Süßigkeiten von der Stange.

20140612_171300Gestern traf ich mich mit einer lieben Freundin am Bahnhof Tokyo und nach einem Kaffee liefen wir durch das Untergeschoss des Kaufhauses 大丸 (Daimaru). Dort werden Sôzai und Brot verkauft, außerdem Süßigkeiten, und bei einem Laden kann man bei der Produktion zusehen! 😀

papabubble stellt Bonbons mit Bildern in Handarbeit her. Das sieht total spannend aus, denn zuerst werden große Mengen von verschiedenfarbiger Zuckermasse vorsichtig angeordnet und eingerollt. Im Foto sieht man das im Hintergrund. Die Rolle wird so lange auf der warmen Arbeitsplatte herumgerollt, bis sie wirklich rund ist und in die Länge gezogen.

20140612_171459Diese langen dünnen Stücke werden dann abgeschnitten und unter einem Ventilator abgekühlt, bis sie hart werden. Aus einer großen Rolle kann man unglaublich viele dieser langen Bonbonstangen schneiden.

Die langen Bonbonstangen werden dann mit großer Geschwindigkeit in Bonbongröße geschnitten und Tada, Bonbon mit Muster! 🙂 Nach der Demonstration bekamen alle Zuschauer kostenlos einen frischen Bonbon.

In diesem Fall sah man im Bonbon Kirschen und der Geschmack war auch dementsprechend.

20140612_172107Die Bonbons sind nicht komplett günstig, für eine Tüte bezahlt man 480yen (3,50€), aber erstens ist es wirklich handgemacht und zweitens habe ich die Tüte im Bild kostenlos bekommen. 😀

Um 7777 “Gefällt mir!”s auf Facebook zu feiern bekommt man, wenn man eben bei “Papabubble JP” “Gefällt mir!” (auf Japanisch übrigens いいね! ii ne!) drückt und an der Kasse den Bildschirm zeigt, eine Tüte “Fruit Mix”. 🙂 Gilt leider nur bis diesen Sonntag, den 15.6.2014.

Und nun muss ich zugeben, dass ich Bonbons eigentlich nicht mag. Sie sind total niedlich, aber… ich mag Bonbons einfach nicht. Die Herstellung war trotzdem total faszinierend…

Der heilige Gral japanischer Supermärkte.

Während man in Japan kulinarisch auf einige Dinge, wie Käse und Obst zu humanen Preisen, verzichten muss, gibt es eine andere Institution, die es auch in Deutschland geben sollte. Unterm 大丸 (Daimaru) gibt es sie, mein Supermarkt hat eine ganze Ecke voll damit und darauf spezialisierte Läden findet man an jeder Ecke: 惣菜 (Sôzai)!

20140603_145237Sôzai wird als “Beilage” übersetzt, es ist aber meist japanische (Hausmanns-)Kost, die man schon fertig kaufen kann – aber nicht fertig wie “Vorgestern zusammengeschustert und nur aufgewärmt” sondern zumindest am selben Tag gemacht, und zwar meist vor Ort. Supermärkte haben allein dafür Küchen, und man kann oft sehr günstig relativ gutes Essen kaufen. Es ist bestimmt immerhin ein klitzekleines bisschen besser als Conbini-Essen. 😉

20140603_145309Vor allem jetzt, wo mein Mann meist erst um zehn Uhr abends nach Hause kommt, sind Sôzai mein bester Freund. Habe Lust auf Sushi, will aber keins machen? Sôzai! Salat, aber nur für eine Person? Kann man alles kaufen! Es ist zwar teurer, als selbst zu kochen, aber mal ganz im Ernst – Faulheit gegen Geld? Faulheit siegt! Außerdem gibt es haufenweise frittiertes Zeug, wie Tempura, das ich nie zuhause machen könnte.

