Manchmal ist Japan doof.

So, ich bin sonst immer so freundlich zu Japan, diesem Land des zuvorkommenden Services auch auf dem Bürgeramt und dem leckeren Essen auch um vier Uhr morgens, aber es gibt dann doch etwas, was mich stört. Was mich jedes Mal auf’s Neue aufregt. Etwas, das mir die wildesten Flüche entlockt. Immer und immer wieder, obwohl ich weiß, dass es sich nicht ändern wird, solang nicht ein Ruck durch’s Land geht.

Japan hat einen ganz fatalen Makel:

Die ewigen Wartezeiten bis ausländische Filme ins Kino kommen. Ihr habt doch jetzt keine Abhandlung über ein ernsthaftes Problem erwartet, oder?

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©Fox 2000 Pictures

Letztes Jahr habe ich die Seiten von John Greens “The Fault in Our Stars” (Deutsch: Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Japanisch: さよならを待つふたりのために**) mit Tränen benetzt, und ich liebe dieses Buch mehr, als ich wahrscheinlich sollte. Außerdem folge ich John Green und seinem Bruder Hank Green auf YouTube. Von daher wusste ich, dass ein Film erst in Planung war, dann gedreht wurde, die Werbemaschinerie anlief und der Film heute in den USA regulär in die Kinos kam. In Deutschland wird es am 12. Juni soweit sein.

** Was sind das denn jeweils für Titel? Der Japanische, “Sayonara wo matsu futari no tame ni”, bedeutet in etwa “Für die beiden, die auf den Abschied warten”.

Währenddessen wirbelt in Japan ein Steppenläufer (Tumbleweed) durchs Bild, denn natürlich steht noch kein Datum für Japan fest. Warum denn auch? Ist doch egal, ob der Film schon in anderen Ländern rauskommt! Erstmal abwarten und Tee trinken.

Generell scheint darauf gewartet zu werden, wie gut Filme im Ausland laufen, bevor sie überhaupt eingekauft werden. Danach muss dann noch untertitelt und synchronisiert werden, wobei die japanische Synchronisation mir regelmäßig Schauer über den Rücken jagt. Diese Verzögerung bedeutet für die Filmverleihe sowieso kaum Einbußen, anders als viele Deutsche können die meisten Japaner nicht einfach englische Filme im Original ohne Untertitel sehen.

Mal schauen, vielleicht kann den Film bevor er hier anläuft auf einer importierten DVD sehen. Ist  vielleicht auch weniger peinlich als wenn ich mich im Kinosaal in eine Tränenpfütze verwandle.

Filmzeit: Thermae Romae 2.

Am Samstag lief テルマエ・ロマエⅡ (Thermae Romae 2) in den Kinos an, und mein Mann und ich mussten natürlich sofort hin. Ohne groß Worte zu verschwenden:

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(c)「 テルマエ・ロマエⅡ」製作委員会

テルマエ・ロマエⅡ Thermae Romae Ⅱ (2014) (Trailer)

Regisseur: Takeuchi Hideki

Darsteller: Abe Hiroshi, Ueno Aya, Ichimura Masachika

Der ideenlose Thermenarchitekt Lucius wird beauftragt ein Bad zu entwickeln, dass den Gladiatoren hilft nach ihren Kämpfen zu genesen. Er landet durch einen Wasserstrudel im Japan des 21. Jahrhunderts und lernt immer neue Dinge, die er dann im alten Rom umsetzt. Doch seine “Erfindungen” sind zu erfolgreich in der Beruhigung der Massen und bescheren ihm Feinde in Menschen, die gar nichts davon halten, dass Rom plötzlich friedfertig geworden ist.

Persönliche Meinung: Dieser Film ist etwas mehr episodenhaft als der erste. Zuerst muss Lucius eine Therme für Gladiatoren, dann eine für Kinder, dann eine für den an der Front zitternden nächsten Kaiser, erfinden und findet seine Ideen jeweils im modernen Japan. Im Hintergrund wird eine übergreifende Geschichte erzählt, sie tritt jedoch erst zum Ende des Films hin in den Vordergrund. Er war trotzdem wirklich lustig, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass Elemente, die im ersten Film beliebt waren, übermäßig eingesetzt wurden. Wie die japanische Kultur im alten Rom umgesetzt wird, ist auf jeden Fall spaßig anzusehen, man muss aber wahrscheinlich zumindest ein wenig über die japanische Badekultur wissen. 🙂

Das Tal der Tränen: ツレがうつになりまして。

Habe ich eigentlich jemals erzählt, dass mein Mann und ich in Sachen Filmgeschmack nur bedingt kompatibel sind? Action-Filme können wir ohne Weiteres zusammen sehen, vernünftige Komödien auch, Liebesfilme mit etwas Zähneknirschen meinerseits, aber da hört es eigentlich schon auf. Mein Mann kann keine traurigen oder übermäßig ernsten Filme sehen. Keine komplizierten Filme, die einen nachdenklich zurücklassen. Dafür hat er ein Faible für absolut dämliche Komödien.

Generell bin ich bei Filmen ja eine ziemliche Heulsuse*, ob nun im Kino oder zuhause, zusammen mit meinem Mann oder allein. Letzten Freitag war ich bei Tsutaya um eine DVD auszuleihen, letztendlich wurden es vier und an der Kasse wurde mir gesagt, dass es günstiger sei fünf auszuleihen. Also schnell noch einmal durch die Regale getigert und einen Film geschnappt, den ich eigentlich schon im Kino sehen wollte aber aus obengenannten Gründen nicht sehen konnte.

* Dinge, die mich garantiert zum Weinen bringen: Traurige Geschichten, tragische Geschichten, schöne Geschichten, weinende Menschen. Falls sich irgendjemand fragen sollte: Ja, ich heule bei so gut wie jedem Film.

