Filmzeit: Boote stricken.*

Auf meiner Flugreise nach Deutschland hatte ich unglaublich viel Zeit, und so sah ich den einzigen (japanischen) Film, der mich interessiert hat.

「舟を編む」制作委員会

「舟を編む」制作委員会

舟を編む Fune wo Amu (2013; Englisch: The Great Passage) (Trailer)

Regisseur: Ishii Yûya

Darsteller: Matsuda Ryûhei, Miyazaki Aoi, Odagiri Jô

Ein Wörterbuch für eine neue Zeit soll erstellt werden. Dummerweise dauert die Erstellung eines Wörterbuches lange, und es finden sich auch nicht viele Leute, die Gefallen an der Arbeit finden. Doch dann stößt der Sonderling Majime** zur Editorengruppe und ist mit feuereifer dabei. Als er sich eines Tages die hübsche Köchin Kaguya verliebt und auf Arbeit davon erzählt, bekommt er die Aufgabe das Wort 恋 (koi, Liebe) zu definieren.

** Japanisch für “ernsthaft”, in diesem Fall wird es natürlich anders geschrieben, es ist aber dennoch ein Gag im Film.

Persönliche Meinung: Ein wirklich schöner Film, mal wieder etwas ungewöhnlich (wer schreibt eigentlich Romane über Wörterbücher?) aber voller… Liebe? Glück? Es geht um Worte. Was Worte bedeuten, wie sie sich verändern und wie wichtig und schwer es sein kann die richtigen Worte zu finden. Ich bin ein großer Freund von Worten, ein großer Freund von etwas eigenartigen Menschen und mit Matsuda Ryuhei liegt man eh nie falsch. Wirklich schön, für den ein oder anderen vielleicht etwas langweilig, aber für Action und Explosionen ist das einfach der falsche Film. 😉

* Der Titel des Films könnte als “Ein Boot stricken” übersetzt werden. In Wirklichkeit ist das Boot (舟, fune) das Wörterbuch, das den See der Kommunikation beschippert und 編む (amu) heißt im Zusammenhang mit Wörterbüchern “zusammenschreiben”.

豆知識: Wie tippt man Japanisch?

Ich sitze an einem Mac, es ist also alles Mac-spezifisch, aber am PC ist’s sehr ähnlich.

Es gibt eine Frage, die immer wieder aufkommt, wenn ich irgendwie “Japanisch” und “Internet” in einem Satz nenne: Wie tippt man Japanisch? Hat man dann eine ganz große Tastatur?

Es gibt zwei verschiedene Eingabearten, bei der einen wird jeder Taste auf der Tastatur eine Silbe (Hiragana/Katakana) zugeordnet, die habe ich aber noch nie in Verwendung gesehen. Viel öfter wird einfach das amerikanische Tastatur-Layout verwendet.

スクリーンショット 0025-07-12 17.00.25Wenn ich nun 豆知識 (Mame-Chishiki) schreiben möchte, gebe ich es also einfach so ein, wie ich es auch auf einer normalen Tastatur tun würde, es wird automatisch in Hiragana (oder, wenn man beim Mac die Shift-Taste gedrückt hält, in Katakana) umgewandelt. Das einzige, wo man etwas aufpassen muss, sind die Laute てぃ und でぃ (Ti und Di, jeweils zusammengesetzt aus Te/De (て/で) mit einem kleinen I (ぃ)). Wenn man dort einfach “Ti” bzw. “Di” eingibt, kommt ち (chi) bzw. ぢ (dhi) raus. Das muss man als “Thi” bzw. “Dhi” eingeben.

Bei meinem eingegebenen Wort schlägt mir der Mac gleich eine Umwandlung vor, die ich mit der Tab-Taste auswählen kann.

