Meine Schwiegereltern.

In Japan habe ich eigentlich nur Glück, die meisten Wände, gegen die viele Ausländer laufen, sind entweder sehr klein oder nichtexistent. Das hat oft nichts mit mir als Person zu tun, sondern ist einfach Glück.

Ein Beispiel sind meine Schwiegereltern. Meine Schwiegereltern sind toll, und eigentlich könnte man den Eintrag hier beenden. Aber das wäre etwas dürftig, deswegen hier ein Lobgesang auf die Eltern meines Mannes.

Japaner sind oft sehr auf Japan bezogen, nur echte Japaner können die japanische Kultur verstehen, nur echte Japaner blablablablabla. Ich habe schon mehrmals gehört, dass die Eltern des japanischen Partners versucht haben ihm/ihr ins Gewissen zu reden, so ein/e Ausländer/in passe doch gar nicht in die Familie. Zum Glück ist es oft nicht so. 🙂 Als mein Mann seinen Eltern eröffnet hat, dass er mit einer Deutschen zusammen ist, war die Reaktion sehr positiv. Mein Schwiegervater war früher oft im Ausland und eine Verwandte lebt seit vierzig Jahren in Kanada, es ist also keine ideologisch hermetisch abgeriegelte japanische Familie.

Außerdem wollten meine Schwiegereltern immer eine Tochter haben. Ich bin also weniger Schwiegertochter, sondern mehr eine Tochter der Familie. Das ist manchmal etwas eigenartig, aber auf jeden Fall besser als die ganze Zeit auf der Hut sein zu müssen bloß nichts falsch zu machen.

Und so war ich letztes Jahr zusammen mit meiner Schwiegermutter in Korea*, dieses Jahr mit meinem Schwiegervater bei einer Besichtigung der JAL Maintenance Factory und generell sehen wir uns relativ häufig, ob nun mit oder ohne meinen Mann. 🙂 Ich werde in alles selbstverständlich miteinbezogen und manchmal gibt man auch mit mir an, hat schließlich nicht jeder eine deutsche Schwiegertochter. 😉

* Eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen werde, aber gut.

Glück muss man halt haben.

(Keine Fotos meiner Schwiegereltern, weil man in Japan nicht einfach Fotos anderer Leute postet ohne zu fragen *hust*)

Warum ich gerne im Kindergarten arbeite.

Heute hatte ich ein Gespräch mit einem Mitarbeiter darüber, warum ich mich nicht mehr über die Firma, für die wir beide arbeiten, aufrege. Sie hat so ihre Probleme, vor allem, dass man immer versucht alles möglichst billig zu beschaffen ohne auf die Qualität zu achten. Warum ich trotzdem dort bleibe, hat auch, aber nicht nur etwas mit meiner Faulheit mir etwas Neues suchen zu tun.

Im Vergleich mit einem 英会話-Job (Eikaiwa; eine Bezeichnung für Sprachschulen für Englisch) habe ich einige Vorteile. Ob die für alle gelten, weiß ich nicht.

Was man nicht sieht: Den CD-Player, der das interessanteste Ding in der ganzen Welt darstellte.

Was man nicht sieht: Den CD-Player, der das interessanteste Ding in der ganzen Welt darstellte.

1. Die Arbeitszeiten

Ich arbeite Teilzeit, fünf Stunden pro Tag, manchmal etwas mehr, aber meist von 9:30 bis 14:30. Nachmittags habe ich also Zeit um etwas zu unternehmen. Würde ich Nachmittags arbeiten, wie es bei den meisten Eikaiwa-Schulen üblich ist, wäre mein Sozialleben noch eingeschränkter als ohnehin schon. Die Wochenenden habe ich auch, bis auf zwei, drei Ausnahmen im Jahr, frei. Das deckt sich mit meinem Mann, wenn er denn mal frei hat.

2. Die Kinder

Ich bin für genau eine Klasse zuständig, habe also immer dieselben Kinder. Manchmal freut einen das nicht so sehr, aber ich muss mich nicht ständig auf neue Kinder einstellen und die Kinder bauen sehr leicht eine Verbindung zu mir auf. Es ist eben ein recht normaler Kindergarten, nur mit einer Spezialisierung auf’s Englischlernen. Es gibt hier recht viele Kindergärten mit verschiedenen Schwerpunkten, der Sohn eines Kollegen geht in einen Kindergarten, der sehr viel mit den Kindern kocht und sehr großen Wert auf die Ernährung legt. Ich persönlich würde mein Kind in einen geben, wo es viel draußen in der Natur sein kann.

3. Der Arbeitsrhythmus

Ich muss nicht eine straffe Unterrichtstunde nach der anderen führen, sondern habe morgens eine halbe Stunde Zeit um mich vorzubereiten, dann eine halbe Stunden in denen mit allen Kindern auf Englisch und Japanisch gesungen wird und Bücher gelesen werden. Danach bereiten die Kinder sich auf den Tag vor, packen ihre Mittagssachen aus, gehen auf die Toilette und erst dann muss ich wirklich ran. Bei allen Aktivitäten bin ich natürlich dabei und plappere die Kinder auf Englisch voll, auch bei dem einstündigen Mittagessen, aber einen Tag in der Woche fahren wir in einen Park in der Gegend, einen Vormittag kommt ein Sportlehrer, insgesamt ist es also ziemlich entspannt und ich kann viel mit den Kindern spielen und Quatsch machen. Nervige Kinder kann ich aber nicht nach einer Lehreinheit (45 Minuten?) wieder an ihre Eltern abgeben. 🙁

