Tempel und Schreine.

Immer wieder erzähle ich von Schreinen und Tempeln, und auf fast jeder unserer Reisen besuchen wir zumindest einen. Aber was ist der Unterschied, und worauf muss man achtgeben?

Tempel: 寺院・お寺・仏閣(Ji’in, Otera, Bukkaku)

IMGP8917Wenn ich von Tempeln rede, sind immer buddhistische Tempel gemeint. Die Namen von Tempeln enden meist auf 院 (-in) oder 寺 (-ji) und zu den bekanntesten für Touristen gehören wahrscheinlich der 浅草寺 (Sensôji) in Asakusa und der 金閣寺 (Kinkakuji) in Kyoto. Auf Stadtkarten werden sie mit einer Swastika markiert, was Deutschen immer mal wieder die Spucke wegbleiben lässt – aber die Swastika ist viel viel älter als das dritte Reich. Auf Japanisch heißt sie übrigens 万字 (Manji).

In Tempeln findet man Buddha-Statuen (仏像 Butsuzô oder 大仏 Daibutsu) und oft auch Räucherstäbchen.

Wie wird gebetet? (vereinfacht)

Wenn man möchte, kann man ein Räucherstäbchen anzünden. Dabei aber darauf achten, nicht ein anderes Räucherstäbchen zum Anzünden zu verwenden – sonst bekommt man das Karma der Person, die das andere Räucherstäbchen angezündet hat.

Der Ort an dem man betet ist meist recht offensichtlich, irgendwo befindet sich etwas, was wie eine große Box mit einem Gitter auf der Oberseite aussieht. Davor wird gebetet. Vor dem Beten wirft man immer Geld in die Box, entweder 105 oder 150Yen.

① Leicht verbeugen. Wenn eine Glocke da ist, sie läuten.
② Hände vor der Brust falten, Augen schließen und beten.
③ Augen öffnen, Arme herunternehmen und erneut verbeugen.

An vielen Tempeln gibt es おみくじ (Omikuji; Zukunftsorakel). Beispielsweise in Asakusa kann man sich auch auf Englisch die Zukunft vorhersagen lassen. 🙂

Schreine: 神社・神宮・明神 (Jinja, Jingû, Myôjin)

Ein 鳥居 (Torii) auf 桜島 (Sakurajima). Im Hintergrund ein aktiver Vulkan.

Ein 鳥居 (Torii) auf 桜島 (Sakurajima). Im Hintergrund ein aktiver Vulkan.

Schreine sind immer shintoistisch. Architektonisch sind sie am leichtesten am 鳥居 (Torii) zu erkennen, einem großen, meist roten, Eingangstor. Namensendungen sind -神社 (jinja), 明神 (myôjin) oder -神宮 (jingû). Die meisten von euch kennen wahrscheinlich das Bild des 厳島神社 (Itsukushima-jinja; Itsukushima-Schrein), mit dem Torii im Meer, oder waren bei ihrem Besuch in 原宿 (Harajuku) beim 明治神宮 (Meiji-jingû; Meiji-Schrein).

In Schreinen werden Götter verehrt, alle mit ihrer eigenen Spezialität.* Generell werden in Schreinen lebensbejahende Feste abgehalten: Hochzeiten, Vorstellung eines Neugeborenen, Zeremonien zu bestimmten Geburtstagen… An Tempeln bleiben vor allem Beerdigungen hängen.

* Mit Abstand die meisten sind für Fruchtbarkeit, was auch bei anderen polytheistischen Religionen festzustellen ist.

Wie wird gebetet? (vereinfacht)

Wie auch in Tempeln wird in Schreinen zuerst eine Opfergabe in Form von 105 oder 150Yen gegeben. Danach ist es aber etwas anders.

① Zweimal leicht verbeugen.
② Zweimal in die Hände klatschen, beim zweiten Mal die Hände zusammenlassen und beten. Augen zu.
③ Augen öffnen, Arme herunternehmen und einmal verbeugen.

Wer besonderen Respekt zollen will, kann sich beim Betreten und Verlassen des Schreins vor dem Torii verbeugen.

Sonst noch wichtig: An den Eingängen sowohl Tempeln als auch Schreinen gibt es eine Schwelle, sie ist die Abgrenzung der säkularen Welt vom Überirdischen – am besten nicht drauftreten!

