Gruselgeschichten.

Passend zu Halloween eine kleine, wahre Geschichte aus Japan.

Ein alleinlebender Mann bemerkte, wie Gegenstände plötzlich am falschen Platz lagen, wenn er nach Hause kam, oder Lebensmittel fehlten, bei denen er hätte schwören können, sie nie gegessen zu haben. Außerdem hörte er nachts immer wieder eigenartige Geräusche, die er sich nicht erklären konnte. Wenn er Wohnungstür und Fenster überprüfte, waren diese aber immer verschlossen.

Kurz bevor er komplett verrückt werden würde, kaufte er sich Überwachungskameras, um endlich herauszufinden, wer oder was verantwortlich war. Als er von der Arbeit nach Hause kam und sich das Überwachungsvideo ansah, sah er, wie eine Frau vollkommen selbstverständlich durch seine Wohnung lief, duschte, aß und den Tag verbrachte. Der Mann dachte erst, es würde sich um eine Einbrecherin handeln und rief die Polizei.

Diese konnte aber weder an den Fenstern, noch an der Tür Einbruchsspuren feststellen und begann, alle Verstecke im Haus abzusuchen. Als sie die oberste Schiebetür des Wandschranks öffneten, fanden sie eine 58-jährige Frau, die dort auf einer Matratze lebte – seit einem ganzen Jahr.

Weil japanische Wohnungen klein sind, haben sie meist Wandschränke eingebaut, die recht groß sind, damit man sein Hab und Gut verstauen kann. Wir haben einen großen Wandschrank im Schlafzimmer, zum Glück ist der aber so vollgestopft, dass da niemand noch Platz finden könnte. Bettgestelle haben wir auch nicht, die Wahrscheinlichkeit des Nachts von einem Monster verschlungen zu werden ist also gering. Ein Glück.

Meine kleine Bäckerei.

Japanisches Brot ist qualitativ nicht besonders wertvoll. Es gibt mehr Brot mit Geschmack, das einfach so gegessen wird, als Brot, das man ordentlich schneiden und bestreichen kann. Von letzterem gibt es dann meist Weißbrot mit zweifelhaftem Inhalt, teils würde man das in Deutschland in einer Bäckerei nicht verkaufen.

Aus lauter Verzweiflung haben der Göttergatte und ich vor einiger Zeit eine Backmaschine gekauft. Wir haben nun eine Panasonic S-BMS102 in der Küche stehen, und die kann alles.

Leider verwenden wir nicht alles, weil der Göttergatte sich weigert abends Brot zu essen, und ich allein auch keine Brotmassen verschlingen kann. Ein großes Brot ist für uns einfach zu viel, und wird dann schlecht.

Morgen fange ich aber in einem neuen Kindergarten an (die Firma bleibt gleich), vielleicht nehme ich dann ja einfach Brot von Zuhause mit, statt dasselbe wie die Kinder zu essen, denn langsam wird mir das etwas fad.

Das Gerät erledigt beim normalen Brot übrigens alles für einen, ob es darum geht Nüsse oder andere Dinge einzumischen (dafür gibt es ein extra Fach), den Teig zu kneten, zu bestimmten Zeiten Zaubersprüche zu sprechen, und das Brot letztendlich auch zu backen. Eigentlich muss man nur die Zutaten reinschütten und auf Start drücken. Funktioniert sogar mit Timer, so dass die Maschine mir mitten in der Nacht Baguette (in Brotkastenform) backt, damit ich das am Morgen frisch essen kann. Oder essen könnte, denn wir essen zum Frühstück Cornflakes.

Auf jeden Fall kann man mit unserer Backmaschine nicht nur alles mögliche an Brot backen (Vollkornbrot, yeah!), sondern auch andere leckere Dinge.

Als wir aus Yamanashi wiedergekommen sind, haben wir am Wochenende erst einmal Zimtschnecken gebacken. Also eigentlich nicht mehrere, sondern eine riesige. Auf dem Foto ist die schon auseinandergenommen worden, aber das war ein monströses Gebilde voller Geschmack. Dafür mussten wir den Teig aus der Maschine nehmen, ihn ausrollen, Zimt und Rosinen ausstreuen, ihn zusammenrollen und wieder in die Maschine setzen.

