Die Nacht des ewigen Arigatô.

Einige wenige erinnern sich vielleicht noch an mein kleines Abenteuer bei dem Versuch Karten für die Band Franz Ferdinand zu ergattern. Die Karten hatte ich letztendlich bekommen, und gestern war dann das Konzert.

Ohne zu übertreiben: Warum war ich so lange nicht bei einem Konzert? Was hat mich abgehalten? Wie konnte ich je vergessen wie unglaublich toll ich Konzerte finde? Vor allem in Japan!

20131120_192952Das Konzert fand im Tokyo Zepp statt, und war wirklich gut besucht. Trotzdem hat, zumindest bis alle versuchten aus dem Saal herauszukommen, keiner geschubst und so konnten wir uns das Konzert ganz entspannt anhören. Leider baute sich ab der Mitte eine Dreiergruppe großer Japaner vor mir auf, so dass ich die Bühne nur eingeschränkt sehen konnte, aber trotzdem habe ich insgesamt von der Bühne mehr gesehen als es in Deutschland bei einer vergleichbaren Menschenmasse der Fall gewesen wäre. Zwei-Meter-Schränke sind hier eben selten. 😉

Franz Ferdinand ist eine dieser Bands, die ich viel gehört habe als ich aufgehört habe Visual Kei zu hören, weswegen es mich unglaublich gefreut hat, dass sie auch alte Lieder gespielt haben. Abgesehen davon hatte ich es noch nicht geschafft, mir das neue Album anzuhören…

Bevor die Band angefangen hat einfach etwas Englisch zu sprechen, kam nach jedem Lied ein “Arigatô”. Sicher lieb gemeint, aber nach dem zehnten Mal dann doch eher eigenartig. 😉 Ansonsten haben sie es wirklich geschafft zum Mitmachen und Mitsingen zu animieren und so zumindest für die Zeit des Konzerts ein Gefühl des Verbundenseins herzustellen – schön war’s.

20131121_073614Nach einer Zugabe und insgesamt knapp zwei Stunden Spielzeit ging dann das Saallicht wieder an und wir quetschten uns an den Massen vorbei nach draußen, wo ich dann noch ein T-Shirt gekauft habe. Etwas zu groß, aber kann ja keiner wissen, wie groß so eine Männer-S wirklich ist.

Auf jeden Fall habe ich schon einmal einen guten Vorsatz für’s neue Jahr: Zu mehr Konzerten gehen! Auch wenn der Mann Konzerte gar nicht mag, sie sind ihm zu laut, dann suche ich mir eben wieder jemanden zum Hingehen. 😉

Ich hatte Geburtstag.

521649dc4eb611e3b7f812595175ceb2_8Gestern war mein Geburtstag, der 24.! 😀

24 ist für mich aus irgendeinem Grund ziemlich groß, als müsste ich jetzt endlich erwachsen werden. Objektiv gesehen bin ich wahrscheinlich ziemlich erwachsen, verheiratet und mit Job und selbstfinanzierten Urlauben, aber so richtig erwachsen fühle ich mich nicht. Gerüchten zufolge gibt es diesen Moment, von dem an man weiß, dass man erwachsen ist, und einem plötzlich alles klar ist, sowieso nicht. 😉

IMGP9588Über mein Geburtstagessen mit meinem Mann habe ich schon geschrieben, am Samstag waren wir mit meinen Schwiegereltern essen und ich habe mein Geschenk von ihnen und den Schwiegergroßeltern bekommen: Eine wunderschöne Tasche! ♥ Sie ist von der japanischen Marke Samantha Thavasa und ich habe mich in sie verliebt, als ich sie das erste Mal im Laden gesehen habe.

Die Tasche war ziemlich teuer, aber meine japanische Familie hat in der Hinsicht eh ganz andere Maßstäbe als meine deutsche. Was absolut nicht negativ gegenüber meinen eigenen Eltern gemeint ist, wirklich. 🙂

IMGP9589Meine Eltern haben mir per Amazon schon letzten Monat zwei Bücher zukommen lassen, Graham Moores “The Sherlockian” und John Greens “The Fault in Our Stars”. Natürlich konnte ich mich in der Zeit zwischen der Ankunft des Pakets und meinem Geburtstag nicht beherrschen und habe sie beide schon gelesen. Wirklich empfehlenswert, auch wenn ich bei “The Fault in Our Stars” Rotz und Wasser geheult habe.