Japaner interessiert es übrigens wenig, ob man dem shintoistischen oder buddhistichen Glauben angehört. Beten kann, wer will. Tatsächlich würden sich die meisten Japaner als keiner Religion angehörend (無宗教 mushûkyô) bezeichnen, so auch meine japanische Familie. Wir gehen trotzdem jedes Jahr zum 初詣 (Hatsumôde; ersten Beten im neuen Jahr) und beten um Erfolg bei Tests. Jemand, der sich in Deutschland nicht dem christlichen Glauben zugehörig fühlt, würde wahrscheinlich eher nicht in die Kirche zum Gebet gehen. 😉

Also keine Angst haben, in japanischen Tempeln und Schreinen auch zu beten oder 絵馬 (Ema) aufzuhängen! 🙂 Und macht euch bloß keinen Druck besonders viele, oder welche zu sehen, die in Reiseführern nicht aufgeführt sind. Bis auf die wirklich großen Tempel und Schreine, sehen sie irgendwann alle gleich aus… Zum 出雲大社 (Izumo-Taisha; Izumo-Großer-Schrein) und zum 厳島神社 (Itsukushima-jinja; Itsukushima-Schrein) möchte ich aber trotzdem. 🙂

(Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständig- und Richtigkeit.)

Wenn ihr im Urlaub zu viel einkauft: Von Japan aus nach Deutschland versenden.

 

Wer kennt das nicht? Ihr habt ewig lange auf euren Japanurlaub hingespart. Innerhalb weniger Minuten in 原宿 (Harajuku), 秋葉原 (Akihabara), 浅草 (Asakusa), oder wo sich sonst das Mekka eurer Obsession befindet, habt ihr so viel gekauft, dass ihr euch kaum mehr vorwärtsbewegen könnt. Und in eure Koffer passt das jetzt auch nicht mehr.

Wie kriegt ihr jetzt also das Garados-Plüschtier in Originalgröße nach Hause? Mit der Post natürlich. Es gibt bei der japanischen Post (日本郵便 Nihon Yûbin) im großen und ganzen vier Versandarten für Pakete ins Ausland.

Einen superpraktischen Rechner für die Versandkosten gibt es auf der Seite der Post, sogar auf Englisch. 🙂 Aber was erwartet einen eigentlich bei den verschiedenen Versandarten?

Per Schiff: Langsam und günstig.

船便 (Funabin; Versand per Schiff) ist vor allem dann zu empfehlen, wenn man die Sachen für einige Zeit nicht mehr braucht. Es kann eins bis drei Monate dauern, bis das Paket angekommt. Dafür ist der Preis absolut bezahlbar. Auf Englisch wird es Surface Mail genannt.

Per Luft (Economy SAL): Etwas schneller, etwas teurer.

エコノミー航空便 (Economy Kôkûbin; Economy Luftfracht) heißt nicht etwa, dass euer Paket im Flugzeug die Beine anziehen muss, sondern dass es versendet wird, wenn irgendwo noch Platz frei ist. Es kann also sein, dass euer Paket innerhalb weniger Tage ankommt, durchschnittlich dauert es aber zwei Wochen. Vielleicht ganz gut, wenn ihr am Anfang eures Urlaubs etwas kauft, dann kommt es vielleicht mit euch zusammen in Deutschland an. 😉 Für Pakete unter zwei Kilo schreibt ihr “Small Package” drauf, und es wird günstiger.

Per Luft (Airmail): Schnell, aber zweieinhalb Mal so teuer wie per Schiff.

航空便 (Kôkûbin; Luftfracht) ist eigentlich perfekt: Das Paket ist in unter einer Woche da, und an sich ist es noch bezahlbar. Wieder wird es bei einem Gewicht von unter zwei Kilo und “Small Package” auf der Verpackung günstiger. Leider muss man für Versicherung und Sendungsverfolgung, wie auch bei den beiden oberen Versandoptionen, extra zahlen. Das ist in der Königsklasse des Versands, zumindest dessen der japanischen Post, etwas anders:

EMS: Wenn das Paket vor euch ankommen soll.

