Karuta.

Manchmal unterbrechen wir unseren langweiligen Kindergartenalltag mit Spezialaktivitäten.

Heute war Karuta-Tag.

Karuta ist ein Kartenspiel, bei dem man (in der japanischen-Version) zwei Kartensets hat: Einmal Karten, die auf dem Tisch (Boden) verteilt werden, und einmal die dazu passenden Karten, die vorgelesen werden. Wenn die Vorlese-Karte gelesen wurde, müssen die Spieler möglichst schnell die dazu passende Karte auf dem Tisch finden.

Ist also soweit ganz einfach, bringt es aber ziemlich, wenn die Kinder Vokabeln lernen sollen. Wir haben es mit den kleinen mit Bildkarten gemacht, in zwei Gruppen, damit alle eine Chance haben.

Lief soweit ganz gut, diesmal ist keine Karte auseinandergerissen worden (anders als die Ice Cream-Karte eines anderen Sets. RIP.), und die Kinder waren ganz stolz auf jede einzelne errungene Karte. Darüber habe ich mich dann gleich auch mit einem Mädchen, dass mich gestern noch ganz schrecklich fand, wieder vertragen. Juche! So kann das gehen.

An das Brot.

Es gibt in Japan, wie auch in Deutschland, alles mit beliebten Charakteren verziert, was man verzieren könnte. Nun ist das japanische Kinderfernsehen aber noch viel anstrengender, besonders, weil ich ihm auf Arbeit immer wieder ausgesetzt bin.

Das reicht von kleinen Mädchen, die mit Hilfe von Magie und Kampfkunst Dämonen besiegen (Pretty Cure), über Juwelentiere mit Superkräften (Jewelpet), zu motorradfahrenden Superhelden in Insektenkostümen (Kamen Rider). Alles ganz schrecklich, alles auf Trinkflaschen, Lunchboxen, Handtüchern, Socken, Schuhen und allem anderen vertreten.

Aber es gibt jemanden, der all das übertrifft: Anpanman!

Anpanmans Kopf ist … ein Brot mit roter Bohnenpaste (An). Sein Erzfeind ist Baikinman (Bakterien-Mann), der Anpanman vernichten und die ganze Welt mit Keimen verseuchen will und dessen größte Schwäche Seife ist. Gegen ihn und seine Schergen muss Anpanman in quasi jeder Folge kämpfen.

Anpanman wurde hergestellt von Onkel Jam (Marmelade), und wird von Karêpanman (Curry-Brot-Mann), Shokupanman (Weißbrot-Mann), dem Hund Chîzu (Käse) und Meronpanna (Fräulein Melonenbrot) unterstützt. Wenn Anpanman geschwächt wird, wird ihm einfach ein neuer Kopf gebacken und alles ist wieder gut.

Die Idee ist dermaßen unglaublich, dass das bei kleinen Kindern natürlich anschlagen muss. Und so gibt es Anpanman Mais-Suppe, Anpanman Curry, Anpanman Windeln und alles mit dem Charakter drauf. Überall.

Wer weiß, was das für Auswirkungen auf unsere Jugend hat, aber immerhin ist er nicht depressiv, wie ein anderes bekanntes Brot. 😉

Kindermund.

Wir haben einen Jungen in der Gruppe, der seit über einem Monat bei uns ist, aber noch immer nach Mama ruft. Inzwischen hat sich das etwas gebessert, aber manchmal fängt er noch damit an: “Mama ist nicht hier!”, immer und immer wieder. Am besten beim Mittagessen. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er noch recht jung ist.

Junge: Mama ist nicht hier! Mama ist nicht hier!

Ich: Ja, ich weiß. Mama kommt, wenn du gegessen hast.

Junge: Mama ist nicht hier! Mama ist nicht hier! (Endlosschleife)

Mitarbeiterin: Ich habe deine Mama gegessen. Nomnomnom.

Der Junge verstummt.

Anderer Junge: Meine Mama ist viel zu groß, die passt gar nicht in deinen Bauch!

Recht hat er.

Kurz eingeschoben: Japanische Kinder.

Wir waren gestern mit unseren Kindern im Park. Dort hielten sich auch Vorschulkinder eines anderen Kindergartens auf. Nach einiger Zeit kam eines der Mädchen des anderen Kindergartens, von ihren Freunden beobachtet, auf meinen Mitarbeiter und mich zu.

Mädchen: Warum sprecht ihr Englisch?

Ich (lachend): Weil wir Ausländer sind. Nein, wir sind von einem internationalen Kindergarten.

Mädchen: Ach so.

Sprach’s und rannte zurück.

Wir waren schwer beeindruckt, normalerweise sprechen uns nicht einmal die japanischen Erzieherinnen anderer Einrichtungen an, wahrscheinlich, weil sie angst haben, dass sie Englisch sprechen müssten. Ein mutiges kleines Mädchen also. Mich hat es auf jeden Fall sehr gefreut, dass sie sich getraut hat uns anzusprechen und ehrliches Interesse hatte. =)