Letztens beim Frühstück.

Letztes Wochenende beschlossen wir, zur Solamachi zu fahren. Der Sommer-Sale hatte begonnen und außerdem war es Biergarten-Wetter. In der Solamachi gibt es ein Restaurant, das auf ausländische Biere spezialisiert ist und wo man auch draußen essen kann: 世界のビール博物館 (Sekai no Bîru Hakubutsukan; Welt-Bier-Museum).

Vorher ging es zum Frühstück und unser Gespräch kam darauf, dass wir vielleicht ein Auto kaufen wenn ich schwanger werde und dass ich einen Führerschein brauche.

Er: “Du solltest es mal ausprobieren.”

Ich: “Hmn?”

Er: “Lass uns doch irgendwo hinfahren, wo du gegen nichts fahren kannst, und dann fährst du Auto.”

Ich (halte mich an der Tischplatte fest): “Nein! Wir müssen doch zur Solamachi! Bier trinken! Bier! Ich geb’ dir eins aus!”

20140706_121516Und so geschah es.

Während ich an meinem Ginger Ale nippte* bestellte mein Mann sich durch Europa, fragte nach jedem Bier, warum die Japaner nicht so gutes Bier brauen können und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen.

* Ich trinke recht wenig und gestern Abend stellten wir auch wieder fest, warum – nach drei Bier lief ich sehr angeheitert durch Tokyo.

Mit Alkohol im Blut kann man nicht mehr autofahren, und so verbrachten wir den Rest des Tages damit einzukaufen.**

Gerade noch einmal gut ausgegangen. 😉

** Würde es irgendjemanden interessieren, was ich so für Klamotten trage? Bei Interesse schreibe ich mal drüber. Mit Fotos. 🙂

Auf Wiedersehen, Olympiastadion.

Mein Mann arbeitet in letzter Zeit viel und ist am Wochenende oft nicht zuhause, weswegen mich meine Schwiegermutter gefragt hatte, ob ich etwas unternehmen wolle. Also sind wir am Samstag zusammen zum Bahnhof Tokyo gefahren, haben im 大丸 (Daimaru) eingekauft und sind dann in die Bahn nach 信濃町 (Shinanomachi) gestiegen, um ein Flugzeug zu sehen.

20140531_182613ブルーインパルス (Blue Impulse) ist das Kunstflugteam der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte* und hat damals bei der Eröffnung der Olympischen Spielen in Tokyo 1964 die fünf Ringe in die Luft gemalt. Gestern sollten sie noch einmal fliegen, also war der Plan, dass wir uns vor das 国立競技場 (Kokuritsu Kyôgijô; Olympiastadion) stellen und warten.

* Japan hat keine 軍隊 (guntai; Armee), sondern “nur” 自衛隊 (jieitai; Selbstverteidigungsstreitkräfte), laut Artikel 9 der japanischen Verfassung (日本国憲法第9条; Nipponkoku Tenpô Dai-9-jô) dürfen sie nämlich keine Streitkräfte unterhalten oder an kriegerischen Aktivitäten teilnehmen. Derzeit versuchen die Rechten das zu kippen, denn die großen Feinde im Westen Japans (Nordkorea, Südkorea, China) könnten uns schließlich dem Boden gleichmachen. Ganz klar.

Was wir nicht wussten war, dass dieses Olympiastadion seinen letzten Tag hatte und anlässlich dessen ein Event stattfand. “SAYONARA国立競技場FINAL “FOR THE FUTURE”” (Auf Wiedersehen Olympiastadion, Final “for the future”) nannte sich das Ganze, und der Hintergrund ist, dass das Stadion abgerissen wird um Platz für ein neues Olympiastadion für die Olympischen Spiele 2020 zu schaffen.

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Verbeugung zum Abschluss

Als wir ankamen spielten gerade ältere Fußballgrößen ein Match und die Arena war gerammelt voll. Mit ziemlich viel Glück konnten wir trotzdem drei Sitzplätze ergattern. 🙂 Die Stimmung war recht gut, obwohl natürlich nicht viele Hardcore-Fußballfans dort waren – wie die in Japan so drauf sind weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass sie sehr viel weniger furchteinflößend sind als die in Berlin.

