Prinzessin auf der Matratze.

Normalerweise ist es Ende Oktober/Anfang November noch immer super angenehm. Die Sonne scheint oft, es ist nicht zu kalt, das Laub sieht schön aus. Nur irgendwie hat das dieses Jahr scheinbar niemand dem Herbst erzählt. Hatten wir Anfang Oktober noch über 24°C, ist heute die Höchsttemperatur 12°C. Zwölf! In Tokyo!

Wir haben ohne Scheiß schon unsere Heizdecken rausgeholt.

Leider hilft die Kälte nämlich nicht wirklich, wenn einem von den durchgelegenen Futons sowieso der Rücken wehtut. Da kann man noch so viel Prinzessin auf der Erbse spielen und Futons stapeln, es bringt nichts. Der Rücken tut weh, und mit ihm der Kopf und der gesamte Rest des Körpers. Das wars dann mit der Lebensfreude, auf Wiedersehen, grausame Welt.

Wir wollten aber natürlich sowieso endlich richtige Betten kaufen. Die Modelle waren ausgesucht, wir gingen nur davon aus, dass sie nicht in unser längliches, enges Schlafzimmer passen würden. Aber: Wir haben nachgemessen! Es wird zwar knapp, aber die Betten passen hinein. Betten mit weichen Matratzen! Mit Lattenrosten! Nicht mehr auf dem Boden schlafen!

Gestern nach der Arbeit hoben wir einen dicken Batzen Geld ab, gingen zu MUJI und kauften Betten und Matratzen. Insgesamt kostete der Spaß etwas mehr als 1400€, aber dafür bekommen wir am Samstag eine Lieferung, die hoffentlich unser Leben verändern wird. Oder zumindest unsere Rücken. Und eigentlich ist das doch dasselbe, oder?

Jetzt muss nur noch die Zeit bis Samstag ganz schnell vorbeigehen. 待ち遠しい! (Machidōshii!; Ich kann es kaum erwarten!)

Natürlich werden wir die Betten und Matratzen Ende des Jahres von unserer jetzigen Wohnung ins neue Haus transportieren müssen. Deswegen hatten wir es so weit aufgeschoben. Idealerweise hätten wir erst nach dem Umzug die Betten gekauft. Nur diese Rückenschmerzen….

Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Am Sonntag traf ich mich mit vier anderen deutschsprachigen Frauen in Shibuya. Recht viel Zeit lag zwischen diesem und dem letzten Treffen, eine der Damen hatte ich noch nie getroffen, und trotzdem tat es sehr gut, mal wieder mit anderen Leuten in derselben Situation zu quatschen.

Wenn ich erzähle, dass ich mich mit einer deutschen Freundin treffe, wird mir oft gesagt, dass es sicher total toll sei, mal wieder Deutsch sprechen zu können. Das ist, um ehrlich zu sein, nicht unbedingt so. Schließlich habe ich diesen Blog hier und lese auch sonst recht viel in meiner Muttersprache. Viel wichtiger ist es, sich mit jemandem über die Dinge austauschen zu können, über die man sich selbst oft Gedanken macht.

Man kommt einfach aus demselben Kulturkreis, und viele Dinge können Japaner dann doch nicht so gut nachvollziehen. Dann muss man entweder ewig erklären oder gibt direkt auf. Dinge, die in meinem Leben wichtig sind, sind für “ganz normale Japaner” einfach kein Thema. Deswegen verstehe ich mich auch mit Japanern, die einige Zeit im Ausland verbracht haben, am besten. Oder eben mit Deutschen und anderen Europäern in Japan. 🙂

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Klar, das ist genau, was Migranten in Deutschland und überall anders auch machen: Wir treffen uns mit Leuten aus Deutschland/Österreich/der Schweiz um in unserer Muttersprache zu quatschen. Vielleicht wird sogar mal über das neue Heimatland gelästert. 😉 Sehr skandalös.

Es gibt einfach Dinge, die wir von Deutschland anders gewohnt sind. Oder Fragen, die sich nur stellen, weil man als Ausländer in Japan lebt. Andere Deutsche zu kennen, kann da durchaus hilfreich sein. Es ist fast, als wäre man für einen Nachmittag wieder dort, wo man aufgewachsen ist. Nur so richtig zurück nach Deutschland will ich eigentlich nicht. Als ich noch dort wohnte, hatte ich übrigens meine Leute, die entweder Japanisch sprachen oder einfach nur an Japan interessiert waren. Das erklärt vielleicht auch, warum gefühlt mindestens einmal im Jahr eine meiner Freundinnen aus Berlin nach Tokyo kommt. 😀 Man sucht sich überall Leute, die einen verstehen, oder?

