Jahresrückblick 2015: Juli bis Dezember.

Den ersten Teil findet ihr hier.

Juli

Mit Freundinnen ging es innerhalb eines recht kurzen Zeitraums zum 七夕祭り (Tanabata-Matsuri; Sternenfest) in 浅草 (Asakusa), zu einer Ausstellung in 目黒 (Meguro) und dann Glühwürmchen-gucken! Ich hatte noch nie vorher Glühwürmchen gesehen und fand sie einfach total faszinierend. Außerdem schrieb ich darüber, wie Ausländer über andere Ausländer denken und wie das mit dem Sprachenwirrwarr funktioniert.

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August

Während des ersten Urlaubs von der neuen Arbeit fuhren wir nach 長野県 (Nagano-ken; Präfektur Nagano)! 😀 Absolut zu empfehlen, auch wenn das Wetter teils nicht ganz so toll war (Eintrag 1, Eintrag 2, Eintrag 3). Vom Büro aus habe ich mir übrigens mit meinen Schwiegereltern ein Feuerwerk angesehen – 2015 habe ich mich echt bemüht meine Yukata zu tragen. 😉

September

Der September stand im Zeichen von Tempeln und Schreinen – und Essen. Nach dem heißen Sommer ist der September der erste Monat, in dem man wieder so richtig Appetit bekommt. 😉 Ich fuhr allein zum norwegischen Café Fuglen, und mit meinem Mann zu Harbs. Außerdem haben wir euch in eins unserer liebsten Restaurants mitgenommen! 😀 Des weiteren habe ich euch verraten, warum ihr dringend einen japanischen Mann braucht.

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Oktober

Nach fünf Jahren in Japan habe ich es endlich mal zum 富士山 (Fuji-san; Berg Fuji) geschafft! In den Präfekturen Shizuoka (静岡県 Shizuoka-ken) und Yamanashi (山梨県 Yamanashi) gab es aber auch sonst viel zu sehen. (Eintrag 1, Eintrag 2) In Tokyo war ich mit einer Freundin im Pentel Café, das es zum Glück nur für begrenzte Zeit gab – es war ziemlich schlecht.

November

Am Anfang des Monats fuhr ich mit Mitarbeitern zusammen nach 立川 (Tachikawa) in die Natur! Da habe ich Berlin tatsächlich mal etwas vermisst, Bäume und Wiesen sind schon nett. 😉 Meine Freundin Julia war mit Freundinnen von sich in Tokyo und wir haben gemeinsam die Winterkirschblüte bestaunt und waren im Alice im Wunderland-Restaurant. Mit meinem Mann war ich zum ersten Mal im nahelgegenen und absolut empfehlenswerten 江戸東京博物館 (Edo-Tôkyô-Hakubutsukan; Edo-Tokyo-Museum) und aß danach japanisches Süßes.

Dezember

Im Dezember zu schreiben was im Dezember passiert ist, ist immer etwas komisch, aber: Mein Mann wurde in einer Bezirksverwaltung angenommen! Seitdem hat es sich ziemlich entspannt, auch wenn es bei mir auf Arbeit Mitte des Monats doch recht anstrengend war. Ansonsten war ich zum ersten Mal seit der Oberschule laufen und wir haben ein ganz entspanntes Weihnachten gefeiert.

Und in diesem Sinne:

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Frohes Neues!

Der japanische Weihnachtskuchen.

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Liebe Blogleser,

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten. Verbringt ein paar nette Tage mit euren Lieben, esst viel zu viel und tankt etwas Energie fürs neue Jahr. 🙂

Wir haben gestern schon gefeiert, weil in Japan der 23. Dezember im Gegensatz zum 24. oder 25. Dezember ein Feiertag ist. Zwar nicht für Weihnachten, sondern für den Geburtstag unseres Kaisers, aber man nimmt was man kriegen kann. Wir haben gestern also ganz traditionell Hühnchen gegessen und Kuchen gebacken. Aber warum essen Japaner zu Weihnachten eigentlich immer Kuchen?

Anfang des letzten Jahrhunderts traf der Gründer der japanischen Süßigkeitenfirma 不二家 (Fujiya) in Amerika auf das, was auch noch über einhundert Jahre später der Höhepunkt der japanischen Kuchenkultur ist – Strawberry Shortcake. Ab 1922 verkaufte Fujiya dann zur Weihnachtszeit eben diesen Kuchen, und mit der Verbreitung der Firma verbreitete sich auch dieser Kuchen über das ganze Land.

Obwohl es inzwischen auch andere Weihnachtskuchen (クリスマスケーキ Kurisumasu Kêki) gibt, bleibt das zuckersüße Erdbeeren-Sahne-Monster am beliebtesten. Ich mag den Kuchen nicht so, deswegen haben wir eine Vanille-Himbeere-Mousse-Schoko-Torte gebacken. Also mein Mann, ich habe ein klein wenig mitgeholfen und ganz viel im Weg gestanden.

