Hokuriku Tag 2: Kanazawa.

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Am frühen Morgen des zweiten Tages unserer Reise machten wir uns auf zum Kenrokuen (兼六園). Der Kenrokuen gilt als einer der drei wichtigen Gärten in Japan und wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf Geheiß des Kaga-Clans angelegt. Er ist wirklich sehr groß, so dass man, wenn man gemütlich läuft, gut und gerne über eine Stunde dort verbringen kann. Wie die meisten Gärten in Japan ist er absolut gepflegt und nichts stört beim Genießen. Wenn man es früh aus den Federn schafft, kann man von fünf bis sieben Uhr 45* kostenlos hineinkommen, wenn auch nur über zwei Eingänge (蓮池門口 (Hasuike-Mon Eingang) und 随身坂口 (Zuishinsaka Eingang)). Ansonsten kostet der Eintritt 300Yen (3€).

* Die Zeiten gelten für März, September und Oktober. Von April bis Ende August kommt man ab vier Uhr, von November bis Ende Februar ab sechs Uhr hinein.

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Nach einem kurzen Frühstück ging es weiter zur Burg Kanazawa (金沢城). Dort wird derzeit ein Teil des alten Schlosses wiederaufgebaut und andere Teile werden renoviert, weswegen wir Teile der Anlage nicht sehen konnten. Die ist natürlich trotzdem sehr beeindruckend, zumal die meisten Bereiche kostenlos einsehbar sind.

Leider fielen zwischendurch Unmengen von Schülern auf Klassenfahrt ein, um Gruppenfotos zu machen, weswegen wir keine Fotos vom selben Punkt aus machen konnten.

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Samurai-Rüstung im Nomura-Haus

Unser nächster Programmpunkt war Nagamachi (長町), ein Bereich der Stadt, in dem viele alte Häuser und Gassen noch erhalten sind. Dort steht auch das Nomura-Haus (野村家), ein altes Samurai-Haus, das man sich für 500Yen (5€) ansehen kann. Im Inneren sind handbemalte Türen und goldene Verzierungen noch erhalten, am schönsten ist aber der Garten, der zum Ausruhen einlädt.

Wenn einem das noch nicht reicht, kann man im zweiten Stock gegen ein Entgeld Matcha trinken, oder in einem anderen Teil des Hauses altes japanisches Geld und Waffen bestaunen.

Die ganze Gegend lädt zum spazieren ein und wartet auch mit einigen hübschen Läden auf, es lohnt sich also definitiv, um ein bisschen altes Japan zu spüren.

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Nach einem etwas weiteren Fußweg kamen wir am Oyama-Schrein (尾山神社) an. Dessen Schreintor (auf dem Foto) ist nicht nur dafür bekannt, japanische, chinesische und westliche Elemente aufzugreifen, sondern hat auch den ältesten Blitzableiter Japans auf seinem Dach stecken. Als wir den Schrein besuchten, warne gerade einige Grundschüler dort, die für den Kunstunterricht Bilder des Schreins malen mussten, weswegen wir uns an einen kleinen Teich auf dem Gelände zurückzogen um uns ein wenig auszuruhen.

Wir kauften auch mal wieder Omikuji, und ich hatte mal wieder besseres Glück als mein Mann. Es geht hier nicht um Glück, das ist ein Wettkampf 😉

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Meine geschundenen Füße (mit mir dran) wurden weiter gescheucht zur Higashi-Chaya-Gai (東茶屋街; Östliche Teeladenstraße), die um einiges größer ist als die Nishi-Chaya-Gai (西茶屋街; Westliche Teeladenstraße) vom Vortag. Die Läden im Osten lassen tatsächlich auch Normalsterbliche hinein, und so gönnten wir uns Matcha und japanische Süßigkeiten.

Für die richtig “authentischen” Läden mit Geishas und japanischer Musik waren wir natürlich viel zu früh dran, aber das hindert einen ja nicht daran, die Atmosphäre einzusaugen! Geishas haben wir übrigens in unserer ganzen Zeit in Kanazawa nicht gesehen, aber selbst wenn, sollte man sie während der Arbeit eh nicht fotografieren.

Higashi-Chaya-Gai ist natürlich eine absolute Touristengegend, und wahrscheinlich am Wochenende und Abends (wir waren an einem Freitag Nachmittag dort) gefüllter. Wir sahen zumindest einige Leute mit dem gleichen Reiseführer wie wir durch die Gegend irren 😉

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Nach dem Abendessen und einem kleinen Shoppingtrip um mein Energielevel wieder auf verträgliche Werte zu bekommen nahmen wir ein Taxi zur dritten Teeladenstraße, der Kazue-Machi-Chaya-Gai (主計町茶屋街). Diese liegt in der Nähe der Higashi-Chaya-Gai, ist aber so klein wie die Nishi-Chaya-Gai und genauso exklusiv. Es ertönt Musik aus den Läden, aber die Straße selbst ist kaum beleuchtet und in die Läden kommt man auch nicht hinein.

