Sprich. Doch. Einfach. Japanisch.

Dass einem als Ausländer meist nicht zugetraut wird, dass man Japanisch spricht, habe ich schon mehrmals erwähnt. Die meisten dieser Leute ändern ihre Meinung aber, wenn man tatsächlich anfängt Japanisch zu sprechen.

Bis auf ein paar ganz besondere Individuen, die mich an der Menschheit zweifeln lassen.

① Ich bin mit meiner Suica zu weit gefahren, muss also die Karte aufladen, bevor ich den Bahnhof verlassen kann. Kein Problem, ich nähere mich dem Automaten, als ich feststelle, dass an der Rückseite gerade jemand herumbastelt.

Ich (auf Japanisch): Entschuldigung, kann man den Automaten verwenden?

Er: NO NO! MANEE? MANEE?

Ich (auf Japanisch): Bitte was?

Er: Manee!! (Aus seinen Handbewegungen wird klar, dass er wissen will, ob ich schon Geld in den Automaten gesteckt habe. マネー (manê) ist die japanische Schreibweise für’s englische Wort “money”)

Ich (noch immer auf Japanisch): Nein, ich habe kein Geld reingesteckt.

Er (zeigt auf einen anderen Automaten): Go, go.

② Ich bin in irgendeinem Klamottenladen in Shinjuku und habe Fragen.

Ich (auf Japanisch): Gibt’s das auch in einer anderen Farbe?

Er: Colour black only.

Ich (auf Japanisch): Im Internet habe ich gesehen, dass es das auch in Dunkelblau gibt.

Er: Blue is sold out.

③ Auf Arbeit habe ich jemandem vom Hauptbüro schriftlich nach Dokumenten gefragt. Beinahe zwei Wochen später bekommt meine Managerin einen Anruf und reicht mir das Telefon.

Frau S.: Hi Claudia, I just saw (blablablablabla). (Frau S. spricht zwar etwas Englisch, aber ich habe Probleme zu verstehen, was sie von mir will. Wir haben schon mehrmals auf Japanisch miteinander gesprochen.)

Ich (auf Japanisch): Wir können auch auf Japanisch reden?

Frau S.: So Matt will write and send to you?

Ich: Sure…

Am nächsten Tag erhalte ich wieder einen Anruf von ihr.

Frau S.: So Matt finished paper, I’m in Ichikawa all day, can you pick up?

Ich (auf Japanisch): Ich muss heute zum Arzt.

Frau S.: So, can you come before?

Und an dem Punkt gebe ich einfach auf und rede Englisch mit ihr. Obwohl Japanisch für uns beide einfacher wäre. Letztendlich beschließen wir, dass sie mir die Papiere in den Briefkasten wirft und weil ich ihr aber partout auf Englisch nicht erklären kann, wo genau denn unsere Wohnung ist, schreibe ich ihr später eine Mail. Auf Japanisch.

Kommentar meiner Mitarbeiterin Lucie:

“Warum kann sie nicht einfach Japanisch mit dir sprechen?”

Das wüsste ich auch gern.

Ich höre auch immer wieder Geschichten von Leuten, die die ganze Zeit Japanisch sprechen, während ihr Gegenüber die ganze Zeit darauf beharrt kein Englisch zu verstehen. Da überschreibt die Information “EIN AUSLÄNDER!” die von den Augen kommt wahrscheinlich was durch die Ohren im Hirn ankommen sollte.

Zumal die darauf folgenden Versuche Englisch zu sprechen oftmals derart krepelig sind, dass eine Kommunikation eh nicht möglich ist. Ach Japan.

Frohe Weihnachten!

IMGP9750Wir wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest!

Wir feiern natürlich nicht groß, so ganz ohne Kinder oder feiernde Verwandschaft ist das eben etwas schwerer. 😉

Am Sonntag haben wir aber trotzdem den Weihnachtsbaum aufgestellt und Hühnchen gegessen. Außerdem habe ich versucht in der Mikrowelle Kekse zu backen, was aber komplett daneben ging. Wir brauchen einen Ofen…

Geschenke habe ich auch schon alle bekommen, viele Süßigkeiten, Lush-Badezeug, Weihnachtsdeko, Bastelkrams und natürlich meinen Kindle. 🙂 Ein richtiges echtes Weihnachten wäre tatsächlich mal wieder schön, aber immerhin kann ich mich den ganzen Dezember auf Pakete freuen.