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Ansonsten ging es bei uns sehr entspannt zu, Tokyo ist dieser Tage tatsächlich kälter als Berlin! Zum Glück bekam ich dieses Jahr eine flauschige Elchdecke der schwedischen Firma Klippan von meinen Eltern, bei der Jahres-End-Feier der Firma bekam jeder eine Tasse und Tee*, also habe ich mich auf dem Sofa eingekuschelt und so wenig wie möglich bewegt. Mein Mann und ich haben uns dieses Jahr nichts geschenkt, wir haben vor im Frühjahr zu verreisen. Bevor mein Mann die Arbeitsstelle wechselt muss er nämlich seinen Resturlaub aufbrauchen. 🙂 Hervorragend um einen kurzen Urlaub einzuschieben.

* Als Assistentin habe ich das natürlich ausgesucht, entsprach also meinem Geschmack. 😉

Ich weiß, dass es zum Ende des Jahres hin mit Eintragen etwas dünn war und auch noch immer ist, aber ich glaube, ich werde ersteinmal weiter ein bis zwei Beiträge pro Woche schreiben. 🙂 Schaut also immer mal vorbei, oder abonniert den Blog per E-Mail oder folgt mir auf Facebook!

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Was ist ein Daruma?

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Weihnachten und Neujahr sind nah, und wenn man 8900 km von seiner Familie entfernt wohnt, muss man früher einkaufen gehen. Ich schlenderte also durch Solamachi, und mir begegneten auffällig viele だるま (Daruma).

Daruma sind meist kleinere Figürchen, die aussehen wie der oben, nur in rot. 🙂 Von ganz gewöhnlichen Daruma mache ich normalerweise keine Fotos, deswegen muss der spezielle in 空色 (sorairo; himmelsfarben) herhalten. 😉 Wenn man sie kauft, haben sie noch komplett weiße Augen. Warum kommen die Daruma quasi unfertig ins Haus?

Ganz einfach: Man macht sich einen guten Vorsatz, z.B. zu Neujahr und malt das linke Auge auf. So lange der gute Vorsatz nicht erfüllt ist, wird das rechte Auge nicht ausgemalt. Ein Daruma ist also Motivation, Dinge durchzuziehen. 🙂

Der Daruma ist eine Darstellung des 菩提達磨 (Bodaidaruma; Bodhidharma), Begründer des Zen-Buddhismus. Laut einer Legende hat er neun Jahre lang im Lotussitz meditiert, weswegen seine Arme und Beine abfielen. Außerdem war er, nachdem er ungewohlt einschlief, so sauer auf sich, dass er sich die Augenlider abschnitt. Also haben auch die modernen Daruma-Figuren weder Arme, noch Beine noch Augenlider.

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Es gibt viele Spezial-Darumas, wie z.B. diese Weihnachts-Daruma. Wie ihr seht haben die aber schon ihre Augen und sind daher für den ursprünglichen Zweck unbrauchbar – aber rund und niedlich. 🙂 Im Disney Land bekommt man auch Mickey Maus-Daruma!

Schneemann heißt auf Japanisch übrigens 雪だるま (Yuki-Daruma; Schnee-Daruma), und besteht aus nur zwei Bällen. Vielleicht, weil es in Japan weniger Schneit? Keine Ahnung. Außerdem gibt es ein Kinderspiel namens だるまさんが転んだ (Daruma-san ga koronda; Herr Daruma ist umgefallen), das genau so funktioniert wie “Green Light, Red Light” (“Ochs am Berg”). Nur, dass ich “Ochs am Berg” nie gespielt habe. 😉

Zurück zu den Weihnachtsgeschenken, meine Mama bekommt von mir jedes Jahr einen Daruma. 😀 So läuft das nämlich, wenn man einmal sagt, dass man etwas mag: Man bekommt es immer wieder. 😉 Aber keine Sorge, das ist nicht alles, die Überraschung ist also noch nicht versaut. Und Ziele kann man ja nie genug haben. 🙂

Tempel und Schreine.

Immer wieder erzähle ich von Schreinen und Tempeln, und auf fast jeder unserer Reisen besuchen wir zumindest einen. Aber was ist der Unterschied, und worauf muss man achtgeben?

Tempel: 寺院・お寺・仏閣(Ji’in, Otera, Bukkaku)

IMGP8917Wenn ich von Tempeln rede, sind immer buddhistische Tempel gemeint. Die Namen von Tempeln enden meist auf 院 (-in) oder 寺 (-ji) und zu den bekanntesten für Touristen gehören wahrscheinlich der 浅草寺 (Sensôji) in Asakusa und der 金閣寺 (Kinkakuji) in Kyoto. Auf Stadtkarten werden sie mit einer Swastika markiert, was Deutschen immer mal wieder die Spucke wegbleiben lässt – aber die Swastika ist viel viel älter als das dritte Reich. Auf Japanisch heißt sie übrigens 万字 (Manji).

