Tanabata-Matsuri mit Awaodori und Yukata.

IMG_2180Am 7. Juli ist in Japan Tanabta (七夕), das Sternenfest. Anlässlich dessen fand in Asakusa auf der Kappabashi Hondōri (かっぱ橋本通り) das Shitamachi Tanabata-Matsuri (下町七夕まつり) statt. Wie es sich für Ende Juli mit gleich drei sich bedrohlich näherenden Taifuns gehört, natürlich im Regen.

Meine Freundin Sachie (spricht sich Sachi-e) und ich trafen uns um zehn Uhr morgens, und liefen über die fast leere Straße. Wir waren eindeutig zu früh. Dafür hatten wir aber viel Zeit uns die Tanzaku (短冊), Papierstreifen auf die man zu Tanabata Wünsche schreibt, durchzulesen und auch unsere eigenen zu verfassen. Für solche Wünsche gibt es übrigens eine recht feste Satzkonstruktion. Nehmen wir mal die beiden am einfachsten lesbaren Wünsche im Titelbild.

河童に会えますように (Kappa ni aemasu yō ni; Auf dass ich einen Kappa treffen kann*)
また海外で働けますように (Mata kaigai de hatarakemasu yō ni; Auf dass ich wieder im Ausland arbeiten kann)

Es ist jeweils der Wunsch (河童に会う Kappa ni au; Einen Kappa treffen bzw. また海外で働く Mata kaigai de hataraku; Wieder im Ausland arbeiten), mit dem Verb im Konjunktiv und dem Anhängsel ように (yō ni), das unter anderem für Wünsche benutzt wird.

* Kappa sind magische Wesen die an sich ungefährlich sind (und Gurke lieben, deswegen heißt Gurken-Sushi Kappa-Maki) solange sie sich an Land befinden. Im Wasser ertränken sie Menschen und Tiere.IMG_2188

Alles, was ein Matsuri so braucht, gab es natürlich. Goldfische-schöpfen (金魚すくい), Wasserballons an einer elastischen Schnur (ヨーヨー), geschabtes Eis mit Sirup (かき氷), usw. usf. Wir teilten uns eine Portion gebratene Nudeln (焼きそば).

Weil noch immer nicht viel los war, gingen wir Yukata (浴衣), einfache Baumwollkimonos für den Sommer, angucken. Bloß gucken, nicht kaufen! Ein Vorsatz der ganze zehn Minuten hielt. Zu Matsuri gehört Yukata dazu, und wenn man uns 20% Rabatt gibt und uns auch noch umzieht…

IMG_2278

Bitte entschuldigt mein… alles auf dem Bild, aber ich hatte tatsächlich nicht geplant Yukata zu tragen. Eine Obi-Platte (帯板) wäre ganz gut gewesen, so ist der Obi arg faltig, und auch meine Haare… Nun ja.

Es ist nicht ganz leicht zu erkennen, aber das Muster meines Yukatas ist an sich ein Fluss mit Leuchtkäfern (蛍 Hotaru). 🙂 An sich ein eher ungewöhnliches Motiv, aber ich war gleich davon angetan.

Um elf hörten wir dann in der Ferne Musik. Der Awa Odori (阿波踊り) hatte begonnen. 😀

Awa Odori ist eine Art des Totenfest-Tanzes Bon-Odori (盆踊り) und kommt ursprünglich aus Tokushima, einer Präfektur auf der kleinsten der vier Hauptinseln Japans, Shikoku. Bon-Odori sind Tänze für die Seelen der Verstorbenen, die über Obon, das japanische Totenfest, die Lebenden besuchen. Wer irgendeinen traurigen Tanz erwartet, wird aber enttäuscht. 😉 Bei Instagram habe ich einen 14-Sekunden-Film hochgeladen, ihr könnt aber natürlich auch einfach bei Youtube 阿波踊り oder 盆踊り eingeben. 🙂

Da wir vom Fest genug gesehen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Sensō-Tempel (浅草寺).

Sachie war ganz überrascht, dass ich mich in der Gegend so gut auskenne – ich bringe einfach jeden Besuch nach Asakusa und wir sind dort auch gern mal. 😉

IMG_2277

Am Tempel zogen wir Omikuji (おみくじ), um uns die Zukunft vorhersagen zu lassen. Mal schauen, ob unsere Tanabata-Wünsche schon gewirkt haben. 😉 Ich zog tatsächlich “Großes Glück” (大吉), das beste Ergebnis. 😀 Da kann ja nichts mehr schiefgehen.

