Weihnachten in Japan.

Jedes Land hat seine eigenen Weihnachtstraditionen. Viele davon gibt es schon hunderte von Jahren, und sind vom Religiösen ins Traditionelle gerutscht. Wir haben zuhause auf jeden Fall nicht die Geburt Jesu gefeiert. 😉

In Japan fand das erste Weihnachtsfest 1552 statt, als ein Missionar der Jesuiten eine Messe hielt. Allerdings wurde das Christentum 1612 verboten, und Weihnachten wurde über 200 Jahre lang nur von im Verborgenen agierenden Christen gefeiert.

Anfang des 20. Jahrhunderts gelang Weihachten dann durch den Einfluss Amerikas wieder nach Japan. Dass ein gesetzlicher Feiertag auf den 25.12. fiel, machte sich dabei natürlich sehr gut. Seit dieser Zeit ist Weihnachten eine fest Institution in Japan.

Heutzutage gibt es grob gesagt zwei verschiedene Arten, Weihnachten zu begehen: Wenn man Kind ist oder Kinder hat, wird Weihnachten wie auch in Deutschland mit der Familie gefeiert. Ist man allerdings kein Kind mehr oder hat man noch keine Kinder, ist es ein Tag für Pärchen – Valentinstag hat scheinbar nicht gereicht. 😉

Weihnachtsessen

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In Japan isst man zu Weihnachten Hühnchen. Früher war das eigentlich immer Brathähnchen, heute teilen sich Brathähnchen und Fried Chicken die Ehre. Warum Fried Chicken? Weil KFC seit den 70ern zu Weihnachten Werbung schaltet, die die gesamte japanische Bevölkerung einer Gehirnwäsche unterzogen hat. 😉

Bei KFC kann man schon im November vorbestellen, um sich sein Hühnchen zu sichern.

Bei uns gibt es übrigens Brathähnchen mit Knödeln und Rotkraut. 🙂

Zum Nachtisch gibt es Christmas Cake, meist Sahnetorte mit Erdbeeren. Davon bin ich selbst kein großer Fan, weil es abgesehen von den paar Erdbeeren nur süß ist.

Weihnachtstorten kann man natürlich auch schon ab Anfang November vorbestellen, je nach Anbieter und Größe kosten sie unterschiedlich viel. Wir backen uns lieber selbst etwas. 🙂

IMGP9750Weihnachtsbaum

Japanische Wohnungen sind klein und es gibt meines Wissens nach keine Müllabfuhr, die einem den Baum wieder abnimmt – man beschränkt sich also meist auf kleine Plastikbäumchen. Die echten Bäume sind in Japan oft auch super teuer und den ganzen Ärger mit Nadeln und weiß ich was… Lassen wir mal lieber. 😉

Weihnachtsmann

Wie das mit dem Weihnachtsmann abläuft, kann ich nur aus Erzählungen von meinem Mann sagen, es kann also sein, dass das woanders ganz anders ist. Mein Mann sagt, dass die Geschenke in der Nacht vom 24. auf den 25. an seinem Kopfkissenende einfach erschienen sind. Es gab wohl immer eine Ausrede, wie der Weihnachtsmann ins Haus gekommen sei, aber er hat ihn selbst nie gesehen.

Warum Weihnachten gefeiert wird, kann einem übrigens kaum ein Kind erzählen, es wird in Japan als rein säkulares Fest gefeiert. Dazu, ob das gut oder schlecht ist, hat jeder eine andere Meinung, mir persönlich ist es egal. Unserem Kind würde ich es wahrscheinlich beibringen, ich wusste es als Kind ja auch – nur an der Tatsache, dass es hauptsächlich ein Geschenkefest war und ist, hat es nichts geändert.

Auf dem Boot.

Am Freitag waren mein Mann und ich mit einem befreundeten deutschen Ehepaar auf der 東京湾納涼船 (Tôkyô-wan Nôryô-sen; Tokyo-Bucht Abendkühle-Schiff). Anfang des Monats hatte ich im Internet reserviert und die Tickets im Conbini bezahlt, 2,600Yen (19€) pro Person, bekam aber vorerst nur 引換券 (Hikikaeken; Umtauschtickets).