In Tempeln findet man Buddha-Statuen (仏像 Butsuzô oder 大仏 Daibutsu) und oft auch Räucherstäbchen.

Wie wird gebetet? (vereinfacht)

Wenn man möchte, kann man ein Räucherstäbchen anzünden. Dabei aber darauf achten, nicht ein anderes Räucherstäbchen zum Anzünden zu verwenden – sonst bekommt man das Karma der Person, die das andere Räucherstäbchen angezündet hat.

Der Ort an dem man betet ist meist recht offensichtlich, irgendwo befindet sich etwas, was wie eine große Box mit einem Gitter auf der Oberseite aussieht. Davor wird gebetet. Vor dem Beten wirft man immer Geld in die Box, entweder 105 oder 150Yen.

① Leicht verbeugen. Wenn eine Glocke da ist, sie läuten.
② Hände vor der Brust falten, Augen schließen und beten.
③ Augen öffnen, Arme herunternehmen und erneut verbeugen.

An vielen Tempeln gibt es おみくじ (Omikuji; Zukunftsorakel). Beispielsweise in Asakusa kann man sich auch auf Englisch die Zukunft vorhersagen lassen. 🙂

Schreine: 神社・神宮・明神 (Jinja, Jingû, Myôjin)

Ein 鳥居 (Torii) auf 桜島 (Sakurajima). Im Hintergrund ein aktiver Vulkan.

Ein 鳥居 (Torii) auf 桜島 (Sakurajima). Im Hintergrund ein aktiver Vulkan.

Schreine sind immer shintoistisch. Architektonisch sind sie am leichtesten am 鳥居 (Torii) zu erkennen, einem großen, meist roten, Eingangstor. Namensendungen sind -神社 (jinja), 明神 (myôjin) oder -神宮 (jingû). Die meisten von euch kennen wahrscheinlich das Bild des 厳島神社 (Itsukushima-jinja; Itsukushima-Schrein), mit dem Torii im Meer, oder waren bei ihrem Besuch in 原宿 (Harajuku) beim 明治神宮 (Meiji-jingû; Meiji-Schrein).

In Schreinen werden Götter verehrt, alle mit ihrer eigenen Spezialität.* Generell werden in Schreinen lebensbejahende Feste abgehalten: Hochzeiten, Vorstellung eines Neugeborenen, Zeremonien zu bestimmten Geburtstagen… An Tempeln bleiben vor allem Beerdigungen hängen.

* Mit Abstand die meisten sind für Fruchtbarkeit, was auch bei anderen polytheistischen Religionen festzustellen ist.

Wie wird gebetet? (vereinfacht)

Wie auch in Tempeln wird in Schreinen zuerst eine Opfergabe in Form von 105 oder 150Yen gegeben. Danach ist es aber etwas anders.

① Zweimal leicht verbeugen.
② Zweimal in die Hände klatschen, beim zweiten Mal die Hände zusammenlassen und beten. Augen zu.
③ Augen öffnen, Arme herunternehmen und einmal verbeugen.

Wer besonderen Respekt zollen will, kann sich beim Betreten und Verlassen des Schreins vor dem Torii verbeugen.

Sonst noch wichtig: An den Eingängen sowohl Tempeln als auch Schreinen gibt es eine Schwelle, sie ist die Abgrenzung der säkularen Welt vom Überirdischen – am besten nicht drauftreten!

Japaner interessiert es übrigens wenig, ob man dem shintoistischen oder buddhistichen Glauben angehört. Beten kann, wer will. Tatsächlich würden sich die meisten Japaner als keiner Religion angehörend (無宗教 mushûkyô) bezeichnen, so auch meine japanische Familie. Wir gehen trotzdem jedes Jahr zum 初詣 (Hatsumôde; ersten Beten im neuen Jahr) und beten um Erfolg bei Tests. Jemand, der sich in Deutschland nicht dem christlichen Glauben zugehörig fühlt, würde wahrscheinlich eher nicht in die Kirche zum Gebet gehen. 😉

Also keine Angst haben, in japanischen Tempeln und Schreinen auch zu beten oder 絵馬 (Ema) aufzuhängen! 🙂 Und macht euch bloß keinen Druck besonders viele, oder welche zu sehen, die in Reiseführern nicht aufgeführt sind. Bis auf die wirklich großen Tempel und Schreine, sehen sie irgendwann alle gleich aus… Zum 出雲大社 (Izumo-Taisha; Izumo-Großer-Schrein) und zum 厳島神社 (Itsukushima-jinja; Itsukushima-Schrein) möchte ich aber trotzdem. 🙂

(Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständig- und Richtigkeit.)