Das Wort zum Mittwoch: 平和ボケ.

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Wenn ich in Berlin bin, muss ich viel von meinem Verhalten umstellen um nicht bestohlen zu werden. Wie viele Japaner leide ich an:

平和ボケ

平和ボケ (Heiwa-boke) ist, wenn man wegen all zu sicherer Rahmenbedingungen nicht mehr auf alles Acht gibt oder auch arg fahrlässig handelt. Das Wort besteht aus 平和 (Heiwa; Frieden) und dem Verb ボケる (bokeru; verschwimmen, senil werden).

Während man in vielen Orten wegen Taschendiebstahls und Trickbetrügern aufpassen muss, sind die folgenden Dinge in Japan komplett normal:

  • In einem Café das Handy oder die Tasche auf einen Tisch zu legen, um den Platz zu reservieren, während man bestellen geht.
  • Eine Tasche ohne Reißverschluss mit in eine volle Bahn nehmen.
  • Etwas in der Bahn vergessen und wiederbekommen.
  • Riesige Portmonees in die Hinterntasche der Hose stecken.*
  • Nicht besonders auf die Leute um einen herum achten.

* Bei Männern.

Und deswegen werden Japaner im Ausland bestohlen, was das Zeug hält. Weil wir alle verdammt ge-heiwa-boke-t sind. 😀 Ich muss in Deutschland immer etwas aufpassen. In letzter Zeit benutze ich aber auch keine Taschen ohne Reißverschluss mehr – ein Schritt in die richtige Richtung. 😉

Das Wort zum Mittwoch: 5連休.

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Japaner haben recht viele Feiertage. Dieses Jahr werden wir zum ersten Mal den 山の日 (Yama no Hi; Bergtag) feiern, und zwar morgen. 🙂 Den Freitag habe ich mir freigenommen. Am Montag ist dann das Büro geschlossen, weil viele Leute im August お盆 (Obon), das Totenfest, begehen. Aus gegebenem Anlass lautet das Wort zum Mittwoch deswegen:

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5連休 (Go-Renkyû) besteht aus der Zahl fünf (go), dem Kanji 連 (ren, auch 連なる tsuranaru; in einer Reihe stehen, sich erstrecken) und dem Kanji 休 (kyû, auch 休み yasumi; Urlaub, Erholung). Es geht hier also um Urlaub, der sich über fünf zusammenhängende Tage erstreckt. 🙂

Dabei wird meist von Renkyû gesprochen, wenn irgendwo Tage drin sind, die man eh freigehabt hätte. Am gebräuchlisten ist sicher das lange Wochenende, wenn ein Feiertag auf Montag oder Freitag fällt. Das ist dann ein 3連休 (San-Renkyû).

Übrigens bot mein Chef mir an, dass ich doch gleich noch am Dienstag auch freinehmen könne, schließlich sei kaum jemand im Büro. Also: 6連休 (Roku-Renkyû)! 😀

Über Bücher: 夜は短し歩けよ乙女.

Während meines Working Holidays las ich mein erstes richtiges japanisches Buch – oder zumindest ein Buch auf Japanisch: Der kleine Prinz.

In Schneckengeschwindigkeit quälte ich mich durch das Buch. Besondere Probleme bereitete mir die Tatsache, dass es im Japanischen keine Leerzeichen zwischen Worten gibt. Allesistaneinandergeklatscht. Oft wusste ich einfach nicht, wo ein Wort aufhört und das nächste beginnt. Inzwischen habe ich das Problem zum Glück nur noch selten.

Später, zurück in Deutschland, bekam ich von meinem damaligen Freund – jetzt Mann – Bücher geschickt. Meist waren die für Kinder, was zwar sprachlich meinem Level entsprach, inhaltlich aber eher langweilig war.

Eines Tages sah ich einen neuen Anime, mit von meiner Lieblingsband gespielter Titelmusik und Charakterdesign eines meiner liebsten Illustratoren: Yojōhan Shinwa Taikei (四畳半神話大系). Das Buch dazu, geschrieben von Morimi Tomihiko (森見登美彦), wollte ich natürlich unbedingt haben. Also kaufte ich es online, stellte aber schnell fest, dass es über meinen Fähigkeiten lag.

