei macht~ Oder, wenn er schon ein bisschen weiter ist eventuell ein kleines Tagebuch führen? Habe ich zum Japanischlernen auch gemacht. Ist außerdem auch lustig, wenn man sich dann seine ganz alten Einträge mal wieder ansieht^^
Ansonsten würde ich sonst immernoch Tandem-/Sprachpartner empfehlen, aber da hat er ja dich 😉 Auf die Weise habe ich jedenfalls am meisten gelernt. Forder ihn da vielleicht ruhig mal raus, wenn er nicht mit rechnet^^