Die den Regen bringt.

Es passiert immer wieder: Wir fahren in den Urlaub, der Wetterbericht sagt Sonnenschein voraus, doch als wir ankommen verdichten sich plötzlich die Wolken und es fängt an zu regnen.

So war das auch zu unserer Hochzeitsreise nach 石垣島 (Ishigakijima). Vom Flugzeug aus sahen wir strahlenden Sonnenschein, als wir ausstiegen wurde es dunkel und wirklich in dem Moment, in dem wir im Mietauto saßen, fing es an zu schütten.

Laut meinem Mann liegt das an mir. Ich bin 雨女 (Ame-Onna; Regenfrau). Der Begriff bezeichnet ursprünglich ein Sagenwesen, das den Regen bringt. Heutzutage werden Frauen, die den Regen gleich einer kleinen Wolke über ihrem Kopf mit sich bringen, so genannt. Zur Ame-Onna gehört natürlich auch der 雨男 (Ame-Otoko; Regenmann).

Mein Mann bezeichnet sich selbst als 晴れ男 (Hare-Otoko; Sonnenscheinmann). Wenn die durch mich herbeigerufenen Wolken dann doch aufreißen liegt das natürlich nur an ihm 😉

In Kagoshima war das auch so, sobald wir ankamen fing es an zu regnen und wir konnten die schöne Natur gar nicht richtig bestaunen. Nach einer Nacht guten Schlafes seitens meines Mannes ging es dann aber am zweiten Tag schon viel sonniger weiter. Davon aber mehr im Verlauf dieser Woche. Oder nächster.

Die Teutschen.

Mein Mann und ich, wir kommen beide aus Teutschland.
Teutschland ist fast wie Deutschland, nur ein wenig anders.

Ich: Du hast ganz lange Wimpern!

Er: Ja ja, weil ich Europäer bin!

Ich: Aber deine sind ganz grade, nicht gebogen.

Er: Ich bin ja auch aus Teutschland. Deswegen ist meine Haut auch so weiß.

Ich: Ach ja, habe ich ganz vergessen.

Er: Wusstest du eigentlich, dass Teutsch dem Japanischen sehr ähnlich ist?

Wir haben den Running Gag, dass er der Europäer in der Beziehung ist. Große Füße, weiße Haut, lange Wimpern. Generell findet er, dass er viel besser in Europa hätte geboren werden sollen.

Er idealisiert Europa ungemein. Alles, was an Japan schlecht ist, ist in Europa nämlich viel besser. Als “europäisch” gelten für ihn natürlich nur Deutschland, Österreich, die Schweiz und Skandinavien. Vielleicht noch England, aber eigentlich ist das Essen dort zu schlecht.

In Europa muss man nicht so viel arbeiten, die Menschen verstecken sich nicht hinter ihrer Höflichkeit und Reserviertheit und der Sommer ist angenehm kühl. Das Bier ist besser, das soziale Netz sowieso. In Europa ist alles gut, während in Japan Leute wegen Überarbeitung sterben*.

* Dafür gibt es ein Wort: 過労死 (Karôshi).

Tatsächlich lebten 2004 fast 23,000 Japaner in Deutschland. 2011 waren es schon über 31,000. In Japan leben hingegen nur etwa 5,300 Deutsche (Stand 2011). An irgendwas wird es liegen. 😉

Nun hat er aber noch nie in Europa gelebt. Zusammengenommen war er noch nicht einmal einen ganzen Monat dort. Für einen Urlaub ist Deutschland auch durchaus nett, große Häuser, viel Grün, viel Käse. Aus den 20 Jahren, die ich dort gelebt habe, erinnere ich mich aber auch an streikende Bahnfahrer, Freunde, die ausgeraubt wurden, Behörden die bestimmte Aufgaben nur jeden zweiten Donnerstag im Monat zwischen zwölf Uhr 30 und zwölf Uhr 32 erfüllen und natürlich an Hundehaufen. So viele Hundehaufen…

Mein Mann sagt, dass ihn das alles nicht stören würde, müsste er dafür weniger arbeiten. Ich glaube, dass sich die Euphorie über kürzere Arbeitszeiten schnell abnutzen würde. Eigentlich wäre es perfekt, wenn wir einfach mal für ein Jahr nach Deutschland ziehen könnten, um es auszuprobieren. Dafür ist es aber etwas zu spät, eigentlich hätte man das machen müssen, als mein Mann noch studierte. Also bleiben wir erst einmal hier.

Vielleicht gründen wir ja die Faulenzer-Republik Teutschland in unserem Wohnzimmer.

(Deutschland heißt auf Japanisch ドイツ (Doitsu), Teutschland ist analog dazu トイツ (Toitsu))

Eiskalt erwischt.