An dem Tag war es übrigens unglaublich heiß, 29°C ohne auch nur den leisesten Luftzug, obwohl man uns einen kühlen Sommer versprochen hatte. Und so klebten wir auf unseren Sitzen, während wir auf die Flugzeuge warteten.

Photo von meinem Schwiegervater

Photo von meinem Schwiegervater

Nach gefühlten Ewigkeiten war es dann endlich so weit, es wurde eingeflogen. Fünf Flugzeuge in verschiedenen Formationen (ich erinnere mich nur an den Schwan und das Kreuz), mit bekannten Piloten am Steuer. Großes Ah! und Oh! bis sie das Stadium überquert hatten und abdrehten. Der Rest der Stadt hatte auf jeden Fall auch etwas davon, und während mein Mann nur den Lärm hörte und sich wunderte, ob China in den japanischen See- oder Luftraum eingedrungen sei, haben andere Leute Fotos geschossen, unter anderem auf der 表参道 (Omotesandô): Link.

20140531_181457Nach etwa zehn Minuten war das Spektakel vorbei und viele verließen das Stadion, während wir uns noch das erste Rugby-Match ansahen. Rugby ist wohl vor allem im Oberschul- und Universitätssport beliebt und es spielten die 明治大学OBレジェンド (Meiji-Daigaku (Universität) Old Boy Legends) gegen die 早稲田大学OBレジェンド (Waseda-Daigaku (Universität) Old Boy Legends), also Spieler, die in ihrer aktiven Zeit im Olympiastadion gespielt hatten, inzwischen aber um die 50 Jahre alt sind. Mein Schwiegervater hat an der Meiji-Universität studiert, weswegen er ziemlich mitfieberte. 🙂 Das Spiel war aber nach nur zehn Minuten schon vorbei und wir machten uns auf den Heimweg, obwohl die Feier noch nicht vorbei war.

Ich fand es echt schön, das Stadion einmal von innen zu sehen, bevor es abgerissen und neu aufgebaut wird. Die Stimmung war sehr sentimental und obwohl ich vorher wirklich gar nichts mit ihm zu tun hatte, habe ich es an diesem einen Nachmittag doch liebgewonnen.

Auf Wiedersehen, Olympiastadion.

Meine Schwiegereltern.

In Japan habe ich eigentlich nur Glück, die meisten Wände, gegen die viele Ausländer laufen, sind entweder sehr klein oder nichtexistent. Das hat oft nichts mit mir als Person zu tun, sondern ist einfach Glück.

Ein Beispiel sind meine Schwiegereltern. Meine Schwiegereltern sind toll, und eigentlich könnte man den Eintrag hier beenden. Aber das wäre etwas dürftig, deswegen hier ein Lobgesang auf die Eltern meines Mannes.

Japaner sind oft sehr auf Japan bezogen, nur echte Japaner können die japanische Kultur verstehen, nur echte Japaner blablablablabla. Ich habe schon mehrmals gehört, dass die Eltern des japanischen Partners versucht haben ihm/ihr ins Gewissen zu reden, so ein/e Ausländer/in passe doch gar nicht in die Familie. Zum Glück ist es oft nicht so. 🙂 Als mein Mann seinen Eltern eröffnet hat, dass er mit einer Deutschen zusammen ist, war die Reaktion sehr positiv. Mein Schwiegervater war früher oft im Ausland und eine Verwandte lebt seit vierzig Jahren in Kanada, es ist also keine ideologisch hermetisch abgeriegelte japanische Familie.

Außerdem wollten meine Schwiegereltern immer eine Tochter haben. Ich bin also weniger Schwiegertochter, sondern mehr eine Tochter der Familie. Das ist manchmal etwas eigenartig, aber auf jeden Fall besser als die ganze Zeit auf der Hut sein zu müssen bloß nichts falsch zu machen.

