Taiwan, Tag 2.

Für unseren zweiten Tag in Taiwan hatten wir uns überlegt nach Zuoying (左營) zu fahren. Mit der Taiwan High Speed Rail (THSR) ist dieser Teil von Kaohsiung (高雄) innerhalb von 90 Minuten zu erreichen. Dass der THSR dem Shinkansen ähnlich sieht ist übrigens kein Zufall, die Bahnen wurden in Japan eingekauft.

Die Tickets waren natürlich um einiges günstiger, wobei ich den Service trotzdem sehr gut fand. Wir waren ein wenig dekadent und sind in der Business Class gefahren. 😀

In Zuoying befindet sich der 蓮池澤 (Lianchi Tan; Lotus-See), um den herum sich zahlreiche Tempel befinden. In Deutschland eher unbekannt ist der Konfuzianismus in vielen ostasiatischen Ländern eine große Sache. Wir begannen unseren Rundgang um den See mit dem Kaohsiung Konfuzius Tempel. Der ist zwar sehr groß und allein dadurch schon beeindruckend, aber weil kaum Menschen dort waren, wirkte er ein wenig einsam und verlassen.

Inmitten dem menschengemachten See sitzt nicht nur eine riesige taoistische Götterstatue, sondern es ragt auch ein kleiner Steg mit Pavillion am Ende hinein. Das ganze nennt sich 五里亭 (auf Englisch “Wuli Arbor”) und unerwarteterweise befinden sich auf dem ersten Geschoss diese kleinen Autos und ähnliches, in die man kleine Kinder und etwas Geld steckt. Auf einem dieser unerhört lauten Geräte saßen zwei deutsche Mädels, die sich total toll fanden. Geht es eigentlich allen so, dass sie sich im Ausland sehr viel mehr für ihre Landsleute schämen als anderswo? Vor dem Wuli-Dings befinden sich der Frühlings- und der Herbstpavillon (春秋閣), vor denen sich ein betretbarer Drache schlängelt, aber die Pavillons waren nicht allzu spektakulär.

Entgegen aller Warnungen habe ich mich übrigens getraut einen Papaya-Saft zu kaufen. Von einem Straßenstand. Uns wurde eingetrichtert, dass man von denen nur gekochte Lebensmittel kaufen soll, aber ich war so durstig und passiert ist auch genau nichts. Meinem Mann war das zu abenteuerlustig, er kaufte sich eine PET-Flasche mit Tee. Der starke Mann. 😉

Warum Zuoying in unserem Reiseführer als “Ort mit Erlebnispark-Feeling” beschrieben wird war sofort klar, als wir Drache und Tiger-Pagoden (龍虎塔) sahen. In diesem quietschbunten … Komplex muss man erstmal einen nervig verschlungenen Weg entlanglaufen um dann durch den Mund des Drachen in die linke Pagode zu kommen, und findet sich am Ende der Route im Tigermaul. Gefährlich, gefährlich.

Die genannten Tempel befanden sich übrigens nur auf der Wasserseite, zwischendurch kamen wir noch an vielen weiteren Tempeln vorbei.

Nach mehreren Stunden in der prallen Sonne waren wir zu fertig um zurück zum Bahnhof zu laufen und setzten uns in ein Taxi, und dann in die Bahn zurück nach Taipei. Zuoying hat sich für uns total gelohnt, es bietet viel zum Schauen auf einem Fleck, ist aber nicht komplett überfüllt.

Zurück in Taipei beschlossen wir bei Din Tai Fong (鼎泰豊) im Untergeschoss des Taipei 101 zu Abend zu essen. Und so kam es dazu, dass wir zum ersten Mal mit der taipeier U-Bahn fuhren. Wie in Japan gibt es aufladbare elektronische Tickets und anders als in Japan sind auch in den Einzeltickets Chips. So sehen sie auch aus: Wie Chips. Die Bahnsteige sind nur durch Schranken zu betreten und zu verlassen. Beim Reingehen hält man den Chip über einen Sensor, beim Rausgehen gibt es einen Einwurfschlitz und die Chips werden (wahrscheinlich) erneut verwendet. Die Bahnen kommen oft, sind geräumig und sauber. Nur die Sitze sind aus Plastik.

Am Bahnhof Taipei City Hall (市政府站) stiegen wir aus, und liefen im Regen durch diverse Einkaufszentren bis zu dem 509 Meter hohen Wolkenkratzer. In dem zugehörigen Einkaufszentrum befinden sich in den Obergeschossen fast ausschließlich Läden von Luxus-Marken, in denen kaum Kunden sind. Wir waren kurz bei Burberry, fühlten uns dann aber sehr schnell arm und fehl am Platze und liefen anschließend durch die Etagen ohne einen einzigen weiteren Laden zu betreten.

Von ganz oben kann man über die Stadt schauen, wir haben aber drauf verzichtet, denn wir mussten schließlich essen. Vorm Din Tai Fong standen schon einige Leute an, also bekamen wir ein Menü und einen Bestellzettel in die Hand gedrückt. Auf die Frage, wie lange wir warten müssten wurde uns eine Zeit von 50 Minuten genannt. Etwas lang, aber immerhin könnten wir in Ruhe bestellen. Denkste, ich hatte die gute Frau nicht richtig verstanden und sie sprach von 15 Minuten.

