Kichijouji.

Am Wochenende waren wir in 吉祥寺 (Kichijouji). Das ist ein bisschen das Prenzlauer Berg von Tokyo, liegt nur nicht so zentral. Es ist alles ein wenig kleiner und ruhiger als in Tokyo, mit alternativen Läden und vielen Familien, und der Ausländeranteil liegt um einiges höher als dort, wo ich wohne.

Für meinen Mann und ich ist Kichijouji aber vor allem eine Möglichkeit deutsches Brot, Würstchen und Bier zu kaufen.

Da gibt es zum Beispiel die Bäckerei Linde, deren Betreiber sein Handwerk in Süddeutschland gelernt hat. Während es in Japan sonst hauptsächlich Weißbrot gibt, kann man bei Linde Mischbrot, Vollkornbrot und alles, was es in einer deutschen Bäckerei auch gibt, kaufen. Vor allem gibt es aber Brezeln, die mein Mann unglaublich lecker findet. Ich muss zugeben, dass ich die nur halb so teuren in Berlin besser finde, aber man kann nicht alles haben. Für die Schwiegereltern haben wir einen Brötchenring und Brezeln mit Butter mitgebracht, gibt’s hier sonst halt nicht.

Wenn man Heißhunger nach Nussecken verspüren sollte – super!

Ein weiterer deutscher Laden heißt König und verkauft Bier und Würstchen. Dort gab es heute sogar Curry Wurst, des Ehemanns deutsches Lieblingsgericht, und es schmeckte gar nicht schlecht – war nur wirklich teuer. Das muss man bei authentischem europäischen Essen wahrscheinlich einfach hinnehmen, denn auch die importieren ihre Ware aus dem Ausland, und das Gesicht meines Manns, wenn er deutsches Bier trinkt – göttlich.

Er hat erst eine Flasche Kölsch (warum?) und später ein Bitburger getrunken, und fühlte sich fast wie in Deutschland. Deutschland ist eh sein Lieblingsland, abgesehen davon, dass er bisher nur zehn Tage dort war und kein Deutsch spricht…

In Kichijouji gibt es neben deutschem Essen auch den 井の頭公園 (Inogashira-Park), wo am Wochenende viele Familien herumspazieren, Musik und Theater gespielt wird, man sich verschiedenes Kunsthandwerk aneignen, und in einem Boot über den See fahren kann. Letzteres sollte man aber nicht, angeblich zerbricht kurz danach die Beziehung. Immerhin sieht’s schön aus, und unter der Woche hat man ein wenig mehr Platz für sich.

Wir würden gern nach Kichijouji ziehen, leider sind die Wohnungen dort viel teurer als in unserem derzeitigen Wohnort. Irgendwann, wenn wir reich sind…

Grün, grüner, Maccha.

Dass Japaner auf grünen Tee stehen, dürfte bekannt sein. Grüner Tee ist super, gesund und verleiht Superkräfte. Im japanischen heißt der Tee, den es im Sushirestaurant gibt Sencha (nicht Senscha, das hört sich an wie das Wort für “Panzer”) und bezeichnet Tee aus getrockneten Teeblättern. Hier gibt es ihn vor allem abgefüllt fast günstiger als Wasser in jedem Getränkeautomaten.

Und dann gibt es Maccha. Für Maccha werden die Teeblätter vor der Ernte mehrere Wochen lang beschattet und dann gedämpft, getrocknet und gemahlen, wodurch die grüne Farbe erhalten bleibt. Es schmeckt leicht süßlich und ziemlich herb.

In Japan gibt es in jedem Starbucks (und Supermarkt) Maccha Latte, also Maccha mit Milch und viel Zucker, heiß und kalt und ich liebe es. Jedes Mal wenn ich nach Japan einreise, trinke ich am Flughafen erst mal Maccha Latte, nachdem ich in Deutschland auf Entzug war. Obwohl, auch das stimmt nicht ganz, in Berlin kann man im Mamecha Maccha Latte trinken und andere leckere Sachen verspeisen.

Maccha eignet sich übrigens auch zum Kuchen- und Brotbacken, für Nudeln und Pudding und eigentlich alles, wenn man dem japanischen Warenangebot trauen will. Der Maccha-Geschmack ist mal mehr, mal weniger stark, aber das Lebensmittel ist auf jeden Fall grün.

