Unser warmer Punkt.

Seit letztem Wochenende haben wir einen 火燵 (Kotatsu)!

Das übliche Chaos.

Das übliche Chaos.

Ein Kotatsu besteht aus drei Teilen: Einem Tisch mit Heizung an der Unterseite, einer Decke, die an allen Seiten bis zum Boden reicht, und einer Oberplatte. Wenn man dann die Heizung einschaltet wird es unglaublich warm und kuschelig.

Weil man ohne Stuhl nicht ewig auf dem Hosenboden sitzen kann haben wir uns auch 座椅子 (Zaisu) gekauft. Das sind Stühle ohne Beine, so dass man sie mit den niedrigen japanischen Tischen nutzen kann. Außerdem haben wir keinen Raum mit Tatami, Holzboden ist chronisch kalt, also wurde ein kleiner Teppich gekauft.

Insgesamt hätte uns diese ganze Kotatsu-Aktion über 40,000Yen (ca. 290€) gekostet, aber meine Schwiegereltern konnten es nicht lassen und haben uns alles aus der Stühle finanziert. Man kann versuchen sich dagegen zu wehren, aber jeglicher Widerstand ist zwecklos.

Und so verlagert sich derzeit jeden Abend unser Lebensmittelpunkt in Richtung Schlafzimmer und die warme Decke und wir lesen Bücher, lernen, sehen uns Sendungen an oder reden. Dabei fehlen dürfen natürlich nicht die Mandarinen, die sind aus irgendeinem Grund total winterlich. Wie übrigens auch Erdbeeren, was noch ein wenig komischer ist…

Aber so kann der Winter kommen. 🙂

Wo das Leben endet.

Gestern bekam ich eine Nachricht von meiner Schwiegermutter. In 本八幡 (Motoyawata) sei eine junge Frau erstochen worden und schwer verletzt, der Täter sei auf der Flucht, ich solle bitte auf mich aufpassen.

Motoyawata ist ganz in der Nähe, nur eine Bahnstation entfernt. Eigentlich hatte ich an dem Tag sogar vor dorthin zu fahren, weil ich zum Bürgeramt wollte. Da mein Mann aber frei hatte, wurde ich von der Arbeit abgeholt und wir sind Weihnachtsgeschenke einkaufen gegangen.

Auf dem Heimweg fuhren wir in der Nähe des Tatorts vorbei, es wimmelte von Polizei, Helikopter flogen durch den Nachthimmel. Auf meine Frage, wie die Polizei denn im Dunkeln aus der Luft den Täter fassen möchte, antwortete mein Mann nur verwundert, dass das natürlich nicht die Polizei sondern die Massenmedien seien.

Schüler der Oberschule an der wir vorbeikamen wurden von ihren Lehrern zumindest bis zur Bushaltestelle eskortiert und dort und vorm Krankenhaus war Polizei anwesend.

Trotzdem war der Täter noch nicht gefasst und kaum Informationen über die Hintergründe der Tat bekannt. Die waren für uns wichtig, weil es in Japan immer wieder Verbrechen gibt, bei denen Menschen wahllos töten. Einer der bekanntesten Fälle in dieser Richtung dürfte das Massaker in Akihabara von 2008 sein.

Damals fuhr 加藤 智大 (Katô Tomohiro) mit einem Laster in die Menschenmenge, wobei drei Menschen ums Leben kamen und zwei verletzt wurden. Danach stach er mit einem Messer auf zwölf Personen ein, vier davon starben. Keines der Opfer hatte eine Verbindung zum Täter, sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Solche Täter sind also absolut unberechenbar. Ein vermeintlich unberechenbarer Mörder, die erstochene Frau war inzwischen in Folge ihrer Verletzungen gestorben, in meiner Nachbarschaft. Na vielen Dank. Diese Nacht hatten wir also die Alarmanlage scharf gestellt.

Inzwischen ist der Täter gefasst. Es handelt sich bei ihm um einen Ex-Freund des Opfers, sie hatte bereits Rat bei der Polizei gesucht, weil sie sich von ihm bedroht fühlte. Nach der Attacke, die auch der Verlobte des Opfers und ihre Tochter miterleben mussten, floh er zum Bahnhof und wurde heute auf 八丈島 (Hachijôjima), einer Insel vor Tokyo, festgenommen.

Heute bin ich zum Bürgeramt gegangen, direkt am Tatort vorbei. Vorbei an abgelegten Blumen und einem Fernsehteam. Einige Helikopter surren noch immer durch den Himmel. Schnell nach Hause, Mann bekuscheln, wieder sicher fühlen.

