Von mir vor 15 Jahren.

Zur Jahrtausendwende wurde im Garten meiner Großeltern in der Nähe von Berlin eine Kiste vergraben. Darin waren Briefe und Zeichnungen von meinen Cousins, mir und eventuell meiner Schwester*, auf dass wir uns in späteren Jahren daran erfreuen können.

* Sie war zu dem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt.

Letztendlich wurden es 15. Letztes Wochenende wurde der Schatz geborgen und mein Vater hat meinen Brief eingescannt und mir geschickt.

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Ihr seht, ich hatte meine Prioritäten. 1 Kind, klar! Und Diddl. Weil Diddl. Dann auf dem zweiten Blatt mysteriöse… Babygeräusche? Ich weiß es nicht. Und warum sagt das Diddl-ähnliche Ding “Quak”?

Meine Eltern baten um einen zweiten Brief, der wieder an derselben Stelle verbuddelt wird. Dieses Mal habe ich es noch kürzer gehalten. Letztendlich ist es nur eine Frage. Die werde ich hier aber nicht hinschreiben, das ist privat. 😉

Sich selbst in die Zukunft etwas zu schreiben ist gar nicht so einfach. Hättet ihr denn etwas, was ihr euch selbst vor zehn, 15 Jahren sagen wollen würdet?

Japanische Regeln: Schuhe aus!

IMG_2327Weil ich immer mal im Internet Listen á la “Dinge, die ihr in Japan nie machen dürft, weil ihr sonst mit einem Samurai-Schwert in zwei geteilt werdet!” sehe, dachte ich, dass ich selbst mal eine kleine Serie zum Thema verfasse. In dieser möchte ich aber miteinbeziehen, wie schwerwiegend ein “Regelverstoß” ist. Denn ganz im Ernst, Japaner verlangen von nicht-Japanern nicht, dass sie wissen, wie man sich in jeder Situation richtig verhält.

Die größte, wichtigste und universellste Regel ist aber: Schuhe aus. Jede Wohnung, die ich bisher in Japan gesehen habe, hat so eine Schwelle am Eingang. Oft findet man ähnliches auch in 居酒屋 (Izakaya; japanischen Kneipen) oder traditionellen Restaurants. Auch in Tempeln gilt: Wo Stufe da Schuhe aus!

Der Grund ist natürlich ganz simpel: Straßenschuhe sind dreckig. Es ist also eher ein praktische denn eine kulturelle Regel. Japaner wollen keinen Dreck im Haus, weswegen ihr immer eure Schuhe ausziehen solltet. Außer jemand sagt, dass ihr sie anbehalten könnt und selbst da solltet ihr zumindest der Form halber ein- bis zweimal protestieren.

Wenn ihr euch das Bild oben anschaut fällt auch sicher, neben der Tatsache, dass wir zu viele Schuhe haben der Eingang zu eng ist, auf, dass alle Schuhe in Weggehrichtung stehen. Das ist Absicht. Macht man so. Müsst ihr nicht machen.

Oh, und für die unglaublich kulturelle versierte Sicht* eines echten Japaners:

Mein Mann: “Nur Tote tragen im Haus Schuhe.”

Stimmt natürlich.

* Mein Mann kann einem in 9 von 10 Fällen nicht erklären, warum Japaner machen, was sie so machen.

Gibt es in Deutschland eigentlich Haushalte, in denen man die Straßenschuhe anbehält? Wo? Warum?

Heute kein Eintrag. 

Eigentlich hatte ich mich psychisch schon darauf vorbereitet einen Jubel-Eintrag zu schreiben.

JA, DIE JAPANISCHEN FRAUEN BLEIBEN WELTMEISTER!!

Blieben sie dann aber nicht. 5-2 verloren gegen die USA. Denen gönne ich es natürlich, dennoch bleibt mir, in meinem Nationalmannschaftstrikot*, nichts anderes übrig als ein wenig Trübsal zu blasen.
* zugegebenermaßen von der Männer-Mannschaft

Außerdem war ich am Wochenende zu beschäftigt um Einträge zu schreiben, da macht sich so ein verlorener Weltmeistertitel als Ausrede ganz gut. 😉

Wir hören am Mittwoch wieder voneinander. 🙂

Einpacken, bitte.

IMG_2157Für englische und deutsche Bücher habe ich zwar mein Kindle, aber da man nicht zwei Accounts mit einem Gerät koppeln kann, kaufe ich japanische Bücher noch immer im Laden. 文庫本 (Bunkobon; Taschenbuchversionen von meist Romanen in einer einheitlichen Größe) kosten viel weniger als die englischen Bücher, die in Japan verkauft werden. Außerdem gibt es fast überall Buchläden, wir haben zwei im Bahnhof.

Wenn man dann sein Buch, aus mysteriösen Gründen oft nach Verlag geordnet, gefunden hat, wird man an der Kasse gefragt: “カバーお付けしますか?” (Kabâ (cover) o-tsuke shimasu ka?; Soll ich es einschlagen?)

Ich fragte mich letztens, warum ich, wie ein Großteil der japanischen Käufer, eigentlich immer Ja sage. In Deutschland habe ich höchstens Schulbücher eingeschlagen.

Für’s Einschlagen sprechen eigentlich nur drei Dinge. Erstens fühlen sich viele Leute beobachtet, wenn sie in der Öffentlichkeit ein Buch lesen. Wer weiß, was die Leute denken, wenn man mit “Fifty Shades of Grey” in der Bahn sitzt. Im Internet las ich auch, dass einige Leute einfach finden, dass die Buchauswahl zu persönlich ist um sie mit der ganzen Welt zu teilen.

Zweitens haben japanische Bücher Umschläge. Wir haben also das Buch an sich, mit einem einfarbigen Cover, dann den Umschlag mit dem farbigen Cover und dann oft nochmal ein Bändchen mit Gründen, warum das Buch gekauft werden muss (“Schon über 100,000 Mal verkauft!” oder “Wird demnächst als Fernsehserie adaptiert” z.B.). Mit diesen Umschlägen zu hantieren ist nervig, die Umschläge vom Buchladen halten alles zusammen, weil sie auf einer Seite quasi fest verankert sind. Das Buch flutscht nicht einfach so raus.

Der dritte und wahrscheinlich größte Grund ist, dass in Japan unglaublich viele Bücher weiterverkauft werden. Gebrauchtbuchhandlungen gibt es überall, die größte Kette ist Book-Off, und man darf sich das nicht wie ein kleines Antiquariat vorstellen – die Teile sind riesig und haben eine große Auswahl. Außerdem verkaufen sie eher keine historisch wertvollen Bücher sondern Manga für 100Yen (ca. 73 Cent). Beim Verkauf ist der Zustand natürlich wichtig. Wenn das Buch noch gut aussieht, bekommt man mehr Geld dafür.

Was meint ihr? Fühlt ihr euch manchmal so beobachtet, dass ihr eure Bücher lieber einschlagen lassen würdet? 😉