Wochenende: Chinesischer Soda-Onsen.

Normalerweise sind wir am Wochenende eher faul, dann gehen wir höchstens kurz einkaufen. Mein Mann hat laut Eigenaussage nämlich nicht genug Energie, um etwas zu tun. Alles so anstrengend.

20140201_161932Dieses Wochenende war aber etwas anders. Am Samstag ging es los nach 箱根 (Hakone) zu einem Onsen! Diesmal waren wir beim 箱根湯寮 (Hakone Yuryô), das im Internet sehr hohe Bewertungen erhalten hatte. Als wir ankamen grüßte uns ein Schild, dass der 大浴場 (Daiyokujô; große Badeort, das Bad für alle) derzeit voll und der Einlass begrenzt sei. Zum Glück hatten wir aber vorher ein Privat-Zimmer (貸切個室露天風呂 kashikiri koshitsu rotenburo) reserviert und wurden in das Gemeinschafsbad gelassen.

Die ganze Anlage war sehr schön, neu und sauber und auch der Onsen war sehr angenehm. Nicht so heiß, dass man es gar nicht aushalten könnte, aber sehr entspannend. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um 17 Uhr 15 vorm Eingang treffen würden, aber weil ich es nie so lange aushalte, war ich schon zehn Minuten früher wieder draußen. Zu meiner Überraschung mein Mann auch, im Männerbad waren laut seinen Schilderungen unglaublich viele Leute. Als wir uns im Pausenraum ausruhten sah ich auch, was er meinte: Gruppen über Gruppen von männlichen Studenten.

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Zum Glück hatten wir das Privatzimmer gebucht. Für 3,800Yen (27,60€) hatten wir ein Zimmer nur für uns, mit einem kleinen Bad unter freiem Himmel. Außerdem hatten wir schon vorher Leihhandtücher bekommen, die in dem Angebot für das Privatzimmer enthalten waren, sonst muss man sie kaufen. Beim nächsten Mal würden wir wahrscheinlich nur das Privatzimmer nutzen, es war wirklich hübsch und vor allem waren keine anderen Menschen dort.

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(字)steht für 字幕 (jimaku; Untertitel) im Gegensatz zu  吹き替え (fukigae; Synchronisation)

Als wir um halb sieben gen Tokyo fuhren waren wir noch nicht erschöpft, und so wurde beschlossen, dass wir ins Kino gehen würden. Mighty Thor: The Dark World lief nämlich erst am 1. Februar in Japan an. Den Film an sich fanden wir nicht so umwerfend, aber bei TOHO Cinemas kosten alle Tickets für den ersten des Monats nur 1,000Yen (7,25€) statt 1,800Yen (13,07€), es war also kein großer Verlust. Kostenlos dazu gab es kurzweiliges Entertainment dank des Tickets: Auf Japanisch heißt der Film マイティ・ソー ダーク・ワールド (Maiti Sô Dâku Wârudo), der Titel war aber zu lang um auf die Tickets zu passen. So wurde nach ダ abgeschnitten und es ist plötzlich nicht Mighty Thor, sondern Mighty Soda (マイティ・ソーダ).

Ich bin der Gott der kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke!

Valentinstags-Donut.

Nach diesem Samstag machten wir es uns am Sonntag Morgen bis Mittag gemütlich, aßen Donuts und schliefen. Abends trafen wir uns dann mit einem chinesischen Studienkollegen meines Mannes, der nach sechs Jahren in Japan demnächst aus familiären Gründen nach China zurückkehren wird.

Die ganze Geschichte werde ich hier natürlich nicht wiederkäuen, aber stellt euch ein verrücktes koreanisches Drama mit Kindheitsfreundinnen, Auslandsaufenthalten, Spionen, Schauprozessen, einer labilen Mutter und einer Ex-Freundin, die noch in derselben Wohnung lebt, vor. Egal, was dabei rauskommt, es ist wahrscheinlich nicht halb so unglaublich wie die Wahrheit.

Es wurde also vier Stunden lang getrunken und geredet, und ich glaube es hat dem Freund geholfen Bestätigung zu bekommen – die Situation jetzt ist gelinde gesagt kompliziert, aber letztendlich wird es das beste für alle Beteiligten sein. Das nächste Mal sehen wir uns wohl in Peking.

Außerdem hat es heute in Tokyo geschneit. Verrückte Welt.

Der Tag, an dem ein Sumo zu Besuch kam.