Ich weiß, wann meine Familie Geburtstag hat. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem nie, rechtzeitig Geschenke einzukaufen. Und am Wochenende, wenn ich Zeit zum Einkaufen habe, ist die Post geschlossen. EMS rettet mir immer mal wieder das werte Hinterteil: Es ist nämlich zwar teuer, aber innerhalb von etwa zwei bis vier Tagen ist es dann auch da. Versichert und mit Sendungsverfolgung, die panisch immer wieder aufrufen kann.

Als ich damals 2009 vorrübergehend wieder nach Deutschland ging, schickte ich mir alles per EMS zu, mit dem Effekt, dass die Pakete teils tatsächlich vor mir zuhause ankamen! Für EMS gibt es spezielle Adressformulare, die man ausfüllt und aufs Paket klebt. Gibt es in jeder Postfiliale, steht groß EMS drauf.

Dank des deutschen Zolls muss man beim Versand leider immer eine Zollerklärung ausfüllen. Ist etwas nervig, aber lässt sich scheinbar nicht umgehen*. Außerdem sprechen die meisten Leute am Postschalter kein Englisch, aber “EMS” oder “Airmail” funktionieren wunderbar.

* Außer die Postbeamten vergessen es. Dann ist es dem deutschen Zoll scheinbar wurscht.

Aber wie soll ich das denn alles verpacken?

Was Verpackungsmaterial angeht, ist man in Japan recht frei. Es reicht z.B. durchaus einfach seine Einkaufstüte zuzukleben und die deutsche Adresse draufzuschreiben. Etwas haltbarere Tüten und Päckchen gibt es in der Postfiliale auch zu kaufen. 🙂 Richtig große Kisten habe ich damals von クロネコヤマト (Kuroneko Yamato) bekommen, die verschicken zwar auch ins Ausland, sind aber viel teurer.

Nachtrag: Und der Zoll?

Die Zollfreigrenze für Geschenke beträgt 40€, derzeit ca. 5450Yen. Nun kann ich euch natürlich nicht zu irgendetwas anstiften aber – manchmal werden Dinge kurz vor Versand eben spontan ein wenig günstiger. Der Zoll war bei mir damals auch sehr nachsichtig, als ich mir selbst Sachen schickte. Ich schrieb “Umzug” drauf, zog beim Zoll einen offensichtlich benutzten Schuh aus dem Gepäck und das Problem hatte sich erledigt. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass ihr keinen Zoll zahlen müsst, aber die Zollerklärung, die ihr in Japan bei der Post abgebt, sollte euch zumindest vor der Tortur im Zollamt bewahren.

Am einfachsten ist es wahrscheinlich, wenn ihr einfach auf dem Hinflug im Koffer genug Platz für eure Einkäufe lässt. Aber ich verstehe, manchmal ist das schwer… 😉 Frohes Shoppen, unterstützt die japanische Wirtschaft!

Nagano, Teil 3: Matsumoto. Schloss, alte Straßen und eine Grundschule.

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Für Matsumoto (松本) hatten wir uns wegen der Nähe zu Kamikōchi (上高地) entschieden und um ehrlich zu sein nicht viel erwartet. Tatsächlich ist Matsumoto, zumindest im Vergleich zu Tokyo, ein recht kleines und etwas verschlafenes Städtchen. Aber schön ist es!

Für uns auf den ersten Blick etwas unverständlich hatten viele ausländische Besucher den Weg nach Matsumoto gefunden – aber dank Japan Rail Pass und der Nähe zu nicht nur Nagoya, sondern auch Kyoto und Osaka besuchen viele Touristen die Stadt. Die hat sich extra dafür auch ganz besonders schön gemacht. 🙂

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Die größte Touristenattraktion ist natürlich das Schloss Matsumoto (松本城). Ursprünglich 1504 unter dem Namen Schloss Fukashi (深志城) erbaut, ging es durch viele Hände, bis es Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich heruntergekommen war. Eigentlich wollte man es abreißen lassen, doch die Bewohner Matsumotos wehrten sich dagegen. So gelangte es per Versteigerung in den Besitz der Stadt. Vor der Renovierung neigte sich das ganze Schloss gefährlich in eine Richtung… Nach zwei Instandsetzungen, die letzte vor 60 Jahren, ist es nun wieder schön anzusehen.

Es ist nicht so groß wie die Schloesser anderer Städte, aber trotzdem sehr adrett. Nur die Wartezeiten für die Besichtigung sind etwas heftig: Um die Mittagszeit zwei Stunden! Im inneren des Schlosses geht es auch nicht schnell voran, daran hindern einen die steilen Stufen. Wirklich nichts für Kinder oder ältere Menschen.

