Ryōgoku: Museum und Park.

Einen ganzen Vor- und zumindest Teile des Nachmittags verbrachten wir im Edo-Tokyo Museum (江戸東京博物館). Mit meinem Mann war ich Ende 2015 schon einmal dort, und an der ständigen Ausstellung hat sich nicht viel geändert.

© Der Papa 🙂

Für meine Familie, die noch nie dort gewesen war, war es aber ziemlich spannend, vor allem, weil es jetzt an vielen Exponaten Tablets gibt, an denen man zusätzliche Informationen auch auf Deutsch lesen kann. Ohne solche Hilfsmittel (es werden außerdem Audio Guides und menschliche kostenlose Guides, auch auf Deutsch, angeboten), sind große Teile des Ausstellung leider recht unverständlich. Auch so musste ich viel von den Tafeln übersetzen, was, nicht zuletzt wegen fehlendem Vokabular und Hintergrundwissen von meiner Seite, nicht ideal war.

Wenn man aber, wie meine Eltern, Interesse daran hat, wie die Stadt damals aussah, organisiert war und wie mit Problemen (Brände!) umgegangen wurde, ist das Museum die beste Anlaufstelle. 🙂 Im unteren Stockwerk der Ausstellung kann man viel ausprobieren und anfassen, es ist also nie zu trocken und wird auch ohne große Sprachkenntnisse nicht langweilig.

Nachdem wir über drei Stunden in der Ausstellung verbracht hatten, aßen wir in einem nahegelegenen Restaurant das japanische Gericht schlechthin – Pizza – und besuchten den nahegelegenen Park Kyū-Yasuda Teien (旧安田庭園). Der Park ist um ehrlich zu sein keiner, zu dem man extra fahren muss. Für solche Exkursionen bieten sich andere Parks in Tokyo viel besser an. Wenn man aber sowieso in der Nähe ist und sich etwas ausruhen will, ist er schön und verfügt sogar über Sitzbänke.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, in Akihabara eine neue Kamera für mich zu kaufen, und während meine Schwester und mein Vater die Gegend noch weiter unsicher machten, fuhren meine Mutter und ich nach Hause. Urlaub ist manchmal nämlich ziemlich anstrengend. 😀

Beim Kaiser und über der Ginza.

Meine Eltern und meine Schwester sind inzwischen wieder gut in Deutschland angekommen. Zwei wunderschöne Wochen waren sie hier, und haben mit uns so einiges erlebt. Wir in Japan verbliebenen sind derzeit ziemlich kaputt… zu viel Action. 😉

Am letzten Dienstag im April wurden wir viel früher als normalerweise geweckt, denn meine Eltern und meine Schwester kamen vor sieben Uhr morgens am Flughafen Haneda an. Eigentlich hatten wir gedacht, dass wir von unserem Zuhause bis nach Haneda ohne Probleme mit dem Auto durchkommen würden – lief natürlich nicht ganz so, plötzlich standen wir im Stau. Zum Glück kamen wir dennoch an, bevor meine deutsche Familie herauskam.

Eigenartigerweise war diesmal niemand total vom Flug gerädert, so dass wir uns nach einem Abstecher zu uns nach Hause direkt daran machen konnten, durch Tokyo zu turnen.

Als sie vor zwei Jahren schon einmal da waren, hatten wir es zeitlich nicht geschafft, den kaiserlichen Garten (皇居東御苑) zu besuchen. Dieser schließt je nach Jahreszeit um vier bis fünf Uhr, wobei man nur bis 30 Minuten vor Schließzeit hineinkommt.

Tokyo hat keine eigene Burg mehr, aber einen Kaiser haben wir uns erhalten. Er lebt tatsächlich im Kaiserpalast, aber natürlich in einem normalerweise nicht zugänglichen Bereich. Der Park selbst ist aber auch schön genug.

Nach unserem Parkbesuch liefen wir bis Yurakuchō, um dort Mittag zu essen. Im Anschluss ging es an die Ginza, die eigentlich gar keine Straße, sondern ein Kiez ist.

Dort besuchten wir den großen Uniqlo-Laden und das Dach des neuen Einkaufszentrums Ginza Six.

Auch am frühen Nachmittag an einem Dienstag herrschte großer Andrang, weswegen wir uns sowohl für den Fahrstuhl nach oben aufs Dach als auch für den nach unten anstellen mussten.