Eigentlich waren wir nur dort, um alle drei Teeladenstraßen gesehen zu haben, und während es schon eine nette Atmosphäre hat, ist es auch ein wenig… langweilig.

Nach dieser letzten kleinen Entäuschung ging es ins Hotel zum Schlafen. Wir mussten am nächsten Tag nämlich mal wieder früh austehen. Das ist unser Urlaub 😉

Hokuriku Tag 1: Gifu und Kanazawa.

Am ersten Tag unseres Urlaubs ging es Morgens um fünf zum Flughafen, weil der Göttergatte dringend Zeit in der ANA-Lounge verbringen wollte und wir daher unglaublich früh in Haneda ankommen mussten. Ist halt wichtig.

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Nach einer Stunde Flug erreichten wir Komatsu (小松), holten unseren fahrbaren Untersatz ab, und machten uns auf den Weg nach Toyama (富山県) um die reetgedeckten Häuser in der Region Gokayama (五箇山) zu sehen. Die Region bekommt viel Schnee ab, weswegen die Häuser dort traditionell sehr steil gewinkelt sind. Das nennt sich Gasshōzukuri (合掌造り) und ist Weltkulturerbe. Gasshō sind übrigens gefaltete Hände.

Wir waren in Ainokura Gasshōzukuri Shūraku (相倉合掌造り集落) und Suganuma Gasshōzukuri Shūraku (菅沼合掌造り集落), beide sind gut mit dem Auto zu erreichen, aber während in Ainokura 23 Häuser stehen, sind es in Suganuma nur neun. Bei beiden Dörfern zahlt man fürs Parken 500Yen. Wie vieles in Hokuriku lohnt sich die Fahrt aber nur bei gutem Wetter, dafür dann aber richtig.

IMGP3729In Kanazawa (金沢) in der Präfektur Ishikawa (石川県), hatten wir uns für die Tour des Myōryū-Tempels (妙立寺), auch Ninjatempel (忍者寺) genannt, angemeldet, und deswegen mussten wir schnell weiter. Bei der Einleitung zur Führung ging zwar ein wenig die Begeisterung flöten, als gesagt wurde, dass der Tempel absolut nichts mit Ninjas zu tun hat, spannend war es letztendlich aber trotzdem. Der Tempel war eher eine Fassade für einen Militärposten für den General Maeda Toshīe, deswegen hat er so schöne Dinge wie geheime Türen, versteckte Treppen, Falltüren und Fluchtwege. Angeblich führt ein unterirdischer Weg vom Tempel direkt in das Kanazawa Schloss, aber dieser Weg müssten unter einem Fluss hindurchführen, und die Existenz konnte noch nicht bestätigt werden.

Der Tempel ist riesig, denn während damals eigentlich eine Beschränkung auf zwei Geschosse durchgesetzt wurde, hat der Ninjatempel durch einige Kniffe gleich vier Geschosse, die von außen nicht zu erkennen sind. Das alles zu sehen ist sehr spannend und wird auf Japanisch gut erklärt, für englischsprachige Menschen gibt es auch einen Hefter, in dem alles wichtige aufgeführt ist. Fotos der Innenräume zu schießen ist verboten und für die Führung muss man sich telefonisch anmelden. Der Parkplatz ist unglaublich schwer zu finden und dann auch noch zu erreichen, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, es am besten in der Nähe irgendwo abstellen, statt auf Biegen und Brechen die kostenlose Abstellmöglichkeit zu nutzen. Mein Mann hat nach 20 Minuten endlich aufgegeben.

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Unser letzter Programmpunkt für den Tag war die Nishi-Chaya-Gai (西茶屋街; westliche Teeladenstraße), deren Läden sind aber meist als Besucher nicht zu betreten. Generell gilt: Wenn vorm Laden kein Menü ausliegt, kommt man ohne Einladung nicht hinein. Die Straße an sich ist natürlich sehr hübsch, aber viel kleiner und unspektakulärer als ich dachte.

Es gibt ein Gebäude, in dem man sich ein restauriertes klassisches Establisment ansehen kann, natürlich ohne Geishas, aber sonst ganz nett. Zum Abendessen ging es zu einem ganz gewöhnlichen Kaitenzushi-Laden, wo mein Mann sich den Bauch vollschlug. Auf vollen Magen schläft es sich ganz gut, und Schlaf war auch bitter nötig, denn am nächsten Tag ging es wieder sehr viel zu früh aus den Federn…
(Hokuriku (北陸, wörtl. Nordküste) bezeichnet meist die Präfekturen Toyama, Ishikawa und Fukui. Wir waren in allen drei Präfekturen.)