Mein Mann ist 27, und langsam aber sicher sind die meisten seiner Freunde aus der Uni unter der Haube. Dieses Jahr heiraten zwei. Manchmal ist das aber nicht ganz so sehr ein Grund sich zu freuen, auch dank der japanischen Regeln bezüglich Geldgeschenken.
Nehmen wir den Freund, der letztes Wochenende geheiratet hat. Der gehörte zwar zu der Freundesgruppe aus Unizeiten, verstand sich aber mit meinem Mann nicht so gut. Trotzdem musste mein Mann natürlich zur Hochzeit eingeladen werden, schließlich kann man nicht nur eine Person des Freundeskreises ausschließen. Und natürlich musste mein Mann die Einladung annehmen, es kann schließlich nicht nur eine Person aus dem Freundeskreis die Einladung ablehnen.
Japanische Hochzeiten bestehen aus mindestens drei Teilen:
結婚式 (Kekkonshiki; Hochzeitsfeier), der eigentlichen Zeremonie, ob westlich oder japanisch; 披露宴 (Hirôen; Empfang), mit Essen und Ansprachen; und der 二次会 (Nijikai; Afterparty), an der für gewöhnlich nur die Freunde teilnehmen.
Wenn man an Zeremonie und Empfang oder auch nur Empfang teilnimmt, wird es teuer. Anders als in Deutschland sind Geschenke unüblich und es kann nicht jeder nur geben soviel er kann – die Geldbeträge für das 祝儀 (Shûgi; Gratulationsgeschenk) sind festgelegt und das Brautpaar rechnet mit den Beträgen – schließlich muss man die Hochzeit irgenwie finanzieren.
Für Freunde in ihren Zwanzigern sind das 20,000 – 30,000 Yen und meist zahlt man die 30,000 (ca. 235€). 20,000 (ca. 156€) sind zwar auch akzeptabel, weil sie “ein Paar” sind, aber eigentlich gibt man keine geraden Zahlen. Wenn man die 30 überschreitet werden es plötzlich 30,000 bis 50,000Yen (ca. 390€). Wenn man als Paar kommt sind die Beträge pro Person etwas geringer, wenn man in den 20ern ist z.B. 50,000Yen, ein Rabatt von 5,000Yen pro Person. 😉
Wenn man dann an der Afterparty teilnimmt muss man auch dafür noch einmal einen festgelegten Betrag bezahlen.
Da entfleuchen einem schnell mal 40,000Yen (ca. 313€). Nicht unbedingt ein Betrag, den man für die Hochzeit eines Menschen bezahlen möchte, mit dem man nicht einmal wirklich ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Aber eine gute Miene zu machen ist in Japan eh Volkssport. 😉 Ich bin natürlich nicht hingegangen, auch die Frauen der anderen Freunde blieben zuhause – aber eher, weil sie sich um Kleinkinder kümmern mussten.
Die Hochzeit selbst war übrigens scheinbar wirklich gut, zumindest was das Essen und die Location angeht.
Der Bräutigam trank so viel, dass er keinen geraden Satz mehr herausbrachte. Die Braut war wohl wenig amüsiert und erklärte die Hochzeit zum schlimmsten Tag ihres Lebens. Ein guter Start ins Eheleben…
Hier eine Übersicht über die Geldbeträge:
Beziehung zum Brautpaar | 20er | 30er | 40er |
---|---|---|---|
Freunde, Bekannte | 20-30k | 30-50k | 30-50k |
Cousin | 20-30k | 30-50k | 50-100k |
Nichte, Neffe | — | 30-50k | 50-100k |
Geschwister | 50k | 30-50k* | 50-100k |
Vorgesetzter | 30-50k | 30-50k | über 50k |
Mitarbeiter | 20-30k | 30k | 30k |
Untergebener | 20-30k | 20-30k | 30k |
Geschäftspartner | 30k | 30k | 30-50k |
k = Tausend, alles in Yen (Quelle)
* Ich weiß nicht, warum der Betrag hier plötzlich sinkt
Wie setzt ihr fest, wie viel ihr bei Hochzeiten gebt? Gebt ihr Geld oder Geschenke?