スクリーンショット 0025-07-12 17.00.37Wenn ich nach Eingabe die Enter-Taste drücke, bleibt alles so in Hiragana/Katakana stehen, wenn ich die Leertaste drücke, werden mir die Umwandlungsmöglichkeiten angezeigt. Mame-Chishiki wird nach Mame geteilt, weil es ein zusammengesetztes Wort ist. Also werden erst die Möglichkeiten angezeigt, um Mame zu schreiben, jeweils mit einer Erklärung zur Schreibweise*. Das braucht man für gewöhnlich nicht, manchmal ist es dennoch praktisch.

スクリーンショット 0025-07-12 17.00.57Wähle ich dann eine Schreibweise mit der Enter-Taste aus, wird sofort zum nächsten Wort- oder Satzteil weitergegangen. Diesen Vorgang kann man nach jedem Wort wiederholen, wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, geht das ganz einfach von der Hand. Man kann auch gesamte Sätze erst nur in Silbenschrift (zum Beispiel: おとといかれしといっしょににっこうにでかけた。) schreiben und zum Schluss umwandeln (in diesem Fall wird es 一昨日彼氏と一緒に日光に出かけた。), aber das ist manchmal etwas nervig. Das System, das erkennt, wo ein Wort aufhört und das nächste beginnt, ist nämlich störungsanfällig – schließlich gibt es im Japanischen keine Leerzeichen um Worte voneinander zu trennen.

* 会う, 遇う, 遭う und 逢う werden alle あう (au) geschrieben und bedeuten alle “treffen”. Nur eben mit verschiedenen Konnotationen.

Über die japanische Texteingabe kann man auch Sonderzeichen recht einfach eingeben. Wenn ich おんぷ (Onpu; Note) eintippe, kann ich es in ♪ umwandeln.

Screenshot_2013-07-12-17-25-36Beim Handy funktioniert das ähnlich, wenn man dieses System verwenden möchte. Möchte ich aber nicht, das ist mir eine zu große Fummelei. Also nutze ich die Tastatur, die in Japan schon vor Smartphones geläufig war. Dabei sind die Silbengruppen auf zehn Tasten untergebracht. Wenn ich die Taste mit あ (a) mehrmals drücke oder einmal drücke und gleichzeitig in verschiedene Richtungen ziehe, kann ich auch い (i), う (u), え (e) und お (o) eingeben. Selbes gilt für die anderen Tasten, unter か (ka) finden sich also alle Silben, die mit K beginnen. Um z.B. は (ha) in ば (ba) oder ぱ (pa) umzuwandeln, also den Kreis oder die Strichelchen hinzuzufügen, drückt man die Taste auf der eben diese abgebildet sind, selbige Taste wird auch verwendet um Silben klein zu machen (あ→ぁ, つ→っ usw.).

Screenshot_2013-07-12-17-26-19Schon während man das Wort eingibt, schlägt einem das Handy verschiedene Möglichkeiten vor. Außerdem wird angezeigt, welche Worte man normalerweise nach einem anderen Wort eingibt, wenn man also öfter mal ähnliche Nachrichten schreibt, muss man nicht mal viel tippen. 😀

Insgesamt kann man damit recht schnell schreiben, also man könnte, wenn Android nicht manchmal etwas hinterherhinken würde… Das Update auf die neuste Version war ziemlich nutzlos, jetzt ist alles langsam.

Und so habt ihr wieder was gelernt. Oder auch nicht, weil wahrscheinlich einige Leute, die hier mitlesen, eh schon Japanisch lernen. Oder sprechen. Oder in Japan leben. Aber es wurde öfter mal gefragt, und es nur in Worten zu erklären ohne einen PC oder ein Handy zur Hand zu haben, ist gar nicht so einfach. Jetzt merke ich mir einfach die Adresse dieses Eintrags und schreibe sie Interessierten auf die Stirn. Das macht das Erklären sicher nicht unangenehmer.

