Unser erster Tag in Seoul war, um es gelinde auszudrücken, eher unangenehm.
Am Morgen um vier mussten wir aufstehen und waren total übermüdet. Am Flughafen Haneda angekommen versuchten wir uns aufzupäppeln, was aber nicht ganz gelang, denn auch auf dem Flug (mit JAL) waren wir nicht vollkommen auf der Höhe. Normalerweise schlafe ich in Flugzeugen ganz gut, aber diesmal klappte das nicht so gut. Die Landung war suboptimal. Ich hasse Fliegen sowieso, weil ich immer Ohrenschmerzen bekomme, die teils stundenlang anhalten, aber bei der Landung wurde mir auch wirklich schlecht. Mein Mann hatte super viel Spaß, der steht auf Turbulenzen.
In Seoul angekommen wurden wir von jemandem von unserer Reiseagentur abgeholt. Als wir zuerst den Flughafen verließen, war es gar nicht so kalt, wir waren überrascht und machten Witze. Das änderte sich dann später aber.
Zum Duty Free Shop wurden wir natürlich auch geschleppt, zum Glück gab es dort aber ein Café, so dass wir den Parfümwolken entkommen konnten. Der Fahrer des Kleinbusses, mit dem wir befördert wurden, war auch verrückt, was meine Übelkeit nicht unbedingt besser machte.
Unser Hotel war in der Nähe des Bahnhofs Jongno 5-ga (정로5가), in der Nähe von Tongdaemun (동대문). Weil wir am Hotel etwas gespart hatten, war es nicht ganz so toll. Die Wände waren so dünn, dass wir die Gäste im Nebenzimmer sehr deutlich hören konnten und die Betten waren unglaublich hart. Erst gefreut hat uns die Fußbodenheizung, durch die das Zimmer kuschelig war, später stellte sich heraus, dass die dermaßen hoch eingestellt war, dass wir nicht schlafen konnten.
Auf jeden Fall waren wir um zwei Uhr nachmittags schon total fertig, zwangen uns aber, zumindest nach Myeongdong (명동) zu fahren um Geld zu wechseln. Myeongdong ist Touristenfanggebiet, mit vielen Läden und vielen Leuten, die Japaner auf Japanisch ansprechen. Leider ist die Gegend sehr schattig, und so waren wir den Minusgraden ohne wärmende Sonnenstrahlen ausgesetzt. Nicht so schön.
Nachdem wir vollkommen durchgefroren waren, fassten wir den Entschluss schnell noch zu sehen, was wir sehen wollen, Essen zu gehen und dann zu schlafen. Also auf zur Myeongdong Kathedrale (명동성당), mit zitternden Fingern die Komptaktkamera herausgezerrt und Fotos gemacht, um dann so schnell wie möglich, ohne auf dem Eis auf dem Gehweg auszurutschen, zu Din Tai Fung zu gehen. Falls der Name jemandem bekannt vorkommen sollte – das ist das Restaurant, bei dem wir zweimal in vier Tagen in Taiwan gegessen haben. Kein koreanisches Essen also.
Im Vergleich zu Taiwan (und Japan) war das Essen sehr knoblauchhaltig, aber trotzdem gut. Günstiger als in Japan war’s auch, aber die Preise in Taiwan sind unschlagbar. 😉 Weil ein Gericht zurzeit nicht verfügbar war (was ich meinem Mann auch sagte, denn ich kann so ein bisschen Koreanisch lesen…) kam ein Kellner zu uns an den Tisch und plapperte meinen Mann zu, der absolut nichts verstand. Nach 30 Sekunden konnte ich ein “Er versteht kein Koreanisch.” einwerfen, woraufhin der Wortschwall plötzlich abbrach und er mir kurz erklärte, dass das Gericht nicht zu haben sei.
Mit gutem Essen im Magen und unserer Restenergie machten wir uns auf den langen Weg zum Cheonggyecheon, einem Fluss, der abends teilweise beleuchtet wird.
Auch wenn der Weg bis dort eisig kalt war, und wir den beleuchteten Teil erstmal suchen mussten, war es doch der erste Moment, in dem ich in Korea etwas sah, dass mich wirklich aufgeheitert hat – trotz Übelkeit, Müdigkeit und genereller Kälte, helle Lichter sind schön. 😉 Näher rangegangen sind wir aber nicht, denn unsere Notenergieaggregate liefen nur noch auf Sparflamme.
Also zurück ins Hotel, in die Wanne und eine schreckliche Nacht überstehen. Am Ende dieses ersten Tages habe ich es wirklich bereut, nach Korea gekommen zu sein. Es tat mir auch für meinen Mann so leid, denn hauptsächlich hat er die Reise gesponsert (er hat die Reise bezahlt, ich alles, was wir in Korea bezahlt haben), weil ich so unbedingt nach Korea wollte.
Zum Glück sah am zweiten Tag die Welt schon ein bisschen besser aus. 😀
Ich wußte bis dato gar nicht, dass es so kalt werden kann in Seoul. Erschütternd wie wenig man über Korea weiß, abseits von dem Grenzkonflikt und technischen Neuerungen. Werde mich später mal belesen müssen.
Danke für die kommenden Berichte vorab. =)
Oh, das kann es. Als ich mal im Januar da war, waren es in Seoul -25 Grad. Und wir wurden auch von der Fußbodenheizung, ich glaube, ondul heißen die, gegrillt… In Pusan hingegen waren es +10 Grad.
Vor den Ondol hatte uns mein Schwiegervater schon gewarnt, aber dass es sooo schlimm sein würde… Seoul muss ich mir noch mal in einer wärmeren Jahreszeit anschauen.
Jaja, Seoul kann arg kalt werden. Auf Nachfrage ergab sich aber, dass dieser Winter selbst für die Koreaner besonders kalt ist. Natürlich eine super Vorraussetzung um seinen ersten Urlaub mit dem generell kritischen Mann dort zu verbringen 😉