Din Tai Fong ist gut organisiert, sobald ein Tisch frei wird, wird er sofort abgeräumt und mit neuen Gästen besetzt und das Essen wird nicht auf Bestellung, sondern einfach durchgehend produziert – irgendjemand bestellt es mit Sicherheit. Das Restaurant ist bekannt für seine Xiaolongbao, Teigtaschen mit Fleisch und Brühe. Zusätzlich dazu bestellten wir noch Wan Tans, Jiaozi und Salat. Unglaublich lecker und unglaublich günstig (immer im Vergleich zu Japan).

Während Taiwan im Sommer heiß und schwül ist, wird in allen Gebäuden die Klimaanlage unglaublich niedrig eingestellt, weswegen wir immer eine Jacke dabei hatten und langärmlig in Restaurants saßen. Brrrr!

Taiwan, Tag 1.

Wie groß angekündigt und dann auch durchgeführt waren wir vom letzten Donnerstag bis Sonntag in Taiwan. Der Flug nach Taiwan war nicht viel länger als der nach 石垣島 (Ishigaki-jima), einer der südlichsten Inseln Japans, auf der wir unsere Flitterwochen verbracht haben.  Nach vier Stunden im Flugzeug betraten wir taiwanesischen Boden und wurden am Flughafen direkt von einem Mitarbeiter des Reiseunternehmens in Empfang genommen. Wir sind sonst keine großen Freunde von geführten Touren, aber wenn man uns nur zum Hotel fährt und ansonsten in Ruhe lässt sind wir da nicht so. 😉

Unser Hotel war das New Continental Taipei im Stadtteil 中山 (Zhongshan) in Laufentfernung zum Taipeier Hauptbahnhof. Nachdem wir uns zurechtgefunden hatten, ging es durch die unterirdischen Einkaufsstraßen zu eben diesem, um ein wenig ein Gefühl für die Stadt und Entfernungen zu bekommen. Taipei ist ein wenig wie Berlin, nur sauberer. Die Straßen sind breit, es gibt Bürgersteige und alle wirken nicht ganz so angespannt wie in Tokyo.

Was wir sonst noch schnell gemerkt haben: Taiwan scheint Japan trotz kleinen Dingen wie einer 50-jährigen Besetzung zu lieben. Man bekommt an wirklich vielen Orten japanische Magazine, es gibt japanische Restaurants, japanische Läden und viele Taiwanesen in Taipei sprechen mindestens ein wenig Japanisch. Vor allem die ältere Generation spricht Japanisch, die jüngere eher Englisch. Wir kamen mit unseren drei chinesischen Worten (“Hallo” “Auf Wiedersehen” und “Danke”) auf jeden Fall ganz gut durch.

Für Japaner ganz wichtig auf Reisen ist natürlich das Essen, und so machten wir uns auf zu einem recht bekannten Restaurant für Pekingente namens 天厨菜館 (Ich habe leider keine Ahnung, wie der Name westlich geschrieben wird). Interessanterweise gibt es dieses Restaurant auch mehrmals in Tokyo – aber wurscht, in Taipei schmeckt das mit Sicherheit besser.

Direkt am Eingang wurde uns gesagt, dass man uns, da wir keine Reservierung hatten, nur bis halb acht essen lassen könnte, danach würden Gäste kommen. Kein Problem! Wir haben das einfachste Menü bestellt (Entenhaut mit Sauce und Lauch in Teigrollen, wie man auf dem Foto sieht und Entenfleisch), und waren mit der Menge aber vollkommen überfordert. Egal wie gut es schmeckt, und es war wirklich fantastisch, wenn mein Magen voll ist, ist er voll. Wie in Taiwan üblich wurden wir gefragt, ob wir die Reste eingepackt haben wollen würden, wir haben aber dankend verzichtet. Das 980NT$ (New Taiwan Dollar, etwa 26€)-Essen hätte auch für vier Personen gereicht.

Taipei ist im Vergleich zu Tokyo nämlich spottgünstig. Teeflasche im Convenience Store? 18NT$ (nicht einmal 50 läppische Cent). In Tokyo bezahlt man für das gleiche Getränk mindestens 105Yen (1,05€). Grundpreis im Taxi? 70NT$ (1,84€). In Tokyo 710Yen (7,20€).  Kein fairer Vergleich, in Taipei zahlt man für die ersten 1,25km den Grundpreis, in Tokyo für die ersten 2km. Trotzdem viel günstiger.

Auf jeden Fall liefen wir nach der monströsen Pekingente durch die Stadt zum 行天宮 (Xintian Gong), in dem der Schutzpatron des Handels (關羽; Guan Yu) verehrt wird. Wie viele Tempel in Taiwan ist auch der Xintian Gong sehr farbenfroh und wunderschön verziert. Als wir dort ankamen, hatten viele Gläubige* Opfergaben mitgebracht (ich hörte später, dass man die angeblich wieder mit nach Hause nehmen darf) und beteten. Da das in Taiwan sehr viel komplizierter zu sein scheint als in Japan, haben wir dem Treiben nur zugesehen, um uns nicht zum Deppen zu machen.

* Ich weiß nicht inwiefern in China wirklich geglaubt wird, oder ob man, wie in Japan, einfach aus Tradition beten geht.

Weil wir am Morgen schon um fünf Uhr aufgestanden, einen Flug überstanden und in Taipei viel durch die Gegend gelaufen waren, winkten wir uns ein Taxi heran und ließen uns zum Hotel fahren (110NT$! 3€!). Dort fielen wir in unsere weichen Betten, um genug Energie für den nächsten Tag zu sammeln. Da ging’s nämlich ans andere Ende der Welt Taiwans. Zumindest fast.

(Weitere Fotos gibt es wie immer auf meinem Tumblr.)