Leider fing es dann wieder an zu regnen, woraufhin wir uns in ein nahegelegenes Café zurückzogen und noch ein bisschen quatschten. Den ganzen Tag in Yukata rumzulaufen ist schließlich auch ziemlich anstrengend. 🙂

Einkaufslieblinge: ルー (Roux).

0101

Vor längerer Zeit fragte mich jemand, ob ich etwas über japanische Supermärkte schreiben könnte. Ich dachte, dass ich euch einfach mal die Sachen zeige, ohne die ich nicht mehr könnte. 😉

Heute: ルー (Rû, von franz. Roux). Die Japaner lieben ihr 洋食 (Yôshoku, westliches Essen). Neben Hamburgern und Omlett-Reis gehören dazu auch die Leibspeisen eines jeden japanischen Kindes: カレー (Karê; Curry), ハヤシライス (Hayashi Rice) und ビーフシチュー (Bîfu Shichû; Beef Stew). Super einfach gemachte Gerichte, die ich euch gern im Rahmen von “Japanisch kochen” vorgestellt hätte, aber nur mit Roux machen kann.

Roux ist an sich ein riesiger Gewürzmischungsblock. Alle drei oben genannten Gerichte macht man, indem man die Zutaten anbrät und dann länger kocht. Wenn alle Zutaten soweit durch sind, fügt man das Roux hinzu. Wenn es sich aufgelöst hat und die Sauce dickflüssig geworden ist, ist man fertig.

Vor allem japanisches Curry ist recht wandelbar: Ob mit Reis, über (japanischen) Nudeln, mit Brot oder im Reisauflauf – wenn man einmal einen großen Topf Curry gemacht hat, kann man lange daraus schöpfen. Außerdem kann man am nächsten Morgen 朝カレー (Asa-Karê; Frühstückscurry) essen. 😀

Hayashi Rice schmeckt gut mit Reis, Brot oder Knödeln*, man kann es verdünnen und als Suppe essen oder als Sauce fürs Omlette verwenden. Ähnliches gilt für Beef Stew.

* Knödel bekomme ich immer wieder von lieben Freunden aus Deutschland mitgebracht. 🙂

Dank Roux braucht man weder einen Gewürzschrank noch irgendwelches Kochtalent. So lang nichts anbrennt gelingt es immer. Wenn man Lust hat kann man sich sein Roux natürlich auch noch modifizieren: In Curry kommt bei uns Milch und Honig und bei Beef Stew helfe ich mit etwas Rotwein nach. 😉

Falls ihr Roux im Asialaden eures Vertrauens finden solltet: Probiert es mal aus. 🙂 Japaner essen im Jahr mehr Curry als Sushi, nämlich durchschnittlich mehr als eine Mahlzeit die Woche. 😀

Deutschland in Japan: Hareico.

Japanische Würstchen und deutsche Würstchen spielen in komplett verschiedenen Ligen. Die Würstchen, die man hier bekommt, haben kleine Ansammlungen von reinem Fett in sich, sie sind von innen quasi weiß gepunktet. Bäh!

IMG_1819Doch Rettung naht in Form von deutschen Würsten! In Tokyo!

Gestern traf ich mich nach der Arbeit mit Kerstin von Crazydeath, und sie weihte mich ein in das große Geheimnis des Imbiss Hareico.

Der Laden liegt etwas abseits in der Nähe der Station 六本木一丁目(Roppongi Itchôme), gleich bei der Stadtautobahn.

IMG_1815Bei zehn Würstchensorten, fünf Salaten*, und fünf Brotsorten ist es gar nicht so einfach sich zu entscheiden. Bier gibt es natürlich auch. 🙂

Was kann ich sagen? Die Würstchen waren echte Würstchen. Wie man sie in Deutschland an jeder Würstchenbude bekommt. Aber hier gibt es ja bis auf Deutschlandfeste oder Oktoberfeste keine Würstchenbuden! Die Preise sind natürlich etwas inflationär, aber man nimmt was man kriegen kann. Im Laden werden auch Würstchen und Ketchup verkauft, aber 1,000Yen (ca. 7,50€) für eine Flasche Curryketchup war mir dann doch ein klitzekleines bisschen zu viel. 😉

* Aus unerfindlichen Gründen zählen dort Kartoffelpuffer und Kartoffelecken als Salat.