Es ist natürlich manchmal echt anstrengend, aber mindestens einmal die Woche habe ich ein wirklich gutes Erlebnis. Wenn die Kinder etwas verstehen, wenn die Kinder wirklich 100% an einer Aufgabe interessiert sind, wenn die Kinder mir erzählen, wie toll sie mich finden, … hauptsächlich, wenn die Kinder mir erzählen, wie toll ich bin. 😉

Natürlich sind die Bedingungen in jedem Kindergarten anders und mein Job ist sicher nicht für alle perfekt, aber mir macht es meist Spaß 🙂 Deswegen versuche ich mich über Probleme nicht zu sehr aufzuregen, auch wenn es sehr frustrierend sein kann, wenn die Workbooks auch nach zwei Monaten noch nicht aufgetaucht sind. Kein Wunder, man hat sie schließlich mit dem günstigsten Versand bestellt…

Willst du etwas Liebe mit deiner Tasche?

Am Wochenende fuhren mein Mann Nachmittags nach 有楽町 (Yûrakuchô), um mir eine neue Tasche zu kaufen. 😀 Ich wollte eine kleine Tasche haben, für die Tage, an denen ich wirklich kaum etwas brauche, und in letzter Zeit liebe ich Zartrosa.

Die Wahl fiel auf eine Tasche von Samantha Thavasa , jener japanischen Taschenmarke, von der ich zu meinem Geburtstag letztes Jahr schon eine Tasche bekommen habe. Diesmal war es ein klarer Fall von “Liebe auf den ersten Blick”, aber wir kaufen generell meist so ein. Wenn wir etwas sehen, das uns wirklich gefällt, bringt es meist nichts weiter zu suchen, es läuft eh auf das hinaus, was uns zuerst gefallen hat.

Es ging also mit meinem Mann in den Laden, wo ich, nachdem ich ihn schon fast unterschreiben lassen wollte, dass nichts gegen seinen Willen geschieht, sein Portmonee an mich nahm und bezahlte. Zurück bekam ich nicht nur die Tasche, natürlich hübsch verpackt, sondern auch ein kleines Tütchen.

20140520_154258Das Tütchen kommt vom 出雲大社 (Izumo-Taisha) in 島根県 (Shimane-Ken; Präfektur Shimane), einem der bedeutensten Shinto-Schreine Japans. In den größeren Schreinen kann man Amulette (お守り omamori) für die verschiedensten Dinge kaufen, ob nun für Verkehrssicherheit oder gegen Kopfschmerzen – oder eben für die Liebe. Dort heißt es dann 縁結び (Enmusubi). Es hilft einem einen Partner zu finden und dann bei allem, was mit der Partnerschaft zu tun hat.

縁結び ist etwas schlecht zu übersetzen, aber bedeutet in etwa zwei Menschen aneinander zu binden. In Japan ist der rote Schicksalsfaden (運命の赤い糸 unmei no akai ito), der füreinander bestimmte Menschen am kleinen Finger miteinander verbindet, ein beliebtes Motiv.

In der Tüte befindet sich ein solcher Schicksalsfaden und ein 5-Yen-Stück, die bringen nämlich Glück. Warum? Weil Japaner Homophone lieben: 五円 (fünf Yen) und ご縁 ( Schicksal) werden gleich gesprochen, go-en.

Beide werde ich aber nie sehen, denn man soll die Tüte nicht aufmachen, sondern nur mit sich herumtragen. 🙂 Und genau an diesem Punkt sieht man dann vielleicht, warum ausgerechnet eine Taschenfirma soetwas als Extra verschenkt: Man soll es einfach in die neue Tasche packen.

Das Glück findet einen schon.

Geschafft. Pause.

Wie ihr vielleicht in den letzten Einträgen gesehen habt, war ich in den letzten Wochen um einiges mehr unterwegs als sonst. Viele Sachen haben es auch gar nicht in den Blog geschafft, auch weil euch Familienessen mit der japanischen Verwandtschaft, das Verhalten meines Mannes beim kleinsten Anzeichen einer Krankheit* und Krankenhausbesuche beim Schwiegergroßvater wahrscheinlich nicht sonderlich interessieren. 😉
Ich brauche einfach mal eine Pause, auch von der Suche nach einem Thema. Mir geht bei vielen Sachen durch den Kopf, ob man das vielleicht in ein Blogthema verarbeiten könnte und manchmal ist das ziemlich anstrengend.

* Ihr könnt wahrscheinlich schon den gesamten möglichen Eintrag aus diesen kurzen Worten ableiten.

Falls ihr dennoch irgendetwas habt, worüber ich schreiben soll – kommentiert und ich werde zeitnah einen Eintrag verfassen! Ihr nehmt mir schließlich die halbe Arbeit ab, wenn ihr Ideen liefert. 🙂

Ich werde wahrscheinlich in spätestens vier Tagen wieder ausgeruht sein und diesen Eintrag obsolet machen, falls dem aber nicht so sein sollte – auch wenn ich nicht poste, bin ich nicht tot. Wirklich. 🙂 Ich muss nur Energie sammeln und endlich dieses Buch über Schimpfworte (“Filthy English: The How, Why, When and What of Everyday Swearing”) fertiglesen.

Bis dann!