Damals, Working Holiday.

(Alle Angaben beziehen sich auf mich, sind nicht allgemeingültig und sowieso. Gesunder Menschenverstand.)

Das erste Mal bin ich im Sommer 2008 nach Japan gekommen. Ich kannte das Land vorher nur aus Erzählungen, Filmen und Anime, hatte mich aber nach Schulabschluss entschlossen, für ein Jahr dort zu leben. Zugegebenermaßen, ich hatte nicht mehr die tiefpinke Brille auf, was das Land angeht, und auch um einiges weniger Vertrauen in mich als meine Eltern.

Ein Working-Holiday-Visum kann jeder mit einem deutschen Pass zwischen 18 und 30 Jahren beantragen, der 3200€ (bzw. 2000€ und ein Rückflugticket) und eine Auslandskrankenversicherung vorweisen kann. Das ist wirklich sehr unbürokratisch, und die Botschaft in Berlin ist immer sehr leer. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es dauerte, um das Visum zu bekommen, aber länger als zwei Wochen auf jeden Fall nicht.

Die Unterkunft in einem Guest House hatte ich von Deutschland aus organisiert. Da gibt es verschiedene, ich hatte ein kleines Zimmer, Toilette, Bad und Küche habe ich mir mit den anderen Bewohnern geteilt. Vor allem in Tokyo muss man sich darauf einstellen, dass eine Wohnung von der Größe, wie man sie in Deutschland gewöhnt ist, unerschwinglich ist. In meinem Fall war ich aber einfach auch zu faul um umzuziehen, obwohl es sicher bessere, günstigere Wohnmöglichkeiten gab.

Bevor man nach Japan geht, lohnt es sich zumindest ansatzweise Japanisch zu sprechen, denn die meisten Japaner sprechen kein Englisch und sind auch nicht besonders glücklich, wenn sie gezwungen sind Englisch zu sprechen. Das ist natürlich schade für die Bevölkerung, aber ich glaube, dass man sich als Gast im Land anpassen muss und das heißt: Sprache lernen! Natürlich lernt man eine Fremdsprache schneller, wenn man sie lernen muss, in meinem Fall war mein Japanisch anfangs eher brockenhaft.

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Dazu eine kurze Geschichte:

Ich hasse Mugicha. Mugicha schmeckt wie ein Aschenbecher riecht. Mein Mann steht total auf das Zeug, aber… nein. Auf jeden Fall kaufte ich damals, als ich noch nicht wirklich lesen konnte, was auf den Teeflaschen steht, die Brühe. Nach den ersten drei Schlucken beschloss ich, nie wieder Geld dafür auszugeben. Beim nächsten Einkauf kaufte ich eine 2-Liter-Flasche Tee. Zuhause angekommen, nahm ich einen Schluck: Mugicha! (Ob das jetzt nur an meinen fehlenden Japanischkenntnissen oder generell an meiner Unachtsamkeit lag – wer weiß.)

2007 habe ich den Japanese Language Proficiency Test (JLPT) mitgemacht, damals auf Level 4 (nach den neuen Regelungen N5), das ist der einfachste. Ich fand ihn damals schon ganz praktisch, um anderen Leuten (= Arbeitgebern) zu beweisen, dass ich zumindest ein wenig Japanisch spreche, auch wenn manche die Aussagekraft  überschätzt haben. 2009, nachdem ich aus Japan wiedergekommen bin, habe ich den JLPT 2 (neu: N2) gemacht, da liegen schon Welten zwischen.

Man braucht die Sprache, um in die Kultur und das normale Leben eintauchen zu können. Man braucht die Sprache meist, um mit Japanern Freundschaften zu schließen. Wenn ich mich selbst total von der japanischen Gesellschaft isoliere, weil ich die Sprache nicht lerne (oder lernen möchte), was mache ich dann im Land? Es macht Spaß, zu merken, wie man immer mehr versteht und immer mehr verständlich machen kann, das sind Erfolgserlebnisse, die man sich sonst einfach durch die Lappen gehen lässt. Ich möchte irgendwann total langweilige Dinge machen können, für die mir heute das Vokabular fehlt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Lernt am besten ein bisschen Japanisch, bevor ihr ein Jahr herkommt. Bitte.