Da gibt es natürlich auch Café-Ketten, die sich auf den grünen Tee eingeschworen haben, wie zum Beispiel Nana’s Green Tea. Wir sind letztens durch Zufall auf den Laden gestoßen, als wir Zeit zu verschwenden hatten, und ich habe sonst noch nirgends ein so großes Menu an Tee-Variationen gesehen. Wir waren ein wenig langweilig, mit normaler Maccha Latte und Choco Maccha Latte, aber es gibt auch Maccha mit Warabimochi, Bohnen oder Sesameis. Das lohnt sich auf jeden Fall, generell sollte man nicht zu sehr an ausländischen Ketten hängen, da verpasst man viel. Sage ich einfach, obwohl ich, wäre es nicht so weit weg, jeden Tag zu Starbucks gehen würde, einfach aus Gewohnheit…

Deutschland in Japan: Knorr.

Wenn man sich also in Deutschland zumindest teilweise so ernährt hat, wie ich mich in der Schulzeit, und dann in Japan nicht weiß, wie man Fertignahrung zubereiten soll, Rettung naht! Knorr verkauft in Japan die gleichen Produkte wie in Deutschland, die Aufgusszeit sollte unverändert sein, ein deutscher Urlauber weniger verhungert! Juche!

(Knorr war zumindest mal Deutsch, inzwischen gehört’s zu Unilever.)

Meine kleine Bäckerei.

Japanisches Brot ist qualitativ nicht besonders wertvoll. Es gibt mehr Brot mit Geschmack, das einfach so gegessen wird, als Brot, das man ordentlich schneiden und bestreichen kann. Von letzterem gibt es dann meist Weißbrot mit zweifelhaftem Inhalt, teils würde man das in Deutschland in einer Bäckerei nicht verkaufen.

Aus lauter Verzweiflung haben der Göttergatte und ich vor einiger Zeit eine Backmaschine gekauft. Wir haben nun eine Panasonic S-BMS102 in der Küche stehen, und die kann alles.

Leider verwenden wir nicht alles, weil der Göttergatte sich weigert abends Brot zu essen, und ich allein auch keine Brotmassen verschlingen kann. Ein großes Brot ist für uns einfach zu viel, und wird dann schlecht.

Morgen fange ich aber in einem neuen Kindergarten an (die Firma bleibt gleich), vielleicht nehme ich dann ja einfach Brot von Zuhause mit, statt dasselbe wie die Kinder zu essen, denn langsam wird mir das etwas fad.

Das Gerät erledigt beim normalen Brot übrigens alles für einen, ob es darum geht Nüsse oder andere Dinge einzumischen (dafür gibt es ein extra Fach), den Teig zu kneten, zu bestimmten Zeiten Zaubersprüche zu sprechen, und das Brot letztendlich auch zu backen. Eigentlich muss man nur die Zutaten reinschütten und auf Start drücken. Funktioniert sogar mit Timer, so dass die Maschine mir mitten in der Nacht Baguette (in Brotkastenform) backt, damit ich das am Morgen frisch essen kann. Oder essen könnte, denn wir essen zum Frühstück Cornflakes.

Auf jeden Fall kann man mit unserer Backmaschine nicht nur alles mögliche an Brot backen (Vollkornbrot, yeah!), sondern auch andere leckere Dinge.

Als wir aus Yamanashi wiedergekommen sind, haben wir am Wochenende erst einmal Zimtschnecken gebacken. Also eigentlich nicht mehrere, sondern eine riesige. Auf dem Foto ist die schon auseinandergenommen worden, aber das war ein monströses Gebilde voller Geschmack. Dafür mussten wir den Teig aus der Maschine nehmen, ihn ausrollen, Zimt und Rosinen ausstreuen, ihn zusammenrollen und wieder in die Maschine setzen.

Das in Japan beliebte 蒸しパン (Mushipan), gedämpftes Brot, mache ich auch immer wieder.

Laut Handbuch können wir auch Pudding backen, nur mit unserer Supermaschine. Viel mehr könnten wir noch, wenn wir einen Ofen hätten, aber das wird sich wohl noch etwas verzögern, weil wir gar keinen Platz dafür haben. Sowas aber auch.

Letztlich wäre zu sagen, dass ich das Gerät sehr mag. Man braucht es eigentlich nicht, aber es schmeckt doch gleich besser, wenn man sein Brot selbst backt. Bis sich der Kaufpreis rentiert hat, dürfte es jedoch noch etwas dauern.

Dafür esse ich jetzt erstmal mein Jogurt-Brot. Nomnomnom!

(Leider hat Panasonic mich für diesen Beitrag nicht bezahlt. =()