Das in Japan beliebte 蒸しパン (Mushipan), gedämpftes Brot, mache ich auch immer wieder.

Laut Handbuch können wir auch Pudding backen, nur mit unserer Supermaschine. Viel mehr könnten wir noch, wenn wir einen Ofen hätten, aber das wird sich wohl noch etwas verzögern, weil wir gar keinen Platz dafür haben. Sowas aber auch.

Letztlich wäre zu sagen, dass ich das Gerät sehr mag. Man braucht es eigentlich nicht, aber es schmeckt doch gleich besser, wenn man sein Brot selbst backt. Bis sich der Kaufpreis rentiert hat, dürfte es jedoch noch etwas dauern.

Dafür esse ich jetzt erstmal mein Jogurt-Brot. Nomnomnom!

(Leider hat Panasonic mich für diesen Beitrag nicht bezahlt. =()

Der Sommer geht weiter.

Mein Mann und ich sind seit zwei Jahren, sechs Monaten und einem Tag zusammen! Weil wir schon vorher wussten, dass wir am Montag nichts Besonderes machen können würden, sind wir am Samstag in den Zoo in Ueno gegangen. Seit dem Frühling hat der Zoo wieder Pandabären, Shinshin und Li Li. Soweit ich weiß, hatte man sich lange dagegen gesperrt, die beiden Tiere aufzunehmen, denn sie sind eigentlich nur geliehen: China erhält pro Jahr 41 000 000 Yen, das sind 345 000 Euro.

Nun hat sich Japan aber für die Olympischen Spiele 2020 beworben, und man ist der Meinung, dass es hilft, Pandabären im Zoo zu haben. Auf allem, was mit dem Zoo zu tun hat, prangt jetzt ein Pandabild, und die Tiere sind eine große Attraktion. Angeblich gibt es auch ein 1160m2 großes Gehege für die beiden, als wir da waren, waren sie aber in kleinen Gehegen untergebracht, wahrscheinlich, damit alle Besucher einen Blick auf sie werfen können. Ich hoffe, dass sie bald dauerhaft ins große Gehege dürfen.

Dem Panda auf dem Foto geht es übrigens ähnlich wie mir, auch wenn das Wetter im Moment schon angenehmer ist, als noch letzte Woche. Jetzt weht auch manchmal der Wind, und durch unsere großen Fenster haben wir Durchzug. Außerdem haben wir uns jetzt einen Eisvorrat angeschafft! Für Japaner gilt, wie für auch die Deutschen: Sommer ist Wassermelonen-Zeit! Sommer ist Eis-Zeit! Was liegt also näher als Wassermelonen-Eis? Unglaublich lecker, wirklich billig (das Sechserpack gibt es für 2,50€) und das beste – die Kerne sind aus Schokolade! Leckerlecker! Generell habe ich das Gefühl, dass Wassereis hier viel beliebter ist als in Deutschland, was erstens daran liegen könnte, dass Japaner Laktose nicht so gut verarbeiten können, aber zweitens auch daran, dass Wassereis einen nicht satt und träge macht. Bei meiner Familie gibt es im Frühling viel Milcheis, vor allem von Häagen Dasz, je wärmer es wird, um so öfter wird aber Wassereis gegessen.

Was im Sommer natürlich auch gegen die Hitze hilft, sind Pflanzen. Wir haben einen langen Balkon, da bietet es sich natürlich an, einen kleinen Heimgarten anzulegen. Am Sonntag waren wir im Baumarkt, und haben Basilikum, Apfelminze und Zitronenstrauch gekauft. Wenn wir die Pflanzen am Leben behalten können, überlegen wir, auch Obst und Gemüse auf dem Balkon aufzuziehen. Da Japan südlicher liegt als Deutschland, sind die Zeiten natürlich anders, aber ich denke, wir werden versuchen Ende August Erdbeeren zu pflanzen. Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist die starke Sonne. Ich versuche sie mehrmals täglich zu gießen, wenn ich sehe, dass die Erde wirklich trocken ist, und hoffe, dass das reicht.

