Man weiß ja nie!

Über die Hälfte der Kinder auf Arbeit hält Mittagschlaf. Einige dieser Kinder haben in der Woche aber einen oder zwei Tage, in denen sie wegen außerschulischen Aktivitäten schon direkt nach dem Unterricht abgeholt werden.

Es sind natürlich in Wirklichkeit außerkindergartenliche Aktivitäten, nur gibt es dieses Wort eigentlich nicht. Besonders gefragt: Ballett-, Klavier- und Schwimmunterricht.

Eines dieser Kinder, Sara, geht einen Tag die Woche zum Ballett. Vorm Schlafengehen dann folgender Dialog mit einem Jungen aus derselben Klasse.

Yuki: Claudia?

Ich: Ja?

Yuki: Wo ist Sara?

Ich: Die habe ich doch heute zum Mittag gegessen. Sehr lecker.

Yuki überlegt und hadert. Schließlich:

Yuki: Stimmt ja gar nicht, Sara ist schon nach Hause gegangen. Du isst doch keine Kinder!

Wer weiß, kleiner Junge, wer weiß…

Aber falls sich jemand beim letzten Eintrag über meine Arbeit gefragt haben sollte, warum ich diesen Job mache: Weil Kinder, wenn sie grad nicht nerven, total lustig sind. Was da teils für Gedankensprünge drin sind und wie ernsthaft über Dinge nachgedacht wird, die für uns Erwachsene total selbstverständlich sind, ist ziemlich faszinierend.

Außerdem bekommt man bei Kindern direktes Feedback, wie gut man seinen Job macht. Da können leichte Änderungen im Umgang mit einem bestimmten Kind einen riesigen Unterschied machen, und plötzlich fangen die Kinder an in ihre japanischen Sätze Englisch einfließen zu lassen. Es ist zwar super anstrengend, aber die Erfolgserlebnisse sind da. 🙂

Von Äpfeln und Stämmen.

Einmal im Jahr haben wir 参観日 (Sankanbi). An dem Tag kommen die Eltern für den halben Tag vorbei und schauen sich den Unterricht an. Wie gut das funktioniert, kann sich glaube ich jeder denken. Zur Erinnerung: Die Kinder in meiner Klasse sind zwei bis drei Jahre alt, etwa die Hälfte kommt nur an drei Tagen die Woche. Bei den meisten dieser Kinder sind die Mütter zuhause und arbeiten wenn, dann nur stundenweise.

Wenn Mama nun also plötzlich bei uns auftaucht, ist alles vorbei. Da verändert sich dann blitzartig der Charakter einiger Kinder und generell herrscht eine dermaßene Unruhe, dass normaler Unterricht gar nicht mehr zu bewerkstelligen ist. Letzten Freitag war es soweit, diesmal war meine Idee, zusammen mit den Eltern zu basteln. Ein Schmetterling sollte es werden, die Kinder malen aus, die Eltern schneiden und kleben.

Bei solchen Aktivitäten merkt man dann sehr schnell, warum einige Kinder so anstrengend sind, wie sie sind.

Beispiel 1: Claudia gibt Farben vor, mit denen der Schmetterling angemalt werden darf. Alles außer Schwarz und Braun ist Ok*. Das Mädchen geht trotzdem mit dem schwarzen Wachsmalstift auf’s Papier los, Papa findet’s total lustig und hilft fleißig mit. Genau dieses Kind hört im Unterricht auch absolut nicht zu und hält sich nicht an Regeln.

* Kleine Kinder produzieren mit dunklen Farben selten schöne Malereien.

Beispiel 2: Nachdem der Schmetterling angemalt ist, soll er ausgeschnitten werden. Wir sagen auf Englisch und Japanisch an, dass die Kinder die Scheren nicht in die Hände bekommen sollen. Als ich durch die Reihen gucke, sehe ich plötzlich, dass ein kleiner Junge eine Schere in der Hand hält. Als ich näherkomme, nimmt Mama die ihm ganz schnell ab, woraufhin der Junge anfängt zu schreien und sich auf den Boden zu werfen. Letztendlich schneide ich den Schmetterling aus, weil Mama zu sehr mit dem Jungen beschäftigt ist. Vorher hatte er das Blatt Papier auch schon zusammengeknüllt und auf den Boden geworfen, wo Mama es erstmal liegen ließ. Genau dieser Junge wirft sich auch bei uns regelmäßig auf den Boden wenn er etwas nicht bekommt (was bei uns natürlich nichts bringt) und macht generell nichts.