So greife ich auch wenn mein Mann früher nach Hause kommt manchmal auf Sôzai zurück. Keine Lust zu kochen? Kein Problem! Reis in den Reiskocher, Misosuppe auf den Herd, der Rest: Sôzai! 😀

Ein Hoch auf diese Erfindung, die mir immer wieder hilft den inneren Schweinehund nicht zu besiegen. 😉

Auf Wiedersehen, Olympiastadion.

Mein Mann arbeitet in letzter Zeit viel und ist am Wochenende oft nicht zuhause, weswegen mich meine Schwiegermutter gefragt hatte, ob ich etwas unternehmen wolle. Also sind wir am Samstag zusammen zum Bahnhof Tokyo gefahren, haben im 大丸 (Daimaru) eingekauft und sind dann in die Bahn nach 信濃町 (Shinanomachi) gestiegen, um ein Flugzeug zu sehen.

20140531_182613ブルーインパルス (Blue Impulse) ist das Kunstflugteam der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte* und hat damals bei der Eröffnung der Olympischen Spielen in Tokyo 1964 die fünf Ringe in die Luft gemalt. Gestern sollten sie noch einmal fliegen, also war der Plan, dass wir uns vor das 国立競技場 (Kokuritsu Kyôgijô; Olympiastadion) stellen und warten.

* Japan hat keine 軍隊 (guntai; Armee), sondern “nur” 自衛隊 (jieitai; Selbstverteidigungsstreitkräfte), laut Artikel 9 der japanischen Verfassung (日本国憲法第9条; Nipponkoku Tenpô Dai-9-jô) dürfen sie nämlich keine Streitkräfte unterhalten oder an kriegerischen Aktivitäten teilnehmen. Derzeit versuchen die Rechten das zu kippen, denn die großen Feinde im Westen Japans (Nordkorea, Südkorea, China) könnten uns schließlich dem Boden gleichmachen. Ganz klar.

Was wir nicht wussten war, dass dieses Olympiastadion seinen letzten Tag hatte und anlässlich dessen ein Event stattfand. “SAYONARA国立競技場FINAL “FOR THE FUTURE”” (Auf Wiedersehen Olympiastadion, Final “for the future”) nannte sich das Ganze, und der Hintergrund ist, dass das Stadion abgerissen wird um Platz für ein neues Olympiastadion für die Olympischen Spiele 2020 zu schaffen.

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Verbeugung zum Abschluss

Als wir ankamen spielten gerade ältere Fußballgrößen ein Match und die Arena war gerammelt voll. Mit ziemlich viel Glück konnten wir trotzdem drei Sitzplätze ergattern. 🙂 Die Stimmung war recht gut, obwohl natürlich nicht viele Hardcore-Fußballfans dort waren – wie die in Japan so drauf sind weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie sehr viel weniger furchteinflößend sind als die in Berlin.

An dem Tag war es übrigens unglaublich heiß, 29°C ohne auch nur den leisesten Luftzug, obwohl man uns einen kühlen Sommer versprochen hatte. Und so klebten wir auf unseren Sitzen, während wir auf die Flugzeuge warteten.

Photo von meinem Schwiegervater

Photo von meinem Schwiegervater

Nach gefühlten Ewigkeiten war es dann endlich so weit, es wurde eingeflogen. Fünf Flugzeuge in verschiedenen Formationen (ich erinnere mich nur an den Schwan und das Kreuz), mit bekannten Piloten am Steuer. Großes Ah! und Oh! bis sie das Stadium überquert hatten und abdrehten. Der Rest der Stadt hatte auf jeden Fall auch etwas davon, und während mein Mann nur den Lärm hörte und sich wunderte, ob China in den japanischen See- oder Luftraum eingedrungen sei, haben andere Leute Fotos geschossen, unter anderem auf der 表参道 (Omotesandô): Link.