Schon wieder eine Hochzeit.

Gestern hatte ich frei, denn ich musste zu einer Hochzeit. 🙂

20131125_151916Es war das erste Mal, dass ich eingeladen wurde, diesmal hat nämlich eine meiner Freundinnen geheiratet! Bisher war ich immer nur als Anhängsel meines Mannes dabei. Es war auch das erste Mal, dass ich bei einer traditionellen japanischen Hochzeit als Gast war. Meine eigene Hochzeit fand auch in einem Schrein statt, aber einem kleinen. Ganz anders meine Freundin Yuki: Sie hatte sich den 明治神宮 (Meiji-Jingû; Meiji-Schrein) ausgesucht.

In so einem bekannten Schrein heiraten natürlich viele, es ist also komplett durchorganisiert. Das war aber auch gut so, denn mit der Hochzeitsgesellschaft ging es schnurgerade aufgereiht durch den Schrein. In Tokyo ist er aber der wohl meistbesuchte Schrein, und während wir Gäste angehalten wurden keine Fotos zu machen, wussten natürlich die meist ausländischen Touristen nichts davon. Wir waren also den Kameras hilflos ausgeliefert, obwohl natürlich die meiste Aufmerksamkeit dem Brautpaar galt.

20131125_153857(0)Yuki war aber auch wirklich unglaublich hübsch! Nach der mir schon bekannten Prozedur in einem von Schaulustigen abgeschirmten Bereich des Schreins, ging es nach einer Pause weiter zum 明治記念館 (Meiji-Kinenkan), einer sogenannten Wedding Hall.

Dort fand die 披露宴 (Hirôen; Hochzeitsempfang) statt, mit gutem Essen und Mochi-Schlagen. Warum Mochi? Weil die sich ganz lang dehnen lassen und damit langes Glück symbolisieren. Beim Mochi-Schlagen haben Freunde und Familie mitgeholfen, und natürlich musste auch ich das vor der ganzen Hochzeitsgesellschaft machen. Peinlich, peinlich.

Während des gesamten Empfangs haben übrigens die Hauptpersonen meist kaum Zeit um etwas zu essen, weil ihre ständige Aufmerksamkeit gefordert ist. Unglaublich anstrengend, aber Yuki hat sich heute wohl anständig ausgeruht und viel gegessen.

Was bleibt sind die schönen Fotos und guten Erinnerungen. 😀

ずっと幸せでいますように!♥

Doughnuts mit Ohren.

Immer, wenn ich zum Katzencafé oder zum Koreanischunterricht gehe, bin ich in 錦糸町 (Kinshichô), auch wenn ich in letzterem Fall nur umsteige. Letztens ist mir ein supersüßer Laden aufgefallen und heute habe ich es geschafft, dort auch mal was zu kaufen.

IMGP9604Der Laden heißt Floresta und er verkauft unter an derem Doughnuts im Tier-Design! 😀

Ich habe kurzentschlossen für eine Tüte mit fünf Tieren (Katze, Schwein, Frosch, Shiba Inu und Hähnchen (nicht im Bild)) mitgenommen, auch wenn das mit 1,050Yen (7,60€) nicht komplett günstig war.

Insgesamt gibt es wohl 21 Designs, beim kleinen Laden in Kinshichô aber um einiges weniger. Den Rest konnte man aber im Laden bestellen und am nächsten Tag abholen.

IMGP9592Floresta rühmt sich damit, Doughnuts frei von künstlichen Inhaltsstoffen und mit nach Möglichkeit im Inland produzierten Bio-Zutaten herzustellen. Außerdem versuchen sie durch die nur minimale Verwendung von Verpackung die Umwelt zu entlasten – was man über die meisten japanischen Firmen nicht unbedingt sagen kann.

Den Katzen-Doughnut gibt es schon nicht mehr, gut hat er geschmeckt. 😉 Unter den Ohren verstecken sich übrigens Mandeln. 🙂 Wenn man möchte, kann man die Doughnuts auch im Toaster aufwärmen, das schmeckt sicher auch gut.

Mal wieder eines von den Dingen, die man gern mal machen kann, aber vielleicht nicht immer. Dafür ist es dann einfach ein wenig teuer.

In Kanto gibt es unter anderem Läden in 高円寺 (Kôenji), 麻布十番 (Azabujûban) und 鎌倉 (Kamakura), der Laden in Kichijôji ist auf der Shop-Liste gar nicht aufgeführt, weil er nur ein Pop-Up-Store war. 🙁