Zwar war einiges ausgestellt, aber der Ausblick über Matsumoto war nicht so atemberaubend, dass es sich gelohnt hätte. Doch wenn man schon einmal in Matsumoto ist…

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In der Nähe des Schlosses befindet sich die ehemalige Kaichi-Schule (旧開智学校), eine der ersten Regelschulen Japans. Das Gebäude ist sehr schön und vereint westliche Architektur mit östlichen Elementen.

Leider ist die Ausstellung beinahe ausschließlich auf Japanisch und ich hatte um ehrlich zu sein nicht die Geduld mich durch Texte über die Geschichte des japanischen Schulsystems zu quälen. Die Fotos waren aber sehr interessant, es gab unter anderem Fotos von japanischen Reisenden in Ägypten – vor über 100 Jahren.

Außerdem ist ein alter Klassenraum ausgestellt. Als wir die Fotos meinem Schwiegervater zeigten meinte er, dass er früher an solchen Tischen gesessen hat. Ja, bei uns in der Ecke war das damals nicht unbedingt alles auf dem neusten Stand. 😉 Vor 50 Jahren waren hier schließlich alles noch Reisfelder.

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Außerdem einen Blick wert: Nakamachi-Dōri (中町通り) und Nawate-Dōri (縄手通り). In der Nakamachi-dōri befinden sich alte Lagerhäuser aus Lehm  mit kleinen Läden. Leider waren wir scheinbar nach Ladenschluss dort, aber durch die Scheiben konnten wir einiges erhaschen: Geta-Schuhe, Kimono und weiteres traditionelles Handwerk gab es zu bestaunen.

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Ein Stückchen weiter, auf der anderen Seite des Flusses, kann man den Abend wunderbar in der Nawate-Dōri ausklingen lassen. Die Straße ist Fußgängerzone und wartet neben Läden mit Restaurants und Bars auf, die einen dazu verführen noch etwas zu verweilen.

Außerdem kann man über Treppen unten an den Fluss, in Japan sonst eher untypisch. Da könnte man sich glatt irgendwo ein Bier kaufen und es sich am Wasser gemütlich machen. Die Atmosphäre war absolut entspannt, keine Menschenmassen weit und breit, stattdessen Vogelgezwitscher. Wirkliches Gezwitscher, statt Gekrähe, hört man in der Hauptstadt nur an den Bahnhöfen – dort wird es über Lautsprecher eingespielt.

Wenn man die Schnauze voll hat von Tokyo aber nicht gleich komplett aufs Land fahren will, lohnt sich Matsumoto. Bis auf das Schloss sind die Touristen gut über die Stadt verteilt, man kann viele Strecken laufen, und die Stadt ist schön. Was will man mehr? 🙂

Nagano, Teil 2: Auf in die Berge!

#MGP2887

Am Donnerstag stiegen wir um vier Uhr morgens aus unserem Hotelbett. Der erste Bus nach Kamikōchi (上高地) verließ Matsumoto um halb sechs.

Kamikôchi ist ein Tal in den japanischen Alpen im Chūbu-Sangaku Nationalpark (中部山岳国立公園). Im Winter ist Kamikōchi geschlossen, nur besonders Mutige wagen sich dann in die Berge.

Hinaufzufahren ist etwas umständlich, weil der letzte Teil der Strecke für den normalen Straßenverkehr gesperrt ist. Man nimmt entweder den Bus oder ein Taxi. Es gibt sogar Busse von Tokyo aus! Wir fuhren mit einem von nur zwei direkten Bussen von Matsumoto. Ansonsten muss man mit der lokalen Bimmelbahn bis nach Shinshimashima (新島々)* fahren und dort umsteigen.

Hin und zurück kostet es pro Person etwas weniger als 5,000 Yen (ca. 36€), alle Tickets gelten entweder für den direkten Bus oder auch die Anbindung nach Shinshimashima und den Bus von dort.

* Was ein großartiger Name! Hat uns viel Unterhaltung beschert. 😀 新島々の真島さん (Shinshimashima no Mashima-san; Herr Mashima aus Shinshimashima)

Je höher in die Berge wir mit dem Bus fuhren, umso schlechter wurde das Wetter. War ja klar. Warum sollten uns auch die Wettergötter gut gesinnt sein?

