Setsubun.

Heute ist Setsubun (節分). Das ist an sich Frühlingsanfang, und man tut alles, damit im neuen Jahr das Glück mit einem ist, z.B. Dämonen vertreiben.

Dafür hatten wir auf Arbeit zwei Dämonenmasken, die sich meine beiden Mitarbeiter aufsetzten um nach dem fröhlichen Liedersingen, die Kinder zu erschrecken. Die hatten ihrerseits die Aufgabe, mit gerösteten Bohnen zu werfen (der Vorgang heißt auch 豆まき (Mamemaki; Bohnen-Werfen), 鬼は外! (Dämonen nach draußen!) zu rufen, und so die Dämonen wieder zu vertreiben. Das klappte soweit auch ganz gut, aber bei den kleinen Kindern waren einige heftig am Weinen. Die großen Kinder haben natürlich sofort bemerkt, wer sich hinter den Masken verbirgt.

Zuhause gibt es heute Abend Ehômaki (恵方巻き), das hat sich der Mann so gewünscht und es heißt, dass ich nicht kochen muss. Ehômaki ist Sushi mit Spezialzutaten, sieht erstaunlich lecker aus und bringt dabei auch noch Glück. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Auf ein glückliches Jahr!

(Fotos aus dem Kindergarten kann ich leider nicht zeigen, da sind überall Kinder drauf, die vielleicht nicht im Internet zu sehen sein wollen.)

Wir kleben dir eine.

Letzte Woche Donnerstag war bei uns Mochi Party.

Extra dafür hatten wir das unglaublich schwere Holzgerät extra angekarrt. In den Mörser (Usu) wird gekochter spezieller Reis gegeben, und unter Zugabe von Wasser mit dem Hammer (Kine) weichgeschlagen. Dabei wird der Reis eine klebrige Masse, die dann unterschiedlich weiterverarbeitet gegessen werden kann. Das alles nennt sich 餅つき (Mochitsuki).

Mochi isst man traditionell zu Neujahr. Durch die Konsistenz ist es aber nicht ganz einfach zu kauen, und in meiner Gruppe haben nur die größeren Kinder (über 3 Jahre) Mochi zu essen bekommen. Es gibt wohl auch jedes Jahr zu Neujahr ältere Menschen, die Mochi nicht mehr richtig kauen können und daran ersticken.

Der Kine ist wirklich, wirklich schwer. Deswegen konnten die Kinder natürlich nicht alleine am großen Usu hämmern, dafür hatten wir kleinere Versionen, und am großen Usu und Kine wurden nur die Erinnerungsfotos geschossen.

Normal im Supermarkt verkäufliche Mochi sind natürlich nicht mit Hand geschlagen, sondern das wird von Maschinen übernommen. Wäre sonst auch sehr anstrengend.

Japanisches Neujahr: Essen, essen, essen.

Am letzten Tag des alten Jahres gab es bei uns Toshikoshi-Soba (年越しそば) um das Jahr auslaufen zu lassen. Soba sind lang, und so soll auch das Leben sein. Man könnte also wahrscheinlich auch Spaghetti essen…

Der japanische Neujahrsabend ist langweilig. Nichts passiert, es gibt kein Feuerwerk (außer im Disneyland), nur im Tempel nebenan wird 108 Mal auf die Glocke geschlagen, jeder Schlag steht für eine Versuchung der Menschen. Man könnte natürlich in den Tempel gehen, aber wir hatten es nicht auf eine Erkältung angelegt.

Und so schliefen wir früh, erwachten wie durch ein Wunder kurz vor Mitternacht und gingen kurz nach Mitternacht wieder schlafen, denn am nächsten Tag musste das große Festessen beginnen. Durch den Tod des Großvaters meines Manns durften wir zwar nicht zu sehr feiern, und einiges vom Osechi fiel aus, aber wir sind dennoch mehr als satt geworden. Das scheint in Japan eh öfter das Ziel verschiedener Feierlichkeiten sein – essen bis man platzt.

Unter anderem gab es Ozôni, eine klare Suppe, mit Grünzeug, Hühnchen und für gewöhnlich Mochi. Mochi wird bei uns nicht direkt in die Suppe getan, sondern extra gegessen, weil mein Mann das so wohl lieber mag. Wer weiß…

Nach dem viel zu gehaltvollen Frühstück wurde ich in einen Kimono umgezogen. Kein besonderer, weil wir den nicht hätten anziehen können, sondern ein Alltagskimono, der noch herumlag. Meine Schwiegereltern haben alles irgendwo im Haus, auch wenn sie es nicht verwenden. Die Ärmel waren leider etwas kurz, aber das ist mein generelles Problem in Japan und ich habe aufgehört, mich darüber zu ärgern.

Dummerweise bedeuten kurze Ärmel aber auch, dass man noch mehr friert, als man es sowieso würde und so zitterte ich mich zum Tempel zum Hatsumôde (初詣), dem ersten Tempelbesuch im neuen Jahr. Interessanterweise gab es außer mir kaum Kimonoträgerinen, wahrscheinlich weil es zu kalt und das Anziehen zu umständlich ist.

Als wir wieder zurückkamen zog ich mich auch sofort um, wärmte mich auf, und wir fuhren zu einem großen Einkaufszentrum in der Nähe. Ab dem 1.1. werden jedes Jahr die Fukubukuro (福袋) verkauft, über die ich im nächsten Eintrag ein wenig schreiben werde, und außerdem beginnt der große Neujahrs-Sale, weswegen das Einkaufszentrum unglaublich voll war, und wir recht schnell wieder nach Hause fuhren.

Kurz bevor wir dann zum Haus der Großeltern aufbrechen wollten, traf ein relativ großes Erdbeben Tokyo. Im Meer hatte es tief unter der Erdoberfläche gerumpelt, und das kam bei uns natürlich auch an. Dennoch machten wir uns auf den Weg, und wurden bei den Großeltern mit Essen vollgestopft (die Schwiegergroßmutter ist natürlich eine richtige Großmutter mit ständiger Angst, dass ihre Kinder und Enkel verhungern könnten…).

Und das war’s auch schon. Ich war den gesamten Tag über einfach nur so satt, dass ich zu der festen Überzeugung gelangte, demnächst zu platzen. Hat aber wieder nicht geklappt…

Neujahrs-Spezial-Post.

Als ich letztes Mal am Postkasten vorbeilief, fiel mir auf, dass ein Schild ersetzt wurde. Für die Zeit vor Neujahr gibt es einen extra Einwurfschacht für Neujahrspost.

Wenn ich es richtig verstanden habe, werden Briefmarken auf Postkarten auf die 年賀状 (Nengajô, Neujahrskarte) gedruckt wurde nicht direkt entwertet sondern bekommen einen Stempel vom 1.1. des neuen Jahres. Das ist wahrscheinlich gut für… Glück? Ich weiß es nicht genau.

Auf jeden Fall ist Neujahrspost eine große Sache. 2012 ist das Jahr des Drachens, und schon vor Monaten wurden CDs mit Clipart verkauft, damit man sich die Karten am PC selbst zusammenstellen kann. Wir, zuhause, verzichten auf die Karten, erstens, weil wir nun auch nicht so viele Leute kennen, und zweitens, weil wir schrecklich faul sind. Es scheint  auch bei den Karten wieder unglaublich komplizierte Regeln zu geben, und damit wollen wir uns einfach nicht auseinandersetzen.

Dafür haben wir auf Arbeit Neujahrskarten an alle Familien geschickt, auch ein unglaublicher Aufwand, und was die Familien davon haben, ich weiß nicht.