Am Mittwoch hatten wir unsere alljährliche Mochi-Party. An sich ist das einfach ein Ritual, das sich jedes Jahr wiederholt, und irgendwie ziemlich langweilig. Viel herumsitzen und warten, Fotos schießen, fertig.

Doch nicht so dieses Jahr. Erstens kam ein anderer Kindergarten unserer Kette zu Besuch. Das war kein Grund zur Freude, denn die Kinder, die diesen Kindergarten besuchen sind absolut undiszipliniert. Deren Klasse mit den Zwei- bis Dreijährigen machte gar nicht erst Anstalten sich hinzusetzen, während meine Klasse das ohne Probleme hinbekommen hat. Außerdem wurden deren Lehrer einfach mal getreten, ignoriert oder anders geärgert. Das gäbe es bei uns nicht… Insgesamt gehört unsere Filiale zu denen mit der meisten Zucht und Ordnung in der Kette, die Besucher sind in der Hinsicht der am schlimmste Kindergarten. Es war also ein riesiger Unterschied, der uns einfach den Mund hat offenstehen lassen. Als sie wieder weg waren, haben wir erstmal tief durchgeatmet.

20140129_105042Es gab aber auch eine gute Änderung zum Vorjahr: Ein Sumo kam zu Besuch! 😀 Wenn man an japanischen Sport denkt, denkt man glaube ich immer auch recht schnell an 相撲 (Sumô). Das 両国国技館 (Ryôgoku Kokugikan) liegt in der Nähe, und お相撲さん (o-Sumô-san; Sumô-Kämpfer*) sehe ich manchmal in der Bahn, mit ihren Yukata. Ich hatte aber noch nie mit einem geredet. Die Kinder waren natürlich auch total fasziniert. 😀 Vor allem die Dimensionen sind sehr beeindruckend, und jedes Kind weiß, wie stark so ein Sumo ist.

* お相撲さん (o-Sumô-san) ist nicht die korrekte Terminologie, eigentlich heißen sie 力士 (Rikishi). Es sagt aber fast jeder お相撲さん.

Der Sumo, der zu uns kam, heißt 若山聡 (Wakayama Satoshi), ist 21 Jahre alt und war total nett. Er hat uns sogar einige Fragen auf Englisch beantwortet. 🙂 Wir haben gefragt, wie viel Reis er am Tag isst: Fünf Ramen-Schalen! Ich würde nach einer halben schon umfallen. Sumo leben in sogenannten 部屋 (heya; Zimmern), Wohnheimen für Sumos, die stark hierarchisch organisiert sind. Urlaub hat er nicht wirklich.

20140129_110905Zuerst mussten sich unsere männlichen Lehrer mit Wakayama messen, hatten aber absolut keine Chance. Sumo sind nicht nur schwer, sondern es ist auch ihr Job sich nicht vom Fleck zu bewegen. Für die Kinder war er aber so nett und hat jedes Mal verloren. Es war wirklich ein großer Spaß, und bleibt den Kindern glaube ich mehr als das Mochi-Schlagen im Gedächtnis.

Während wir am Anfang immer nur Gruppen von bis zu fünf Kindern auf ihn losließen, hatten wir am Schluss noch etwas Zeit übrig und ließen die ganze Kompanie, zwei Klassen, gegen ihn drücken. Sie haben natürlich gewonnen. 😉

Deutschland bei uns.

Als Freunde meines Mannes das letzte Mal bei uns waren, meinte einer, dass mein Mann offensichtlich Japan schon hinter sich gelassen habe. Unsere Wohnung, abseits des Kotatsu im Schlafzimmer, sieht eben nicht typisch japanisch aus. Das ist nicht geplant, es passiert einfach.

Letztendlich kaufen wir nämlich fast alles in Japan. Unsere Möbel sind größtenteils in Japan gekauft, sämtliche Haushaltsgeräte sind von japanischen Firmen, und natürlich kommen auch die meisten unserer Lebensmittel von der Insel. Wir sind also nicht auf Biegen und Brechen darauf bedacht, Dinge aus dem Ausland zu kaufen.

Außer bei manchen Dingen.

  • Tempotaschentücher

Japanische Taschentücher sind der größte Mist. Die sind so dünn, dass sie nach einem heftigen Schnauben einfach reißen. Deswegen haben wir zuhause immer eine Packung mit Tempos im Schrank. Einmal haben uns sogar meine Schwiegereltern Tempos aus Hong Kong mitgebracht. 😀

  • Frosch

Ich weiß gar nicht warum wir unser Geschirr mit Frosch-Geschirrspülmittel waschen, aber es ist im regulären Handel in Japan erhältlich und wir mögen den Geruch. Außerdem haben wir beide das gute Image der Firma im Hinterkopf, was die Umweltverträglichkeit angeht.

