Sobald man sich Häuser anguckt und mit den Verkäufern ins Gespräch kommt, wird man auf ein 見学会 (Kengaku-kai; Besichtigungs-Treffen) eingeladen. Wir waren auf zweien, letzten Sonntag bei Hebel Haus, und diesen Samstag bei Daiwa House. Beide Veranstaltungen begannen morgens um halb 10 und kamen erst am Nachmittag zum Ende. Insgesamt also ziemlich anstrengend, ich bin beide Male hinterher wie erschlagen gewesen. Programm bei Hebel Haus: Treffen im Firmengebäude, Busfahrt zu einer Baustelle, dann weiter zu einem 30 Jahre alten Hebel Haus, dann zu einem neuen Hebel Haus, zurück zum Firmengebäude, Mittagessen, Meeting mit dem Verkäufer.
v.l.n.r. Fliesen, Fiber Cement Siding, Porenbeton
Hebel setzt auf ALS (Porenbeton) für Außenwände, Fußböden und Decken. Porenbeton hat den großen Vorteil, dass er feuerfest ist. Das hat man uns natürlich demonstriert, diese Feuerfestigkeit ist nämlich deren 売り (uri; Verkaufsargument). Bei dieser Demonstration wurden auch Materialien, die andere Anbieter, die natürlich nie namentlich genannt werden, verwenden, angefackelt und komplett zerstört. Das bringt einen dann schon zum Nachdenken, vor allem, wenn man weiß, dass bei großen Erdbeben die meisten Menschen durch Feuer ums Leben kommen. Darauf komme ich später noch einmal zurück. 😉
Das Problem mit Hebel Haus ist eindeutig der Preis: Der 坪単価 (Tsubo-tanka; Preis pro Tsubo (3,3qm)) beträgt etwa 1,000,000 Yen (7.390€). Das heißt, wir könnten 40 tsubo (132qm) Wohnfläche bauen, was für zwei Familien zu wenig ist. Würden wir uns Teile des Hauses, z.B. die Küche, das Wohnzimmer oder das Bad, mit den Schwiegereltern teilen, wäre das natürlich etwas anderes, aber meine geistige Gesundheit ist mir lieb und teuer.
Wir sind so verblieben, dass man uns kleine Häuser zeigen wird, und wir einen Kostenvoranschlag erstellen lassen. Ich bezweifle, dass es etwas wird, aber sich Häuser zeigen zu lassen schadet nie.
Kostenloses Zeug: Tee, Mittagessen, Frischhaltefolie (wird von derselben Firma hergestellt), Süßigkeiten, ホッカイロ (Hokkairo; kleine Wärmekissen) und natürlich einen Werbestift.
Welche Toilette hätten Sie gern?
Programm bei Daiwa House: Vortrag im Firmengebäude, Besichtigung ihrer トライ家 (Toraie; zusammengesetzt aus Try + Ie (Haus)) mit Erklärung zu ihren Baustoffen, der Zusammensetzung der Außenwände und Fußböden, und einem Erdbebensimulator, Demonstration der Feuerfestigkeit und Resistenz gegen äußere Gewalteinwirkung der Außenmaterialien, mit dem Bus zu einem Modellhaus, das zum Verkauf steht, im Bus Mittagessen, wieder zurück zum Firmengebäude. Wir haben uns dann noch deren Ausstellungsräume zeigen lassen, wo man sich Küche, Böden, Türen und alles andere anschauen kann.
Wie ihr seht, hat man uns auch bei Daiwa die Feuerfestigkeit demonstriert. Was bei Hebel nämlich (natürlich) weggelassen wurde, ist, dass unter dem Fiber Cement Siding eine feuerfeste Schicht aufgetragen wird. Die hält zugegebenermaßen nicht so lang wie Porenbeton, dafür sind aber auch nur dünnere Außenwände nötig. Und dann ließ man ein 2-Kilo Gewicht aus 2,40m Höhe fallen. Das mochte der Porenbeton gar nicht. Nun könnte man natürlich sagen “Aber wann schmeißt euch jemand mal solch ein Gewicht auf die Wände” – dabei würde man aber vergessen, dass es in Japan nicht nur Erdbeben, sondern auch Taifune gibt, bei denen einem durchaus schwere Dinge gegen das Haus gesegelt kommen können. Wir sind wirklich gesegnet…
Wirklich leckeres Sushi!
Noch immer besteht das Problem, dass wir den Verkäufer absolut nicht leiden können, und versuchen umzusatteln. Es kann ja nicht sein, dass wir nur, weil wir durch Zufall bei einer Modellhausbesichtigung an ihn geraten sind, für den Rest des Lebens des Hauses an ihn gebunden sind. Mein Mann versucht das diplomatisch mit kleinen Halblügen zu lösen, ich bin im Notfall bereit den Vorschlaghammer auszupacken: “Es tut mir leid, Herr Suzuki, aber ich glaube wir passen nicht zusammen. Rufen Sie uns nicht mehr an. Tschüss!”. Macht man in Japan aber scheinbar nicht.
Kostenloses Zeug: Blumen, Essstäbchen, Ritter Sport, Mittagessen, Tee, Werbestift, Hokkairo. Außerdem haben wir auf Nachfrage einen Katalog für Interior Equipment bekommen, also mit Fußböden, Türen, Bädern, usw. Den gibt man scheinbar normalerweise nicht so unglaublich gern raus, ich weiß auch nicht warum.
Nächstes Wochenende treffen wir uns mit dem Verkäufer, den wir uns neu ausgesucht haben, Herrn Fukui, und schauen uns noch ein Haus an und besprechen alles. Und wenn Herr Suzuki uns dann noch nervt, beauftrage ich Ninjas. So. 🙁