Zur Unterstützung kaufte mein Mann das Buch auch, und wir lasen es über Skype zusammen. Seine Einschätzung: Das Buch ist auch für Japaner schwer zu lesen, weil der Autor bewusst komplizierte Worte und Lesungen verwendet. Irgendwann gaben wir auf, es machte einfach keinen Spaß.

Inzwischen habe ich recht viele Bücher auf Japanisch gelesen. Zwar geht es nicht so flüssig als würde ich auf Deutsch oder Englisch lesen, aber ich werde dennoch in die Geschichten hineingesogen und kann darin aufgehen. Spaß macht es auch.

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Als ich letztens im Buchladen stand, fiel mir der Aufsteller für Lesestoff für die Sommerferien auf. Darin auch Yoru ha mijikashi; aruke yo Otome (夜は短し歩けよ乙女) von Morimi. Nach über fünf Jahren mit japanischen Büchern dürfte man ja davon ausgehen können, dass das inzwischen lesbarer geworden ist.

Ist es auch, aber ich muss trotzdem viele Sätze mehrmals lesen um sie zu verstehen. Ich weiß zwar, was geschieht, merke aber auch, wie mir viele Nuancen verloren gehen. Wenn ich ein Verb wirklich gar nicht kenne, kann ich es mir aus dem Kontext herleiten – aber eben nicht genau.

Es geht übrigens um eine junge Maid, die in einer Nacht die verrücktesten Dinge erlebt, dicht gefolgt von einem Verehrer aus ihrer Universität**. Die Geschichte ist komplett verrückt, die Charaktere, die beide treffen, auch, aber das zu lesen ist leider einfach anstrengend. 🙁 Es ist also auf jeden Fall noch Luft nach oben.

** Stalker!

Was war das erste Buch, das ihr in einer eurer Fremdsprachen gelesen habt?

Das Wort zum Mittwoch: もったいない精神.

mittwoch

Ich komme in letzter Zeit nicht viel aus dem Haus, weswegen ich die Anzahl der Posts drastisch gesenkt habe. Wo es früher jeden zweiten Tag einen neuen Eintrag gab, veröffentliche ich derzeit nur montags und freitags. Damit sich das wieder etwas ändert, werde ich ab jetzt immer mal mittwochs das „Wort zum Mittwoch“ schreiben. Es geht um – Überraschung – Worte.

Dieses Mal um:

mottainai seishin

 

もったいない (mottainai) ist ein Adjektiv, das am leichtesten als „verschwenderisch“ übersetzt werden kann. Es hat aber auch noch eine andere Konnotation, „mehr als jemand verdient“. Das Wort kommt von 勿体 (Mottai), dem buddhistischen Konzept, dass jede materielle Einheit eine innewohnende Würde hat. Durch Verschwendung wird diese Würde verletzt.

 彼女は私にはもったいない (Kanojo ha watashi ni ha mottainai; Sie ist mehr als ich verdiene)

ごはんを捨てるなんてもったいない (Gohan wo suteru nante mottainai; Was für eine Verschwendung, das Essen wegzuschmeißen)

精神 (Seishin) bedeutet „Herz“, „Seele“, „Geist“ und „Intention“.

Die もったいない精神 (mottainai seishin) ist die Intention, nichts zu verschwenden. Während es einige Dinge gibt, wo es Japanern scheinbar nichts ausmacht, Dinge zu verschwenden (Plastiktüten!!), gibt es genug Dinge, wo die Mottainai Seishin durchscheint. Dachte ich. Und dann fiel mir nichts ein. Und dann fragte ich meinen Mann.

今の日本人は、もったいない精神がない。かつての日本のことだよ。
(Ima no nihonjin ha, mottainai seishin ga nai. Katsute no nihon no koto dayo.)
(Die heutigen Japaner haben keine Mottainai Seishin mehr. Das ist etwas vom damaligen Japan.)

Okay. 🙁

Aber damals, da wurden 着物 (Kimono) für Generationen getragen, und wenn sie nicht mehr schön aussahen, wurden sie in Kissenbezüge und ähnliches verwandelt. Damals machten die Leute noch ihr eigenes お漬物 (O-Tsukemono; Eingelegtes), damit nichts schlecht wurde.

Heute produziert laut Statistik jeder Japaner fast 1kg Müll pro Tag. Damit sind sie immernoch besser als die Deutschen – dort sind es in etwa 1,7kg.

Achtet ihr eigentlich darauf, Müll zu vermeiden?