Ah, ‘Tschuldigung.

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Ich habe es gar nicht mehr geschrieben, aber nachdem wir den Taifun am Mittwoch trotz überschwemmter Straßen und generellem Chaos überlebt haben, sind wir jetzt in Kyûshû. Und dies ist ein Eintrag vom Handy, weswegen ich euch ein schönes Palmenfoto poste und dann nächste Woche mal einen Eintrag über 雨女 (ame-onna) schreibe. 😉

Taifune sind halt nicht nur schlecht.

Am Montag schrieb ich über Man-Yi, unseren Taifun Nummer 18 mit dem superniedlichen Namen. In Tokyo und Umgebung hat er keine große Verwüstung verursacht und brachte eigentlich, bis auf diesen einen verlorenen Feiertag, den ich drinnen verbringen musste, nur Gutes.

27. Oktober 2012, in Noto (nördlich von Tokyo). Herbst-Mode!

Ich am 27. Oktober 2012, in Noto (nördlich von Tokyo). Herbst-Mode!

Jetzt hat nämlich endlich der Herbst begonnen. Japanischer Herbst ist ganz subjektiv besser als deutscher Herbst. Nicht so grau, nicht so regnerisch, nicht so kalt. Das Problem mit dem japanischen Sommer ist nämlich, neben der absolut mörderischen Luftfeuchtigkeit, dass es abends einfach nicht kalt wird. Wenn auch nachts Temperaturen nahe der 30°C herrschen kann man ohne Klimaanlage nicht schlafen. Ich weiß nicht, wie das die alten Japaner hinbekommen haben…

Seit Man-Yi da war, kühlt es nachts endlich ab. Wir können mit offenem Fenster schlafen, keine Klimaanlage, die einem die ganze Nacht kalte Luft ins Gesicht pustet. Wenn ich morgens aus dem Haus gehe ist es angenehm kühl und ich wünsche mir nicht nach drei Minuten eine kalte Dusche. Ich kann sogar mit langen Hosen rausgehen! Kann, muss aber nicht.

Im Herbst haben wir bis Ende Oktober Höchsttemperaturen von über 20°C und die Luftfeuchtigkeit nimmt stark ab. Am Sonntag vor dem Taifun hatten wir 78% Luftfeuchtigkeit, am Dienstag danach 44%! Wie unglaublich angenehm! 🙂 Das ist für mich der Unterschied zwischen “Ich hoffe morgen wird es bewölkt, damit wir nach draußen gehen können.” und “Oh, Sonne! Schön!”.

Danke, Man-Yi!

Och Man-Yi.

Heute bin ich zuhause eingesperrt. Verbarrikadiert. Weil Man-Yi vorbeischaut.

スクリーンショット 0025-09-16 7.31.10Man-Yi ist natürlich ein Taifun. Während wir, soweit ich mich erinnere, diesen Sommer von Taifunen verschont geblieben sind, ist es mal wieder Zeit. Dieses Mal dreht er nicht kurz vor Tokyo ab, sondern trifft uns.

Er ist zugegebenermaßen nicht der schnellste Taifun aller Zeiten, trotzdem fahren nicht alle Bahnlinien und die Stromleitungen wackeln gefährlich im Wind. Mein Mann hatte zwar alle Rolladen heruntergezogen, falls auch noch Zombies angreifen sollten, ich fühle mich ganz ohne Fenster zur Außenwelt aber nicht wohl. Dewegen ist zumindest eine Rolladen oben und ich kann dem Weltuntergang da draußen direkt zusehen.

Nach draußen darf ich nämlich nicht. Zu gefährlich. 😉 Zum Glück ist Feiertag…

Heiße Quellen.

Wenn es etwas gibt, dass ich an meinem neuen Heimatland besonders schätze*, dann sind es 温泉 (Onsen, heiße Quellen).

* Außer gutem Service, Handyverbot in der Bahn und günstigem Sushi natürlich.

Herren links, Damen rechts.

Herren links, Damen rechts.

Japan ist bekannterweise Erdbebenland, demzufolge gibt es hier auch viele Vulkane und somit auch unzählige heiße Quellen. Onsen-Wasser muss aus einer vulkanischen Quelle stammen, sonst wäre es sicherlich nicht so gesundheitsfördernd. Und wie gesund das ist! Onsen hilft generell gegen alles: Verspannungen, Schmerzen, Rheuma, schlechte Haut und wahrscheinlich auch Furunkel**.

** Bitte geht nicht mit einem Furunkel in einen Onsen. Bitte.

In einem Onsen gibt es normalerweise verschiedene Becken mit heißem Wasser, gerne auch unter freiem Himmel und zumindest ein Becken mit kaltem Wasser. Das Wasser im warmen Bereich ist teilweise je nach Becken unterschiedlich zusammengesetzt, aber wie oben geschrieben dürft ihr davon ausgehen, dass es unglaublich gut für euch ist. Die Bäder sind streng nach Männlein und Weiblein getrennt, mit gutem Grund: Im Onsen sind alle nackt. Man nimmt zwar für gewöhnlich ein kleines Handtuch mit, mit dem man sich bei Bedarf notdürftig bedecken kann, aber das ändert an der Nacktheit eher wenig.

Wie auch japanische Badewannen ist das gute Quellwasser nicht dafür gedacht, den Körper zu reinigen. Das macht man vorher, an einer Sitzdusche (man sitzt auf einem Hocker und duscht). Dort gibt es meist auch Haarwaschmittel und Duschbad, man muss also nichts mitbringen. Erst danach geht es ins Wasser, und auch dann darf man sich bloß nicht anstrengen – Dinge jenseits von “im Becken sitzen” werden nicht gern gesehen.

An dieser Stelle muss ich vielleicht kurz zugeben, dass mir im Onsen manchmal ziemlich langweilig wird. Ohne jemanden zum Reden oder ein gutes Buch vergeht die Zeit doch recht eher langsam, ich vertreibe sie mir dann damit zwischen kaltem und heißem Wasser zu pendeln. Ist gut für den Kreislauf!

Bevor man wieder in den Umkleidebereich geht kann man natürlich erneut duschen, meist wird aber davon abgeraten um das Quellwasser auf den Körper wirken zu lassen. Das geht natürlich ganz gut, sofern es sich nicht um stinkendes Sulfurwasser handelt.

In die meisten Onsen darf man übrigens nicht, wenn man sichtbar tätowiert ist. Tattoos werden in Japan noch immer vor allem mit den Yakuza in Verbindung gebracht, und organisiertes Verbrechen verträgt sich nicht so gut mit gesundheitsförderlichem Baden. Es gibt aber wohl auch Regionen, in denen das kein Problem darstellt.

Nur für uns :D

Nur für uns 😀

In der Nähe Tokyos gibt es ein beliebtes Onsen-Gebiet, 箱根 (Hakone), in das auch wir immer mal wieder fahren. Es bietet sich an vorher per Internet zu reservieren, denn nicht alle Onsen lassen Tagesgäste hinein und manchmal gibt es günstige Sets mit Essen oder privatem Entspannungsraum***. Wir suchen z.B. immer gezielt nach 貸切風呂 (Kashikiriburo). Das ist ein Mini-Onsen, in den man mit Partner, Familie oder wem auch immer steigen kann, um etwas abgeschiedener zu baden.

Danach dann ein kaltes Glas Milch und die Welt ist schön. 😀

*** Absolut kein Euphemismus. Wirklich.

Und jetzt wisst ihr auch, was wir morgen Abend machen! Hakone! Onsen! Yay!