Am Sonntag sind wir zum Nordic Christmas Market in 品川 (Shinagawa) gefahren, es war aber unglaublich winzig. Einige Läden, die sich auf den Import von skandinavischen Dingen spezialisiert haben, hatten ihre Stände, aber das war’s auch schon. Ich hatte mir etwas mehr erwartet, vor allem weil gleich fünf Botschaften (Island, Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland) mitverantwortlich waren. Außerdem war natürlich alles sündhaft teuer, was aber auch bei allen anderen Weihnachtsmärkten, die sich meist an denen in Deutschland orientieren, so. Wir haben aber trotzdem etwas gekauft: Den kleinen Nils für unseren Weihnachtsbaum. Aber wir wollen ja eh irgendwann mal nach Skandinavien, kaufen wir halt alles dort. 😉

Die Sache mit den getrennten Betten.

Derzeit schlafe ich im Wohnzimmer. Nicht, weil wir uns gestritten hätten, sondern weil ich derzeit im Schlaf abwechselnd röchle, krächze und wie ein Schweinchen grunze. Ich bin schließlich noch immer krank.

Nun könnte man meinen, dass mein Mann da ja ruhig mal ein Auge zudrücken könnte, schließlich sei ich seine Ehefrau und für die Liebe müsse man halt Opfer bringen. Sieht er anders. Ich auch.

Denn erstens arbeitet er viel mehr als ich. Also auch an mehr Tagen. Zur Zeit hat er einen Tag in der Woche frei, meist Sonntags. Wenn er arbeitet, wird zwischen halb sechs und zehn vor sechs aufgestanden. Schlafmangel durch nächtliche Schweinestallgeräuschkulisse ist also gar nicht cool.

Zweitens schlafen in Japan Ehepaare eh oft nicht im gleichen Bett und manchmal nicht einmal im gleichen Zimmer. Auch wir haben zwei getrennte Matratzen, mit ca. zehn Zentimeter Abstand, also nicht ganz so weit entfernt. Kuscheln kann man zwar, wenn man in das Bett des Partners hüpft, aber ich kann mich nicht auf seiner Matratze breitmachen oder seine Decke stehlen – Dinge, die er mir vorwirft zu tun, wenn wir aus irgendwelchen Gründen doch mal in einem Doppelbett schlafen.

Eigentlich spräche sogar einiges dafür, dass wir gar nicht in einem Zimmer schlafen. Er wurde als Kleinkind nämlich offenbar mit Samthandschuhen angefasst und kann deswegen nur in beinahe absoluter Dunkelheit und Stille schlafen. Ich würde auch nicht aufwachen, wenn im grellsten Sonnenschein eine Granate neben mir explodiert. Ob Auto, Bahn, Bus, Flugzeug, ich kann überall schlafen.

Man könnte annehmen, dass es für mich kein Problem sei in vollkommener Dunkelheit und Ruhe zu schlafen, wie mein Mann es mag. Ist es aber doch! Weil wir die Rolladen jeden Abend zumachen kann ich morgens kaum erkennen, ob es schon Zeit zum aufstehen oder zwei Uhr nachts ist, was meine innere Uhr verunsichert und mich ärgert. Ich würde gern von strahlendem Sonnenschein geweckt werden, vielen Dank. Die Lärmphobie bedeutet auch, dass wir oft nicht bei offenem Fenster schlafen können. Stattdessen wird dann die Klimaanlage bemüht, es findet kein Luftaustausch statt und jeden Morgen reiße ich die Rolladen hoch und das Fenster auf um mich nicht wie in einem U-Boot zu fühlen. Sauerstoff ist wichtig!

Es bringt nichts um den heißen Brei herumzureden: Wir sind schlaftechnisch nicht kompatibel. Wir würden sehr davon profitieren hätten wir noch ein Zimmer, damit wir getrennt und unserem jeweiligen Naturell entsprechend schlafen können. Das macht uns nicht zu einem weniger liebevollen Ehepaar, wie ein sehr bescheuerter früherer Kollege annahm, schließlich sind wir nicht nur abends vorm Schlafengehen nett zueinander. Immer aufeinander hocken ist auch keine Lösung, also basteln wir uns Freiräume. Wie zwei Individuen halt. 🙂

Sonderbare Ausführungen zum Schlafverhalten des Ehepaares O., Ende.