Ach ja, 豆知識 (Mame-Chishiki) heißt Trivialwissen. 😉

Filmzeit: 鍵泥棒のメソッド

46305

©クロックワークス

鍵泥棒のメソッド Kagi-Dorobô no Method (2012; Englisch: Key of Life) (Trailer)

Regisseur: Uchida Kenji

Darsteller: Sakai Masato, Kagawa Teruyuki, Hirosue Ryôko

Der erfolglose Schauspieler Sakurai Takeshi geht nach einem Selbstmordversuch in ein Badehaus*. Dort vertauscht er seinen Spindschlüssel gegen den des Auftragsmörders Kondô, der auf Seife ausgerutscht ist und durch den Schlag auf den Kopf sein Gedächtnis verliert. Sakurai begleicht mit dem Geld Kondôs seine Schulden. Am nächsten Tag besucht er Kondô im Krankenhaus, und stellt fest, dass dieser noch immer nicht sein Gedächtnis wiedererlangt und die Identität Sakurais angenommen hat.

Persönliche Meinung: Wir mochten den Film sehr gerne, die Charaktere sind, mit Ausnahme von Sakurai, alle sehr liebenswert und man fiebert mit ihnen. Die Geschichte nimmt verschiedene unerwartete Wendungen, lässt Dinge in ganz anderem Licht erscheinen und wird zum Schluss toll aufgelöst. Wieder einmal ein japanischer Film mit etwas eigenen Charakteren, in besonderen Situationen. Super. 🙂

*Davon gibt es in Japan viele. Wie ein Onsen, nur ohne Quellwasser.

Die Krux mit den Konzerttickets.

Ich gehe zu eher wenigen Konzerten. Nicht weil ich Konzerte nicht mag, sondern weil es sich einfach nicht ergibt. Bis eine Band, die ich mag, nach Japan kommt und sich dann noch jemand findet, der mit mir hingeht… Mein Mann mag laute Orte nämlich absolut gar nicht und generell ist sein Musikgeschmack anders als meiner.

Letztens sah ich bei Facebook, dass Franz Ferdinand im November für drei Konzerte nach Japan kommen. Eine Freundin erklärte sich dann auch bereit, mit mir zusammen hinzugehen, und ich machte mich daran die Tickets zu kaufen. Also ich wollte eigentlich, denn ich wurde mal wieder vom japanischen Ticket-System geärgert.

Während es Tickets gibt, die wie in Deutschland nach dem System “Wer zuerst kommt mahlt zuerst” verkauft werden, gibt es auch andere. Nervige. Dort geht ab Verkaufsstart nämlich nicht der Verkauf los, sondern die Verlosung (抽選, Chûsen). Ich muss mich also um das Recht, Tickets zu kaufen, bewerben. Dafür muss ich bereits sämtliche private Daten angeben, um dann einige Zeit später zu erfahren, ob ich überhaupt Tickets kaufen darf. Und nicht etwa, weil die Tickets so günstig wären, nein, 7,000Yen (ca. 55€*) pro Karte.

* Gott ist der Yen schwach…

Als Grund könnte ich mir vorstellen, dass Fans sonst sämtliche Systeme zum Absturz bringen, wenn sie alle zur gleichen Zeit versuchen Tickets zu kaufen. Dass Franz Ferdinand jetzt so groß sind, dass das nötig ist, wage ich zu bezweifeln.

Das System würde mich gar nicht so sehr stören, müsste ich denen nicht vorher Namen, Geburtsdatum, Telefonnummer und Adresse verraten. Wahrscheinlich ist das System sonst zu anfällig für Betrug (ich könnte mich schließlich mit zehn E-Mail-Adressen bewerben), aber das “Gebe nie deine Telefonnummer irgendwo an, sonst rufen dich dreitausend Leute an um dir etwas zu verkaufen”-Mantra ist noch voll da. 😉

Die Tickets habe ich übrigens, wie zu erwarten war, bekommen, jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich die Ticket-Maschine im Conbini zur Herausgabe überrede.