Ansonsten:

Es gibt in Tokyo zwar ein Working Holiday Office, aber an sich lohnt es sich viel mehr zu Hello Work zu gehen, egal wie sehr ich über die Organisation dort gemeckert habe, oder das Internet zu bemühen. Für Deutschsprachige gibt es nicht all zu viele Angebote, und ich habe, dank schlechtem Japanisch, als Kellnerin und Zimmermädchen überlebt. Das würde ich jetzt nicht mehr machen, aber es ging auch.

Es empfiehlt sich bei Handykauf und Kontoeröffnung einen Japaner mitzunehmen. Für mich war es so sehr viel einfacher, die ganzen Prozeduren durchzugehen, und ich wurde auch ernster genommen. Für mich war außerdem ein Problem, dass ich damals noch nicht volljährig war, das ist man in Japan mit 20.

Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, sollte man nicht im Sommer nach Japan kommen, wenn man nicht an subtropische Sommer gewöhnt ist. Es ist schrecklich.

0 Gedanken zu „Damals, Working Holiday.

  1. Maximilian sagt:

    Auch wenn das jetzt reichlich spät kommt, was sich nicht vermeiden ließ da ich den Blog erst seit heute kenne und ihn deswegen von hinten bis vorne durchlesen werde, so frage ich dich jetzt einfach mal zu diesem Thema etwas ;).
    Mein absoluter Traum ist es nach Japan zu reisen. Dorthin zu ziehen und zu leben wird wohl kaum möglich sein, dafür habe ich zu wenig Selbstvertrauen und auch nicht den Mut mir jetzt schon vorzunehmen dass ich die Sprache lernen werde. Japanisch ist auf jeden Fall (meiner Meinung nach) die schwierigste Sprache, wenn man aus der westlichen Welt kommt, wegen all den Schriftzeichen. Bis man flüssig Zeitung lesen kann, so habe ich es mal gelesen, braucht man um die 2000 Schriftzeichen, die man auswendig können muss.
    Nun, zusammenfassend, mein Lebenstraum, im Moment mit süßen fast 18 Jahren als junger Mann, besteht darin ein Jahr nach Japan zu gehen und dort das gleiche machen wie du angefangen hast. Im Internet erkundigte ich mich und traf auf die Work und Travel in Japan Seite.
    Um einiges vorweg zu nehmen, ich werde meine Fachoberschule beenden, und dann studieren. Vermutlich Informatik oder etwas in dieser Richtung. Doch werde ich in meinem Studium auf jeden Fall ein japanisch Sprachkurs mir suchen, denn nicht nur Dinge wie Mangas, Animes, und diverse andere Moderne Japanische Kultur interessieren mich, sondern auch sehr die Sprache. Ich liebe sie. Wie sie reden, die Schriftzeichen, die nicht vorhandene Grammatik :D. Wenn ich dann also in jetzt noch 5 Jahren dieses Visum beantragen möchte, werde ich einigermaßen Japanisch verstehen, so hoffe ich es, 5000€ zusammen gespart haben (was ja empfohlen wird) und ein Informatik Studium in der Tasche haben, welches, so zumindest wurde mir es berichtet, in Japan sehr nützlich ist, denn IT-Fachkräfte gibt es nicht im Überfluss, und es gibt genügend Stellenangebote dafür, auch für Ausländer wie mich. Da man für diesen Beruf auch nicht unbedingt (was trotzdem empfohlen wird) Japanisch können muss sondern hauptsächlich Englisch, kann man genauso schnell und gut einen Job finden wie (wie auch bei dir) als Englisch Lehrer.

    Tja alles in allem denke ich trotzdem noch darüber nach, was es bedeuten würde Deutschland für immer zu verlassen (zumindest zum leben) und Japan als Heimat anzuerkennen falls ich später doch nach Japan ziehen möchte.

    Was denkst du denn? Hätte ich denn eine Chance (und jetzt kommt es!!) auch ohne ein zu heiraten ein neues Leben in Japan anzufangen? 3 Dinge wie man nach Japan kommt:
    1. Man ist reich / hat einen internationalen gut bezahlten Job
    2. Man heiratet
    3. Man wird wiedergeboren als Japaner im nächsten Leben
    :P. Der Prozentsatz von Imigranten im vergangenem Jahr lag bei 1.7 % glaube ich. Die meisten sind an der Spachbarriere gescheitert, so wird berichtet, und das alles macht mir schon echt Angst, weswegen ich auch davon absehe den Traum in Angriff zu nehmen nach Japan zu ziehen. Aber wer weiß, vielleicht treffe ich eine tolle Frau in meinem einen Auslandsjahr.