Nun habe ich natürlich in meinem Leben inzwischen mehr Kontakt mit japanischen als mit deutschen Eltern gehabt und kann deswegen nicht behaupten, dass deutsche Eltern irgendwie besser wären. Mir fällt nur immer wieder auf, dass die Kinder hier absolut alles machen können ohne mal zurückgepfiffen zu werden. Wenn ein Kind schreiend durch die Bahn rennt darf man nicht darauf zählen, dass die Eltern etwas sagen. Die haben teils eh schon aufgegeben, da wird nicht mal mehr etwas gesagt, wenn das Kind die Eltern haut. Bloß keinen Streit mit den Kindern.

Selbiges gilt dafür, was den Kindern abverlangt wird. Bei uns kommen Kinder auf dem Arm von Mama zu uns und bekommen am Eingang die Schuhe an- und ausgezogen. Wenn ein Kind absolut nicht zu Mittag isst, und wir mal nachfragen, wie das zuhause läuft: “Ja, also zuhause füttern wir sie noch.” Manchmal haben wir vor allem bei neuen Kindern das Problem, dass die jedwede Mitarbeit komplett verweigern. Lieber auf den Boden schmeißen und weinen, statt benutztes Besteck und Geschirr wieder einzupacken.** Wenn man nur lang genug so tut als würde man weinen***, rettet einen bestimmt irgendjemand. Funktioniert ja auch zuhause.

** Unsere Kinder bringen Brotbüchse, Suppenbecher, Besteck und Schürze von zuhause mit.

*** Keine Tränen, nur Gebrüll.

Wir sind dann die, die diese Kinder für die Schule fit machen sollen. Spaß und Freude.

Alle Jahre wieder.

Heute habe ich die große Freude, endlich mal wieder meine Freunde in der Visa-Stelle des Außenministeriums zu besuchen. Es ist wieder soweit, mein Visum läuft übernächste Woche ab, und weil ich dieses Jahr etwas getrödelt habe, komme ich erst heute zum Beantragen. Das sollte aber eigentlich kein Problem sein, solange ich den Stempel in meinen Pass bekomme, dass der Prozess angestoßen ist.

Etwas nervig ist, dass ich den Wisch vom letzten Jahr schon wieder ausfüllen muss (und ich mich an manche Dinge einfach nicht erinnere), diesmal werde ich mir auf Arbeit eine Kopie machen. Bei mir hat sich beinahe absolut nichts verändert, nur die Adresse ist neu. Trotzdem, vier ausgefüllte Seiten und sechs weitere Dokumente…

Wer eine Auflistung aller benötigten Papiere sucht, hier ist ein Eintrag darüber. Aber ich will nicht meckern, ich hörte, dass das in anderen Ländern noch viel nerviger ist.

Einträge über Seoul dann demnächst. 🙂

So arbeite ich.

Während ich noch in Seoul bin, hier ein Eintrag:

Scheinbar lesen tatsächlich Leute diesen Blog. Und manche interagieren sogar mit mir und verlinken mich. Für mich etwas unglaublich, aber Smilla von anders anziehen will wissen, wie ich arbeite. Beziehungsweise blogge. Hauptberuflich lasse ich mir bekanntlich meine Nerven von Kleinkindern ruinieren. Aber los!

Bloggerinnen-Typ:
Herumgeplappere aus dem Land der aufgehenden Sonne. Ich schreibe über meine neue Heimat (Japan, fast in Tokyo. Ich muss nur einen Fluss überqueren), meinen Mann (noch immer super), unsere Reisen (und wenn ihr diesen Eintrag am Veröffentlichungstag seht, befinde ich mich sogar gerade auf einer) und generell, Krams.