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Das Foto hat der Ehemann meiner Freundin geschossen. 🙂

Direkt nach der Arbeit machte ich mich mit einem Koffer bewaffnet zur Wohnung meiner Freundin auf, wo wir uns dann in Yukata umzogen, schminkten und die Haare hochsteckten. Mein Make-Up und meine Schuhe (!) habe ich natürlich gleich mal dort vergessen…

So fantastisch vorbereitet liefen wir dann, zusammen mit den Ehemännern, zum 竹芝客船ターミナル (Takeshiba Kyaku-sen-Terminal; Takeshiba-Passagierboot-Terminal), tauschten die Tickets, die ich im Conbini bekommen hatte, in echte um, kauften Essensmarken* und stellten uns an.

* Auf dem Schiff wird mit wahrscheinlich gutem Grund kein Bargeld angenommen.

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Foto mit Handy bei Nacht.

Im Durchschnitt sind wohl pro Tag um die 1500 Menschen auf dem Schiff, das einmal aus dem Hafen in die Bucht und wieder zurück fährt. Vom Schiff aus sehen kann man die Rainbow Bridge, die Tokyo Gate Bridge, den Tokyo Tower, Odaiba, Disney Land und ganz viele Hochhäuser. Tokyo bei Nacht liebe ich sowieso, das vom Schiff aus zu sehen war schön. 🙂

Nun ist es aber nicht einfach irgendein gemütliches Schiff, das durch die Gegend schippert, sondern ein Partyschiff mit 飲み放題 (Nomihôdai; All-You-Can-Drink). Japaner sind zum Glück selten agressive Betrunkene, aber einige Leute wankten gefährlich durch die Gegend und die Toilette auf den oberen Decks stank nach Erbrochenem. Wir hatten trotzdem viel Spaß, aber es war keine gediegene Veranstaltung.

20140829_192054Was meinem Mann am lustigsten fand, war das ständige ナンパ (Nanpa; Aufreisserei). Schon bevor das Schiff überhaupt abgelegt hatte, begaben sich unsere Männer auf das Abenteuer Essensbeschaffung, wir standen also zu zweit auf dem oberen Deck – und wurden gleich zweimal angemacht. Normalerweise bin ich vor Nanpa gefeit, mich hat in Tokyo seit Jahren niemand mehr angesprochen. Es steigen eben auch immer Gruppen von meist jüngeren Männern aufs Schiff, die nur mit dem Ziel eine Frau aufzureißen da sind. Als ich meinem Mann erzählte, dass jemand versucht hätte uns abzuschleppen, war er höchst amüsiert und beobachtete die verzweifelten Männer auf Beutefang.

20140829_210731Nach zwei Stunden war die Fahrt beendet und wir schauten noch bei einem nahen 夏祭り(Natsumatsuri; Sommerfest) vorbei. Dort bekam ich dann auch endlich mal einen 盆踊り (Bon-Odori; Bon-Tanz) zu sehen. 🙂

Was ich nicht wusste – mein Mann hat im Kindergarten und in der Grundschule Bon-Odori getanzt, und fing spontan an mitzutanzen**. Nach Brezeln in einem deutschen Restaurant und Gesprächen über die wirklich wichtigen Themen – welches Pokémon-Spiel kam wann, und ist es legitim Würstchen nach Japan zu schmuggeln – ging es dann langsam gen heim, wo wir erschöpft aber glücklich in die Betten fielen.

** Er war schon ziemlich betrunken.

Die Fahrt durch den Hafen kann man absolut mitmachen, für weniger als 20€ ist es fast geschenkt. Man muss sich nur vorher überlegen wie man zu angeheiterten Menschenmassen steht. 😉 Wir bedanken uns auf jeden Fall für den schönen Abend.

Laternen den Fluss herunterschicken in Asakusa.

Am Samstag fand in Asakusa das Sumidagawa Tōro-Nagashi (隅田川とうろう流し; Sumida-Fluss Laternen-Fließen*) statt, und ich machte mich mit Freundinnen im Yukata auf den Weg nach Asakusa. 🙂

IMGP1324Das Laternen-Fest hat etwas mit Obon (お盆), dem japanischen Totenfest, zu tun. Während des Totenfests kommen die Seelen der Verstorbenen wieder in die Welt der Lebenden zurück, das Licht der Laternen soll ihnen am Ende des Fests den Weg zurück ins Jenseits leiten.

* 流す heißt “fließen lassen” oder “vergießen”.

