Zwischenstand in Sachen Liebe (in der Zeit nach der Kernschmelze).

Um mal ein wenig vom Allgemeinen wegzukommen, wie läuft eigentlich meine Ehe?

Ich denke, dass es eigentlich alle, die hier mitlesen wissen, aber noch mal kurz als Wiederholungsübung: Ich habe meinen Mann 2008 am 25. Dezember kennen gelernt. In Japan waren wir dann noch sechs Monate zusammen, bis ich wieder nach Deutschland musste, weil mein Visa ablief. Zu der Zeit war er noch Student, aber es war quasi schon abgesprochen, dass wir heiraten würden, wenn er mit der Uni fertig werden würde. Während ich in Deutschland gelebt habe, war ich drei Mal in Japan (Februar 2010, Juli 2010, März 2011) und er war für zehn Tage in Berlin (letzten Herbst). Im März haben wir dann drei Tage nach der großen Katastrophe geheiratet.

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Wir sind nun also seit ganzen vier Monaten verheiratet, was schon eine kleine Meisterleistung darstellt. So richtig verheiratet fühle ich mich noch immer nicht, aber vielleicht hat Disney darüber gelogen, wie viele Sterne und Glitzersteine um einen herumfliegen, wenn man sich von einer unverheirateten, unglücklichen Frau in eine verheiratete, glückliche Frau verwandelt. Oh, Disney.

Es läuft gut. Wir streiten kaum, und eigentlich auch nie ernsthaft. Anfangs war es ein wenig problematischer, weil ich den ganzen Tag nur zuhause gesessen habe, und so meine gesamte angestaute Energie und auch Enttäuschung über mich selbst (dass ich keine Freunde und keine Arbeit habe), an ihm abgelassen habe. Wir lachen viel miteinander und haben viel Spaß, es ist einfach sehr entspannend, wenn er da ist.

Er ist oft von der Arbeit erschöpft, besonders an heißen Tagen. Auf Baustellen gibt es selten Klimaanlagen, und er überwacht dort Arbeiten, muss also unter der prallen Sonne leiden. Dazu kommt, dass wir jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen, und er aber erst um halb sieben Uhr abends wieder nach Hause kommt. Der Weg zur Arbeit ist einfach zu lang, eineinhalb Stunden.

Unter der Woche unternehmen wir deswegen selten was, aber am Wochenende sind wir oft zusammen unterwegs oder vertreiben uns einfach zuhause die Zeit, weil wir zu erschöpft von der Woche sind. Es ist also alles ganz normal.

Er sagt, dass unsere Beziehung besser läuft, als die anderer Paare, weil wir über eineinhalb Jahre eine Fernbeziehung geführt haben. Keiner von uns beiden wird das Handtuch schmeißen, weil es mal Streit oder Unstimmigkeiten gibt. Einige Dinge haben sich natürlich eingeschlichen, viel vom Haushalt mache ich, aber mal ganz im Ernst – ich arbeite vier bis fünf Stunden am Tag (darüber später mehr), wenn ich den Haushalt da noch mit reinrechne komme ich höchstens auf sieben Stunden, und auch das nicht jeden Tag.

Heute kocht übrigens der Göttergatte, er beschwerte sich gestern über meine Kochkünste. So nicht, mein Lieber!

Wohnung gefunden.

Wir haben übrigens vorletzte Woche eine Wohnung gefunden und mein Mann hat den Mietvertrag unterschrieben.

Für berliner Verhältnisse ist die Wohnung bei 620€ für 34qm (Angaben auf dem Grundriss sind in Tatami-Matten) natürlich verdammt teuer, für tokyoter Verhältnisse aber komplett akzeptabel. Wir hätten in einer anderen Gegend auch gut und gern 400€ mehr für eine Wohnung in gleicher Größe zahlen können. Machen wir aber nicht.

Nun gibt es in Japan natürlich auch so schöne Dinge wie Kaution und Provision für den Makler, außerdem noch Schlüsselgeld. Das summiert sich, mit der ersten Miete, auf fünf Monatsmieten. Ohne mein Wissen haben uns meine Schwiegereltern das Geld in einem Anfall von Großzügigkeit geliehen, weswegen wir in den ersten Monaten vielleicht doch mehr als Toast essen können.

Stress gibt es natürlich trotzdem, vor allem was die Einrichtung der Wohnung angeht, denn Geld haben wir trotzdem nicht wirklich und meine Schwiegermutter mischt sich in alles ein – mit dem Hintergrund, dass sie das ja kann, denn schließlich hat sie uns viel Geld geliehen. Das dürfte noch für ein wenig Zündstoff sorgen, ich freu mich schon drauf, oder auch nicht.

In ca. einer Woche geht’s los und ich hoffe, dass der Grimsvötn sich bis dahin wieder einkriegt. Hekla ist ja auch am Überlegen, aber mit etwas Glück lässt sie sich noch Zeit und ich kann planmäßig über Finnland nach Japan fliegen. Auf den finnischen Flughafen freue ich mich schon sehr, nicht nur, dass dort alle ihre putzige Sprache sprechen, nein, es gibt auch keine weiteren Sicherheitskontrollen (anders als in London Heathrow) und kurze Wege von Gate zu Gate und, als wäre das noch nicht genug, kostenloses Internet! Die mehreren Stunden Langweile kann ich mir so wunderbar damit vertreiben auf sämtlichen Seiten (Facebook, Twitter, LiveJournal, etc.) zu schreiben, dass ich grade in Finnland bin, denn was Besseres habe ich eh nicht zu tun. Weltgeschichte wird geschrieben werden in diesen zweieinhalb Stunden!