Am Samstag ging es wieder recht früh los. Der Plan, alles ganz entspannt angehen zu lassen, ging natürlich nicht auf, und so fanden wir uns kurz nach acht am Longshan Tempel (龍山寺) wieder.
Wir waren aber nicht die einzigen und schon gar nicht die ersten. Ob das am Samstag immer so zugeht oder wir einen Feiertag erwischt haben, weiß ich nicht. Der Tempel war voller Menschen und Mönche (da fehlt mir die Terminologie), die die ganze Zeit dieselben Zeilen sangen, was unglaublich Eindruck auf mich gemacht hat. Ich habe es sicher schon mal gesagt, aber während Tempel in Japan sehr still sind, strahlen taiwanesische Tempel auf mich eine unglaubliche Energie aus.
Nur dort zu stehen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen war für mich ein sehr schönes Erlebnis, aber irgendwann mussten wir uns losreißen. Um die ganze Station “Longshan Temple” herum befinden sich noch viele andere Tempel, die man sich ansehen kann, aber irgendwann wurde es uns zu heiß. Außerdem wollten wir ja ausnahmsweise nicht bis zur Erschöpfung Urlaub machen.
Taiwan ist bekannt für seine Früchte, und während ich schon Wassermelonenmilch getrunken hatte, hatten wir es noch nicht geschafft Früchte zu essen. Mango sollte es werden, einen Laden hatten wir uns auch schon ausgesucht.
Weil wir zu MangoChaCha gehen wollten, liefen wir bis nach Ximen (西門), einer Einkaufsgegend. In Taiwan tragen nicht annährend so viele Frauen hohe Schuhe wie in Japan, und alle Füße scheinen in Sneakern zu stecken. Wir sind bekanntermaßen große Freunde von Adidas, und nachdem wir in Taipei Schuhe gekauft haben (nicht für den Mann, sondern ausnahmsweise mal für mich), wird es schwer werden, wieder in Tokyo auf Schuhjagd zu gehen. Riesige Preisunterschiede! Wir überlegen einfach jedes Jahr nach Taiwan zu fliegen um unseren Schuhschrank aufzufüllen.
Ladensöffnungszeiten in Taiwan scheinen etwas dehnbar zu sein, denn als wir um elf ankamen hatte der Mango-Laden noch nicht offen. Auch als wir zehn Minuten später wiederkamen, war der Laden noch nicht geöffnet. Nach noch einer Runde um den Block noch immer nicht. Dann waren die Rolladen aber teilweise oben, und ich fragte kurz hinunterdurch, wann der Laden denn endlich öffnen würde. “Noch zehn Minuten!” Nach über zehn weiteren Minuten hatte sich noch immer kein Fortschritt eingestellt und wir zogen von dannen, um etwas anderes zu essen.
Daoxiaomian (刀削麺; jap. Tôshômen) werden ähnlich wie Spätzle vom Teigblock in kochendes Wasser geschmissen, sind also kurz, breit, dick und ganz schrecklich mit Plastikessstäbchen* zu essen. Dafür waren sie aber super lecker!
* In Japan bekommt man so gut wie überall Holzessstäbchen. In Taiwan und China Plastikessstäbchen. Sehr anstrengend mit letzteren zu essen.
Wir hatten die Zhajiangmian (炸酱面)-Variante, weil wir keine Suppe dazu wollten.
Das Essen war sehr günstig, für meinen Mann und mich zusammen 150NT$ (ca. 4€) und wir waren danach pappsatt.
Natürlich nicht zu satt um dann doch noch Mango zu essen. In der Nähe des Nudelrestaurants hatten wir ein Schild gesehen, auf dem in großen Lettern geschrieben war: MANGO KING! Oooh! 😀
Mango King verkauft hauptsächlich Baobing (刨冰), geschabtes Eis mit verschiedenen Früchten und Eiscreme oben drauf. Wir hatten nicht nur langweiliges Eis, sondern welches mit Kondensmilch, was die ganze Angelegenheit viel weicher und schmackhafter gemacht hat. Außerdem natürlich: Mango! Mango ist so gut und günstig in Taiwan, es ist eine Schande. Für unser riesiges Eis, das wir zu zweit fast nicht aufessen konnten, haben wir 150NT$ (4€) bezahlt, und es war sicher eines der besten “asiatischen” Eise, die ich bisher gegessen habe.
In den meisten Läden ist man übrigens darauf eingerichtet, dass es auch Leute gibt, die kein Chinesisch lesen können, also gibt es entweder Fotos oder mehr oder minder gute Übersetzungen, mit denen es sich ganz einfach bestellen lässt.
Weiter ging es zum Bahnhof Taipei, um nach Ruifang (瑞芳) zu fahren. Ich will mich nicht wiederholen, aber die Tickets waren so unglaublich billig! 59NT$ (ca. 1,50€) für eine Fahrt! Damit komme ich hier kaum drei Stationen weit.
In Ruifang angekommen standen schon einige Taxen bereit, um Touristen ans Ziel unserer Reise zu bringen: Jiufen (九粉).
Jiufen ist den Japanern am ehesten als Inspiration für die Stadt in Ghiblis Chihiros Reise ins Zauberland (千と千尋の神隠し; Sen to Chihiro no Kamikakushi) bekannt. Leider war der Ort voller Touristen, und um zu den schönen alten Wegen zu kommen, muss man sich erst durch enge Einkaufsstraßen zwängen, vorbei an Essen und Souvenir-Geschäften, immer bergauf.
Wenn man dann endlich am richtigen Punkt angelangt ist, kann man sich aber genau vorstellen, warum Hayao Miyazaki (宮崎 駿) sich vorstellen konnte, dass die Götter in den Gebäuden leben. Es gibt nur kein Badehaus. 😉
Nachdem wir viele Fotos geschossen und Tee getrunken hatten, sollte es dann wieder nach Taipei gehen. Dummerweise hatten wir vergessen überhaupt nachzusehen, wann die Bahn von Ruifang nach Taipei abfahren würde.
Zum Glück gab uns ein Taxifahrer aber einen guten Preis nach Taipei, sogar zu DinTaiFung, wo wir schon am Vortag gegessen hatten. Und so fuhren wir zurück nach Taipei, schlugen uns die Bäuche voll und sanken erschöpft aber glücklich in unsere Betten.
Die letzte Schlacht war noch nicht geschlagen!
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