    Ich bin zumindest sehr gespannt auf deine Meinung dazu. Werde ich denn alleine in Japan klar kommen? Ich denke, man kann sich ja Freunde suchen, sollte man japanisch können. Doch lese ich auch viel bei dir und bei anderen darüber dass Ausländer gemieden werden, nicht zuletzt deswegen, dass wir unerfahren in Sachen Sitte/Brauch/Tradition sind (niemals bei einem Bewerbungsgesprächsabschied die Hand des Befragers schütteln oder sowas :D) und deswegen frage ich mich ob man denn überhaupt ohne jegliche Verbindungen dort ein neues Leben starten kann.

    • Claudia sagt:

      Hallo Maximilian,

      Japanisch ist vielleicht ganz anders als Deutsch, aber dennoch absolut lernbar. Ich kenne so viele Ausländer, die unglaublich gutes Japanisch sprechen! 🙂 Kanji kann man sich tatsächlich auch reinhämmern, aber es erwartet niemand von dir, dass du Zeitungen lesen kannst – es gibt genug Japaner, die das nicht können. (Zur “nicht vorhandenen” Grammatik – das gibt’s nur am Anfang. 😉 )

      Das Problem mit Freunden ist, dass du, wenn denn eine Sprachbarriere besteht, oft erstmal viele Leute findest, die eigentlich nur deutsch oder englisch reden wollen oder gezielt nach ausländischen Freunden suchen. Da habe ich dann manchmal das gefühl, dass ich eher “die Deutsche” bin als … ich selbst?! Auch ohne Sprachbarriere sind viele meiner Freunde entweder selbst Ausländer oder haben beruflich irgendetwas mit dem Ausland zu tun. Eine meiner Freundinnen ist z.B. Stewardess und für sie ist es einfach nichts besonderes, dass ich Ausländerin bin, was für mich sehr entspannend ist.

      Die Barriere zwischen Japanern und Ausländern besteht meiner Meinung nach hauptsächlich in den Köpfen der Japaner, die ein ausländisches Gesicht sehen und gleich “spricht eh kein Japanisch und isst Sushi mit der Gabel” denken. 😉

      Bevor ich zuerst nach Japan gekommen bin, habe ich übers Internet ein paar Japaner in Tokyo kennengelernt, die mir die erste Zeit ein wenig geholfen haben. Meinen Mann habe ich ein halbes Jahr später wirklich durch eigenartige Verwicklungen kennengelernt… 🙂 Für jemanden, der jetzt neu in Japan ist, würde ich meetup.com absolut empfehlen. Auch dort gibt es natürlich viele Japaner, die nur jemanden zum Englischsprechen suchen, aber auch viele nette Leute, die einfach auch nach Freunden suchen. Wenn du nicht der absolute Einzelgänger bist, ist es kurz gesagt scheiße allein in Japan zu sein.

      Im IT-Bereich stapeln sich tatsächlich die Ausländer, oft aus dem süd-ost-asiatischen Raum.

      Man kann auch absolut ohne zu heiraten für immer hier bleiben, wenn du 10 Jahre durchgängig auf einem Arbeitsvisum hier bist kannst du Permanent Residency beantragen. Es ist halt nur anstrengender, und ich denke man steht unter viel mehr Druck. Wann genau willst du denn dein Working Holiday machen? Nach dem Studium? An sich wäre das natürlich ideal, weil du viel Zeit hättest um eine Arbeit zu finden und du könntest in Ruhe herausfinden, ob du überhaupt für immer hier leben möchtest.

      Japan wird oft sehr sehr positiv dargestellt, und ich wohne tatsächlich auch gern hier, aber es gibt negative Aspekte (heftige Überstunden, alles ist teuer, vor allem in den Großstädten viel zu viele Menschen, herabsehen auf anders denkende/aussehende/seiende, …) mit denen man sich arrangieren muss. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 🙂 Falls es nicht passen sollte, könntest du ja einfach wieder in den Flieger gen Deutschland steigen.

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