IMGP8613Mein Mann brauchte unbedingt und dringendst eine neue Brille, weswegen wir den ersten Tag dieses langen Wochendes* damit verbrachten durch sämtliche Brillengeschäfte, die Ray Ban führen, zu gucken. Man hat ja sonst nichts zu tun. 😉 Deswegen ging es auch zur Ginza (銀座), der Einkaufsstraße Tokyos. Um ehrlich zu sein ist es in etwa so sehr die Einkaufsstraße Tokyos, wie der Ku’Damm die Einkaufsstraße Berlins ist: Es war vielleicht mal exklusiv, jetzt tummeln sich dort auch H&M, Zara und Konsorten. Bevor man nicht an einem Abercrombie & Fitch vorbeigelaufen ist, weiß man nicht, was Geruchs-Terrorismus ist. Der Laden verpestet die Luft im Umkreis von 200 Metern mit dem hauseigenen Parfum.

* Am Montag ist Herbstanfang. Ein Feiertag. Natürlich.

Nebenbei waren noch unglaublich viele Leute unterwegs, viele Touristen aus China, von denen sich manche nicht ganz so gut an die Regeln halten. Auf der Straße wird nicht geraucht und laut durch die Gegend brüllt man eigentlich auch nicht. Ich bin natürlich unglaublich verständnisvoll, und bedenke immer, dass ich ja nur die nervigen Chinesen bemerke, es aber bestimmt eine ganze Armee regeltreuer Chinesen gibt. Mein Mann eher nicht. Er hat so ein paar Eigenarten und Ansichten, die ich lieber nicht zu nah beleuchten möchte… :(** Ist halt doch ein Inselvolk.

** Keine Sorge, das hält mich nicht davon ab ihn darüber zu informieren, dass ich solche Stereotypen inakzeptabel finde.

IMGP8630Auf jeden Fall war mein Mann etwas genervt, als wir an der Asahi Super “Dry” Extra Cold Bar ankamen und sich seine Laune schlagartig änderte. Auch wenn wir natürlich nicht wirklich an der Bar ankamen, sondern an der Schlange vorm Eingang. Die Bar ist nur noch bis zum 30. September, also noch etwa eine Woche geöffnet, der Besucherandrang ist groß. Wir mussten circa 15 Minuten anstehen, bis wir nach drinnen gebeten wurden.

Was die Bar besonders macht ist, dass Asahi-Bier in Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ausgeschenkt wird. Das ist es eigentlich schon. Dieses eiskalte Bier gibt es nicht einmal nur in dieser Bar, sondern auch in ein paar anderen Restaurants, aber Japaner lieben alles was besonders und zeitlich begrenzt ist. 😉

IMGP8639Mein Mann hat ein helles und ein dunkles Bier bestellt, beide waren wohl sehr gut. Ich hielt mich derweil an meinem Ginger Ale fest, ich bin kein großer Biertrinker.

Kleine Speisen kann man auch bestellen, wir hatten eine Pizza mit Tomaten-Spaghetti und Tomate-Mozzarella-Miso-Häppchen.

Nebenbei kann man auch seinen Bier-Einschenk-Meister machen und bekommt beim Erfolg eine Meister-Karte. 😉 Meine Schwiegereltern haben das beide gemacht, wir haben drauf verzichtet.

Im Laden selbst war es ziemlich laut, einfach aufgrund der vielen Leute und der musikalischen Beschallung, aber wirklich gestört hat es nicht und wir konnten uns trotzdem unterhalten.

Als Gimmick war es ganz nett, Stammgäste werden wir aber eher nicht, dafür ist die Auswahl zu sehr eingeschränkt, auch wenn das natürlich zum Konzept gehört. Außerdem hindert uns, dass es den Laden bald nicht mehr gibt.*** 😉 Dann muss mein Mann wieder kühlschrankwarmes Bier trinken. Der Arme. 😉

*** Ich hörte, dass es den Laden immer wieder gibt, aber eben nicht ganzjährig.

東京都中央区銀座2−6−3

Tôkyô-to, Chûô-ku, Ginza 2-6-3

Mal wieder was von meinem Mann.

Heute Abend werde ich mit einer Kollegin zum Karaoke gehen. Sie arbeitet nicht wie ich nur Teilzeit, sondern bis 18 Uhr, fährt dann nach Hause, zieht sich um und kommt zum Treffpunkt. Es wird also etwas später, wahrscheinlich treffen wir uns erst um acht. In Tokyo hören die Bahnen sehr früh auf zu fahren, weswegen Ausgehen hier früher anfängt und aufhört als in Deutschland. Wenn man die Bahn um kurz nach Mitternacht nicht bekommt, muss man nämlich bis vier Uhr morgens warten. Auch am Wochenende.

Karaoke-Tablet :)

Karaoke-Tablet 🙂

Karaoke am Abend heißt für uns beide aber eben nicht nur Singen, sondern auch Trinken. Die Kollegin kann glaube ich recht viel ab. Ich nicht. Wir waren letztens mit der Firma trinken, drei Drinks waren für mich schon zu viel… Ganz sicher konnte ich nicht mehr laufen, eigentlich versuche ich das zu vermeiden. Deswegen trinke ich normalerweise nicht viel, aber manchmal halt schon. Mein Mann macht sich also Sorgen.

Mann: Dann kann ich heute Abend also nichts trinken.

Ich: Hm?

Mann: Falls ich dich retten muss! Ich trinke nie was, wenn du abends weggehst!

Ich: Aww :3

Er: Du bist schließlich “Mein Schatz”!

Mein kleiner Gollum Ritter in glänzender Rüstung! 😀