Shaoshi linkte zu einem Eintrag von Ulrike, über das Verlangen nach Authenzität auf Reisen.
Oft höre ich, dass Leute das echte Japan erleben wollen. Touristenfallen meidet man, andere Touristen sowieso. Man möchte Japan wie ein Japaner erleben. Eben total authentisch und unverstellt.
Das nimmt manchmal etwas eigenartige Züge an, ich war z.B. schonmal in einem “totalen Geheimtipp” trinken – es war dreckig, laut und die Karte gab es auch auf Englisch. Sehr geheim. 😉 Für Betreiber solcher Lokale lohnt sich das natürlich: Man modernisiert seinen Laden einfach nicht, legt englische Menüs auf den Tisch, und schon kommen die westlichen Touristen. Fabrizierte Authenzität, weil der gemeine Tourist es so erwartet.
Da wird dann noch mal in einem alten Minshuku (民宿), einem Privathaus mit Gästezimmern, übernachtet, um dieses echte Feeling dafür zu bekommen, wie die echten Japaner echt leben. Auch wenn man wegen des harten Futons am nächsten Tag Rückenschmerzen hat – und Japaner oft lieber in Hotels schlafen.
Wo man das echte Japan findet? Überall in Japan. Die wenigsten Orte hier werden beinahe ausschließlich für Touristen betrieben. Echte Japaner die echt in Tokyo wohnen gehen zum Sensō-Tempel (浅草寺) in Asakusa und nach Akihabara (秋葉原). Sie pilgern zu Sommerfeuerwerken und essen unter Kirschblüten. Natürlich lohnt es sich auch, Orte abseits dessen, was man im Reiseführer findet, zu besuchen – aber nur weil etwas in einem Reiseführer aufgeführt ist, ist es nicht schlecht.
Wenn ihr erleben wollt, was normale Japaner essen, geht zu CoCo Ichibanya (CoCo壱番屋) oder zu einer Izakaya-Kette. Dort essen im Monat viel mehr Japaner als in einem heruntergekommenen, versteckten Laden. Den dürft ihr aber natürlich auch gern unterstützen.
Japan ist ein modernes Land, das sicher aber auch seiner Kultur bewusst ist. Es gibt Dinge, die sind zwar alt, haben aber Platz im modernen Japan – und dann gibt es Hocktoiletten, die übrigens auch von jungen Japanern gemieden werden. 😉
Reisen muss nicht wehtun, um authentisch zu sein. 🙂