#MGP2885

Oben angekommen war es ziemlich kalt. Etwa 16°C sind etwas unangenehm, wenn man bisher mit den hohen tokyoter Temperaturen zu kämpfen hatte. Sobald man am Bus Terminal angekommen ist, muss man übrigens Nummerntickets für den Bus, mit dem man zurückfahren will, besorgen. Sonst kommt man ewig nicht vom Berg runter.

Nach einem kurzen Stopp für ein Stück Kuchen und eine Tasse heißen Kaffee machten wir uns auf den Weg von der Kappa-Brücke (河童橋) zur Hotaka-Brücke (穂高橋). Die meisten Wege auf der Strecke waren sehr gut befestigt, auch wenn wir uns immer einmal im Pfützen schlängeln mussten. Wegen des Regens konnte man die umliegenden Berge leider nicht so gut sehen, das wäre wahrscheinlich ein noch majestätischerer Anblick gewesen. 🙁

#MGP2919

Weil wir wie Espenlaub zitterten, beschlossen wir einen Zwischenstopp im Kamikōchi Onsen Hotel (上高地温泉ホテル) einzulegen. Für 800 Yen, plus 300 Yen für ein geliehenes Badehandtuch und 200 Yen für ein gekauftes kleines Handtuch (insgesamt also etwa 9,40€) konnten wir die heißen Quellen genießen. Eines der Bäder liegt unter freiem Himmel, direkt im Wald. Ich weiß nicht, ob ich jemals vorher so dankbar für die heißen Quellen war! Nach einer halben Stunde war mein Körper aufgewärmt, und wir marschierten weiter.

In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen, und in der Hoffnung doch noch gutes Wetter genießen zu können beschlossen wir unsere Abfahrt weiter nach hinten zu verschieben.

Nachdem wir auf der Brücke auf wilde Affen getroffen waren und einen Anschlag sahen, auf dem vor wilden Bären gewarnt wurde, besichtigten wir das Kamikōchi Imperial Hotel (上高地帝国ホテル). Für uns wäre es natürlich komplett unerschwinglich, mit Restaurantpreisen, die einem die Tränen in die Augen steigen lassen. 2,700Yen (19,55€) für Spaghetti Carbonara!

Nach einem viel günstigeren Mittagessen mit Pilzen aus der Gegend beschlossen wir, eine noch weitere Strecke auf uns zu nehmen: Hoch zum Myōjin-Teich (明神池). Auf dem Weg trafen wir viele Leute, die viel besser ausgerüstet waren als wir: Mit Wanderschuhen, Wanderstöcken und Allwetterkleidung. Wir sahen aus, als wären wir gerade in Tokyo beim Einkaufen. An sich wäre das sicher auch kein Problem gewesen, hätte es nicht immer wieder angefangen zu regnen.

#MGP2961

Als wir nach etwa 50 Minuten endlich am Teich angekommen waren und Eintritt bezahlt hatten (!!) mussten wir feststellen, dass der starke Regen das ganze Erlebnis etwas versaute. Was normalerweise ein ruhiger See wie aus einem Märchen ist, war durch das ewige Platschen der Regentropfen kaum als mystisch zu erkennen.

Weil wir dann doch schon etwas durchweicht waren, bestellten wir in einem Gasthaus in der Nähe warme Getränke, bevor wir uns auf den Weg zurück zum Bus Terminal machten. Im Platzregen. Mit leichten Turnschuhen. Nun war das natürlich nicht ganz so schlau, aber der Wettervorhersage, in Tokyo recht zuverlässig, kann man in den Bergen einfach nicht trauen. Dort war erst für den späten Nachmittag Regen angesagt worden.

So stiegen wir um 14 Uhr, sieben Stunden nach unserer Ankunft, in den Bus, stiegen später in die Bimmelbahn um und besuchten erstmal die heiße Quelle in unserem Hotel. Deswegen ist das Dormy Inn unser liebstes günstiges Hotel.

Trotz des schlechten Wetters war Kamikōchi wunderschön. Das Wasser ist sehr klar, das Grün kräftig und die Luft sauber. Es wäre natürlich viel schöner gewesen, wenn das Wetter besser gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben. So haben wir zumindest einen guten Grund noch einmal hinzufahren. 🙂