20140531_181457Nach etwa zehn Minuten war das Spektakel vorbei und viele verließen das Stadion, während wir uns noch das erste Rugby-Match ansahen. Rugby ist wohl vor allem im Oberschul- und Universitätssport beliebt und es spielten die 明治大学OBレジェンド (Meiji-Daigaku (Universität) Old Boy Legends) gegen die 早稲田大学OBレジェンド (Waseda-Daigaku (Universität) Old Boy Legends), also Spieler, die in ihrer aktiven Zeit im Olympiastadion gespielt hatten, inzwischen aber um die 50 Jahre alt sind. Mein Schwiegervater hat an der Meiji-Universität studiert, weswegen er ziemlich mitfieberte. 🙂 Das Spiel war aber nach nur zehn Minuten schon vorbei und wir machten uns auf den Heimweg, obwohl die Feier noch nicht vorbei war.

Ich fand es echt schön, das Stadion einmal von innen zu sehen, bevor es abgerissen und neu aufgebaut wird. Die Stimmung war sehr sentimental und obwohl ich vorher wirklich gar nichts mit ihm zu tun hatte, habe ich es an diesem einen Nachmittag doch liebgewonnen.

Auf Wiedersehen, Olympiastadion.

Meine Stadt von N bis Z: Tokyo.

Wie versprochen hier der zweite Teil des Tokyo ABCs. Ein bisschen musste ich schummeln. 😉

tumblr_mhc5wjzIpp1r5ndj6o1_1280N wie 人形焼 (Ningyô-Yaki)

Ningyô-Yaki bestehen aus Castella (カステラ) mit einer Füllung aus süßen Bohnen und sind ein beliebtes Mitbringsel aus Tokyo. Unter anderem in 浅草 (Asakusa) kann man frische direkt kaufen und vorher noch die ausgefeilte Maschine, mit der sie hergestellt werden, bestaunen. Schmecken tun sie außerdem. 🙂

O wie 大久保 (Ôkubo)

Während Tokyo sonst, bis auf 六本木 (Roppongi), sehr… japanisch ist, findet man in Korean Town Ôkubo tatsächlich einen koreanischen Laden am anderen. Ob man dort nun Kosmetik kaufen, Koreanisch essen oder Fanprodukte koreanischer Bands kaufen möchte – wahrscheinlich hat man nirgendwo in Tokyo eine größere Auswahl. 🙂

558151_10200799932384659_1207309655_nP wie Purikura

Es gibt zwar auch in Deutschland einige Automaten, aber Purikura werden in Deutschland nie so erfolgreich sein wie in Japan, vor allem in Tokyo, und ganz vor allem in Shibuya am Wochenende. Ich mache kaum mal welche, aber wenn ist es trotzdem ein Riesenspaß. 😀 Sie sind auf jeden Fall ein nettes Souvenir, man muss sich nur an die Augen, die in ihrer Größe einem Albtraum entsprungen sein könnten, gewöhnen.

Q wie Qoo

Das ist geschummelt. Mit dem Getränk Qoo verbindet mich nämlich absolut gar nichts. Aber ich brauchte einen Eintrag für Q! Falls irgendjemand eine andere Idee hat – her damit.

20140129_105042R wie 力士 (Rikishi) in 両国 (Ryôgoku)

Rikishi oder einfach o-Sumô-san (お相撲さん) bezeichnet Sumo-Kämpfer. In Ryôgoku steht das 両国国技館 (Ryôgoku Kokugikan), wo man sich Sumo-Kämpfe anschauen kann. 🙂 In Tokyo finden die Wettkämpfe dreimal im Jahr statt, im Januar, Mai und September. Da auch die Rikishi irgendwie von A nach B kommen müssen, sieht man sie auch öfter mal in der Bahn, vor allem zwischen Ryôgoku und Makuhari (幕張).