Pro Laterne bezahlten wir 1,500Yen (ca. 11€) an den Veranstalter, und auch viele Touristen kauften spontan eine und nahmen am Fest teil. 🙂 Gleich am Veranstaltungsort waren Tische aufgestellt worden, damit man die Laternen zusammenbasteln und Wünsche oder Nachrichten an verstorbene Familienmitglieder draufschreiben konnte. Wegen der vielen Besucher musste man ziemlich lange auf einen freien Tisch warten, aber die Helfer haben einem bei der Suche und dem Basteln geholfen und auf den Tischen waren Stifte verteilt, die man benutzen konnte.

Ab halb sieben ging es dann los, schon vorher hatte sich vor der Laternenrutsche eine sehr lange Schlange gebildet. Ab der Hälfte gab es aber mysteriöserweise eine zweite Schlange für “Leute, die es eilig haben” und so ging es dann doch recht zügig.

Wie die Laternen auf dem Fluss schwammen war sehr schön anzusehen, es war aber leider so voll, dass man es sich nicht wirklich entspannt ansehen konnte. So ist das eben bei den ganzen schönen Festen – sie sind keine Geheimtipps.

IMGP1330Zum Schluss liefen wir über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses, wo Essensstände aufgebaut waren.

Also teilten wir uns Ōsaka-Yaki (大阪焼き), ähnlich wie ein kleines Okonomiyaki (お好み焼き), das in Ōsaka nicht so heißt, setzten uns auf die Stufen am Flussufer und ließen den Tag auslaufen.

Ich hoffe die ganzen Seelen haben den Weg zurück gefunden. 🙂

Willst du etwas Liebe mit deiner Tasche?

Am Wochenende fuhren mein Mann Nachmittags nach 有楽町 (Yûrakuchô), um mir eine neue Tasche zu kaufen. 😀 Ich wollte eine kleine Tasche haben, für die Tage, an denen ich wirklich kaum etwas brauche, und in letzter Zeit liebe ich Zartrosa.

Die Wahl fiel auf eine Tasche von Samantha Thavasa , jener japanischen Taschenmarke, von der ich zu meinem Geburtstag letztes Jahr schon eine Tasche bekommen habe. Diesmal war es ein klarer Fall von “Liebe auf den ersten Blick”, aber wir kaufen generell meist so ein. Wenn wir etwas sehen, das uns wirklich gefällt, bringt es meist nichts weiter zu suchen, es läuft eh auf das hinaus, was uns zuerst gefallen hat.

Es ging also mit meinem Mann in den Laden, wo ich, nachdem ich ihn schon fast unterschreiben lassen wollte, dass nichts gegen seinen Willen geschieht, sein Portmonee an mich nahm und bezahlte. Zurück bekam ich nicht nur die Tasche, natürlich hübsch verpackt, sondern auch ein kleines Tütchen.

20140520_154258Das Tütchen kommt vom 出雲大社 (Izumo-Taisha) in 島根県 (Shimane-Ken; Präfektur Shimane), einem der bedeutensten Shinto-Schreine Japans. In den größeren Schreinen kann man Amulette (お守り omamori) für die verschiedensten Dinge kaufen, ob nun für Verkehrssicherheit oder gegen Kopfschmerzen – oder eben für die Liebe. Dort heißt es dann 縁結び (Enmusubi). Es hilft einem einen Partner zu finden und dann bei allem, was mit der Partnerschaft zu tun hat.

縁結び ist etwas schlecht zu übersetzen, aber bedeutet in etwa zwei Menschen aneinander zu binden. In Japan ist der rote Schicksalsfaden (運命の赤い糸 unmei no akai ito), der füreinander bestimmte Menschen am kleinen Finger miteinander verbindet, ein beliebtes Motiv.

In der Tüte befindet sich ein solcher Schicksalsfaden und ein 5-Yen-Stück, die bringen nämlich Glück. Warum? Weil Japaner Homophone lieben: 五円 (fünf Yen) und ご縁 ( Schicksal) werden gleich gesprochen, go-en.

Beide werde ich aber nie sehen, denn man soll die Tüte nicht aufmachen, sondern nur mit sich herumtragen. 🙂 Und genau an diesem Punkt sieht man dann vielleicht, warum ausgerechnet eine Taschenfirma soetwas als Extra verschenkt: Man soll es einfach in die neue Tasche packen.

Das Glück findet einen schon.