  • 20140126_073803Fertig-Knödel

Von einer lieben Freundin habe ich zu Weihnachten wieder einen Batzen Knödel zugesendet bekommen und habe mich riesig gefreut. 😀 Knödel kann man natürlich auch selbst machen, aber das habe ich einmal versucht und es war sehr anstrengend und sah letztendlich nicht so super aus. Knödel passen auch wunderbar zu einigen Gerichten, die man in Japan sehr einfach machen kann, wie z.B. ビーフシチュー (Beef Stew, Rindfleischeintopf) und ハヤシライス (Hayashi Rice).

Und jetzt kommen die Frauen-Sachen. 😉

  • Tampons

Japanische Tampons sind der Teufel und den guten deutschen O.B.s komplett unterlegen. Am Anfang habe ich mal welche gekauft, habe es dann aber ganz schnell sein gelassen. Japanische Binden sind absolut in Ordnung, nur die Tampons wirken ein wenig wie gepresste Pappe.

  • Unterwäsche

Japanische Unterwäsche ist süß. Wirklich. Nur habe ich in diesen süßen Läden noch keinen BH gefunden, der unter einem T-Shirt tragbar gewesen wäre. Das ist alles Rüschen und Spitze, außerdem mit riesigen Polstern. Ich benötige keine Polster, aber wenn man die herausnimmt sieht das alles unförmig aus. Für einen vernünftigen BH müsste ich zu Triumph und Konsorten gehen und 5,000Yen oder mehr ausgeben. Nein. BHs werden in Deutschland gekauft.

Und das war’s. 😀 Manchmal kaufen wir in Importläden etwas ein, aber für gewöhnlich ist uns das zu teuer. Es sind aber alles Dinge, die ich nicht missen möchte, egal wie sehr ich mich an Japan gewöhnt habe.

Spontaner Hirnausfall.

Kennt ihr das, wenn irgendetwas in eurem Kopf total vernünftig klingt? Auch, wenn jemand anders sagt, es wäre falsch? Bis euch nach viel zu langen 30 Sekunden auffällt, was für einen Stuss ihr verzapft habt?

Ich will ja nicht angeben, aber das passiert mir ständig. Am schönsten ist eigentlich folgende Episode aus der Zeit, als ich in einem deutschen Restaurant in Aoyama gearbeitet habe. Wir mussten für jeden Gast das aktuelle Tagesmenü runterbeten. Ich weiß nicht mehr genau, was es an diesem Tag war, aber eines der Angebote war mit おろし大根 (oroshi daikon; geriebener Riesenrettich).

Claudia: (blablablablabla) とおしり大根 (to oshiri daikon)・・・

Der Tisch lacht.

Mitarbeiter: Bist du dir sicher?

Claudia: おしり大根, oder?

Der Tisch lacht weiter.

Mitarbeiter: おろし大根 (oroshi daikon) heißt das!

Was war so lustig? おしり (oshiri) heißt Hintern. Ich wollte den Damen und Herren also Hintern-Rettich andrehen.

Oft sehe ich auch Dinge, die direkt vor mir sind, nicht. Dann frage ich, wo irgendetwas ist, und man zeigt sich verwundert, wie ich es nicht sehen konnte. Hirnausfall.

Weil mir das so oft passiert und immer etwas peinlich ist, habe ich mich letztens ein bisschen gefreut, als es jemand anders passierte. In der Drogerie wollte ich bezahlen.

Kassierer: 2,064Yen bitte.

Ich lege 2,504Yen hin.

Kassierer: Haben Sie 100Yen?

Ich: Nein, leider nicht.

Er schaut mich an, als wäre ich verrückt. Ich überprüfe die Preisanzeige der Kasse und das Geld, das ich hingelegt habe.

Er: Dann legen wir etwas zurück?

Ich: Warum?

Er: Weil das Geld nicht reicht.

Ich: … Das sind 2,504Yen. Das sollte reichen.

Er zählt durch. Schaut auf die Anzeige. Ist sichtlich peinlich berührt.

Er: Ojee, das tut mir so leid.

Und der Rest der Transaktion verläuft ohne weitere Zwischenfälle.

Ich bin nicht die Einzige, der so etwas passiert! 😀