S wie 千疋屋 (Sembikiya)

Sembikiya ist der Obstladen Japans! In Tokyo gibt es einige Läden, in denen man nicht nur die Früchte kaufen, sondern auch in Obst-Sandwiches oder Parfaits essen kann. Vor allem Obstsorten mit etwas Säure schmecken ganz anders. Manchmal gönnen wir uns das, obwohl es natürlich etwas teurer ist. 🙂

T wie Toiletten

Es gibt in Tokyo an so gut wie jedem Bahnhof Toiletten, auf die man sich ohne Probleme setzen kann und auch in Kaufhäusern muss man nicht für den Toilettengang bezahlen. Dafür hat man in manchen Bahnhöfen noch japanische Toiletten, zum Hinhocken. Das finde ich immer ein wenig eklig, aber viele Bahnhöfe haben schon längst umgerüstet oder es gibt zumindest eine oder zwei westliche Sitztoiletten.

U wie Untergrund mit Internet

Während man in den hauptsächlich überirdisch fahrenden JR-Bahnen ein Problem bekommt, wenn es dann doch mal in den Untergrund geht, hat die Metro vor einiger Zeit aufgerüstet und man kann das Handy-Internet durchgehend nutzen. Gar kein kleiner Aufwand, wenn man bedenkt, wie tief die U-Bahn hier teils fährt.

V wie Valentinstag

Valentinstag in Japan ist eine große Sache. Die Schokoladenindustrie hat sich nämlich überlegt, dass man als Frau/Mädchen vorm Valentinstag entweder stundenlang in der Küche stehen und Pralinen herstellen, oder gekaufte Schokolade verschenken muss. Nicht nur für den einzig wichtigen romantischen Partner, sondern auch für den ganzen Rest. Das nennt sich dann 義理チョコ (Giri Choco, obligatorische Schokolade) und kurbelt den Umsatz an. Dieses Jahr habe ich für meinen Mann Schokladenkuchen gemacht. 🙂 Für die männlichen Mitarbeiter nichts.

W wie Warteschlangen auf dem Bahnsteig

Auf den Bahnsteigen der meisten Bahnhöfe gibt es Markierungen, damit man sehen kann, wo sich die Bahntüren befinden werden, und da wird sich angestellt. Natürlich funktioniert das mal mehr und mal weniger gut, aber insgesamt mag ich das System ganz gern. 🙂 Das mit dem “einsteigen nachdem alle ausgestiegen sind” wird aber öfter mal geflissentlich ignoriert – besonders von den älteren Herrschaften.

X wie Xenophobie

Auch wenn Tokyo sich recht weltoffen gibt, gibt es noch immer die große Angst vorm Fremden und es wird eher gemauert, als einfach mal zuzuhören. Zum Glück scheint meine “Mach mich doof an und ich fress dich”-Aura dem entgegenzuwirken. Für gewöhnlich. Wenn es dann doch mal passiert, schreibe ich einen Eintrag darüber.

Y wie 有楽町 (Yûrakuchô)

Yûrakuchô ist mein liebster Ort zum Einkaufen und Bummeln in Tokyo. Es ist weniger überrannt als Shinjuku, gleich in der Nähe von 銀座 (Ginza), und wenn man zu viel Zeit hat, kann man durch einen dreistöckigen Riesen-MUJI tigern. 🙂 Nur für Restaurants muss man zehn Minuten in Richtung Bahnhof Tokyo laufen. 😀 Generell liebe ich den Bereich zwischen 日本橋 (Nihonbashi) und 新橋 (Shinbashi), mit 丸の内 (Marunouchi), eben Yûrakuchô und der Ginza.

Z wie Zebrastreifen

Angeblich lernen Japaner in der Fahrschule, wie so ein Zebrastreifen funktioniert, in der Realität werden sie aber ständig ignoriert. Jeden Morgen gehe ich über einen Zebrastreifen, und oft muss ich warten, bis sich mal jemand erbarmt anzuhalten. Die meisten donnern mit 50km/h hindurch. Schulkinder und alte Frauen? Müssen halt warten. Japaner gehen halt auch nicht einfach mal so über die Straße, während Berliner — Das Auto wird schon anhalten. 😉

Und das war’s. 🙂 Der zweite Teil war auf jeden Fall schwieriger zu schreiben, als der erste.

Habt ihr noch weitere Ideen?