Hokkaidô, Teil 2: Obihiro

Als wir uns von Otaru (小樽) nach Obihiro (帯広) aufmachten, schien noch die Sonne. Leider nur kurzzeitig, denn kurz darauf fing es an heftig zu schütten und wir hatten einen weiten Weg vor uns. Auf dem Weg beschlossen wir, bei einer Farm vorbeizuschauen, aber dort war wegen des Regens nicht allzu viel los. Mittagessen und frische Milch waren trotzdem zu bekommen. Hokkaidō ist berühmt für seine Milcherzeugnisse, und viel der Milch und Butter, die bei uns im Laden stehen, kommen aus Hokkaidō.

IMGP9960

In Hokkaidō gibt es viele alte, jetzt ungenutzte, Gleise. Durch die schiere Größe und dünne Besiedlung der Präfektur war es irgendwann nicht mehr finanziell vertretbar, Linien zu betreiben und so stehen an vielen Orten alte Bahnhofsgebäude, in einigen werden Touristeninformationen angeboten. Eine alte, damals von der Bahn genutzte, Bogenbrücke, die in (und früher sicher mal durch) den Nukabira-See (糠平湖) führt, wollten wir uns ansehen.

Also fuhren wir in die vom Navi angesagte Richtung, nur um von einem Tor an der Weiterfahrt gehindert zu werden: Auf dem Gelände gäbe es zu viele Autounfälle, und zu Fuß gehen sei auch nicht so super, weil in den Wäldern Bären lebten, die öfter mal Menschen angreifen würden. Wenn man unbedingt bis zur Brücke fahren wolle, dann doch bitte mit vorheriger Anmeldung. Also ging es wieder zurück nach Obihiro, kurz vorher sahen wir noch Rehe, die uns ganz gelassen anstarrten, nur um dann in den Birkenwäldern zu verschwinden.

IMGP9975

Zurück am Hotel knurrte uns plötzlich der Magen, wie er das manchmal so tut, doch auf der Suche nach Nahrung fanden wir nichts Passendes. Die kleinen Geschäfte waren bis auf den letzten Platz gefüllt, und eigentlich waren wir zu fertig, um nach einem Restaurant zu suchen.

In solchen Fällen gibt es zum Glück Conbinis, 24-Stunden-Läden, die anders als die Berliner Spätis oder Tankstellen vieles führen, was man so braucht: Getränke, Essen, Fertigessen, dass einem auf im Laden aufgewärmt wird, Zeitschriften, Kosmetik, Batterien und Geldautomaten. In großen Teilen Hokkaidôs wird man übrigens beim Kauf eines Onigiri gefragt, ob man dieses aufwärmen lassen möchte. Wir hatten keinen Bedarf, haben uns aber jedes Mal gefreut, denn wir sind Fans der Sendung おにぎりあたためますか (Onigiri Atatamemasu ka), die mit der Prämise startete zu erforschen, bis wohin in Hokkaidô man danach gefragt wird. Japanisches Fernsehen…

Insgesamt war Obihiro eine kleine Enttäuschung, es ist einfach kein großartiger Touristenort. Dafür war das Hotel aber gut, wir haben im Richmond Hotel Obihiro Ekimae genächtigt, und im Nachhinein wünschte ich, ich hätte in all unseren Reisezielen einfach bei derselben Kette gebucht. Aber hinterher weiß man ja immer alles besser.

Im nächsten Eintrag geht’s nach Furano (富良野)!

Hokkaidō, Teil 1: Tōyako und Otaru.

Am Dienstag ging es mit JAL (Japan Airlines) zum Flughafen Neu-Chitose (CTS) in Hokkaidō. Dort angekommen wurden wir vom Autoverleih zu unserem Leihwagen gebracht und siehe da – frohe Überraschung, wir waren heraufgestuft worden und durften mit einem Toyota Allion durch die Gegend fahren, während die nervige Vier-Mann-Truppe vor uns sich in ein kleines Winzautolein zwängen musste.

IMGP9742

Weil wir noch nicht direkt nach Otaru (小樽) fahren wollten, machten wir uns auf zum Tōya-See (洞爺湖), in dessen Umgebung der Film しあわせのパン (Shiawase no Pan) gedreht wurde. Dort konnten wir nicht nur den riesigen See bestaunen, sondern auch das Café, um das es im Film geht. Leider hatte es schon geschlossen.

Zwischendurch wandelte sich das Wetter und wurde sehr neblig, aber immerhin regnete es nicht – noch.

Als wir uns dann nämlich auf den Weg nach Otaru machten regnete es manchmal. Manchmal war es einfach nur so neblig, dass wir das Auto vor uns kaum ausmachen konnten. In Hokkaidō gibt es ein Schnellstraßennetz, komplett mit Maut, wie es in Japan üblich ist. Dort zahlt man entweder automatisch, mit einer im Auto installierten ETC-Karte, oder manuell, indem man an der Auffahrt ein Ticket zieht und bei der Abfahrt an einem Schalter Geld bezahlt. Wir hatten keine ETC-Karte im Leihwagen, mussten also immer umständlich zahlen – und bei der ersten Fahrt auf der Schnellstraße kam mir natürlich das Ticket abhanden, was bei der Abfahrt eine Suchaktion seitens der Maut-Arbeiter auslöste. Das ist uns dann aber nicht noch mal passiert…

IMGP9844

Nach stundenlanger Fahrt nach Otaru kamen wir dort abends um acht an, total fertig, und konnten nur noch essen und schlafen. Am nächsten Morgen ging es dafür früh los, um den Otaru-Kanal (小樽運河) zu sehen. Da Otaru eine Hafenstadt ist, war sie damals schon sehr aktiv im Handel, und viele der alten Lagerhallen am Kanal werden heute von Geschäften genutzt.

Ansonsten gab es für uns nur noch Tourismushafen zu sehen, dort wurde eine der Szenen von 探偵はBarにいる (Tantei ha Bar ni iru) gedreht. Hinein konnten wir leider nicht, dafür waren wir zu früh dran, aber es zog uns eh schon zu neuen Ufern – die leider viel regnerischer waren als Otaru.

Trivia: In Hokkaidō wird oftmals auch auf Russisch beschildert, denn der östlichste Zipfel Russlands ist nah.