Dafür hatten wir eine wirklich schöne Sicht auf die Hauptstraße, und der Dachgarten ist auch nicht zu verachten. Sobald der Andrang etwas abebbt, würde ich jedem einen Besuch dort oben empfehlen, das Ginza Six befindet sich direkt gegenüber vom großen Uniqlo in Ginza. 🙂

Am Abend fand bei meinen Eltern ein Festmahl statt, natürlich inklusive Geschenkeübergabe. Mein großes Geschenk gab es erst am Donnerstag, aber bevor die Spannung zu groß werden sollte: Es war eine neue Kamera. 😉

Das Wochenende und die Aufregung.

Am Freitag ging ich eine Stunde früher als sonst nach Hause, damit mein Mann und ich am Abend zu Costco fahren können würden. Für die Uneingeweihten: Costco ist ein riesiger amerikanischer Supermarkt, wo es alles in riesigen Packungen etwas günstiger gibt. Außerdem findet man immer mal Sachen, die es im normalen, japanischen Supermarkt nicht gibt.

Eigentlich zahlt man für dieses Privileg einen Jahresbeitrag 4,400 Yen (36,80€), da wir aber seit Januar an derselben Adresse wie die Schwiegereltern wohnen und man eine weitere Mitgliedskarte für eine Person, die im selben Haus wohnt, erstellen kann, kommen wir kostenlos in den Genuss des Costco-Erlebnisses.

Nur dummerweise essen wir nicht wie dreiköpfige Raupen, weswegen es uns immer verwehrt blieb z.B. diese Großpackungen mit Backwaren zu kaufen. Da meine Eltern und meine Schwester ab morgen (!!) für zwei Wochen bei uns übernachten werden, konnten wir uns das endlich mal gönnen. 😉 Richtigen, echten Käse gibt es, wenn auch aus Amerika und deswegen nie so gut wie in Deutschland, auch käuflich zu erwerben.

Den Samstag Nachmittag verbrachte ich mit drei deutschen Freundinnen in Chiyoda (千代田) und Akihabara (秋葉原). Endlich mal ein Ausflugsziel, das nah an meinem Zuhause ist. 😉 Uns hat aber nicht etwa das Verlangen nach Videospielen und Maid Cafés dorthin geführt, sondern ein Event im 3331 Arts Chiyoda. Das ist ein Event Space mit Galerien und anderen Räumlichkeiten in einer alten Mittelschule. Da ich tatsächlich noch nie in einer japanischen Schule war, fand ich allein das Gebäude schon sehr spannend. 🙂

Den Rest des Wochenendes und des heutigen Tages verbrachte ich damit, mich auf meine Eltern und meine Schwester zu freuen. 🙂

Wir hören wieder voneinander, wenn ich in den nächsten zwei Wochen Zeit um Blog zu schreiben haben sollte (wird nicht passieren), oder halt in zwei Wochen. 😀

Kacklehrer.

Letztens stand ich vor einem Bücherladen in Shinjuku (新宿) und traute meinen Augen kaum: Vor dem Laden stand eine Plastikfigur, als Lehrer gekleidet, der Kopf scheißhaufenförmig.

Darf ich vorstellen: Unko-sensei (うんこ先生; Kacklehrer).

Japanische Kinder haben noch einmal eine ganz besondere Beziehung zu Kacke. Warum, weiß ich nicht, aber es gibt Kindbücher über die Scheißhaufen von Tieren, über Kack-Superhelden (?), über Wortverbindungen mit “Kacke”, übers Kacken ganz allgemein, … Aus eigener Erfahrung kann ich übrigens sagen, dass kleine Kinder das Wort “Unko” auch super witzig finden. Im Japanischen ist es auch nicht halb so anstößig wie im Deutschen, weswegen die meisten Eltern nur müde darüber lächeln.

Was bringt uns aber Herr Kacklehrer bei? Kanji. Die ursprünglich chinesischen Schriftzeichen müssen Kinder lernen, und um das noch einmal zu vertiefen, gibt es viele Übungshefte. Die des Kacklehrers stechen damit hervor, dass in jedem Beispielsatz das Wort “Unko” vorkommt.

Da steht dann z.B. für das Kanji “晴” (on-yomi: Sei; kun-yomi: hareru, harasu):

「うんこ投げ大会」の日が晴天でよかった。
“Unko nage taikai” no hi ga seiten de yokatta.
Ein Glück, dass am Tag der “Kackwurf-Meisterschaft” gutes Wetter war.

Ganz ehrlich, ich verstehe schon, warum solche dummen Beispielsätze beim Lernen helfen. 🙂 Es macht Kindern einfach mehr Spaß.