Aber immerhin muss man sich nicht mit japanischen Würstchen herumschlagen, und bekommt ein wenig Heimat in den Magen. 🙂

東京都港区六本木2-3-9

Tôkyô-to, Minato-ku Roppongi 2-3-9

Cup Noodles Museum in Yokohama.

Wer kennt sie nicht – Fertignudeln. Das liebste Frühstück, Mittag und Abendessen aller Jugendlichen und Studenten. 😉

Fertignudeln wurden von Andō Momofuku (安藤百福) erfunden, als er nach dem zweiten Weltkrieg sah, wie lange Leute für einfache Ramen-Nudeln anstanden. Dass er auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee war, spielte sicher auch hinein. 😉 Bis 2005 war er Firmenpräsident der Firma Nissin, die der geneigte Leser vielleicht aus seinem heimischen Supermarkt kennt: Demae Ramen, Cup Noodles und Top Ramen sind Nissin-Produkte.

IMGP1923

In Yokohama gibt es seit einiger Zeit das Cup Noodles Museum, erbaut von ebendiesem Nissin-Konzern. Der Museumsteil war nicht unglaublich groß und für mich auch ein wenig zu lobhudelnd, aber um ehrlich zu sein, besucht auch niemand vordergründig das Cup Noodles Museum um etwas über Nudeln zu lernen.

IMGP1931

Für 300Yen (2,35€) kann man sich seine eigenen Cup Noodles zusammenstellen! 😀 Dafür bekommt man zuerst einen Becher, den man dekorieren kann. Die entstandenen Meisterwerke bringt man im Anschluss an einen Counter, wo erst die Nudeln hineingegeben werden. Oder andersherum: Der Becher wird über die Nudeln gestülpt und dann umgedreht, ansonsten klappt das nicht richtig. Die Nudeln würden schräg hineinfallen. Im nächsten Schritt kann man sich eine von vier Suppen und vier von zwölf Zutaten aussuchen.

Zum Schluss wird ein Deckel draufgesetzt, das ganze Paket versiegelt und in eine witzige, aufblasbare Tüte gepackt. Fertig!

IMGP1960

Aber man kann sich nicht nur Cup Noodles zusammenstellen sondern auch Chicken Ramen, Nissins erstes Produkt, selbst machen! Für alle über 16 kostet das 500yen und dauert etwa anderthalb Stunden. Dafür bekommt man eine Schürze und ein formschönes Hühnchen-Bandana, das man auch mitnehmen darf. Zuerst wird der Teig gemischt, dann geknetet und dann flachgedrückt.

IMGP1976

Danach wird der Teig etwa zehn Mal durch eine Maschine gegeben um einen gleichmäßige Masse zu ergeben.

Nach einer kleinen Pause wird der Teig immer dünner gerollt, bis er letztendlich nur noch etwa einen Millimeter dick ist. Im nächsten Schritt wird der Teig in der Maschine kleingeschnitten und man schneidet die Nudeln auf etwa 20 cm Länge ab.

Chicken Ramen wird nicht mit einer seperaten Suppenmischung geliefert, der Geschmack ist schon an den Nudeln selbst dran. Also mussten wir noch die Nudeln mit der Soßenmischung vermischen und in Förmchen geben.

IMGP1985

In die Nudeln in den Förmchen werden dann einige Freiräume gemacht, damit alles gleichmäßig frittiert werden kann. Ja, die Nudeln werden durch Frittieren getrocknet. 😀 In der Fabrik wird das übrigens scheinbar auch ähnlich gemacht.

Zum Schluss bekamen wir zwei Packungen Chicken Ramen, eine, die wir selbst gemacht hatten, und eine, die in der Fabrik hergestellt wurde.

An einem Tag mit schrecklichem Wetter war das wirklich ein nettes Programm, und sicher auf für Kinder total spannend. Während ich 2015 noch übersetzen musste, gibt es inzwischen scheinbar zumindest schriftliche Erläuterungen auf Englisch.

横浜市中区新港2-3-4

Yokohama, Naka, Shinkō 2-3-4