Gerätschaften digital:
Mein langsam altersschwaches MacBook*, die Fotos kommen entweder aus der Pentax k-r, der Pentax Q10 oder meinem Handy (Samsung Galaxy S3). Auf dem Handy habe ich zwar die WordPress-App, aber die verwende ich nur zum Moderieren und Beantworten von Kommentaren. Ganze Einträge möchte ich darauf nicht tippen, da würden mir die Finger abfallen.

*ich backuppe ganz fleißig

Gerätschaften analog:
Das einzige wichtige Analoge ist mein Kalender. Moleskine, in der “Der Kleine Prinz”-Version. 🙂 Ich erinnere mich an alle Termine besser, wenn ich sie mir einmal aufgeschrieben habe – soll heißen, ich brauche meinen Kalender mehr zum Aufschreiben als zum Nachschlagen.

Arbeitsweise:
Wenn etwas passiert, ich irgendwo war, und ich noch nicht darüber geschrieben habe*, schreibe ich einen Eintrag. Manchmal liegt der dann noch ein wenig herum, meist wird er aber direkt geplant – denn meist schreibe ich mehrere Einträge hintereinander, möchte sie aber nicht alle am selben Tag veröffentlichen. Das würde nur darin resultieren, dass länger keine Einträge kommen, und daran erinnert sich jeder mehr als daran, dass zwischendurch aber ganz viele auf einmal kamen. Wenn sie dann veröffentlicht sind, guckt meist mein Korrekturleser Vater von Deutschland aus drüber und schreibt mir eine E-Mail, wenn es einen logischen oder rechtschreibtechnischen Fehler gibt. Das passiert immer mal wieder, weil ich schlampig arbeite.

* Ich habe es schon einmal erwähnt, aber wenn ich diese Regel nicht befolgen würde, hättet ihr hier schon fünfzig Katzeneinträge.

Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
Die Frage klingt, als sollte ich da ein großartiges Konzept haben. Habe ich aber nicht. Bloggen geht übers WordPress-Interface, Recherchieren per Google (oder tatsächlich auch nachfragen, ich bin hier schließlich von Japanern umgeben) und für Reisen auch über Reiseführer, Bookmarks macht Firefox für mich.

Wo sammelst du deine Blogideen?
Es gibt eine Evernote-Notiz mit Themen, falls ich mal echt nichts mehr haben sollte. Ansonsten schreibe ich, was mir grad in den Sinn kommt. Vielleicht, weil mich mal jemand danach gefragt hat, oder auch einfach, weil ich es selbst ganz spannend finde.

Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
… Wenn jemand einen guten hat, immer her damit?

Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?
Nein. Manchmal schreibe ich in meinen Kalender, was ich einkaufen muss. Zählt das?

Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät, ohne das du nicht leben kannst?
Ohne meine Kamera ginge es mir schlechter. Außerdem ohne Yoga, aber da habe ich keine Gerätschaften.

Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
Geradeheraus sein. Sagt mein Mann.

Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
Das kommt drauf an, manchmal Serien, aber meist nur Umgebungsgeräusche.

Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?
Ich stehe arbeitsbedingt früh auf, und eigentlich mag ich das so auch ganz gut. Wenn ich aus irgendeinem Grund mal bis nach Mitternacht wach bin, wird’s komisch.

Eher introvertiert oder extrovertiert?
Das kommt drauf an, wie lange man mich kennt und wie wohl ich mich fühle. Wie bei denke ich jedem.

Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
Anna und Melissa vom Euro Asia Imbiss, und wenn er Zeit hat, der Tabibito.

Der beste Rat den du je bekommen hast?
Zum Thema Blog? “Schreib das bloß weiter”, von meinem Opa. Das nenne ich mal Motivation 😀

Noch irgendwas Wichtiges?
Und Fernbeziehungen klappen doch! Auch über 8900km! Nicht aufgeben. 😀

Dieser Fragebogen hat seinen (deutschen) Ursprung übrigens bei Isabella Donnerhall.