Und so war ich letztes Jahr zusammen mit meiner Schwiegermutter in Korea*, dieses Jahr mit meinem Schwiegervater bei einer Besichtigung der JAL Maintenance Factory und generell sehen wir uns relativ häufig, ob nun mit oder ohne meinen Mann. 🙂 Ich werde in alles selbstverständlich miteinbezogen und manchmal gibt man auch mit mir an, hat schließlich nicht jeder eine deutsche Schwiegertochter. 😉

* Eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen werde, aber gut.

Glück muss man halt haben.

(Keine Fotos meiner Schwiegereltern, weil man in Japan nicht einfach Fotos anderer Leute postet ohne zu fragen *hust*)

Zu schlau für mich.

Ich besitze genau ein Armband. Es ist ein wichtiges Armband. Und zwar war es ein Geschenk meiner Schwiegermutter an mich bevor ich im Sommer 2009 nach meinem Working Holiday zurück nach Deutschland gehen musste.

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Das sind wir vor fünf Jahren. Ojemine.

Die Familie meines Mannes hatte mich nach 日光 (Nikkô) eingeladen, einem Touristenort mit vielen Tempeln. Es war zwar nicht das erste Mal, dass ich seine Eltern traf, aber natürlich war ich trotzdem nervös.

Wir fuhren morgens um sechs los, und kamen nach einer langen Reise über Serpentinen an. Nikkô ist wirklich schön, mit alten Tempeln und viel Grün. Bei Terroristen* Touristen ist der Ort natürlich auch sehr beliebt, man fühlt sich also manchmal etwas durch die Gegend gedrängt – aber das ist ja nichts, was wir nicht aus unserem Alltag mit dem Tokyoter Bahnsystem kennen würden.

* Das war gerade ein echter Tippfehler, den ich drinbehalten wollte.

Auf unserem Weg zurück hielten wir an einem Restaurant vorbei und aßen Curry, als Stärkung für den doch recht langen Rückweg. Nach dem Essen gab meine Schwiegermutter mir ganz verstohlen ein Geschenk: Ein sehr simples, wunderschönes Weißgold-Armband. Es ist von 4°C (4度C; Yon-do Shî), einer japanischen Schmuckfirma, und war ziemlich teuer. Für die Freundin des Sohns doch ein sehr großes Geschenk, zumal wir zu diesem Zeitpunkt erst seit fünf Monaten zusammen waren. Damals hatten wir aber schon beschlossen, dass wir heiraten würden. Ein etwas naiver Entschluss, mit rosaroter Brille und Glitzern in den Augen gefasst, aber offensichtlich hat es geklappt. 😀

20140420_144546Weil das Arband so teuer war, benutze ich es recht selten. Dünne glitzernde Armbänder sind auf Arbeit einfach nicht praktisch, könnten leicht kaputt gehen, zumal es auch absolut nicht zu meinen Arbeitsklamotten passt. Ich hatte es also, in ein kleines weißes Beutelchen verpackt, an einem total offensichtlichen Ort verstaut.

Nun kenne ich mich natürlich, als ich es also am Wochenende nach langer Zeit mal wieder tragen wollte, suchte ich an all meinen üblichen Orten: In meinem unübersichtlichen Accessoire-Verstau-System. Im oberen Teil der Wandschränke, zwischen all den Kisten für Elektronik, die wir gekauft haben. In dem Täschchen mit meinem Haarkrams. Als die Zeit langsam knapp wurde, ich hatte mich mit meinem Mann am Bahnhof verabredet, blieb eigentlich nur noch ein Ort übrig, aber das wäre zu logisch, da würde ich es nie hinpacken…

Es war in einer von zwei Ringboxen, die ich habe und die an ihrem angestammten Ort waren. Da hatte ich es total logisch verstaut, mit meinem anderen Schmuck, traute mir aber selbst nicht zu eben das getan zu haben. Hach.