Alle Geschenke hatte ich also schon vor meinem Geburtstag bekommen, und so suchten wir nach einem Weg, den eigentlichen Geburtstag besonders zu machen. Machen wir’s kurz: Wir waren im Disney Sea! 😀

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クラ (Kura) ist eine Kurzform von クラウディア (Claudia), さん (san) ist ein Namenssuffix.

Im Disney Land und Disney Sea kann man einen Geburtstagsaufkleber bekommen, der einem wenig bringt, außer dass einem die ganze Zeit alles Gute gewünscht wird. Man hat sonst keine Vorteile, aber irgendwie hat es mich gefreut.

Unsere Lieblingsattraktion hatte zwar eine lange Schlange, aber wir sind einfach auf andere mit kürzeren Wartezeiten ausgewichen. Nachdem das Feuerwerk wegen des starken Windes abgesagt wurde, wollten wir eigentlich noch zum “Tower of Terror”, konnten uns aber nicht dazu durchringen 40 Minuten dafür anzustehen.

Als wir also weiterliefen streckte uns plötzlich eine Gruppe Japaner zwei FastPasses (mit denen man an der Schlange vorbei nach vorne laufen kann) entgegen. Sie hatten zwei über und fragten, ob wir sie gern hätten. Natürlich! 😀 Mich hat das unglaublich gefreut, und ich fand es super nett von ihnen die Karten weiterzugeben statt sie einfach wegzuwerfen.

20131119_213026Der ganze Park ist schon für Weihnachten dekoriert, meine Lieblingsdekoration im ganzen Jahr. 😀 Ich war dieses Jahr übrigens bisher sieben Mal in einem der beiden Disney Parks. Meist nur abends, weil wir innerhalb von 25 Minuten hinkommen und manchmal einfach aus einer Laune heraus hinfahren.

Gestern ging es mit dem Taxi zurück, denn der Heimweg mit der Bahn ist nervig und wir gönnen es uns einfach.

Einen schönen Geburtstag hatte ich, vielen Dank an alle, auch für die lieben Glückwünsche!

Filmzeit: 清須会議

Der Lieblingsschauspieler meines Mannes hat in einem Film mitgewirkt, wir sind also ins Kino gegangen. 😉 Abends nach 20 Uhr kosten die Karten 600Yen weniger (1,200Yen statt 1,800Yen) und ich bekam dank meiner Punktekarte eine Freikarte, es war also nicht mal so spektakulär teuer wie sonst immer.

(c)東宝

(c)東宝

清須会議 Kiyosu Kaigi (2013) (Trailer)

Regisseur: Mitani Kôki

Darsteller: Yakusho Kôji, Ôizumi Yô, Kohinata Fumiyo, Satô Kôichi

Als Oda Nobunaga, Kommandant und Daimyô, in einem Hinterhalt zu Tode kommt, versammelt sich seine Gefolgschaft in Kiyosu um seinen Nachfolger zu bestimmen. Während die jüngere Schwester Nobunagas am liebsten Shibata Katsuie, der in sie verliebt ist und alles für sie tun würde, als Nachfolger sehen würde, versucht auch Toyotomi Hideyoshi, Spitzname “Affe”, an die Nachfolge zu kommen. Es werden also fleißig Pläne geschmiedet, und der Affe ist ziemlich schlau…

Persönliche Meinung: Ich muss zugeben, dass ich von japanischer Geschichte so gar keine Ahnung habe, ich bin tatsächlich ursprünglich nach Japan gekommen, weil ich die Mode gut fand. Von Oda Nobunaga habe ich also im Film das erste Mal gehört, und verbunden mit der Tatsache, dass ich teils echte Probleme habe altes Japanisch* zu verstehen, habe ich nicht ganz durchblicken können. Wenn ich mir im Nachhinein die wahre Geschichte dazu durchlese, war natürlich einiges anders, aber der Film basiert auch nicht direkt auf der Wahrheit sondern auf einem Roman des Autors über die Kiyosu Kaigi. Ein klarer Fall von künstlerischer Freiheit also. Dadurch, dass ich zwischendurch der Geschichte einfach nicht folgen konnte, bin ich an einer Stelle fast eingeschlafen, wenn ich aber japanische Untertitel gehabt hätte, wäre das sicher nicht passiert. Trotzdem war der Film für mich durchaus amüsant, zumal er zum Ende hin wirklich an Fahrt aufnimmt und all die Intrigen plötzlich ihre Wirkung zeigen.

