Unser letzter Tag in Taipei begann mit strömendem Regen. Wir frühstückten im riesigen Starbucks in 西門 (Ximen) und beobachteten vom zweiten Stockwerk aus die vorbeilaufenden Menschen, als die Wolkendecke plötzlich aufbrach. Vielleicht würde man ja doch noch etwas unternehmen können.
In 台北車站 (Taipei Main Station) setzten wir uns in eine Bahn der roten Linie um bis zur Endstation zu fahren – nach 淡水 (Tamsui).
Nach etwa 35 Minuten Fahrtzeit, während derer ich unglaublich müde wurde, stiegen wir an der Endstation aus und fanden uns in einer kleinen Stadt wieder.
Tamsui liegt am gleichnamigen Fluss, kurz bevor dieser ins Ostchinesische Meer fließt.
Mit unter 150.000 Einwohnern ist die Stadt wirklich etwas verschlafener als Taipei, als Touristenort aber offensichtlich beliebt. Auf den Straßen waren recht viele Touristen unterwegs, auch viele Japaner, und überall wurden Waren angeboten. Eigenartigerweise auch viel Spielzeug.
Wir hatten natürlich auch ein Ziel, und zwar sollte es zum Fort Sant Domingo gehen. Warum da plötzlich ein europäisches Häuschen in Taiwan steht?
Weil Tamsui eine wirklich interessante Geschichte hat: 1629 bis 1641 war die Stadt von Spaniern besetzt, die Fort Sant Domingo erst aus Holz aufbauten. Das erwies sich jedoch als Fehler, als 1636 über die hohen Steuern erboste Einheimische das Fort zerstörten.
Daraufhin wurde es wiederaufgebaut, diesmal aus Stein.* Um auch jeden abzuschrecken wurden sechs Meter hohe Mauern gezogen. Nicht dass das den Spaniern groß geholfen hätte, 1642 wurden sie von den Niederländern vertrieben. Fort Santo Domingo wurde dem Erdboden gleich gemacht, die Niederländer setzten ihr eigenes Fort auf den Berg, bevor schließlich wieder die Chinesen an der Reihe waren und es von 1683 bis 1867 unter ihrer Kontrolle hatten.
* Ähnlichkeiten mit bekannten Geschichten für Kinder sind rein zufällig.
Später gelangte es in die Griffel der Engländer, die es erweiterten und Rot anmalten, und als Handelskonsulat verwendeten. Seit 1980 ist das Fort wieder in den Händen der Republik China**.
** Ganz wichtig: “Republik China” ist der offizielle Name für Taiwan und sollte nicht mit der “Volksrepublik China” zu verwechselt werden.
Heutzutage kann man es sich kostenlos anschauen, und auch wenn man erst einmal einen Hügel hochlatschen muss, lohnt es sich absolut. Von der Inneneinrichtung war ich nicht so fasziniert, aber die Gebäude von außen und die Lage sind einfach schön. Ich wäre trotzdem nicht gern britischer Konsul im heißen taiwanesischen Sommer ohne Klimaanlage gewesen. 😉
Auf unserem Weg zurück liefen wir am Flussufer entlang und genossen das schöne Wetter.
Da ich schon ziemlich hungrig war, setzten wir uns in ein Restaurant, dass uns dann einen kleinen Schock versetzte: Kein Gericht unter 890NT$ (ca. 23€), was für Taiwan wirklich viel ist, zumal wir nicht mehr so viel Bargeld hatten, und auf den angrenzenden Tischen standen winzige kleine Tellerchen mit winzigen kleinen Speisen.
Also begnügten wir uns mit Getränken, die wirkich gut waren, und setzten uns wieder in die Bahn in Richtung Taipei.
Unseren Bauch füllten wir bei 鼎泰豊 (Din Tai Fung)***, kauften noch Ananaskuchen als Mitbringsel für Mitarbeiter und fuhren zurück zum Hotel.
*** Man kann gar nicht überschätzen wie sehr mein Mann den Laden liebt.
Da unser Flug um 4:30 Morgens ging, wollten wir eigentlich noch etwas schlafen und legten uns um sechs Uhr abends ins Bett. Letztendlich schliefen wir um zehn, für zwei Stunden bevor der Wecker klingelte.
Kurz nach Mitternacht checkten wir aus und fuhren mit dem Taxi zum Flughafen. Die Straßen waren bis auf Taxen wie leergefegt und wir erreichten den Flughafen in Rekordzeit. Was uns aber nichts brachte, denn der Security Check im Flughafen 臺灣桃園國際機場 (Flughafen Taiwan Taoyuan, TPE) beginnt erst um halb drei Uhr morgens.
Zum Glück befindet sich ein Conbini im Gebäude, wo wir uns vor dem Abflug noch etwas stärken konnten. Mmmmhm, lecker lecker Fertigessen. 😉 Es war übrigens komplett essbar, wie alles, was wir in Taiwan bisher gegessen haben. Dazu muss ich aber auch zugeben, dass wir nicht unglaublich abenteuerlustig sind. 😉
Auf unserem Rückflug gab es auch Essen, dass wir aber aus dem Halbschlaf heraus ablehnten. Aus irgendeinem Grund war nur der Bereich des Flugzeuges, in dem wir saßen, unglaublich kalt, wer weiß, was da los war…
Und dann landeten wir in Tokyo Narita, zwar etwas erschöpft, aber das sind wir ja von unseren Reisen gewöhnt. 🙂