Der Sommer wird nicht enden, kälter wird es erst im November.

Müll-Hex-Hex.

Ich habe heute kurz eine Freundin meiner Schwiegermutter besucht, also mit meiner Schwiegermutter zusammen, und mir unglaublich viele Komplimente anhören dürfen. Ich bin so schön und natürlich und schlank und groß, so weiß und habe so ein kleines Gesicht. Ach, das geht runter wie Öl. Tief in mir drin glaube ich natürlich trotzdem nicht, dass ich eine Kleopatra bin.

Gestern kam unser Teppich an, seit vorgestern haben wir Internet und Glaswolleinheiten an der Wand, damit wir die Nachbarn nicht mehr hören. Nicht, dass mich das gestört hätte, aber mein Mann ist da etwas speziell. Die Paneele hat er über die Arbeit kostenlos bekommen, die lagen irgendwo auf einer aufgegebenen Baustelle herum und nun sind sie in unserem Schlafzimmer. Demnächst kommt da eine Verkleidung vor, dann fühle ich mich auch nicht mehr so ganz wie in einer stereotypischen Film-Psychiatrie.

Das Luftkühlungsgerät (扇風機; Senpûki) haben wir von meinem Schwiegervater bekommen, im Gegensatz zur Klimaanlage kommt dort befeuchtete Luft raus. Die Luftfeuchtigkeit hier ist zwar sehr hoch, aber wenn man die ganze Zeit die Klimaanlage laufen lässt, greift das die Schleimhäute doch sehr an, und da ich eh irgendwelche nasalen Probleme habe (wir überlegen noch, ob ich erkältet war, oder Heuschnupfen habe), lassen wir die lieber aus.

Unser Küchen-/Ess-/Wohnraum ist demnächst auch fertig eingerichtet. Wir brauchen noch einige kleinere Dinge, und am Mittwoch können wir uns endlich vom Campingstühlen und Campingtisch verabschieden!

Ich finde, es ist eigentlich ganz hübsch und wohnlich geworden. Wir wollen die Wohnung nicht so vollstellen, deswegen kaufen wir demnächst noch ein paar Schränke, auch für’s Schlafzimmer.

Generell sieht das Schlafzimmer noch eher unfertig aus, deswegen an dieser Stelle auch keine Fotos! Die müssen warten, bis die Müllabfuhr da war, denn dadurch, dass wir so viel gekauft haben, liegen bei uns natürlich noch die Verpackungen herum, unter Anderem riesige Mengen an Pappe und Plastik. Die Müllabfuhr kommt eben nur an bestimmten Tagen, bis dahin bleibt der Müll dann bei uns in der Wohnung.


Wir haben beim Einzug auch eine unnötig detaillierte Broschüre zum Müllentsorgen bekommen. Mülltrennung wird auch hier betrieben, aber ein wenig anders als in Deutschland. Es wird aufgeteilt in Plastik (inklusive PET-Flaschen), brennbaren Müll (Essensreste, dreckiges Plastik, Pflanzen, Kleidung, quasi alles…), nicht brennbaren Müll (Atomabfälle gefährliche Materialien, elektronische Geräte, Metall), und dem Rest (Dosen, Gläser, noch tragbare Kleidung, Papier). Alles wird nur ein Mal die Woche abgeholt, bis auf brennbaren Müll, den man drei Mal die Woche morgens vor acht (heute war bis zwölf noch nichts abgeholt) in die Müllboxen schmeißt.

Die städtische Mülltrennung hat natürlich auch Maskottchen, wie alles in Japan, zwei Hexen auf einem Besen. Denn wir wissen ja, Müll wird nicht mit Maschinen recyclet, das macht alles das japanische Magie-Sondereinsatz-Kommando. Ganz im Ernst, ich habe keine Ahnung was Recycling mit Magie zu tun hat, und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir auch keiner meiner Nachbarn oder meiner Familie eine befriedigende oder fundierte Antwort geben könnte, würde ich nach dem Grund fragen.