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Letztendlich fände ich es genauso schade, wenn es sich jemand verbieten würde, mit anderen Deutschen (und Schweizern und Österreichern) zu kommunizieren, wie wenn jemand gar keine Verbindung zu Japanern hätte. Wir sind halt Ausländer in Japan, und wir werden immer etwas auffallen.* Da ist es egal, wie sehr man sich von anderen Deutschen fernhält. Und nein, man muss nicht automatisch alle Deutschen in Japan mögen. Das kommt manchmal einfach so. 🙂

Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf das nächste Treffen.

* Vor allem die Damen mit den hellen Augen und Haaren.

Crêperie auf den oberen Fotos: Au Temps Jadis. Schmeckt wirklich gut, und der Laden ist von innen und außen sehr hübsch.

Fernbeziehungstrauma?

Heute Nacht träumte ich, dass ich wieder nach Deutschland zurück müsste. Mein Mann verabschiedete mich am Flughafen, dann war ich wieder in Deutschland und nur am Heulen.

Tatsächlich brachte mein Mann mich damals, während wir eine Fernbeziehung führten, vier Mal zum Flughafen. Jedes Mal flossen Tränen. Jedes Mal war der Heimflug eine Tortur. Jedes Mal kam mein Mann nach Hause in eine Wohnung, in der ich noch vor kurzem war.

Natürlich sind wir inzwischen seit fünfeinhalb Jahren verheiratet, und ich muss nie wieder unfreiwillig zurück nach Deutschland. Trotzdem sind wir beide von der Fernbeziehung noch immer gezeichnet. Also, wahrscheinlich vor allem ich. 😉

Als ich vor zwei Jahren allein nach Deutschland flog, schaltete mein Kopf direkt in “Ich werde ihn mehrere Monate nicht sehen können”-Modus. Dabei würden es weniger als zehn Tage sein. Spaß macht das nicht, wenn man dann total verzweifelt weinend im Hotelzimmer sitzt, ohne einen echten Grund zu haben. Egal wie viel stärker uns die Fernbeziehung gemacht hat, so richtig gesund war das für mich wahrscheinlich nicht.

Immerhin kann ich jetzt, wenn ich so etwas träume, schnell zu meinem Mann ins Bett hüpfen und mich vergewissern, dass er noch da ist. 🙂 Das hilft auf jeden Fall.

Kennt noch jemand dieses Nachklingen von Fernbeziehungen, und wann geht das weg?

(Das Foto ist übrigens von unserer japanischen Hochzeit, als wir vor dem Umziehen herumalberten.)

Projekt Haus: Auf der Baustelle.

Letzte Woche hatte man uns eingeladen, dieses Wochenende doch einmal die Baustelle zu besuchen. Meine Schwiegereltern waren schon einmal dort gewesen, mein Mann und ich aber noch nicht.

Als wir uns dem Haus näherten, bemerkten wir schon, dass wir uns wahrscheinlich bei den Nachbarn derzeit nicht allzu beliebt machen. Am Samstag Vormittag wurden eiskalt die Fensterrahmen abgeschlagen, und das in Japan, wo jeder doch seine Ruhe so schätzt. Da das Haus neben unserem aber super alt ist, werden die Besitzer es uns wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft heimzahlen.

Die Decken sind inzwischen abgehangen, die Türen sind draußen und die Fensterrahmen und an ihnen befestigten Schmuckverkleidungen* sind auch weg. Einige Wände sind schon draußen, für andere besteht bereits das Gerüst. Insgesamt sah es sehr viel besser aus, als ich erwartet hatte, aber inzwischen ist schließlich auch schon ein Viertel der Bauzeit vergangen.

* Es war wohl vor 30 Jahren sehr beliebt, es so aussehen zu lassen, als hätte man recht viele Stützpfeiler in der Wand.

baustelle

In unserem Schlafzimmer fehlt inzwischen ein wenig Boden, schließlich soll dort der neue Eingang fürs Obergeschoss entstehen. Dann wird noch die derzeit vorhandene Treppe herausgenommen, und wir erreichen eine komplette Trennung der Wohnbereiche. Das war uns allen sehr wichtig, und meinem Mann und mir so sehr, dass wir uns recht viel Fläche von unserem Schlafzimmer abknappsen lassen. 😉

Die zwei größten Veränderungen, der neue Eingang, ein zusätzliches Zimmer im Erdgeschoss und eine Dachterasse im Obergeschoss, sind noch kaum erkennbar. Wenn das sichtbar wird, werden wir wahrscheinlich noch etwas stärker beeindruckt sein. 🙂 Das nächste Mal geht es in drei Wochen wieder auf die Baustelle, mal schauen, was sich bis dahin getan hat.