(C) 2011「ツレがうつになりまして。」製作委員会

(C) 2011「ツレがうつになりまして。」製作委員会

ツレがうつになりまして。 Tsure ga Utsu ni narimashite. (2011) (Trailer)

Regisseur: Sasabe Kiyoshi

Darsteller: Sakai Masato, Miyazaki Aoi

Tsure fällt es immer schwerer zu essen, zu schlafen und zur Arbeit zu gehen. Eines Morgens eröffnet er seiner Frau Haruko, einer recht erfolglosen Mangazeichnerin, dass er sterben möchte. Bei einem Arztbesuch bekommt er die Diagnose “Depression” und im Rest des Films geht es darum, wie diese Krankheit das Leben der beiden verändert.

Persönliche Meinung: Ihr erinnert euch an den Absatz darüber, dass ich viel weine. Ich habe bei diesem Film sowas von geweint, von Anfang bis Ende, obwohl eigentlich klar war, wie er endet. Bis auf eine etwas fantastische Sequenz gegen Ende des Films fand ich ihn wirklich gut und sehenswert. 🙂 Wenn ihr auch nur ein wenig wie ich sein solltet müsst ihr aber vorher überprüfen, ob euer Taschentuchvorrat ausreicht. Es ist nicht nur eine Geschichte über eine Krankheit, die viele Leute betrifft, sondern auch eine Geschichte über die Liebe. 🙂

Wochenende: Chinesischer Soda-Onsen.

Normalerweise sind wir am Wochenende eher faul, dann gehen wir höchstens kurz einkaufen. Mein Mann hat laut Eigenaussage nämlich nicht genug Energie, um etwas zu tun. Alles so anstrengend.

20140201_161932Dieses Wochenende war aber etwas anders. Am Samstag ging es los nach 箱根 (Hakone) zu einem Onsen! Diesmal waren wir beim 箱根湯寮 (Hakone Yuryô), das im Internet sehr hohe Bewertungen erhalten hatte. Als wir ankamen grüßte uns ein Schild, dass der 大浴場 (Daiyokujô; große Badeort, das Bad für alle) derzeit voll und der Einlass begrenzt sei. Zum Glück hatten wir aber vorher ein Privat-Zimmer (貸切個室露天風呂 kashikiri koshitsu rotenburo) reserviert und wurden in das Gemeinschafsbad gelassen.

Die ganze Anlage war sehr schön, neu und sauber und auch der Onsen war sehr angenehm. Nicht so heiß, dass man es gar nicht aushalten könnte, aber sehr entspannend. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um 17 Uhr 15 vorm Eingang treffen würden, aber weil ich es nie so lange aushalte, war ich schon zehn Minuten früher wieder draußen. Zu meiner Überraschung mein Mann auch, im Männerbad waren laut seinen Schilderungen unglaublich viele Leute. Als wir uns im Pausenraum ausruhten sah ich auch, was er meinte: Gruppen über Gruppen von männlichen Studenten.

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Zum Glück hatten wir das Privatzimmer gebucht. Für 3,800Yen (27,60€) hatten wir ein Zimmer nur für uns, mit einem kleinen Bad unter freiem Himmel. Außerdem hatten wir schon vorher Leihhandtücher bekommen, die in dem Angebot für das Privatzimmer enthalten waren, sonst muss man sie kaufen. Beim nächsten Mal würden wir wahrscheinlich nur das Privatzimmer nutzen, es war wirklich hübsch und vor allem waren keine anderen Menschen dort.

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(字)steht für 字幕 (jimaku; Untertitel) im Gegensatz zu  吹き替え (fukigae; Synchronisation)

Als wir um halb sieben gen Tokyo fuhren waren wir noch nicht erschöpft, und so wurde beschlossen, dass wir ins Kino gehen würden. Mighty Thor: The Dark World lief nämlich erst am 1. Februar in Japan an. Den Film an sich fanden wir nicht so umwerfend, aber bei TOHO Cinemas kosten alle Tickets für den ersten des Monats nur 1,000Yen (7,25€) statt 1,800Yen (13,07€), es war also kein großer Verlust. Kostenlos dazu gab es kurzweiliges Entertainment dank des Tickets: Auf Japanisch heißt der Film マイティ・ソー ダーク・ワールド (Maiti Sô Dâku Wârudo), der Titel war aber zu lang um auf die Tickets zu passen. So wurde nach ダ abgeschnitten und es ist plötzlich nicht Mighty Thor, sondern Mighty Soda (マイティ・ソーダ).

Ich bin der Gott der kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke!

Valentinstags-Donut.

Nach diesem Samstag machten wir es uns am Sonntag Morgen bis Mittag gemütlich, aßen Donuts und schliefen. Abends trafen wir uns dann mit einem chinesischen Studienkollegen meines Mannes, der nach sechs Jahren in Japan demnächst aus familiären Gründen nach China zurückkehren wird.

Die ganze Geschichte werde ich hier natürlich nicht wiederkäuen, aber stellt euch ein verrücktes koreanisches Drama mit Kindheitsfreundinnen, Auslandsaufenthalten, Spionen, Schauprozessen, einer labilen Mutter und einer Ex-Freundin, die noch in derselben Wohnung lebt, vor. Egal, was dabei rauskommt, es ist wahrscheinlich nicht halb so unglaublich wie die Wahrheit.

Es wurde also vier Stunden lang getrunken und geredet, und ich glaube es hat dem Freund geholfen Bestätigung zu bekommen – die Situation jetzt ist gelinde gesagt kompliziert, aber letztendlich wird es das beste für alle Beteiligten sein. Das nächste Mal sehen wir uns wohl in Peking.

Außerdem hat es heute in Tokyo geschneit. Verrückte Welt.