* Der Film spielt um 1582.

Mein Mann, der sich sehr für japanische Geschichte interessiert, meinte, dass der Film vielleicht auch für Japaner, die keine Vorkenntnisse haben, etwas schwer zu verstehen sei. Außerdem hatte er vom Regisseur Mitani Kôki mehr lustigen Szenen erwartet.

Sobald die DVD herauskommt schaue ich ihn mir nochmal mit Untertiteln und meinem neuen Hintergrundwissen an.

Ein Sonntag.

Auch wenn das im Blog sicher etwas anders wirkt, ist in meinem Leben natürlich nicht alles rosarot. Man stellt sich, bewusst oder unbewusst, doch immer etwas glücklicher dar, als es eigentlich der Fall ist.

Bevor ihr euch nun aber Sorgen macht, es geht mir gut. Nur manchmal eben nicht ganz so. Dann fühlt sich alles anstrengend an und wird zu einer Pflicht, selbst Dinge, die mir eigentlich Spaß machen. So eine Phase hatte ich im Frühjahr, und auch jetzt stolpere ich immer wieder mal in dieses Loch.

IMG_20131109_140023Passend dazu bekam ich von der Bibliothek eine E-Mail, dass ein bestelltes Buch abgeholt werden könnte: 仕事も人間関係も「すべて面倒くさい」と思ったとき読む本 (Shigoto mo Ningenkankei mo “subete mendôkusai” to omotta toki yomu hon; Das Buch für Zeiten, wenn man denkt, dass die Arbeit und zwischenmenschliche Beziehungen und alles anstrengend ist). In dem Buch stehen natürlich Sachen, die ich schon vorher wusste, aber es ist ein guter Anlass, das auch mal umzusetzen.

Und so habe ich beschlossen, mich nicht mehr so sehr in Frage zu stellen. Wenn es mir doof geht, geht es mir doof. Das irgendwie wegzuerklären macht es nicht besser. Natürlich geht es mir objektiv gesehen wirklich gut, ich verhungere nicht, habe Arbeit, habe einen wundervollen Ehemann usw. usf. Meine Probleme sind im Vergleich zu denen anderer Leute minimal.

Aber deswegen geht es mir ja nicht besser. Beziehungsweise geht es mir dadurch, dass ich mir selbst sage, dass es gar nicht so schlimm sein kann, nur schlechter. Deswegen habe ich dieses Wochenende Pause gemacht. Einfach Pause. Außerdem habe ich den Vertrag mit meinem Hot Yoga-Studio aufgelöst. Eine Sache weniger, die mir Spaß machen sollte, aber eigentlich nur noch Schuldgefühle auslöst. Ich muss hingehen, es ist gut für meine Gesundheit. Ich muss fünf Mal im Monat hingehen, damit es sich finanziell lohnt.* Ich muss, ich muss, ich muss.

* Pro Monat hat es 13,800Yen gekostet, eine Stunde ohne Vertrag kostet 3,000Yen. Es war also auch finanziell eine Belastung.

So. Ich habe beschlossen, dass ich versuche mehr zu tun, was ich will.

Was wollte ich also am Sonntag? Curry-Reis-Gratin zum Frühstück. Eine heiße Badewanne. Schlendern ohne etwas bestimmtes zu suchen. Das Schlafzimmer umstellen. Mittagessen bei 大戸屋 (Ôtoya). Rumlungern Ausruhen. Abendessen bei Jolly Pasta. Vom Mann ganz viel hören, dass ich genau so gut bin, wie ich bin. Dessert vom liebsten Konditor. Impromptu Dance Party im Wohnzimmer. Früh ins Bett und dann noch ganz lange reden.

Einen Tag einfach wirklich nur zu tun, worauf man Lust hat, ist ziemlich beruhigend. 🙂 Dass das natürlich nicht jeden Tag umsetzbar ist, ist klar, schließlich gehe ich arbeiten, aber: Kleine Schritte.